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Verfahren zur Herstellung von Kautschukmilchkonzentraten Die Konzentrierung
von Kautschukmilchsäften ist bereits auf verschiedenen Wegen vorgenommen worden,
insbesondere durch Eindampfen, Filtrieren. Zentrifugieren und Aufrahmen; dabei hat
man durch Zusatz von Schutzkolloiden die Grenzen, bis zu denen sich die Konzentrierung
ohne Koagulation führen ließ, wesentlich erweitert. In industriellem Maßstab werden
bisher die konzentriertesten Kautschukmilchsäfte durch Eindampfen in Gegenwart von
Schutzkolloiden gewonnen. Für die praktische Verwertbarkeit der eingedickten Kautschukinilchsäfte
spielt außer ihrer Konzentration auch ihre Haltbarkeit eine wesentliche Rolle. Es
hat sich gezeigt, daß sich diese für die durch Eindampfen mit Schutzkolloiden, wie
z. B. Seife, gewonnenen Konzentrate ganz erheblich steigern läßt, und daß auch die
Koagulation während der Herstellung mit Sicherheit vermieden werden kann, wenn man
für einen innerhalb verhältnismäßig enger Grenzen liegenden Gehalt des Konzentrats
an freiem, starkem, nicht flüchtigem Alkali, vorzug.@weise KOH, Sorge trägt, und
zwar hat sich ergeben, daß ein in bezug auf Trockensubstanz 7o- bis 85o/oiges Konzentrat
die wirtschaftlichste Herstellung gestattet und die größte Haltbarkeit aufweist,
wenn der Gehalt an freiem Alkali 85 bis 145 Milliäquivalente, vorzugsweise i 15
bis 125, z. B. i2o Milliäquiv alente, je Kilogramm Konzentrat beträgt; doch lassen
sich Konzentrate von befriedigender Beständigkeit noch innerhalb eines Bereichs
von freiem Alkali zwischen 8o und i8o Milliäquivalenten pro Kilogramm Konzentrat
erhalten. Unter freiem Alkali ist dabei derjenige Alkaligehalt zu verstehen, der
sich z. B. ergibt, wenn man das Konzentrat nach Verdünnung mit Wasser auf etwa das
6ofache Volum mit i/lo norm. H-S04 unter Verwendung eines Indikators, dessen Umschlagspunkt
nahe dem Neutralpunkt (PH - 7) liegt, z. B. Bromthymolblau, titriert und den so
gefundenen Alkaligehalt auf das unverdünnte Konzentrat in Anrechnung bringt.
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Die Titration kann zweckmäßig auf folgende Weise ausgeführt werden:
Man wiegt io g des Konzentrats ab und verdünnt sie in einem Maßkolben auf
250 ccm. Zur Titration verwendet man 25 ccm der so erhaltenen Lösung, die
demnach i g Ausgangsmaterial entsprechen. Sie werden in einem Becherglas von etwa
200 ccm Inhalt auf 6o bis 70 ccrn verdünnt. Nach Zusatz von einigen Tropfen
Bromthvmolblau titriert man unter dauerndem Rühren mit einem Glasstab mit 1/1o norm.
H.S04. Dabei läßt man von Zeit zu Zeit einen Tropfen des Indikators in die Flüssigkeit
fallen. Die Farbe des Indikators ist am deutlichsten in dem Augenblick erkennbar,
in dem er sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit ausbreitet. Als Endpunkt der Titration
gilt der Augenblick,
in dem die Indikatorfarbe eben von Grün nach
Gelb umschlägt. Bei dieser Ausführung entspricht i ccm verbrauchter H=S04 ioo Milliäquivalenten
Alkali pro Kilogramm Konzentrat, so daß eine umständliche Umrechnung nicht notwendig
ist.
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Die Erfindung beruht auf der Beobachtung, daß ein zu niedriger Gehalt
an freiem Alkali unter normalen Herstellungsbedingungen, bei denen eine Infektion
vor dem Verschluß der Verpackungseinheit nicht peinlich vermieden wird oder vermieden
werden kann, keinen sicheren Transport und keine Haltbarkeit mehr verbürgt, da das
Wachstum der Bakterien bei so niedrigen Alkaligehalten nicht genügend eingeschränkt
ist, während ein zu hoher Alkaligehalt eine chemische Schädigung der Nichtkautschukbestandteile
während der Eindickung bewirkt, so daß das Endprodukt keineswegs mehr als praktisch
unversehrt eingedickte Kautschukmilch bezeichnet werden kann. Schädigungen dieser
Art kommen z. B. in einem Sinken oder Steigen der Viskosität zum Ausdruck. Erst
auf Grund der neuen Erkenntnis, daß sowohl ein zu hoher als ein zu niedriger Alkaligehalt
schädlich ist, «-ar es möglich, die Lehre aufzustellen, nach der der jeweils günstigste
Alkaligehalt feststellbar ist.
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Das Verfahren wird zweckmäßig in der Weise ausgeführt, daß man die
gezapfte Kautschukmilch mit einem Teil des erfindungsgemäß erforderlichen Alkalis
versetzt, bevor man sie der Konzentrationsanlage zuführt, dann daselbst den Gehalt
an freiem Alkali titrimetrisch feststellt und auf Grund des Titrationsergebnisses
auf den Betrag bringt, der erforderlich ist, um dem Konzentrat die für seine Herstellung
und Haltbarkeit günstigste Konzentration an freiem Alkali zu verleihen.
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Da ein Überschuß an Alkali während der Konzentrierung schädlich ist,
hält man die zugefügten Alkalibeträge zweckmäßig so niedrig, daß die Ausbildung
von Alkalikonzentrationen, welche die obere der angeführten Grenze übersteigen,
ausgeschlossen ist. Falls sich nach der Konzentrierung zeigt, daß die Alkaliendkonzentration
unterhalb des angegebenen Bereichs liegt, bringt man sie durch angemessenen Zusatz
von Alkali auf den -erforderlichen Wert.
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Eine praktische annäherungsweise Berechnungsmethode für die Alkalimenge,
die zur Erreichung der im Endprodukt angestrebten Alkalikonzentration der einzudickenden
Kautschukmilch zugesetzt werden muß, ist die folgende: Bezeichnet man die Menge
der einzudickenden Kautschukmilch in Litern mit a und beträgt der Gehalt der Kautschukmilch
an Trockensubstanz in Prozenten b, und erfordern 5 ccm der Kautschukmilch nach Verdünnung
mit Wasser auf etwa das zehnfache V olum bei der Titration mit Bromthymolblau als
Indikatorc ccm 1/1o norm. H,S04 zur Neutralisation und beträgt ferner die Normalität
der als Zusatz zu benutzenden KOH d, so berechnet sich die Anzahl Liter der zuzufügenden
KOH-Lösung zu
Die auergünstigsten Konzentrationen an freiem Alkali können von Plantage züz Plantage
und auf der gleichen Plantage unter verschiedenen Bedingungen, z. B. zu verschiedenen
Jahreszeiten und in regnerischen und trockenen Zeiten, etwas verschieden sein und
werden unter anderem von dem Eiweißgehalt der Kautschukteilchen, der Konzentration
der gezapften Kautschukmittel und der sonstigen chemischen Beschaffenheit des letzteren
beein$ußt, sie liegen aber im allgemeinen innerhalb der angegebenen Gren/en.
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Zuweilen kommt es vor, daß in einem Konzentrat, dessen Alkaligehalt
bei der Herstellung innerhalb des erwähnten günstigsten Bereichs gelegen war, beim
Aufbewahren der Gehalt unter die niedrigste für die Haltbarkeit als nötig angeführte
Grenze fällt, wahrscheinlich infolge Reaktion de:, Alkalis mit dem Eiweiß des Kautschukmilchsaftes.
Mit dem Abfall des Alkaligehaltes .geht auch die Haltbarkeit des Konzentrats verloren,
da es dann gegen Bakterien nicht mehr die erforderliche Widerstandskraft besitzt.
Man- kann sie jedoch erneut hervorbringen, wenn man durch Zusatz von frischem Alkali
den Gehalt daran wieder auf die erforderliche Höhe bringt. Man kann schließlich
auch dem erfindungsgemäß hergestellten Konzentrat, wie vielfach üblich, Ammoniak-
zusetzen. Da das Verfahren der Erfindung im wesentlichen darauf hinausläuft, dem
Konzentrat eine innerhalb bestimmter Grenzen -liegende Hydroxylionenkonzentration
oder, mit anderen Worten, einen innerhalb entsprechender Grenzen liegenden pH Wert
zu erteilen, so ist ein Zusatz von einer so schwachen Base wie Ammoniak zu einem
starke Basen, wie KOH, enthaltenden Kautschukmilchkonzentrat von keinem nennenswerten
Einfluß, denn die Dissociation des Ammoniaks wird unter den gegebenen Umständen
praktisch vollständig zurückgedrängt.
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Ausführungsbeispiel 45o 1 Kautschukmilch von einem Gehalt von 38 °%o
Trockensubstanz, die vor der Anfuhr zur Konzentrierungsänlage mit soviel KOH versetzt
war, daß 5 ccm der Milch bei der
Titration mit Bromthymolblau 2
ccm ljlo norm. H.,SO4 verbrauchten, werden mit 1,841 7fach norm. KOH und mit 3 kg
Kokosnuß-#eife versetzt. Darauf wird die Mischung im Innern eines rotierenden Trommelverdampfers,
wie er in der englischen Patentschrift 255 oi4. beschrieben ist, bis zu einem Gehalt
von ; 5 °o an Trockenstoffen eingedampft. Der abgekühlte eingeengte Milchsaft wird
dann mit Brointhymolblau als Indikator auf freies Alkali titriert.
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Falls der so ermittelte Alkaligehalt unterhalb 115 bis 125 Milliäquiv
alent pro Kilogramm Konzentrat liegt, wird er auf diesen Wert erhöht.
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Kautschukinilchkonzentrate, die erfindungsgemäß beständig gemacht
sind, halten sich bei sachgemäßer Behandlung jahrelang, ohne zu koagulieren.