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Verfahren zur Behandlung von Mehl und Mühlenprodukten Es ist bekannt,
daß Oxyde des Stickstoffs und deren Derivate, wie Nitrosy lchlorid, ausgezeichnete
Mittel sind, um Mehl zu bleichen und seine Backeigenschaften zu verbessern.
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Die Behandlung dieser gasförmigen gefährlichen Stoffe, die die Schleimhäute
stark angreifen, hat noch verschiedene andere Nachteile, unter denen sich eine zerstörende
Einwirkung auf das Material der Zylinder, Ventile, Leitungen usw. der benutzten
Vorrichtungen befindet. Die richtige Dosierung dieser Gase ist außerdem ebenfalls
eine einigermaßen schwierige Aufgabe.
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Andererseits haben diese gasförmigen Bleichmittel den großen Vorteil
praktisch augenblicklicher Wirkung gegenüber Bleichmitteln, die in fein verteiltem
Zustande auf das Mehl zur Einwirkung gebracht werden, insbesondere Benzoylperoxyd,
das für diesen Verwendungszweck geeignet und leicht dosierbar ist. Mit den gasförmigen
Bleichmitteln kann das Bleichverfahren in wenigen Sekunden nach Zumischung des bleichenden
Stoffs zum Mehl durchgeführt werden.
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Der Zweck der Erfindung besteht darin, die Vorteile der Bleichung
mit festen Mitteln mit denjenigen der Bleichung mit Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen
zu vereinigen, indem man letztere in einer leicht dosierbaren und handlichen Form
einführt, d. h. als fein gepulverte feste Stoffe oder als Lösungen. Auf diese Weise
kann das Bleichmittel leicht befördert und genau abgemessen werden. Die fein gepulverten
festen Stoffe oder die Lösungen können das Bleichmittel in absorbiertem, gelöstem
oder chemisch gebundenem Zustand oder in Form einer einfachen Mischung enthalten,
die Stoffe müssen aber stets solche sein, daß beim Mischen mit dem Mehl die gewünschten
bleichenden Stickstoffverbindungen sehr schnell entwickelt werden.
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Gemäß der Erfindung wird eine feste oder flüssige Masse verwendet,
die mindestens einen Stoff mit einer Nitrosylgruppe enthält, aus der sich eine bleichende
Stickstoffverbindung bildet, sobald die Masse mit Mehl von üblichem Feuchtigkeitsgehalt
gemischt wird. Die Masse kann zum Bleichen verschiedener Arten von Mehl und Mühlenprodukten
im allgemeinen, einschließlich Kartoffelmehl, benutzt werden.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, zum Bleichen von Mehl Silikagel
zu verwenden, das bleichend wirkende Gase absorbiert hat.
Abgesehen
davon, daß dabei keine die Nitrosylgruppe enthaltenden Gase benutzt worden sind,
ist das Absorptionsvermögen des Silikagels für diese Gase sehr gering, und die Produkte
sind daher nicht sehr wirksam, so daß man viel größere Mengen davon benutzen muß
als von den gemäß der Erfindung verwendeten Produkten. Auch handelt es sich bei
dieser bekannten Arbeitsweise ebenso wie beim Waschen von Getreide mittels gewisser
bleichender Lösungen um Stoffe, die unmittelbar auf das zu bleichende Gut wirken
sollen, während gemäß der Erfindung durch die Feuchtigkeit des Mehls aus den flüssigen,
von einem festen Körper adsorbierten oder selbst festen, die Nitrosylgruppe enthaltenden
Verbindungen die bleichenden Gase abgespalten werden, .die somit im Entstehungszustande
zur Wirkung kommen.
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Der Stoff mit einer Nitrosylgruppe, aus der sich beim Mischen mit
Mehl von üblichem Feuchtigkeitsgehalt eine bleichende Stickstoffverbindung bildet,
kann ein gemischtes Anhydrid der salpetrigen Säure und einer anderen"Säure, vorzugsweise
einer nicht oxydierenden Säure, sein. Ein geeigneter Stoff ist Stickstoffdioxyd
N204, das man als ein gemischtes Anhydrid der salpetrigen Säure und der Salpetersäure
auffassen kann.
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Dieser Stoff kann in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst angewendet
werden. Ein anderer geeigneter Stoff ist Nitrosylchlorid, das ein gemischtes Anhydrid
der salpetrigen Säure und der Chlorwasserstoffsäure darstellt. Dieser Stoff kann
in Form von Doppelverbindungen mit Metallchloriden, wie Ferrichlorid, Stannichlorid,
Titanchlorid u. dgl., verwendet werden, aus denen sich in Gegenwart von Feuchtigkeit
außerordentlich schnell gasförmiges Nitrosylchlorid NOCI entwikkelt und weiter in
Stickstofftrioxyd N203 und Chlorwasserstoffsäure zerfällt oder zu einem solchen
Zerfall fähig ist.
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Andere geeignete Stoffe sind N itrosylessigsäure, Nitrosylbenzoesäure,
Nitrosylselensäure, die Verbindung S 0, N2 0, vom Schmelzpunkt
2oo° C (vgl. P i c t e t , Chemisches Centralblatt rgo9, Bd. i, S. 3,40) und insbesondere
Nitrosvlschwefelsäure.
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Wie schon oben -bemerkt, werden gemäß der Erfindung alle diese Stoffe
zusammen mit festen oder flüssigen Stoffen benutzt, in denen sie adsorbiert oder
gelöst oder an die sie chemisch gebunden oder mit denen sie einfach gemischt sind,
und zwar derart, daß die ganze Masse leicht gehandhabt werden kann und nicht die
gasförmigen gefährlichen Nitrosylverbindungen entwickelt, ehe sie mit dem Mehl gemischt
worden ist. Es ist indessen klar, daß die zur Behandlung dienenden Mischungen in
solcher Weise gelagert und aufbewahrt werden müssen, daß 'eine Berührung mit Feuchtigkeit
ausgeschlossen ist.
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Wie schon bemerkt, ist ein sehr geeigneter Stoff die Nitrosylschwefelsäure.
Dieser leicht zersetzliche, sehr hygroskopische Stoff kann für die Verwendung beständig
gemacht werden, indem man ihn mit gut getrockneter, vorzugsweise aktiver Kieselsäure
mischt, z. B. mit Walkerde, und am besten mit Silikagel. Diese Mischung wird in
Form eines feinen trocknen Pulvers benutzt.
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Die schnelle und vollständige Zersetzung der Masse gemäß der Erfindung
im Mehl und die Durchführung der Bleichung in wenigen Sekunden ist höchst überraschend.
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Als Lösungen sollen diejenigen von Stickstoffdioxyd N,0, in
irgendeinem geeigneten Lösungsmittel, z. B. Eisessig, Benzol o. dgl., erwähnt werden,
ferner auch Lösungen von Nitrosylchlorid in Benzol, Toluol oder Eisessig usw. Die
festen oder flüssigen Verbindungen können auch vereinigt werden, indem man beispielsweise
Lösungen der erwähnten Doppelverbindungen des Nitrosylchlorids mit Ferrichlorid,
Stannichlorid, Titanchlorid o. dgl. verwendet. Man kann darin auch Chlor, Brom oder
beides auflösen, wodurch Verbindungen wie NOC12 gebildet werden. Hierdurch -werden
die Vorteile der Chlorbehandlung (K e n t J o n e s, Modern Cereal Chemistry, S.
17,:21) und der Bleichung vereinigt.
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Wie schon bemerkt, ist das wirksame Mittel in der Masse gemäß der
Erfindung ein Stoff mit einer Nitrosylgruppe, aus der eine gasförmige bleichende
Stickstoffverbindung gebildet wird, wenn die Masse mit Mehl von gewöhnlichem Feuchtigkeitsgehalt
gemischt wird. Obwohl der in gewöhnlichem Mehl vorhandene Feuchtigkeitsgehalt mehr
als genügend ist, um die wirksamen Stoffe in der Masse bei gewöhnlicher Temperatur
zu zersetzen und obwohl die hierdurch gebildeten gasförmigen Nitrosylverbindungen
eine Bleichwirkung haben und die Backeigenschaften des Mehls verbessern, ist es
möglich, daß in manchen Fällen keine tatsächliche Zersetzung eintritt, sondern daß
der wirksame Stoff mit seinem ganzen Molekül unmittelbar auf den Farbstoff im Mehl
einwirkt. Es ist beobachtet -worden, daß die Einwirkung der Nitrosylschwefelsäure
in der Form, -in der sie gemäß der Erfindung benutzt wird, schneller und besser
als die Einwirkung einer äquivalenten Menge von gasförmigen Stickstoffoxyden verläuft.
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Da die Stoffe gemäß der Erfindung bereits sehr schnell bei gewöhnlicher
Temperatur wirken, genügt es, sie gut mit dem Mehl zu mischen, ohne daß eine Nachbehandlung
notwendig ist, obwohl natürlich gewünschtenfalls
irgendeine Nachbehandlung
benutztwerden kann und noch innerhalb des Rahmens der Erfindung liegt.
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Beispiel i i Teil einer Mischung von i Teil Nitrosylschwefelsäure
und i Teil aktiver Kieselsäure wird in einer Rührvorrichtung mit 20 ooo Teilen Mehl
gemischt. Das Mehl nimmt augenblicklich eine frische gelbe Farbe an.
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Beispiel e i Teil der Doppelverbindung von Ferrichlorid und Nitrosylchlorid
wird in derselben Weise mit 25 ooo Teilen Mehl gemischt. Die Bleichung ist augenblicklich
bemerkbar.