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Verfahren zur Herstellung von klebrigen Kautschukmassen aus Rohkautschuk
o. dgl. Rohkautschuk wird durch Erhitzen auf eine höhere Temperatur zersetzt, und
es tritt neben der Bildung von verschiedenen Destillationsprodukten eine Umwandlung
in ein klebriges Material ein. Der solcherart klebrig gewordene Kautschuk ergibt
nach der Vulkanisation Produkte von sehr unbefriedigenden physikalischen Eigenschaften;
außerdem ist zur Erzielung der Klebrigkeit entweder eine sehr hohe Temperatur oder
bei einer niedrigen Temperatur ein lang anhaltendes Erhitzen erforderlich.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von klebrigen
Kautschukprodukten und Halbprodukten, bei welchem die Klebrigkeit des Kautschuks
bei verhältnismäßig niedriger Temperatur schnell erzeugt wird. Des weiteren kann
der klebrige Kautschuk aus dem Rohkautschuk bei einem sehr geringen, o,5 °/o nicht
übersteigenden Gewichtsverlust hergestellt werden und ergibt, mit Vulkanisiermitteln
vermischt, ein normales Vulkanisat.
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Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Stoffe wird zum Rohkautschuk
bzw. zu rohkautschukähnlichen Materialien oder zu Mischungen, welche diese Materialien
enthalten, eine kleine Menge Mercaptothiazol, das der allgemeinen Formel
entspricht, in Abwesenheit von Vulkanisiermitteln zugemischt, und die somit erhaltene
Mischung wird dann auf eine über der Zimmertemperatur, zweckmäßig zwischen 5o und
ioo°, liegende Temperatur bis zur Erzielung der gewünschten Klebrigkeit erhitzt.
Bei der obigen allgemeinen Formel können R1 und R, Wasserstoffatome oder beliebige
organische Radikale, z. B. Phenyl, Methyl u. dgl., X aber ein Wasserstoffatom oder
irgendein Metallion, z. B. Kalium, Zink, oder irgendein organisches Radikal, z.
B. Äthyl, sein. Die zwei benachbarten Kohlenstoffatome des Thiazolringes können
z. B. den Benzolring eines anderen Ringes bilden. Sehr gute Ergebnisse können erzielt
werden, wenn Mercaptobenzothiazol, ein in der Kautschukindustrie viel gebrauchter
Beschleuniger, oder irgendein Salz dieses Materials verwendet wird.
Die
Stärke der Klebrigkeit kann durch die Menge des gebrauchten Mercaptothiazols oder
durch die Temperatur und auch durch die Dauer oder Erhitzung geregelt werden. Außerdem
haben die umgebenden Gase auch einen gewissen Einfluß auf das Verfahren. Im allgemeinen
kann man um so schneller eine stärkere Klebrigkeit erhalten, als man eine größere
Menge Mercaptothiazols und höhere Temperaturen anwendet. Was den Einfluß der umgebenden
Gase anbelangt, so tritt die Klebrigkeit schneller auf in einem Luftstrom, in Sauerstoff
oder in einem Vakuum, das diese Gase in kleinen Mengen enthält, als z. B. in Stickstoff.
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Die zum Zwecke der Erfindung verwendbaren Rohkautschuk- und rohkautschukähnlichen
Produkte umfassen u. a. gewöhnlichen koagulierten Rohkautschuk, den aus natürlicher
oder künstlicher Kautschukmilch durch Eintrocknen erhaltenen, auch die Serumbestandteile
der Kautschukmilch enthaltenden sogenannten tvhole rubber (Vollgummi), Regenerate,
synthetischen Kautschuk, natürliche oder künstliche kautschukartige Stoffe, wie
Guttapercha, Balate und ähnliche Harze: All diese Materialien können natürlich nicht
nur allein, sondern mit den in der Kautschukindustrie bekannten _ Zusatzmaterialien
beliebig vermischt verwendet Nverden; dazu gehören Vulkanisiermittel, wie z. B.
Schwefel, Selen usw., ausgenommen diejenigen, deren Gegenwart infolge Auftretens
der Vulkanisation das Entstehen der Klebrigkeit verhindern.
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Die folgenden Ausführungsbeispiele dienen zum besseren Verständnis
des neuen Verfahrens. Beispiele I. ioo Teile von sogenanntem first Latex crepe werden
auf einem Kalander mit o,5 Teilen Mercaptobenzothiazols vermischt. Die auf i mm
Stärke ausgewalzten Platten werden in freier Luft bei 7o° während i Stunde erhitzt.
Auf diese wird ein schwach klebriger Kautschuk erhalten, welcher besonders zur Weichmachung
von Kautschukmischungen sehr geeignet ist .
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II. ioo Teile von sogenanntem smoked sheet werden auf einem Kalander
mit i Teil Mercaptobenzothiazol vermischt und die Mischung zwischen weitgestellten
Walzen bei ioo° während 40 Minuten erhitzt. Das so erhaltene halbflüssige Material
ergibt nach dem Auskühlen ein den Guttaperchaharzen sehr ähnliches Material, welches
sich besonders zur Erzeugung von Kautschukzementen vorzüglich eignet.
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III. ioo Teile first Latex crepe werden auf dem Kalander mit i Teil
Mercaptobenzothiazol vermischt. Die Mischung wird in einer heizbaren Knetmaschine
bei i2o° während i Stunde geknetet, sodann abgekühlt und mit 35 Gewichtsteilen Schwerspat
vermischt. Die klebrige Masse ergibt, mit Benzin verdünnt, einen guten Klebstoff
für Fußbodenbelag.
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IV. Natürliche Kautschukmilch von 6o o@o Kautschukgehalt wird mit
Mercaptobenzothiazol vermischt, wobei auf ioo Teile Kautschuk 3 Teile in einer kleinen
Menge Ammoniaks gelösten Mercaptobenzothiazols entfallen. Aus dieser Mischung wird
auf Glas, Eisen, Aluminium, Stoff, kautschukiertem Stoff oder auf anderen beliebigen
Unterlagen ein dünner Überzug durch Tauchen, Elektrophorese oder Streichen erzeugt.
Nach dem Trocknen bei Zimmertemperatur wird der Überzug zusammen mit der Unterlage
während io Minuten auf ioo° erhitzt. Während dieser Zeit wandelt sich der Überzug
in ein halbflüssiges; sehr klebriges Material um.
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Der erfindungsgemäß hergestellte klebrige Kautschuk kann bei Zugabe
von Vulkanisiermitteln, wie z. B. Schwefel, und bei entsprechender Hitzebehandlung
gut vulkanisiert werden. Während dieser Behandlung wirken die Mercaptothiazole als
Vulkanisationsbeschleuniger und verbessern wesentlich die Güte des erhaltenen Produkts.
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Bei der Herstellung von klebrigen Kautschukprodukten kann die Zugabe
der Zusatzstoffe bei jeder Phase des Verfahrens, demnach sowohl vor als auch nach
dem Erhitzen erfolgen. Bei Verwendung von Kautschukmilch oder Kautschuklösungen
sind selbstverständlich zweckmäßig die Füllmaterialien noch vor Entfernung des Dispersions-
bzw. Lösungsmittels hinzuzufügen.
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Die gemäß der Erfindung hergestellten Kautschukprodukte können für
die verschiedensten Zwecke verwendet werden. Es ist z. B. bekannt, daß beim Streichen
von Stoffen deren Oberfläche eine gewisse Klebrigkeit aufweisen muß, um das daraufgestreute
feine Pulvermaterial zurückzubehalten und dadurch das erwünschte matte Aussehen
zu erhalten. Eine entsprechend klebrige Kautschukoberfläche kann einfach auf die
Weise erhalten werden, daß auf den mit einer Kautschukmilchmischung überzogenen
Stoff eine dünne oberste Schicht aus einer eine Menge Mercaptothiazol enthaltenden
Kautschukmilch aufgetragen wird. Bei der Temperatur des Streichmaterials verdampft
das Wasser aus dieser Oberschicht, und die zurückbleibende Kautschukschicht wird
klebrig.
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Das klebrige Kautschukprodukt gemäß der Erfindung kann auch als Bindemittel
zwischen Metall und Kautschuk verwendet werden. Für diesen Zweck wird das Metall
z.
B. in dem in Beispiel III angegebenen Verfahren mit einer dünnen klebrigen Schicht
überzogen. Die klebrige Schicht wird auf bekannte Weise mit einer Kautschukplatte
oder durch Streichen, Tauchen usw. mit dem Kautschuk gewünschter Zusammensetzung
bedeckt. Die Kautschukschicht wird hiernach mit der Metallunterlage durch Vulkanisation
vereinigt. Der während der Vulkanisation von der oberen Kautschukplatte in die klebrige
Kautschukschicht wandernde Schwefel vulkanisiert auch diese Schicht aus, wodurch
eine feste Bindung zwischen Metall und Kautschuk entsteht.