-
Verfahren zur Herstellung organischer stickstoffhaltiger Verbindungen
Die- Einführung von Alkylgruppen in Ammoniak oder in Aminogruppen enthaltende organische
Verbindungen wurde bisher vorzugsweise durch Einwirkung von Halogenalkylen oder
z. B. auch von Estern aromatischer Sulfonsäuren auf die stickstoffhaltigen Basen
durchgeführt. 1Iit zunehmender Größe des Alkylrestes wird aber die Einführung von
Alkylresten immer schwieriger; beispielsweise erfolgt eine Alkylierung mit Äthyljodid
oder Diäthylsulfat bereits weniger leicht als mit den entsprechenden Methylverbindungen.
Salze von sauren Estern sauerstoffhaltiger Mineralsäuren sind bisher nur in wenigen
Fällen als Alkylierungsmittel für stickstoffhaltige Verbindungen benutzt worden.
Man hat zwar schon methyl- und äthylschwefelsaure Salze angewandt, wobei sich aber
ebenfalls zeigte, daß bereits die Äthylverbindung träger reagierte als die entsprechende
Methylverbindung.
-
Es wurde nun gefunden, daß man wertvolle organische stickstoffhaltige
Verbindungen herstellen kann, wenn man saure oder neutrale Ester sauerstoffhaltiger
mehrbasischer Mineralsäuren von aliphatischen Alkoholen mit mehr als 5 Kohlenstoffatomen
im Molekül oder deren Derivaten, welche keine Sulfonsäuregruppen enthalten, oder
Salze dieser Mineralsäureester mit Ammoniak oder Aminogruppen enthaltenden organischen
Verbindungen oder stickstoffhaltigen heterocyclischen Verbindungen zur Um-Setzung
bringt. Dies kann beispielsweise geschehen, indem man die Komponenten in Gegenwart
oder in Abwesenheit von geeigneten Lösungsmitteln, z. B. Wasser, Alkohol u. dgl.,
gegebenenfalls unter Anwendung von Katalysatoren, zweckmäßig unter Druck, erhitzt.
Die so erhältlichen Amine können von etwa entstandenen Nebenprodukten in üblicher
Weise getrennt werden. Durch geeignete Wahl der Mengen der in Reaktion zu bringenden
Komponenten gelingt es leicht, in die Basen eine oder gleichzeitig mehrere Alkylgruppen
einzuführen.
-
Geeignete Mineralsäureester sind vorzugsweise die Schwefelsäureester
von aliphatischen ein- oder mehrwertigen primären, sekundären oder tertiären Alkoholen
mit mehr als 5 Kohlenstoffatomen im Molekül, wie Hexylalkohol, Äthylpropylcarbinol,
Dimethylisobutylcarbinol, Sorbit, Decanol, Dodecanol, Cetylalkohol, Oleinalkohol,
Octadecylalkohol, Octadecandiol, die bei der Paraffinoxydation anfallenden Alkoholgemische
oder Alkoholgemische, die durch Reduktion von Carbonsäuren, Carbonsäureestern, insbesondere
tierischen und pflanzlichen Ölen und Fetten usw., erhältlich sind, ferner die Schwefelsäureester
von Oxygruppen enthaltenden Verbindungen, z. B. Oxystearinsäure, Ricinolsäure, Tetradecyldioxypropyläther
usw. Es können aber auch Schwefelsäureester verwendet werden, die aus ungesättigten
Verbindungen,
beispielsweise aus Hexylen, Octadecylen, Ölsäure sowie
deren Derivaten hergestellt sind. An Stelle der Schwefelsäureester lassen sich auch
beispielsweise Ester der schwefligen Säure oder Phosphorsäure u. dgl. verwenden.
Die Umsetzung von Schwefelsäureestern, die echte Sulfonsäuregruppen enthalten, wird
dagegen im vorliegenden Falle nicht beansprucht.
-
Zur Alkyllerung eignen sich im allgemeinen Ammoniak und alle basisch
wirkenden organischen Stickstoffverbindungen, z. B. Methylamin, Äthylamin, Butylamin,
Hexylamin, Diäthylamin, Äthylendiamin, oder cycloaliphatische Amine, wie Cyclohexylamin
usw., aromatische Amine, z. B. Anilin, Methylanilin, Naphthylamine, Benzylamin,
Aminoanthrachinone u. dgl., ferner eignen sich in gleicher Weise auch heterocyclische
Verbindungen, beispielsweise Piperidin, Pyridin, Chinolin, Pyrrol. Es können auch
Amine Verwendung finden, die ihrerseits am Kohlenstoff Substituenten aufweisen,
z. B. Hydroxyl-, Halogen-, Nitro-, Ester-, Äthergruppen u. dgl. enthalten, wie Monoäthanolamin,
Diäthanolamin, Triäthanolamin, Propanolamine, Anisidin usw.
-
Mit Hilfe des beschriebenen Verfahrens ist es insbesondere möglich,
die bisher nur schwer zugänglichen Amine der Fettreihe mit langer Kohlenstoffkette
leicht und in technisch einfacher Weise und in guter Ausbeute darzustellen, die,
wie Pentadecy lamin, infolge des Versagens des Hofmannschen Abbaus der Säureamide
bei den höheren Gliedern dieser Reihe nur auf dem kostspieligen und technisch kaum
ausführbaren Umweg über das Urethan erhalten werden können.
-
Die gewonnenen Amine können in vielseitiger 'Weise Verwendung finden,
z. B. als Zwischenprodukte für die Herstellung von Farbstoffen, pharmazeutischen
Präparaten sowie von Netz-, Reinigungs- und Emulgiermitteln usw. Beispiel i 5oo
Teile rohen Dodecylalkohols werden mit 32o Teilen Chlorsulfonsäure verestert; der
gebildete Schwefelsäureester wird in 3 ooo Teile 2oprozentiges wäßriges Ammoniak
langsam unter Kühlung eingetragen und das Gemisch in einen Rührautoklaven eingefüllt;
hierauf werden noch etwa 5oo Teile flüssiges Ammoniak zugegeben. Nach etwa iostündigem
Erhitzen auf i5o bis 16o° wird die gebildete ölige Schicht abgehoben, mit Wasser
ausgewaschen und das erhaltene Dodecylamin erforderlichenfalls durch Destillation
gereinigt.
-
Beispiel 2 35 Teile octadecylschwefelsaures Ammonium werden mit 13o
Teilen 33prozentiger Methylaminlösung 5 Stunden lang im Autoklaven auf 150 ' erhitzt.
Die so erhaltene Kristallnasse wird zerkleinert und das gebildete N-Methyloctadecylamin
mit Äther ausgezogen. Nach dem Abdestillieren des Äthers erhält man ein Rohprodukt,
das bei etwa 4o bis 45° schmilzt; das Hydrochlorid kristallisiert aus Alkohol in
perlmutterglänzenden Blättchen. Beispiel 3 5o Teile octadecylschwefelsaures Natrium
werden mit 6o Teilen Wasser und 4o Teilen 92prozentigem Monoäthanolamin 5 Stunden
lang im Autoklaven auf etwa 1:50' erhitzt. Aus der abgeschiedenen Kristallmasse
kann das N-Oxyäthyloctadecylamin z. B. mit Benzol extrahiert und durch Überführung
in das Hydrochlorid weiter gereinigt werden.
-
Beispiel 4 28o Gewichtsteile eines durch Reduktion aus Kokosfett erhältlichen
Gemisches hochmolekularer Alkohole werden mit 77 Gewichtsteilen Phosphoroxychlorid
langsam bei 5 bis io ° vermischt und dann zur Entfernung des gebildeten Chlorwasserstoffs
im Vakuum bei 25 mm auf 35 bis 40' erwärmt.
-
Das erhaltene rohe Phosphorsäureestergemisch wird mit = ooo Gewichtsteilen
Cyclohexylamin im Autoklaven 8 Stunden lang auf 250' erhitzt. Nach dem Erkalten
wird das unveränderte Cyclohexylamin nach Zugabe von überschüssiger Natronlauge
abdestilliert und das gebildete Gemisch von alkylierten Cyclohexylaminen aus dem
öligen Rückstand mit verdünnter Essigsäure herausgelöst; die Acetatlösung besitzt
ein gutes Schaum- und Netzvermögen. Beispiel 5 2o Gewichtsteile eines aus Kokosfett
erhaltenen Alkoholgemisches werden mit i2 Gewichtsteilen Chlorsulfonsäure in den
Schwefelsäureester übergeführt. Das getrocknete Natriumsalz des Estergemisches wird
mit 25o Gewichtsteilen Dimethylanilin 2o Stunden lang zum schwachen Sieden erhitzt;
dann wird nach Zugabe von überschüssiger Natronlauge das Dimethylanilin abdestilliert
und aus dem dicköligen Rückstand durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure das gebildete
Gemisch von hochmolekularen, Alkylgruppen enthaltenden Aminen herausgelöst, das
bei einem Druck von 8 mm bei etwa i7o ° noch nicht abdestilliert. Beispiel 6 igo
Teile eines aus Kokosfett durch katalytische Reduktion und fraktionierte Destillation
erhältlichen Gemisches höhenmolekularer Alkohole vom Siedepunkt etwa 9o bis :140
' bei 15 mm, das im wesentlichen aus Octanol, Decanol und Dodecanol besteht, wird
mit 175 Teilen Chlorsulfonsäure in die Schwefelsäureester übergeführt. Das hieraus
dargestellte Natriumsalz
wird mit 65o Teilen einer 50prozentigen
Diinethylaminlösung im Autoklaven 8 Stunden lang auf i80° erhitzt. Nachdem Erkalten
bildet das Reaktionsgemisch 2 Schichten; die obere ölige Schicht wird abgetrennt
und mit Wasser gewaschen. Das so entstandene Gemisch höhermolekularer Amine gibt
mit verdünnter wäßriger Salzsäure klare und stark schäumende Lösungen. Beispiel
7 3o Teile des Dinatriumsalzes des Oxysteai-insäureschwefelsäureesters werden mit
ioo Teilen einer .10prozentigen wäßrigen Methylaminlösung 8 bis io Stunden lang
auf i50° erhitzt. Das Reaktionsgemisch wird hierauf zwecks Abtreibung des Methylamins
zur Trockne eingedampft und die gebildete Aminocarbonsäure mit verdünnter Salzsäure
aus dem Rückstand abgeschieden. Sie zeigt sowohl in sauren als auch in alkalischen
Lösungen ausgeprägte Seifeneigenschaften und läßt sich daher mit Torteil in der
Textilindustrie verwenden. Beispiel 8 In 60o Teile Schwefelsäuremonohydrat «-erden
bei 2o bis 25 - 30o Teile Sorbit eingetragen, dann läßt man 60o Teile -3prozentiges
Oleum langsam zufließen und rührt - entweder mehrere Stunden lang bei gewöhnlicher
Temperatur oder unter schwachem Erwärmen auf etwa 3o bis 35", bis
der Sorbit völlig gelöst ist.
-
Das dickflüssige. Reaktionsprodukt wird dann zur Entfernung der noch
vorhandenen Schwefelsäure in eine überschüssige '.Menge Kalkbrei eingerührt, die
Lösung vom Calciumsulfat filtriert und hierauf das Calciumsalz in bekannter Weise
in das Natriumsalz übergeführt. Die Lösung wird auf 80o Teile eingedampft und mit
80o Teilen n-Butvlamin im Rührautoklaven io Stunden lang auf r50 bis 16o' erhitzt.
Nach dem Erkalten wird die Lösung vom ausgeschiedenen Natriumsulfat abgetrennt und
mit überschüssigen Mengen starker Natronlauge versetzt, wobei sich das Reaktionsprodukt
und noch @ orhandenes Butylamin als ölige Schicht abscheiden. Das Butvlamin wird
abdestilliert und der Destillationsrückstand zur Abtrennung von in `Wasser und verdünnter
Säure unlöslichen Olen nochmals in Wasser aufgenommen und aus der geklärten wäßrigen
Lösung das gebildete Amin mit starker Natronlauge wieder ausgefällt. Beispiel 9
35 Teile octadecvlschwefelsaures Ammonium werden mit ioo Teilen i8,5prozentigem
wäßrigem Ammoniak im Autoklaven 5 Stunden lang auf i50 bis 155 = erhitzt. Nach dem
Erkalten wird die gebildete feste Kristallmasse von der wäßrigen Lösung abgetrennt;
durch Umkristallisieren aus Benzol oder Alkohol wird das in überwiegender Menge
entstandene Dioctadecylamin leicht in reiner Form gewonnen; es schmilzt bei 73 bis
74'.
-
Beispiel io In 50o Teile des durch Reduktion von Kokosfett erhältlichen
Alkoholgemisches vom Kp. 15 ioo bis i60' werden bei 2o bis 30' 375 Teile Chlorsulfonsäure
eingetragen. Der erhaltene Schwefelsäureester wird in 'a ooo Teile einer etwa 80prozentigen
Monoäthanolaminlösung, die noch geringe Mengen Di- und Triäthanolamin enthält, eingerührt
und die Lösung hierauf 6 Stunden lang auf 200° erhitzt. Es bilden sich zwei Schichten,
von denen die obere nach Erkalten abgetrennt und unter vermindertem Druck bei 150'
von Wasser und etwas Monoäthanolämin befreit wird. Das gebildete Gemisch hochalhylierter
Oxväthylamine kristallisiert zum Teil beim Erkalten. Beispiel ii z70 Teile octadecylschwefelsaures
Natrium werden mit i ooo Teilen 50prozentiger wäßriger Triäthanolaminlösung io Stunden
lang auf 20o' erhitzt. Nach dem Erkalten hat sich eine feste :Tasse abgeschieden,
die abgesaugt, mit Wasser gewaschen und getrocknet wird. Durch fraktionierte Destillation
im Vakuum bei 2 bis 3 mm wird das Produkt von dem durch hydrolytische Spaltung entstandenen
Octadecylalkoliol befreit. Der feste Rückstand, der ein Gemisch von Oxyalkylaminen
enthält, löst sich in verdünnter Essigsäure fast klar auf.
-
Läßt man statt des octadecvlschwefelsauren Natriums Schwefelsäureester
weniger hochmolekularer Alkohole, z. B. Schwefelsäureester von Octanol, Decanol
oder Dodecanol oder Gemische dieser auf Triäthanolamin in der beschriebenen Weise
einwirken, so erhält man ein Gemisch flüssiger Oxyalkylamine, deren Salze in wäßriger
Lösung stark schäumende und netzende `Wirkung besitzen. Beispiel 12 5o Teile Natriumsalz
des gemäß Beispiel io hergestellten Schwefelsäureesters werden mit ioo Teilen Hexamethvlentetramin
in einem Hochdruckautoklaven 6 Stunden lang auf 150' erhitzt, wobei sich das Hexamethylentetramin
zersetzt. Das ölige Reaktionsprodukt wird abgetrennt; man erhält daraus bei der
Destillation unter vermindertem Druck ein Gemisch von Aminen, das sich in verdünnten
Säuren leicht auflöst. Beispiel 13 2o Teile des Natriumsalzes des Oleinalkoholschwefelsäureesters,
der durch Behandlung des Oleinalkohols mit i Mol Chlorsulfonsäure in kalter ätherischer
Lösung erhältlich ist, werden
mit 8o Teilen etwa 5oprozentiger wäßriger
Dimethylaminlösung 8 Stunden lang auf z5o° erhitzt.
-
Das ölige Reaktionsprodukt wird von der wäßrigen Dimethylaminlösung
abgetrennt und mit verdünnter Natronlauge gewaschen. Es gibt mit verdünnter Salzsäure
stark schäumende, klare Lösungen. Beispiel z¢ 72 Teile Octadekandiol, das durch
katalytische Reduktion von Rizinusöl erhältlich ist, werden in =oo Teilen Äther
suspendiert, mit 6o Teilen Chlorsulfonsäure in den Dischwefelsäureester übergeführt.
Anschließend wird durch Neutralisation mit Natronlauge das entsprechende Dinatriumsalz
hergestellt, dessen Lösung auf etwa 32o Teile eingedampft wird.
-
Die erhaltene Masse wird hierauf mit 140 Teilen n-Butylamin im Rührautoklaven
8 Stunden lang auf 2oo° erhitzt, das Reaktionsprodukt dann in Äther aufgenommen
und mit verdünnter Natronlauge gewaschen. Nach dem Abdestillieren des Äthers bleibt
das Rohprodukt als halbfeste Masse zurück, die sich in verdünnter Essigsäure fast
klar löst. Beispiel 15 25 Teile octadecylschwefelsaures Natrium werden mit 5o Teilen
z-Oxy-3-aminopropan und zoo Teilen Wasser 8 Stunden lang auf z8o bis Zoo ° erhitzt.
Aus dem festen Reaktionsprodukt erhält man durch Behandlung mit Äther oder Benzol
das Oxypropyloctadecylamin; durch Überführung in das Hydrochlorid kann es gegebenenfalls
noch weiter gereinigt werden. Beispiel 16 5o Teile des Natriumsalzes des in Beispiel
to genannten Schwefelsäureestergemisches werden mit Zoo Teilen einer aoprozentigen
Trimethylaminlösung 8 Stunden lang auf Zoo ° erhitzt. Aus der Lösung scheidet sich
durch Verdünnen mit Wasser das erhaltene Amingemisch als ölige Schicht ab.