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Kunststeinmasse Kunststeinmassen, welche insbesondere für Blauzwecke
aller Art dienen, sind aus den verschiedenartigsten Stoffen anorganischer und organischer
Natur hergestellt worden. Sie bestehen meist aus einem abbindenden Stoff, dem Füllstoffe
verschiedenster Art zugesetzt werden. Als abbindende Stoffe dienen Zemente aller
Art, besonders Magnesit-Chlormagnesium-Lauge (Sorel-Zement); als anorganische Füllstoffe
werden meist chemisch indifferente Körper, wie Koksgrus, Schlackengrus, Bimsstein,
Asbest, Kreide, Kieselgur, Talkum, Ziegelmehl, Schamotte, Glasmehl,. Schiefermehl
u. a. m. verwendet. Von organischen Füllstoffen kommen für das sogenannte Steinholz
vor allem Korkschrot, Korkgrieß, Korkmehl, Sägemehl, Papierfasern, Ledermehl, Torfmull,
Linoleumabfälle und Gespinststoffe usw. in Betracht. Schließlich werden außer anorganischen
oder organischen Farbstoffen auch Mineralöle, fette Öle, Firnisse, Harze, Wachse,
Bitumina, Teer, Peche, Faktis, Kautschuk u. dgl. als Zusatzstoffe verwendet.
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Die Eigenschaften derartiger Kunstmassen sind häufig unbefriedigend,
namentlich hinsichtlich der Festigkeit und Beständigkeit. Es wurde nun die überraschende
Beobachtung gemacht, daß die Kunststeinmassen, die Sorel-Zement als abbindenden
Stoff enthal-.ten, wesentlich verbessert -werden, wenn ihnen als Bestandteil die
zur Raffination fetter Öle gebrauchte Bleicherde; gegebenenfalls neben den obengenannten
Zusatzstoffen, einverleibt wird.
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In verschiedenen Industrien wird Bleicherde, insbesondere chemisch
aufgeschlossene, hochaktive bayrische Bleicherde, zur Entfernung ungesättigter,
färbender und harzartiger Stoffe benutzt. Nach dem Gebrauchwird die Erde in Filterpressen
abgepreß,t oder in Zentrifugen abgeschleudert. Es resultiert ein fast trockenes
Material, welches aber noch ungefähr die Hälfte seines Gewichtes an unverändertem
Öl enthält. Dieses aufgesaugte Öl wird technisch überwiegend durch Extraktion mittels
organischer Lösungsmittel entfernt. So extrahiert man beispielsweise die in der
Speiseölindustrie gebrauchte Bleicherde mittels Leichtbenzin. Nach der Extraktion
bleiben aber stets veränderte Ölbestandteile in den Poren der. gebrauchten Bleicherde
zurück, und zwar in Höhe von mehreren Prozenten, vermutlich in hochpolymerisierter
Form. Diese Ölreste lassen sich höchstens durch Glühen entfernen, d. h. zerstören.
Derartige Glühprozesse werden aber kaum durchgeführt, weil die 'Bleicherde selbst
dadurch leidet. In der Industrie wird daher die gebrauchte, vom aufgesaugten Öl
durch-Extrak-`tion möglichst befreite Bleicherde als lästiges Abfallprodukt weggeworfen.
Gerade ein solches Material zeigt aber für die vorliegende Erfindung überraschende
wertvolle
technische Eigenschaften, welche den bisher als Füllstoff
verwendeten Steinmehlen niemals zukommen. Insbesondere verleiht die in den Industrien
der fetten Öle gebrauchte Bleicherde infolge der in besonderer Weise in den feinen
Kapillaren festgehaltenen den Kunstmassen wasserabstoßende Eigenschaften. Andererseits
ist die Bleicherde in ihrem Fabrikationsprozeß außerordentlich sorgfältig in stets
gleichmäßiger Pulverform hergestellt, so daß die Kunststeinmassen besonders günstige
Eigenschaften zeigen. Wegen dieser Beschaffenheit ist es möglich, die Menge des
Sorel-Zements oder ähnlicher abbindender Stoffe sehr wesentlich zu verringern, ohne
daß die Festigkeit vermindert wird. Hierdurch tritt .eine Ersparnis ein, und die
Gefahr des Ausblühens wird verhütet.
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Die Elastizität und die Beständigkeit, besonders die Festigkeit sowie
die schalldämpfende Wirkung und die Aufnahmefähigkeit von Farbstoffen und Füllstoffen
aller Art werden bedeutend erhöht. Möglicherweise spielt die Oberflächenaktivität
der Bleicherden dabei eine günstige Rolle. Bekanntlich wird zuweilen Bleicherde
mit aktiver Kohle, die auch eine durch die feinen Kapillaren gegebene große innere
Oberfläche besitzt, vermischt, und beide Bleichmittel werden zusammen in den Raffinerien
verwendet; @es zeigte sich, daß auch das Gemisch als sehr brauchbarer Bestandteil
von Kunststeinmassen anzusprechen ist.
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Es ist zwar bereits bekannt, natürliche Bleicherden und ähnliche Stoffe,
wie z. B. Kieselgur, zementartig erhärtenden Massen zuzusetzen. In solchen Fällen
handelte @es sich aber stets um bloße Füllstoffe, welche in ihrer Wirkung den sonst
hier üblichen Füllstoffen völlig gleichkommen. Ferner ist in der amerikanischen
Patentschrift i 6oi 295 der Vorschlag gemacht worden, Bentonit, der mit Minera161
getränkt sein kann, Zementmörteln beizumischen. Bei diesem Bentonit hat man es aber
ebenfalls nur mit einem bloßen Füllstoff zu tun, welcher der der vorliegenden Erfindung
zugrunde liegenden, in den Industrien der fetten Öle gebrauchten Bleicherde nicht
gleichgesetzt werden kann. Bentonit ist die Bezeichnung für eine große Gruppe amerikanischer
natürlicher Tone, welche durch hohe Aufsaugefähigkeit gekennzeichnet sind und vor
allem durch die Eigenschaft, mehr als das 7fache Volumen Wasser aufzunehtuen, wobei
eine Ausdehnung auf das 6- bis 8fache erfolgt. Diese Erscheinung des Quellens oder
Schwellens des Bentonits wird in der genannten amerikanischen Patentschrift ausdrücklich
hervorgehoben. Gemäß vorliegender Erfindung werden jedoch hochaktive, chemisch aufgeschlossene,
gebrauchte Bleicherden verwendet, welche solche Quellungserscheinungen nicht zeigen.
Außerdem ist die Tränkung des Bentonits mit etwas Mineralöl oder mit "einem überschuß
davon, wobei Pasten erzeugt werden, eine einfache Aufsaugung von Öl, das durch Extraktion
mit Benzin sofort wieder entfefnt werden könnte. Demgegenüber werden für die Kunststeinmassen
laut vorliegender Erfindung hochaktive, gebrauchte Bleicherden nach Entfernung der
aufgesaugten Ölanteile benutzt, wodurch neue technische Wirkungen durch die z. T.
polymerisierten, nicht mehr extrahierbaren Ölreste erzielt werden. Neuerdings hat
man auch versucht, wie aus dem amerikanischen Patent i 755 638 hervorgeht, Bleichtone
zu verwenden, welche in der Petroleumindustrie für Raffinationszwecke gebraucht
wurden und infolgedessen neben Mineralölen auch Erdölharze und Asphalte enthielten;
die aufgesaugten Mineralöle waren dabei in überwiegender Menge vorhanden. Demgegenüber
kommen gemäß vorliegender Erfindung lediglich sehr fest gebundene verseifbare Adsorptionsstoffe
aus fetten Ölen in Betracht, welche in polymerislerter Form neuartige, überraschende
Wirkungen zeigen. Die Verwendung gebrauchter Bleicherde aus den Industrien der verseifbaren
Öle und Fette, gegebenenfalls im Gemisch. mit Füll- und Zusatzstoffen aller Art,
zusammen mit Sorel-Zement, dessen Menge infolge der Eigenschaften der gebrauchten
Bleicherde auf ein Minimum herabgedrückt werden kann, führt zu bisher noch nicht
bekannten Kunstmassen. Derartige Kunstmassen können sogar in trockener Form als
Pulver, welches wasserabstoßend ist, bequem transportiert werden. Die genanntegebrauchte
Bleicherde kann z. B. mit einem geringen Gehalt von Magnesit und festem Chlormagnesium
oder ,ähnlichen Stoffen, wie Magnesiumsulfat, als trockenes haltbares Pulver in
den Handel gebracht werden; diese Mischung wird dann mit wenig Wasser, entsprechend
der geringen Menge Sorel-Zement, angerührt; die Formgebung der beschriebenen Kunststeinmassen
.erfolgt entweder in üblicher Weise ohne Anwendung höheren Druckes; gegebenenfalls
auch durch Pressen oder Stampfen.
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Die Zusammensetzung der Kunststeinmassen laut vorliegender Erfindung
wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel i |
6o Gewichtsteile gebrauchte Bleicherde aus |
der Leinölraffination, |
kohlehaltig, |
12 = - Korkmehl, |
8 - Asbestfasern, |
20 - Sorel-Zement. |
Beispiel z |
go Gewrichtsteile gebrauchte Bleicherde aus |
der Sojaölraffination |
(mit Benzin :extrahiert, |
5 % Ölgehalt), |
- Farbkörper (Eisenrot), |
- festes Magnesiumsulfat, |
4 - Magnesit. |