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Verfahren zur Herstellung von Knochenleim Für die Herstellung von
Leim aus Knochen sind bisher im großen zwei Wege eingeschlagen «-orden: der eine
besteht darin, daß Knochen feuchtem Druck (Dampfdruck) bei Temperaturen über ioo°
C ausgesetzt werden, wodurch das in den Knochen enthaltene Kollagen derart umgeformt
wird, daß es iii heißem Wasser löslich ist, welches Verfahren kurzweg als Druckverfahren
bezeichnet sei; der andere Weg besteht darin, daß den Knochen zuerst die anorganischen
Bestandteile, die Knochenherde, durch Einwirkung von Säuren vollständig entzogen
werden, wonach dann der übrigbleibende Knochenknorpel. das sog. Ossein, ohne Druck
durch heißes Wasser zum Cbergang in Leim gebracht werden kann. Dieses Verfahren
kann nian kurz als l azerationsverfahren bezeichnen.
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Ein kurzer genereller Vergleich dieser beiden bekannten Verfahrensweisen
ergibt folgendes: Das Druckverfahren ist billiger, weil es keine Säuren erheischt,
ergibt jedoch einen Leim minderer Güte, weil die zur Verwendung kommende hohe Temperatur
die Güte des gebildeten Leimes herabmindert.
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Das Mazerationsverfahren hingegen ergibt bessere Leime, weil diese
Schädigung entfällt, ist jedoch infolge des Preises der verwendeten Säure kostspieliger;
auch verursacht diese Säure in der Regel eine Verminderung der Leimausbeute, weil
sie einen Teil des Knochenknorpels mit angreift. Versuche haben ergeben, daß es
nicht erforderlich ist, die gesamte Knochenerde aus den Knochen zu entfernen, um
den Knochenknorpel heiß wasserlöslich zu machen, sondern daß es vielmehr bereits
genügt, bloß einen gewissen Bruchteil der Knochenerde chemisch zu entfernen, um
diese Heißwasserlöslichkeit zu erreichen.
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Demgemäß besteht nach der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
von Knochenleim durch Mazerieren und nachfolgendem Auskochen der Knochen darin,
daß die Knochen mittels Säuren nur zum Teil entmineralisiert und darauf unter gewöhnlichem
Druck verkocht werden.
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Vorteilhaft ist es ferner, die Knochen vor der Säurebehandlung bis
zur Grießgröße zu zerkleinern.
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Verwendet man als Ausgangsgut unentfettete Knochen, so kann dann beim
Kochen außer Leim auch Fett gewonnen werden.
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Diese Verfahrensweise behebt die beiden vorerwähnten Nachteile des
bisher üblichen vollständigen Mazerationsverfahrens; denn zum Entfernen eines bloßen
Bruchteiles der Knochenerde sind selbstverständlich nur geringere Mengen an Säure
erforderlich als zu deren vollständigem Entfernen, und diese geringere Menge verwendeter
Säuren greift natürlich auch den Knochenknorpel wesentlich weniger an.
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Das erfindungsgemäße Verfahren hat nichts zu tun mit einem früher
vorgeschlagenen Verfahren,
das auf folgenden Voraussetzungen beruht.
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In dem nach den bisher üblichen Verfahren gewonnenen Ossein findet
man stets Knochenteile, die nicht bzw. nicht durchgehend mazeriert sind. Es sind
das die besonders harten Knochen, z. B. die Enden der langen Extremitäten u. a.
Wollte man auch diese durchmazerieren, so müßte man das gesamte Knochengut acht
bis zehn Tage in Salzsäure liegen lassen, dabei würde das Ossein der schon nach
drei Tagen vollständig mazerierten Knochen teilweise verderben, und, der schützenden
Knochensubstanz beraubt, ziemlich bedeutende Mengen leimgebender Substanz an die
Säure abgeben.
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Ein Aussuchen der harten Knochen kommt praktisch nicht in Frage. Beim
Verkochen der mazerierten Knochen mit Wasser bleiben die nicht entmineralisierten
Knochen unverändert zurück und mit ihnen eine Art Mehl oder Schlamm, herrührend
aus gewissen nicht völlig durch die Salzsäure aufgeschlossenen Phosphat- und anderen
Teilchen, wie sie auch in den weniger harten, porösen Knochen sich vorfinden.
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Das obenerwähnte vorbekannte Verfahren unterscheidet sich nun bezüglich
der Entfernung der Knochenerde aus dem Knochengut, soweit dies mit einem normalen
Mazerierverfahren möglich ist, überhaupt nicht von diesen bisher üblichen Verfahren.
Eine unvollständige Entfernung der Knochenerde im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens
kommt hier nicht in Frage; es handelt sich bei jenem früheren Verfahren nur um eine
Nachbehandlung derjenigen harten Knochenteile, die mit normalen Mazerierverfahren
nicht von der Knochenerde befreit- werden können. Demgemäß sollen nach Erledigung
des normalen Mazeriervorgangs die nur einen sehr geringen Bruchteil des vorhandenen
Knochenguts ausmachenden harten Knochen ausgesondert und einer Sonderbehandlung
zu dem Zweck unterworfen werden, um auch bei ihnen die Knochenerde von dem Ossein
zu scheiden.
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Die Durchführung des neuen Verfahrens kann beispielsweise folgendermaßen
erfolgen. i ooo kg Knochen werden etwa 24 Stunden mit 2 ooo Liter 71/2 o/oiger Salzsäure
mazeriert, während die vollständige Mazerierung für die gleiche Menge Knochen 5
ooo Liter 7112 01oiger Säure erfordern würde. Nach Ablauf dieser Zeit wird die entstandene
Salzlösung abgelassen und die Knochen wiederholt mit frischem Wasser bis zur vollständigen
Entfernung der übriggebliebenen Säure gewaschen.
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Die gewaschenen Knochen werden hierauf mehrmals, z. B. achtmal, mit
kochendem Wasser behandelt, bis der größte Teil des in den Knochen enthaltenen Leimes
in Lösung gegangen ist. Die Ausbeuten der einzelnen Kochungen waren bei dem Ausführungsbeispiel
folgende: bei i. Verkochung 540 kg 8,5 oioige Leimbrühe, enthaltend 45,9 kg Leim,
bei 2. Verkochung 800 kg 7,0 o/oige -Leimbrühe, enthaltend 56,o kg Leim,
bei 3. Verkochung 55o kg 5,2 01oige Leimbrühe, enthaltend 28,6 kg Leim, bei 4. Verkochung
5oo kg 3,3 01oige Leimbrühe, enthaltend 16,5 kg Leim, bei 5. Verkochung
670 kg 1,5 ofoige Leimbrühe, enthaltend io,o kg Leim, bei 6. Verkochung
265 kg 2,2 o/oige Leimbrühe, enthaltend 5,8 kg Leim, bei 7. Verkochung
380 kg 2,0 o/oige Leimbrühe, enthaltend 7,6 kg Leim, bei B. Verkochung 26o
kg i,8 ojoige Leimbrühe, enthaltend 4,7 kg Leim.
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Der in den Knochen noch gebliebene Rest an Leim kann erforderlichenfalls
durch das bekannte eingangs erwähnte Druckverfahren gewonnen werden, wozu nur mehr
ein- bis zweimaliges Drücken erforderlich ist.