DE560621C

DE560621C - Verfahren zur Veredlung von kuenstlichen Faeden

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Publication number: DE560621C
Application number: DEL70291D
Authority: DE
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 1927-11-21
Filing date: 1927-11-25
Publication date: 1932-10-05

Description

Verfahren zur Veredlung von künstlichen Fäden Die vorliegende Erfindung beruht auf der Beobachtung, daß die Dehnbarkeit und Elastizität von Kunstfäden erheblich erhöht werden kann, wenn man die künstlichen Fäden mit Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff behandelt.
Das Verfahren ist für Kunstfäden, insbesondere Kunstseide, verwendbar, die aus Cellulose bzw. Cellulosehydrat bestehen, also z. B. Viskoseseide, Kupferseide und Nitroseide.
Besonderen technischen Wert hat es für solche künstliche Fäden, welche sich durch hohe Festigkeiten auszeichnen, z. B. für künstliche Fäden, welche man durch Verspinnen von Viskose in Bäder, die aus starker Mineralsäure, insbesondere starker Schwefelsäure, bestehen oder eine starke Mineralsäure, insbesondere starke Schwefelsäure, enthalten.
Die Behandlung mit Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff kann in zwei Operationen oder gleichzeitig erfolgen. Mit anderen Worten: man kann die künstlichen Fäden vorerst mit Alkalilauge und dann mit Schwefelkohlenstoff oder vorerst mit Schwefelkohlenstoff und dann mit Alkalilauge oder man kann sie mit einer Mischung von Schwefelkohlenstoff und Alkalilauge bzw. einer Emulsion von Schwefelkohlenstoff in Alkalilauge behandeln.
Wesentlich ist, daß die Behandlung mit Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff so geleitet wird, daß die künstlichen Fäden nicht allzu weit xanthogeniert werden, d. h. während der Behandlung sich auflösen oder gänzlich verquellen oder zerfallen. Dies erreicht man z. B. in der Weise, daß man die Dauer der Einwirkung des Schwefelkohlenstoffs in Gegenwart von Alkalilauge nicht allzulange wählt, oder daß man die Alkalilauge nicht zu stark nimmt. Die Gefahr der Auflösung bzw. Verquellung der künstlichen Fäden ist sehr gering, wenn man die Kunstfäden vorerst mit Schwefelkohlensteff tränkt und dann der Wirkung von Alkalilauge aussetzt oder wenn man die künstlichen Fäden mit einer Mischung bzw. Emulsion von Schwefelkohlenstoff mit Alkalilauge behandelt.
Es ist empfehlenswert, die künstlichen Fäden im ungestreckten oder nur mäßig gestreckten Zustande zu behandeln oder, wenn Streckung gegeben wird, solche in einem Zeitpunkt auszuschalten oder zu vermindern, in welchem eine nachträgliche Schrumpfung noch möglich erscheint.
Die künstlichen Fäden können trocken, feucht oder naß der vorliegenden Behandlung unterzogen werden, d. h. man kann, wenn gewünscht, das vorliegende Verfahren auch in den Spinnprozeß einreihen, d. h. es auf den das Spinnbad oder das Umlaufbad oder das Waschwasser verlassenden Faden anwenden.
Künstliche Fäden erlangen bei. der Behandlung gemäß der Erfindung nicht nur erhöhte Dehnbarkeit und Elastizität, sondern ihre Neigung zu knittern wird stark herabgesetzt, und in manchen Fällen; verschwindet sie ganz oder fast ganz.
Die vorliegende Erfindung ist nicht nur auf die Kunstfäden, z. B. Kunstseide (in der Gestalt von Fäden, Garn in Strähnen oder Kopsen oder in der Gestalt von Ketten), als solche anwendbar, sondern auch auf Kunstfäden (z. B. Kunstseide oder Stapelfaser) in Gestalt von gewebten Stoffen. Es ist ferner auch verwendbar auf Gespinste oder Gewebe, welche entweder ganz aus künstlichen Fäden (z. B. Kunstseide, Stapelfaser oder Kunstwolle) bestehen oder auf Gemische von künstlichen Fäden mit natürlichen Fasern, d. h. für Fäden oder Gewebe, welche neben den künstlichen Fäden andere Faserstoffe, z. B. Baumwolle, echte Seide oder echte Wolle, enthalten. l,',ünstliche Fäden bedeutet daher in der Beschreibung und in den Ansprüchen künstliche Fäden, wie Kunstseide, Kunstwolle; Kunstbaumwolle, Kunsthaar u. dgl., in irgendeiner der obenerwähnten Gestalten. Ausführungsbeispiele i. Viskoseseide, dargestellt gemäß des in der Patentschrift 64835 beschriebenen Verfahrens, wird in Form eines fertigen, gegebenenfalls nicht gebleichten Strähnes im ungestreckten Zustande mit Schwefelkohlenstoff getränkt, was z. B. durch Hindurchziehen durch ein Schwefelkohlenstoffbad oder durch Eintauchen in Schwefelkohlenstoff oder durch Behandlung mit zerstäubtem Kohlenstoff o. dgl. geschehen kann. Der Schwefelkohlenstoff kann als solcher oder durch ein entsprechendes Verdünnungsmittel, z. B. Benzol o. dgl., verdünnt verwendet werden.
Die Zeit der Einwirkung des Schwefelkohlenstoffs kann beliebig gewählt werden. In der Regel nimmt der Strähn schon nach wenigen Sekunden bis zwei Minuten die erforderliche Menge Schwefelkohlenstoff auf, so daß im allgemeinen eine ganz kurze Tränkungsdauer genügt. Der mit Sch-,vefelkohlenstoff getränkte Strähn wird nun gegebenenfalls nach Entfernung des Schwefelkohlenstoffüberschusses durch Abpressen, Zentrifugieren u. dgl. in 18- bis 2oprozentige Natronlauge von 15 bis 18° C eingeführt und dort i bis 5 Minuten verweilen gelassen, worauf er gegebenenfalls nach Auspressen oder Ab- schleudern der überschüssigen Natronlauge in 5- bis ioprozentige Schwefelsäure oder irgendein anderes aus der Viskoseteclinik bekanntes Viskosefällbad, z.B. eine io- bis 25prozentige Lösung von Ammoniumsulfat oder in 4pro- zentige Salzsäure oder in das bekannte Müllerbad o. dgl. eingeführt, dort kurze Zeit belassen und dann ausgewaschen und getrocknet wird.
Die Seide, welche vor der Behandlung eine Dehnbarkeit von 4 bis 5 Prozent hatte, zeigt nun eine Dehnbarkeit von 13 bis 18 Prozent. Die vor der Behandlung bestehende Elastizität von 3,5-bis 4 Prozent steigt durch die Behandlung auf 5 bis 6 Prozent. Der Glanz leidet durch die Behandlung nicht.
2. Arbeitsweise wie in Beispiel i, jedoch mit dem Unterschied, daß nicht trockene, sondern nasse Kunstseide, d. h. Kunstseide sofort nach dem Auswaschen, nach dem Spinnen und, wenn sie auf Spulen gesponnen war, nach dem Zwirnen, der Behandlung unterzogen wird.
3. Arbeitsweise wie in Beispiel i oder 2, mit der Abweichung, daß auf o bis minus 5 ° C gekühlte ioprozentige Natronlauge zur Verwendung gelangt.
4. Arbeitsweise wie in Beispiel 1, 2 oder 3, mit dein Unterschiede, daß die Kunstseide nach der Behandlung mit Lauge mit heißem oder kaltem Wasser ausgewaschen und erst dann in das Fällbad eingeführt wird.
5. Kunstseide in Strähnform wie in den vorhergehenden Beispielen wird ohne Strekkung in eine in bekannter Weise hergestellte Emulsion bzw. Mischung von Schwefelkohlenstoff mit i8prozentiger Natronlauge von z. B. io Gewichtsteilen Schwefelkohlenstoff in go Gewichtsteilen 18prozentiger Natronlauge eingeführt und 2 bis 1o Minuten bei 15 bis 2o° C darin belassen. Weiterbehandlung wie im Beispiel i nach der Laugenbehandlung.
6. Kunstseide in Strähnform wie in den vorhergehenden Beispielen wird in 18- bis 2oprozentige Natronlauge von 15' C eingeführt und dort etwa i bis 5 Minuten belassen, worauf der Strähn gegebenenfalls nach Auspressung bzw. Abschleuderung des Laugenüberschusses in flüssigen Schwefelkohlenstoff eingeführt oder Schwefelkohlenstoff dämpfen ausgesetzt wird. Die Einwirkung des Schwefelkohlenstoffs dauert 2 bis io Minuten, worauf der Strähn in der in den vorhergehenden Beispielen beschriebenen Weise fertiggestellt wird.
7. Ausführungsform des Verfahrens nach Beispiel 6, mit dem Unterschied, daß die verwendete Natronlauge nur 5 Prozent stark ist.
An Stelle des Fällbades kann in den vorhergehenden Ausführungsbeispielen auch ein anderes Viskose koagulierendes Mittel, z. B. Dampf, verwendet werden.
Anstatt der in den vorhergehenden Beispielen verwendeten Viskoseseide kann auch gewöhnliche Viskoseseide jeder Art oder auch Kupferseide oder Nitroseide in gleicher Weise behandelt werden.
Die Kunstseide kann auch in ganz oder mäßig gestrecktem Zustande gemäß den vorhergehenden Beispielen behandelt werden. Nur muß dafür gesorgt werden, daß die Streckung vor dem Verlassen der Lauge ausgeschaltet oder herabgesetzt wird.
Beispiele für Behandlung von Geweben oder von Garn, die neben Kunstseide andere Faserstoffe, z. B. Baumwolle, enthalten, ergeben sich von selbst.
Unter starker Mineralsäure bzw. starker Schwefelsäure wird eine Mineralsäure verstanden, deren Mineralsäuregehalt einer Schwefelsäure ven mindestens 5o Prozent Monohydratgehalt entspricht.

Claims

PATENTANSPRUCH Verfahren zur Nachbehandlung künstlicher Fäden aus regenerierter Cellulose, dadurch gekennzeichnet, daß man die Fäden durch Behandeln mit Alkalilaugen und Schwefelkohlenstoff oder auch in umgekehrter Reihenfolge mit diesen Flüssigkeiten oder auch mit einem Gemisch von Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff zur Schrumpfung bringt und die so bearbeiteten Fäden anschließend der Einwirkung solcher Mittel, welche Viskose zu koagulieren vermögen, insbesondere der Einwirkung an sich bekannter Fällflüssigkeiten, aussetzt.