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Verfahren zur Veredlung von gerÖstetem oder ungerÖstetem Bast von
Flachs oder Hanf bzw. deren Abfall Bei der chemischen Aufbereitung von Flachs- und
Hanfwerg bzw. deren Abfällen züi spinnfähigem, Material, das in Baumwoll-oder Wollspinnereien
Verwendung finden soll, wird nach den bisher bekannten Methoden loses wirres Material
in geeignete Kochkessel gepackt und diarin nach bekannten Vorschriften meist verschiedenartigen
aufeinanderfolgenden chemischen Einwirkungen ausgesetzt. Durch diese Behandlungen
wird das immer mehr in seine Einzelfasern aufgelöste Flachswer- nicht nur stark
zusammengepreßt, sondern auch verfilzt, so daß Faserkuchen entstehen. Die Öffnung
dieser verfilzten Massen in nassem oder gar trockenem Zustande ist mit mehr Moder
weniger starken Beschädigungen eines beträchtlichen Anteiles der gewormenen Fasern
verbunden, so daß als Endresultat ein Fasergernisch gewonnen wird, dessen größerer
Anteil aus Fasertrümmern unter io mm Stapellänge besteht, das außer-.dem noch durch
die Hantierung des aufgeschlossenen Flachsmaterials in Waschapparaten (Leviathanen,
Holländern) und verschiedenen Zupfmaschinen sehr viele Noppen (Nisse) enthält, die
seine Verarbeitung im Spinnprozeß erschweren und unrentabel machen.
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Die Verfilzung zu festen Faserkuchen in den Behandlungsbehältern verhindert
außerd#m eine rasche gleichmäßige Durchdringung dieser Kuch#e#n mit,den Behandlungslösungen,
. so daß die Prozesse lange Zeit in Anspruch nehmen, oder auch umfangreiche
Apparaturen besonders für das Auswaschen - am Schluß
der
Behandlung notwendig werden, deren Betrieb eb.-nfalls kostspielig ist.
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Um dieses ' Verfilzen des Fasergutes zu verhindern, -wurde
bereits der Vorschlag ge-
macht, das wirre Faserinaterial zwischen ei-1-1-losen
Bändern durch die Latige hindurchzu-I führen oder es zwischen sehr langen Siebbändern
auf Spulen aufge-,vickelt zu behandeln. Aber auch diese Verfahren können ein 'Verfilzen
der Fasern wenigstens am Schluß der Hantierung nicht verhinderii,oder sie erfordern
eine diskontinuierliche Behandlung cles Materials. Alle diese übelstände werden
durch die Eriindung fast vollkommen beseitigt-, und es wird -eine in hohem Grade
wirtschaftliche Aufschlußmöglichkeit für Flachs- und Hanf#,v--rg bzw. Abfälle aus
diesem Material geschaffen.
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Das Wesen dieser Erfindung liegt darin, daß, entgegen der bisherigen
Arbeitsweise, das rohe Fasermaterial nicht in wirreni Zustande den chemischen Vorgängen
unterworfen wird, sondern in einer geordneten endlosen Bandform, z.B. als Kardenband.
Dieses Band wird in einer geeigneten Vorrichtung, z.B. an sich bekannte Bandführung
mit QuetschWerken, vor dem Einbringen in die @blichen Aufschluß- bzw. Bleichapparaturen
in einer Ätzalkalilauge zwischen 501', und 30'1" Ätznatron bzw. zwischen
5'1, und 40'/, Ätzkali oder Mischungen bei--der Ätzalkalien, gegebenenfalls unter
Zusatz von Ätzkalk und Netzmitteln, bei Temperaturen zwischen o' und 5o' vorbehandelt.
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Die Einwirkung starker Ätzalkalilauggen auf bereits durch Röste oder
andere cheinische Verfahren aufgeschlossene Bastfasern zum Zwecke der Kräuselung
(Verwolltnig) ist be-Immit; neu ist dagegen die Anwendung einer solchen Behandlung,
derart, daß durch die Imprägnierting des Kardenbandes aus Bastfasern, besonders
wenn es sich uni solche aus ungeröstetein g' rünem Rolibast handelt, eine Form des
Faseraufschlusses erzielt wird, die für die Verarbeitung nach den Verfahren der
Woll- und Bauinwollspinnerei ganz besonders geeignet ist. Außerdem wird die vorher
geschilderte Anwendung der Bandform für das aufzuschließende Material erst dadurch
ermöglicht, daß das Faserbastmaterial, ohne Gele « genheit zu fin#den, sieh
aus dem Verbande der Bandforin zu lösen, in verhältnismäßig kurzer Zeit sich in
Einzelfasern bzw. kleine Bündel von -solchen aufzulösen beginnt und so eine leichte
Verfilzung innerhalb des BandIes hervorruft. Diese Verfilzung wird unterstützt durch
die an sich bekannte gleichzeitige FaserkrIuselun- und das Band wird so weiter in
sich gefestigt, daß es sich nunmehr,' I b
ohne auseinanderzufahren,
auch ohne Bandführung weiterleiten, aufwickeln oder in Kessel einlegen und nach
erfolgter weiterer chemi.;clier Behandlung. ohne züi zerreißen, in endlos geführter
Form wieder herausnehmen läßt. Dieser durch die Behandlung dcs Faserhandts mit starker
'-"Zatronlau,-e bewirkteVoraufschluß un.1 die da-durch gleichzeitig erzielte innere
Verfestigung des Bandes ergibt ferner z# t' den Vorteil, daß die sich bildenden
kleinen Faserbündel bzw. Einzelfasern annähernd in Parallellagerung fixiert werden,
wodurch alle späteren mechanischen Auft-eilungsoperationen dieses Bandes mittels
der bekannten Mascliinen der Woll- bzw, Batimwollspinnerei, wie Karde, Zylin#der-
oder Narlelstabstrecke. ohne ungewollte Beschädigting les Fasermaterials möglich
getnacht werden.
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Die besondere Wirkung des Voraufschlusses mit hochprozentigen Ätzalkalilaugen
liegt aber hauptsächlich darin, daßdieVerunreinigungen der Bastfaserbün-del in kurzer
7eit eine hohe und gleichmäßige Aufquellung tind weitgehen de Lösung erfahren, diie
nicht nur das parünchymatische Rindengewebe und die Kutikularschicht, sondern in
gleicher Weise auch die 'Mittellamelle der prostlicliym-,itisclien Faserzellen umfaßt.
Dies führt züi einer bleibenden Auflockerung des gegenseiti,Yen Verban:des rler
Eleinentarfasern, besonders dann, wenn durch geeignete Weiterbehandlung, wie Auskochen
mit oder ohne Einwirkung verschiedener an sich bekannter Chemikalien. Auswaschen,
Bleichen, Aviviereii, die Auflockerung mindestens erhalten und. die Wiederverklebung
verhindert wird. Dabei kann nian durch geei-nete Lenl<:un- des der Lau-eniniprägnierung
folgenden Vererlelungsproel z# b
zesses entweder die Stapellätige des Aus-"angsniaterials
fast vollständig erhalten oder jede beliebige Stufe der Aufteilung in Einzelfasern
oder kleinere Faserbündel hervorrufen.
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Man kann auf diese Weise zwar weitgehend 2D gereinigte, jedoch in
ihrem Stapel gegenüber dem Ausgangsl-naterial wenig veränderte Fa-I sern erhalten,
die infolge der Auflockerundes gegenseitigen Verbandes der Elementarfasern, im Gegensatz
züi cleii nach den bisher üblichen Verfahren gewonnenen so,-. halbaufgeschlossenen
Fasern (als Hall)cottr)nine bekannt), weich und elastisch sind und für die nachfolgenden
Vorgänge der spinntechiiischen Verarbeitung bedeutende Vorteile init sich bringen.
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Die Auflockerung der r-aserbüii,iel, die züi zahlreichen Aufspleißungen
längs der Faserachse führt, ermöglicht ini Zusaminenhange mit der an sich bekannten
Kräuselun,- der Fasern eine ausgezeichnete Florbildung besonders beiDurchführung
desKrempelprozesses.
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Die Auflockerung und beginnende Aufspleißung der Faserbünd-el bietet
aber weiterhinden Vorteil, daß diese sich durch -lie entsprechen
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mechanischen Einwirkungen des Spinnprozesses in immer feinere Elementarfaserbündel,
ja, sogar in Eleinentarfasern leicht und größtenteils ohne Faserbeschäffigung auseinanderziehen
lassen.
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Dieses Faserniaterial is-t nicht nur frei von Nissen und sehr arm
an so-. Prügelfasern, sondern enthält auch einen denkbar geringen Anteil von kurzen,
- in den Streckwerken schwimmenden Fasern. Dies alles ermöglicht seine einwandfreie
Verarbeitung auf den bekannten Maschinen sowohl Ader Baximwoll- als auch der Wollspinnerei,
besonders auch nach den Drei- und Mehrzylirriderverfahren. N.fan erhält so entweder
mit dem veredielten Faserniaterial alle-in oder in Mischung mit anderen Spinnstoffen
Garne von hohen Gleichm-äßigkeits- und Festigkeitseigenschaften.
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Die Ordnung,des Faserinaterials vor dein Aufschluß und der Erhaltung
dieser Ordnung über den ganzen chemischen Aufschließungsvorgang his zum wieder getrockneten
Faserband verhindert des -,veiteren in vorteilhafter Weise die unkontrollierbare
und schädliche Verwirrung des wertvollen Fasergutes und ermöglicht"die leichte Öffnung
des Bandes auf den übliche#n Maschinen der Baumwoll- oder Wollspinnerei, so daß
dieses Band unmittelbar der Speisungsvorrichtun 'g der Krempel, ja sogar
direkt entsprechend eingestellten Streckwerken (iN-adelstab- oder Zylinderstreckwerken)
zur Öffnung und Verarbeitung #-orgelegt -werden kann.
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Nachstehend werden einige Ausführungsbeispiele -des neuen Verfahrens
gegeben, ohne ,uluß dieses aber in bezug auf seine Anwen-(lungsmöglichkeiten auf
diese Ausführungsbeispiele beschränkt wäre. Beispiel i Kardenband aus Abfall von
köstflachswerg wird in einer Vorrichtung aus mehreren (#tietschwerken und dazwischenliegenden
doppelten Transportbändern mit einer Natronlauge von io#!o Ätznatron bei
25- 1 Minute imprägniert, darauffolgend kurz gespült und sofort iii den Einsatzkorb
eines Autoklaven eil#gelegt.
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Anschließend wird 2 Stunden lang in einer U-aschlauge von o,ilf, Ätznatron
bei etwa 7003 gekocht, gut gespült, mit einer Hypochloritlauge, von i
g aktivem Chlor im Liter ,gel)Iv.iclit, entchlort und gut gespült.
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Das fertig aufgeschlossene Fas-erband wird z aus cl ein Kessel herausgezogen,
durch eine .`Ivivierungslösung von :2kg- Batschöl und 2 kg Marseillerseife in ioo
1 Wasser hindurchgeführt, abgequetscht, ausgeschleudert un.".l in einer Trockenhänge
gettocknet. Das so erhalt,-ne veredelte Faserband wird auf einem Zylinderstreck,werk
auf Nummer gebracht und unter allmählicher Verkürzung der -Abstände Z,
z#-,-isclien
den Streckwalzen in mehrmaligen Streckoperationen imnier weiter elementarisiert.
Zuletzt wird init Zellwollstreckenband iiii Verhältnis i : i gemischt und
das so erhalteiie Streckenband auf den üblichen Verarheitungsmaschinen der Baumwollspinnerei
(Flver, Trossel) zu Garn gesponnen. Beispiel _q Kardenband aus Grünflachsabfallwerg
wird z# wie in Beispiel i, jedoch mit einer Natronlauge von :25 "/, Ätznatron bei
:25' -- Minuten imprägniert. -Nach kurzem Spülen -wird das Band auf Bohinen aufgewickelt
und diese Bobinen im Apparat unter Zirkulation der Reaktionslösung den weiteren
Reinigungs-, Bleich- und Avivaggeoperationen unterworfen, nach deren Beendigung
und sorgfältigem Z>
Spülen die Bänder entweder auf den Bobinen ohne Abwickeln
durch Hindurchsaugen -%varmer Luft oder nach Abwickeln in einer geeigneten Trockenvorrichtung
(Hange-, Hürden-, Bandtrockner) getrocknet weerden. Die trockenen Bänder werden
durch eine Nadelstabstrecke des Xamnigarnspinnsortimentes #-erzogen und auf Nuinmer
gebracht, wobei gleichzeitig ihre öffnung erfolgt, und im übrigen nach den 'bekannten
Spinninethoden .init Zellwolle von längerem Stapel geinischt und zu 'Mischgarn verarbeitet.
Beispiel 3
Kardenband aus Grünhanf- oder Grünflachswerg wird wie in Beispielen
i und 2, iedoch mit Kalilauge von 1501, Ätzkali bei 30' --Minuten imprägniert.
Darin wird das Band auf einer Anordnung von Saug7ellenfiltern gewaschen, mit verdünnter
Natronlauge abgekocht, gebleicht, init lieißelil'Bisulfit nachbebandelt, gewaschen,
abgesaugt und in der Hänge getrocknet. Die trockenen Bänder werden auf den bekannten
Wickelvorrichtungen clicht nebeneinander auf Trommeln gewickelt und von diesen direkt
durch die Zuführungswalzen einer Kreinpel abgewickelt.
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Das erhaltene Krempel- (oder Karden-) Band wird nach den üblichen
Methoden der Baumwoll- oder Wolldreizylinderspinnerei zu Garn, o-einischt mit aiiderün
Spinnstoffeil oder rein weiter verarbeitet.