DE551326C - Verfahren zum Reinigen und Entkeimen von Schwimmbeckenwasser - Google Patents
Verfahren zum Reinigen und Entkeimen von SchwimmbeckenwasserInfo
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Description
Die Reinigung von Schwimmbeckenwasser geschieht vielfach derart, daß das Wasser
dem Becken entnommen, mittels einer Rohrleitung Filtern zugeführt wird und durch
eine Verbindungsleitung, in die Chlorgas oder Chlorwasser mit Hilfe von geeigneten
Dosierungsvorrichtungen einströmt, dem Becken wieder zuströmt. Dieser durch ein geeignetes, an einer beliebigen Stelle des
Rohrleitungssystems angeordnetes Pumpwerk bewirkte Kreislauf des Wassers gestattet
während der Badezeit ein mehrfaches Umwälzen des Badewassers, wodurch neben einer gewissen Reinigung auch eine Verminderung
des Keimgehaltes des Badewassers erfolgt.
!Diesem Verfahren haften jedoch eine Reihe von Übelständen an. In erster Linie ist zu
berücksichtigen, daß das ständig umgewälzte Wasser während langer Zeitperioden in Verwendung
steht und nur zum geringen Teile — nämlich nur insoweit es durch Verdunstung
und Versprit/ung verlorengeht — durch Frischwasser ersetzt und daher fortwährend
durch die Ausscheidungen der Badenden, namentlich durch Schweiß, Harn und durch sonstige Schmutzstoffe, verunreinigt wird.
Eingehende Versuche haben nun ergeben, daß die während des Badebetriebes in das
Wasser. gelangte und in Lösung befindliche organische Substanz durch die geringen bisher
verwendbaren Chlormengen nicht angegriffen wird, wodurch sich das Badewasser ständig mit organischer Substanz* anreichert.
Eine Erhöhung des Chlorzusatzes kommt aber bei der bisherigen Reinigungstechnik
nicht in Frage, weil sich einerseits durch den hierdurch auftretenden Chlorgeruch die
Badelust und im gleichen Sinne das Badebedürfnis verringert; andererseits aber sind
Chlormengen, welche die im Wasser befindliche organische Substanz angreifen würden, auch
für den menschlichen Organismus schädlich.
Man hat versucht, an Stelle von Chlor Chloramin oder andere Chlor abspaltende
Substanzen zu verwenden. Durch diesen Ersatz wird zwar der Chlorgeruch vermindert,
aber der hauptsächlichste Übelstand — nämlich die dauernde Anreicherung des Badewassers
mit organischer Substanz — wird hierdurch nicht vermieden, weil Chloramin in
den in Frage kommenden Mengen organische Substanz nicht oder nur in ganz geringer
Menge angreift.
Ein weiterer Nachteil der bisherigen Badewasserreinigung
besteht darin, daß die vorerwähnten, durch die Badenden in das Wasser kommenden Verunreinigungen zur Zeit der
erhöhten Frequenz in reichlicher Menge in das Wasser gelangen, wodurch während des
starken Badebesuches der Fall eintreten kann, daß infolge der Aufzehrung der gesamten
zugesetzten Menge an Chlor oder an Chlor abspaltendem Produkt ein Abtöten der durch
die Badenden allenfalls in das Wasser gelangenden Krankheitskeime gerade zur Zeit
erhöhter Infektionsgefahr nicht erfolgt. Auch bei strengster Beaufsichtigung des Betriebes
ist es aber nicht mÖgEch, den Zusatz an Chlor oder an Clilor abspaltender, Substanz mit den
jeweiligen Schwankungen der Chlor zehrenden Substanz ständig in Einklang zu bringen.
Endlich sei noch auf den weiteren bei der bisherigen Badewasserreinigung allgemein gerügten
Übelstand hingewiesen, der sich dadurch bemerkbar macht, daß den mit dem chlorhaltigen Badewasser in Berührung gebrachten
Gegenständen, insbesondere Wäschestücken, der Chlorgeruch mitunter stundenlang nach Verlassen des Bades anhaftet. Der
Grund dieser Erscheinung ist der, daß sich das dem Wasser zugesetzte freie Chlor bei
den geringen Konzentrationen nahezu vollkommen als unterchlorige Säure im Wasser
vorfindet und diese Säure eine ziemlich geringe Flüchtigkeit besitzt.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein Verfahren, durch welches diese geschilderten
Übelstände vermieden werden und welches gestattet, daß einerseits die Keime abgetötet
und die gelöste organische Substanz im weitestgehenden Maße ständig zerstört wird,
daß ferner die durch erhöhte Badefrequenz eintretenden Schwankungen im Verunreinigungsgrade
des Badewassers von möglichst geringem Einflüsse sind und daß endlich die
Badenden weder durch das Badewasser selbst noch durch Wäschestücke u. dgl. Geruchsbelästigung
erfahren.
Zur Erklärung des nachfolgend beschriebenen Verfahrens sei vorerst erwähnt, daß
nach Ergebnissen von Versuchen die Menge des aufgezehrten Chlors keineswegs einen
konstanten Wert darstellt, sondern daß die Chlorzehrung in dem Maße steigt, wie die zugesetzte
Chlormenge erhöht wird und daß ferner ein Angriff der organischen Substanz durch Chlor erst stattfindet, wenn dessen Konzentration
einen bestimmten Wert erreicht. Das wirksame Chlor muß daher in relativ großer Menge zugesetzt werden, ein Umstand,
der bei der bisherigen Badewasserreinigung aus den erwähnten Gründen nicht möglich ist.
Das vorliegende Verfahren besteht nun darin, daß das dem Schwimmbecken entnommene
Wasser einerseits mit einer genügenden, zur weitestgehenden Zerstörung der gelösten
organischen Substanz ausreichenden Menge von überschüssigem Chlor oder Hypochlorit
versetzt und zweckmäßig nach Passieren eines Filters hierauf zur kontinuierlichen Entfernung
des Chlorüberschusses über kohlenstoffhaltiges Material geführt wird und hierauf
dem Becken wieder zuströmt; ferner wird erfindungsgemäß an einer beliebigen Stelle dem
Wasser eine geringe Menge von Ammoniak, Ammonsalz oder Amin zugesetzt.
Hierdurch wird erreicht, daß durch den ausreichenden Chlorzusatz nicht nur die
Keime abgetötet werden, sondern auch die organische Substanz abgebaut wird. Aber
diese zerstörende Chlorwirkung erfolgt nicht wie bisher im Schwimmbecken selbst, sondern
außerhalb des Beckens, wodurch die Badenden vom Chlor nicht belästigt werden können. Die durch den Zusatz von Ammoniak,
Amin oder Ammonsalz zum Wasser und dadurch bedingte Bildung von geringen Mengen Chloramin, die durch das kohlenstoffhaltige
Material in geringerem Maße zerstört werden als freies oder als Hypochlorit gebundenes Chlor und daher in bakterizider
Menge im umwälzenden Wasser verbleiben, bewirkt zudem, daß dauernd eine Keimabtötung
im Badewasser erfolgt, ohne daß die Badenden Geruchsbelästigungen oder irgendwelchen
Schädigungen ausgesetzt wären.
Das Verfahren kann durch folgende Ausführungsbeispiele erläutert werden:
Der tiefsten Stelle des Beckens wird 8g Wasser entnommen, und dieser Wassermenge
werden etwa 6 bis 8 mg Chlor pro Liter hinzugefügt; es fließt dann einem Sandfilter zu,
aus welchem es in sterilem Zustande und die organische Substanz größtenteils in abgebauter
Form, aber daneben noch überschüssiges Chlor enthaltend, ausfließt. Es gelangt dann
in einen Behälter, der ein kohlenstoffhaltiges Material in solcher ausreichender Menge enthält,
daß das Chlor nach Passieren des Kohlenstoffs in Chlor-Ion umgewandelt ist. Nun wird es dem Becken im Kreislauf durch
ein Pumpwerk wieder zugeführt. Ferner wird dem Wasser an einer beliebigen Stelle,
entweder im Becken oder während seines Laufes außerhalb des Beckens, durch einen
geeigneten Dosierapparat 0,2 bis 1 mg Ammoniak, eines Amins oder eines Ammonsalzes
pro Liter umgewälzten Wassers zugefügt.
Enthält das Wasser größere Mengen Mangan, dann wird entweder das vorerwähnte
Filter mit manganhaltigem Sand beschickt, oder es wird nach dem gewöhnlichen Sandfilter
noch ein besonderes Mangansuperoxydfilter angeordnet.
Zur Hervorhebung der durch die Erfindung erzielten Effekte werden im nachfolgenden
zahlenmäßige Angaben über die Zusammensetzung eines Badewassers vor und nach Behandlung gemäß der Erfindung und
vor und nach der Behandlung gemäß einem bekannten Verfahren angegeben, das ohne hlorüberschuß durchgeführt wird: iao
Die Vergleichsversuche wurden mit zwei verschiedenen Flußwässern ausgeführt.
a) In dem einen Falle, der vorliegendem Verfahren entspricht, wurden die beiden
Wasser mit 5 bis 5,5 mg/l Chlor und 0,8 mg/1 Ammoniumchlorid versetzt und nach einer Einwirkungszeit
von 20 Minuten durch ein Sandfilter und hierauf durch ein Kohlefilter hindurchfließen
gelassen. Die Kohleschicht betrug 50 cm, die Wassergeschwindigkeit war hierbei 0,1 cm/Sek. Nach Passieren des Sandfilters
enthielt das Wasser 0,6 mg/1 Chlor, nach Passieren des Kohlefilters 0,05 mg/1 Chlor
(letzteres jedoch nur in Form von Chloramin).
b) Im anderen Falle wurden in Nachahmung des bekannten Verfahrens die beiden
Wasser mit 1 mg/1 Chlor und 0,5 mg/1 Ammoniak versetzt und nach 20 Minuten
Einwirkungszeit durch ein Sandfilter (ohne Kohlefilter) hindurchfließen gelassen.
Das Ergebnis der Untersuchung der Zusammensetzung der Wasser vor und nach der
Behandlung ist folgender Tabelle zu entnehmen :
Vor der
Behandlung
Behandlung
Nach vorl.
Verfahren
Verfahren
Bekanntes Verfahren
Flußwasser ι in mg 1.
KMnO4-Verbr. 18,4 3,2
KMnO4-Verbr. 18,4 3,2
Chlorzahl nach
Froböse . .. 12,3 i,S
Froböse . .. 12,3 i,S
Farbe nach
Hazzan und
Whipple ... 34
Hazzan und
Whipple ... 34
Eisen 0,25 ο
Freies Cl2. ... 0 0,05
Keimzahl pro
ι cnr
8500
13.5
9,8
9,8
30
0,20
Spur
0,20
Spur
25
Vor der
Behandlung
Behandlung
Nach vorl.
Verfahren
Verfahren
Bekanntes Verfahren
Fluß wasser 2
KMnO4-Verbr.
Farbe
Eisen
Freies Chlor..
36,8
58
58
Spur
ο
ο
4.2
2 0
0,07
2 0
0,07
28,5
50
Spur
ο
50
Spur
ο
Aus der vorstehenden Tabelle ist ohne weiteres ersichtlich, daß das vorliegende Verfahren
dem bekannten Verfahren in seiner Wirkung weit überlegen ist.
Claims (2)
1. Verfahren zum Reinigen und Entkeimen von Schwimmbeckenwasser mittels
überschüssigen Chlors unter Nachbehandlung mit einer zur Umwandlung des Chlors in Chlor-Ion genügenden Menge
kohlenstoffhaltigen Materials und gegebenenfalls unter Anordnung eines in
den außerhalb des Beckens in den Wasserlauf befindlichen Filters, dadurch gekennzeichnet,
daß dem im Becken befindlichen Wasser oder dem Wasser während seines Laufes von der Entnahme bis zum Wiedereintritt
in das Becken Ammoniak, Amin oder ein Ammonsalz zugesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in den Lauf
des Wassers von der Entnahme bis zum Wiedereintritt in das Becken ein mit mangansuperoxydhaltigem Material gefüllter
Behälter angeordnet wird.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
CS350540X | 1929-03-13 |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE551326C true DE551326C (de) | 1932-06-03 |
Family
ID=5452386
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1930551326D Expired DE551326C (de) | 1929-03-13 | 1930-03-01 | Verfahren zum Reinigen und Entkeimen von Schwimmbeckenwasser |
Country Status (3)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE551326C (de) |
FR (1) | FR691822A (de) |
GB (1) | GB350540A (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3439833A1 (de) * | 1984-10-31 | 1985-03-21 | Ehrenstrasser, Hans, Innsbruck | Verfahren und vorrichtung zur filterung und desinfektion einer waessrigen, hochkonzentrierten salzloesung zu badezwecken |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US2552490A (en) * | 1946-02-27 | 1951-05-08 | Wallace & Tiernan Inc | Active chlorine-containing composition |
-
1930
- 1930-03-01 DE DE1930551326D patent/DE551326C/de not_active Expired
- 1930-03-12 FR FR691822D patent/FR691822A/fr not_active Expired
- 1930-03-12 GB GB8076/30A patent/GB350540A/en not_active Expired
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3439833A1 (de) * | 1984-10-31 | 1985-03-21 | Ehrenstrasser, Hans, Innsbruck | Verfahren und vorrichtung zur filterung und desinfektion einer waessrigen, hochkonzentrierten salzloesung zu badezwecken |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
GB350540A (en) | 1931-06-12 |
FR691822A (fr) | 1930-10-27 |
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