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Sechsrollenwalzwerk Zum Auswalzen von Streifen führen sich zunehmend
Sechsrollenwalzwerke mit angetriebenen Arbeitswalzen ein. Eine weitere Verbesserung
der Wirtschaftlichkeit solcher Walzwerke würde erzielbar sein, wenn es gelänge,
die Kosten der Arbeitswalzen herabzusetzen und die für das Wechseln der Walzen erforderliche
Zeit zu verkürzen. Zur Erreichung dieses Zieles ist bereits vorgeschlagen worden,
nicht massive, sondern hohl gebohrte 'Walzen zu verwenden, die an beiden Seiten
auf nach Art einer Kupplung ein- und ausrückbare Zapfen aufgesetzt werden. Es ist
dabei aber erforderlich, die Teile der Innenbohrung der Walzen, die auf den Zapfen
aufsitzen, genau zu bearbeiten. Zum Auswechseln der Walzen muß man einen Zapfen
herausziehen, dann die Walze auswechseln und den Zapfen wieder in die neue Walze
einführen. Ein solcher Walzenwechsel nimmt immerhin noch so viel Zeit in Anspruch,
daß er den Betrieb des Walzwerks merklich verteuert. Außerdem erfordert die Bearbeitung
der Innenbohrung nennenswerte Kosten.
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Sowohl die Kosten der Walzen wie die Betriebskosten werden durch die
Erfindung erheblich vermindert.
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Die schematische Anordnung des bekannten Sechsrollenwalzwerks ist
in Abb. z dargestellt. Abb. 2 zeigt ebenfalls schematisch die übliche Ausführung
der Arbeitswalzen mit ihrem Antrieb von einem Kammwalzgerüst. Abb. 3 zeigt die Ausführung
der Arbeitswalze gemäß der Erfindung, Abb. 4 eine besondere Antriebsart. Gemäß der
Erfindung werden die Walzen als zapfenlose hohlzylindrische Rollen ausgeführt, deren
Innenfläche nicht genau bearbeitet zu sein braucht (Abb.3). Diese hohlen Zylinder
werden auf die Antriebsachsen lose aufgesetzt. Sie brauchen nicht schließend auf
diese zu passen, da die Führung und Lagerung durch die Stützwalzen bewirkt wird.
Antriebsachsen und hohle Arbeitswalzen brauchen lediglich durch eine beliebige Mitnehmereinrichtung
miteinander gekuppelt zu sein, wie dies Abb.3 in einem Ausführungsbeispiel darstellt.
Je beweglicher dabei die Hohlwalze bezüglich der Antriebsachsen bleibt, um so weniger
werden Kammschläge und Spindelstöße auf das Walzgut einwirken können, so daß man
mit einem vereinfachten Kammwalzgerüst oder sogar mit einem einfachen Vorgelege
auskommt. Für kleine und leichte Walzwerke können die Antriebsachsen so lang und
so dünn ausgebildet sein, daß sie sich leicht durchbiegen können (Abb. q.). Die
leichte Auswechselbarkeit der Arbeitswalzen ermöglicht es, daß diese für verschiedene
Stiche in demselben Walzverfahren oder für verschiedene Metalle andere Balligkeit
haben.
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Es sind früher Hohlwalzen auf quadratischen oder unrunden Achsen vorgeschlagen
worden; solche bewirken jedoch keine Verbilligung, weil die Herstellung der Bearbeitung
unrunder Löcher erhebliche Kosten verursacht, während hohlzylindrische Walzen mit
nicht bearbeiteten Bohrungen nur die Hälfte bis ein Fünftel e ntsprechender
Walzen
mit Zapfen kosten. Der erwähnte Vorschlag bezog sich zudem auf Duowalzwerke, so
daß eine schwierige. und kostspielige Lagerung der auf urrunde Achsen aufgesteckten
Walzen erforderlich wurde. Die Vorrichtung nach der Erfindung hat auch nichts mit
der bekannten Vorrichtung zu tun, nach der V4ralzen auf eine Stahlachse so aufgesetzt
werden, daß im kalten Zustande ein gewisses Spiel zwischen Achse und 'Walzenmantel
gegeben ist und daß die Achse um das bei der Erwärmung auftretende Ausdehnungsmaß
kleiner angefertigt ist als die Bohrung des Mantels. Bei dieser bekannten Vorrichtung
muß nämlich die Innenoberfläche der Walzen trotzdem genau bearbeitet werden, damit
bei der Arbeitstemperatur ein genauer Sitz des Mantels auf der Achse vorhanden ist.
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Ein weiterer sehr wesentlicher Vorteil der hohlen, zapfenlosen Walzen
gemäß der Erfindung beruht darauf, daß sie in einem Bruchteil der Zeit gewechselt
werden können, die für Walzen mit durchgehenden Zapfen oder mit ein- und ausrückbaren
Zapfen erforderlich ist. In dem erwähnten Ausführungsbeispiel sind nur die Muttern
zu lösen, worauf die lose auf den Antriebsachsen sitzenden Hohlwalzen mit zwei Griffen
ausgetauscht sind. Die Sicherung der Walzen auf den Antriebsachsen kann in der verschiedensten
Weise bewirkt werden, sie muß nur der Bedingung rascher Lösbarkeit genügen.
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Die Hohlwalzen liefern weniger Ausschuß beim Härten und nehmen eine
bessere Härte an. Auch eine Vereinfachung der Walzwerke selbst läßt sich bei Verwendung
der Hohlwalzen gewinnen, indem man in vielen Fällen auf Kuppelspindeln und Kuppelmuffen
verzichten kann, da die lose auf den Antriebsachsen sitzenden Walzen bereits die
Beweglichkeit haben, die sonst durch die Zwischenschaltung der Kuppelmuffen erreicht
werden muß.
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Für kleinere oder leichtere Walzwerke kann man die Antriebsachsen
etwas länger und dünner ausführen, so daß sie sich unmittelbar biegen können.
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Ein ganz wesentlicher Fortschritt in der Walztechnik wird durch die
Abkürzung der für den Walzenwechsel erforderlichen Zeit erreicht. Es ist bekannt,
daß ein bestimmtes Metall unmittelbar nach einer Glühung mit Walzen von sehr geringer
Balligkeit gewalzt werden sollte. Beim nächsten Stich ist das Metall bereits halbhart
und sollte mit etwas stärker balligen Walzen bearbeitet werden, um erst beim dritten
und folgenden Stichen auf Walzen der g rc Zißten Balligkeit zu kommen.
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Ähnliche Verhältnisse liegen vor, wenn Metalle verschiedener Härte
nacheinander auf demselben Walzwerke gewalzt werden sollen, z. B. Kupfer nach Messing
oder Neusilber. Und ebenso sollte man verschieden ballige Walzen verwenden, wenn
das gleiche Metall auf verschiedene Endstärken gewalzt werden soll.
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Es ist bekannt, daß falsche oder ungeeignete Balligkeit die Ursache
des größten Teiles des beim Kaltwalzen entstehenden Schrottes und Abfalles ist.
Trotzdem konnte man bisher die vorstehenden Erkenntnisse nicht nutzbringend auswerten,
weil der Walzenwechsel zu lang dauerte und der hohe Walzenpreis verhinderte, daß
man eine große Zahl von Walzen verschiedener Balligkeit im Vorrat halten konnte.
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Der vorstehend mehrfach erwähnte Ausdruck Metall soll sowohl reine
Metalle wie Legierungen umfassen.