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Verfahren zur Herstellung von Veredelungsprodukten aus Wollfett Wenn
man Wollfett unter geeigneten Bedingungen in der Wärme mit Ammoniak oder organischen
Basen behandelt, so bilden sich Amide bzw. substituierte Amide der Wollfettsäuren,
die sowohl für sich als auch im Gemisch mit den im Wollfett vorkommenden nichtsauren
Bestandteilen technisch wertvolle Prödukte darstellen.
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Die Herstellung solcher Veredelungsprodukte kann nach den bekannten
Methoden zur Darstellung von Säureamiden erfolgen, z. B. entweder indem man das
Wollfett mit überschüssigem Ammoniak oder Amin zweckmäßig unter Druck erhitzt oder
indem man durch hocherhitztes Uollfett die Dämpfe von Ammoniak oder Aminen durchleitet.
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Die durch amidierende Behandlung entstehenden Produkte sind je nach
dem angewandten Ausgangsmaterial und den zur Umsetzung verwendeten stickstoffhaltigen
Basen Stoffe von dünnflüssig öliger bis zu wachsartig fester Konsistenz. Sie eignen
sich einerseits als Schmiermittel oder als Zusatzstoffe zu Schmiermitteln, besonders
zur Herstellung von Starrschmieren, anderseits können sie wegen ihres hohen Emulgiervermögens
auch zur Erzeugung von Emulsionen technischer oder kosmetischer Art Verwendung finden.
Auch zeigen sie in ausgeprägtem '.Maße rostverhindernde Eigenschaften, so daß ihre
Verwendung als Rostschutzmittel vorteilhaft ist. Es ist zwar bekannt, hochmolekulare
Fettsäuren oder deren Glycerinester durch Behandlung mit stickstoffhaltigen Basen
in der Wärme in Amide überzuführen. Das Wollfett enthält wohl je nach der Vorbehandlung
mehr oder weniger geringe Mengen von freien Fettsäuren. Zum größten Teil besteht
es aber aus den Estern hochmolekularer Fettsäuren mit hochmolekularen Alkoholen.
Diese Ester sind außerordentlich schwer verseifbar, und so war es überraschend,
daß die üblichen Amidierungsmethoden auch bei den im Wollfett vorkommenden Estern
eine Abspaltung des alkoholischen Anteiles und einen Ersatz dieses Anteiles durch
einen stickstoffhaltigen Rest bewirken.
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Dieses Verfahren darf nicht verwechselt werden mit dem bekannten Verfahren
zur Trennung der freien Fettsäuren des künstlichen Wollfettes von dem reinen Wollfett
zur Herstellung von Lanolin, bei dem durch Zusatz von Ammoniak zum rohen Wollfett
in der Wärme die Ammoniumseifen der im Wollfett vorhandenen freien Fettsäuren gebildet
werden, die in gleichzeitig anwesendem Alkohol auch in der Kälte gelöst bleiben,
während das reine Wollfett sich beim Erkalten der alkoholischen Lösung abscheidet.
Bei dieser Arbeitsweise wird also die Bildung von Amiden der Wollfettsäuren weder
beabsichtigt noch erreicht.
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Auch bei dem bekannten Verfahren zur Her-
Stellung
von wässerigen Emulsionen des Wollfetts unter Benutzung eines Zusatzes von Aminbasen
findet keine Bildung von Amiden der Wollfettsäuren, sondern. nur Salzbildung der
Wollfettsäuren mit den Aminbasen statt.
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Beispiel i 6oo Teile Rohwollfett (Säurezahl etwa 35) werden mit 13o
Teilen Anilin im Autoklaven 7 Stunden auf igo bis 7,oo° C erhitzt. Durch nachfolgende
Wasserdampfdestillation werden 22 Teile Anilin zurückgewonnen und die übelriechenden
Anteile des Ausgangsmaterials entfernt. Der Rückstand stellt eine hellbraune Masse
von butterartiger Konsistenz dar, und besitzt die Säurezahl 2 und die Verseifungszahl
etwa 55. Beim Verseifen mit überschüssiger n -alkoholischer Kalilauge im Einschlußrohr
bei 16o° C ergibt sich eine Verseifungszahl von etwa ioi. Die praktische Ausbeute
beträgt etwa 7oo Gewichtsteile.
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Daß es sich im vorliegenden Falle tatsächlich um die Bildung von Wollfettsäureanilid
handelt, geht einwandfrei daraus hervor, daß die trotz der Wasserdampfdestillation
in der Reaktionsmasse verbliebenen io8 Gewichtsteile Anilin sich auch mit verdünnten
anorganischen Säuren nicht mehr herauswaschen lassen. Ja, es ist hier nicht nur
die Anilidbildung der durch die Säurezahl des Ausgangsmaterials gekennzeichneten
freien Wollfettsäuren, zu deren Absättigung theoretisch etwa 35 Gewichtsteile Anilin
erforderlich gewesen wären, vor sich gegangen, sondern der Rest von etwa 73 Gewichtsteilen
Anilin ist sogar unter Freisetzung der entsprechenden Wollfettalkohole aus den Estern
mit den Wollfettsäuren unter Anilidbildurig in Reaktion getreten. Weiter geht auch
schon aus der kleinen. Säurezahl und der schweren Verseifbarkeit des Reaktionsproduktes,
-die nur vollständig unter hohem Druck im Einschlußrohr erzwungen werden kann, hervor,
daß kein wollfettsaures Anilin vorliegt, sondern der Körper aus Wollfettsäureanilid
bestehen muß. Der Prozentgehalt an Wollfettsäureanilid des Reaktionsproduktes beträgt
unter der Voraussetzung eines mittleren Molekulargewichts der Wollfettsäuren von
340 etwa 690/,.
Beispiel 2 40o Teile Rohwollfett (Säurezahl 35) werden auf
28o° C erhitzt und durch die erhitzte Masse 4oo Teile Anilin hindurchdestilliert.
Mit dem nicht umgesetzten Anilin geht gleichzeitig das in der Reaktion gebildete
Wasser über, was in der gekühlten Vorlage 38o Gewichtsteile Anilin und 4 Gewichtsteile
Wasser ausmacht. Das Reaktionsprodukt hat ähnliche Eigenschaften wie in Beispiel
i.. Die Säurezahl beträgt etwa 4, die Verseifungszahl etwa 6o, und beim Verseifen
unter Druck, wie in Beispiel i angegeben, findet man eine Verseifungszahl von etwa
ioo. Die Ausbeute beträgt etwa 415 Gewichtsteile. Da auch hier das in, dem Reaktionsprodukt
verbliebene Anilin sich nicht mehr mit verdünnten anorganischen Säuren herauswaschen
und die anfangs vorhandenen freien Säuren sich nicht mehr titrieren lassen, kann
auch hier nur Bildung des Anilids vor sich gegangen sein, wofür ferner auch die
schwere Verseifbarkeit des Produktes bürgt.. Der Anilidgehalt errechnet sich auf
etwa 21 °/o.