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Verfahren zur Herstellung von Kautschukgegenständen Die Erfindung
bezieht sich auf die Herstellung von Kautschukgegenständen durch unmittelbare Koagulation
von wässerigen Kautschukdispersionen, insbesondere Kautschukmilch. Unter Kautschukmilch
soll der Milchsaft von Pflanzen verstanden werden, die Kautschuk oder ähnliche Kohlenwasserstoffe,
wie Guttapercha, Balata usw., liefern, ferner auch künstlich hergestellte Dispersionen
von Kautschult und kautschukähnlichen Stoffen sowie deren Umwandlungsprodukte.
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Bei Ausübung des vorliegenden Verfahrens kann Kautschukmilch im Naturzustande
verwendet werden; man kann sie aber auch vor der Verwendung, z. B. durch Alkalien,
konservieren, durch Schutzkolloide stabilisieren, durch Filtern oder Schleudern
reinigen, durch geeignete Maßnahmen anreichern, dialvsieren, im flüssigen oder eingedickten
Zustande vulkanisieren oder sie beliebigen anderen Vorbehandlungen unterwerfen,
insbesondere mit Zusätzen, wie Farbstoffen, Vulkanisierinitteln usw., versetzen.
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Es ist bekannt, Kautschukgegenstände, insbesondere nahtlose Kautschukartikel,
aus Kautschukmilch herzustellen, indem man geeignete Formkörper in Kautschukmilch
taucht und die anhaftende Schicht trocknet. Hierbei gelingt es nur schwer, gleichmäßige
Schichten zu erzeugen. Arbeitet man z. B: mit verhältnismäßig dünner Kautschulzmilch,
so läuft die Flüssigkeit sehr rasch von der Form herunter, wobei die hängenbleibenden
Tropfen ungleichmäßige Wandstärken hervorrufen und das Fertigfabrikat unansehnlich
machen. Bei Verwendung von konzentrierter Kautschukmilch bildet sich zunächst eine
äußere dünne Trockenschicht, wobei die darunterliegenden, noch flüssigen Schichten
ungehindert abfließen und sogar die schon getrocknete äußere Schicht zerreißen können.
Will man nach dem Tauch-Trocknungsverfahren brauchbare, insbesondere dickere Kautschukschichten
herstellen, so muß man das Tauchen mehrere Male wiederholen, wodurch das Verfahren
sehr in die Länge gezogen wird, weil das Wasser der einzelnen Kautschukmilchschichten
verhältnismäßig lange Zeit zum Verdampfen benötigt.
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Um in kürzerer Zeit zu brauchbaren, insbesondere dickeren Kautschukschichten
zu gelangen, hat man vorgeschlagen, aus Kautschukmilch Kautschuk elektrophoretisch
auf Formen niederzuschlagen oder die gewünschten dickeren Schichten durch Filtrationsverfahren
herzustellen. Auch poröse Formen, die Wasseradsorption herbeiführen, sind beschrieben
worden. Man hat auch poröse Formen benutzt und durch deren Poren in Wasser gelöste
Fällungsmittel auf die Unterseite der Kautschukmilchschicht einwirken lassen. Auf
anderer Grundlage beruht ein bekanntes Verfahren zur Herstellung von Kautschukgebilden,
insbesondere Schläuchen, Fäden, Streifen u.dgl., bei denen man Kautschukmilch aus
geeigneten Mundstücken z. B. in ein Säurefällbad eintreten läßt und das entstehende
Kautschukgebilde (in der Regel unter Spannung) von dem Mundstück abzieht. Bei diesem
Verfahren werden durch die Abzugsspannung die Gebilde oft in unerwünschter Weise
ausgezogen. Will man dickere Schichten erzeugen, so muß durch das Mundstück verhältnismäßig
viel Kautschukmilch nachgeführt
werden, was wiederum leicht zu
Formveränderungen bzw. Fehlerstellen Veranlassung geben kann. Überdies gestattet
das bekannte Verfahren nur die Herstellung von im wesentlichen zweidimensionalen
Gebilden. Es ist ferner bekannt, zur Rohkautschukgewinnung aus Kautschukmilch diese
auf rotierenden Trommeln in dünner Schicht durch Einwirkung von Essigsäuredämpfen
oder Rauch zu koagulieren und durch mehrfache Wiederholung dieser Operation dickere
_ Schichten aufzubauen, so daß der Kautschuk in Gestalt von Zylindern beliebiger
Dicke erhalten wird. Dieses Verfahren, dessen wesentliche Merkmale in dem Aufbringen
einer Kautschukmilchschicht auf eine Form, Koagulieren der Kautschukmilch durch
ein gasförmiges Koagulationsmittel und Wiederholen dieser Maßnahmen bis zur Erreichung
der gewünschten Schichtdicke des ausgeschiedenen Kautschuks bestehen, läßt sich,
obgleich es bisher nur zur Herstellung von zylinderförmigen Gebilden benutzt worden
ist, auch zur Herstellung von beliebig geformten Kautschukgegenständen benutzen.
Es hat indessen den Nachteil, daß zur Erzeugung auch nur einigermaßen dicker Gegenstände
die Maßnahmen des Benetzens der Form und der Koagulation mehrfach oder sogar vielfach
wiederholt werden müssen, da infolge der geringen Mengen von Kautschukmilch, die
durch Benetzung auf der Oberfläche der Form zurückgehalten werden können, sich durch
jede einzelne Koagulation nur eine Kautschukschicht von überaus geringer Dicke aufbringen
läßt. Abgesehen von dem hohen Arbeitsaufwand hat dieses schichtweise Aufbauen des
Kautschukkörpers den weiteren Nachteil, daß die einzelnen Schichten des Kautschukkörpers
Neigung zeigen, aufzublättern.
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Diese Nachteile werden durch vorliegende Erfindung behoben, welche
darauf beruht, daß man Kautschukmilch auf festen Unterlagen durch Einwirkenlassen
gasförmiger Koagulationsmittel von der Oberfläche der Form aus koaguliert. Das kann
z. B. dadurch geschehen, daß man aus hochaktivem Material hergestellte Unterlagen
mit einem gasförmigen Fallmittel belädt und darauf die Form in Kautschukmilch taucht
oder z. B. dadurch, daß man ein gasförmiges Fallmittel durch die Poren einer in
Kautschukmilch tauchenden Form hindurch auf die Kautschukmilch wirken läßt. Auf
diesem Wege lassen sich verschiedenartigst geformte Kautschukgegenstände, wie z.
B. Handschuhe, Fingerlinge, Schaufensterfiguren u. dgl., in kurzer Zeit auf sichere
Weise und mit großer Gleichmäßigkeit der Schichtdicke herstellen. Beispiel i In
das Innere einer porösen Tauchforen, die gasdicht mit einem Gaszuführungsschlauch
verbunden ist, leitet man Salzsäuregas ein. Das Gas diffundiert nach kurzem Einleiten
durch die Poren an die Oberfläche der Form. Zur Beschleunigung kann es mit gelindem
Überdruck durch die Poren gepreßt werden. Nach dem Verschließen der Gaszuführung
wird die Form etwa io Sekunden in eine Tauchmischung folgender Zusammensetzung gehalten:
6o °/oiges Kautschukmilchkonzentrat, im Handel als »Revertex« bekannt, i6o Teile,
Schwefel 2,5 Teile, Zinkoxyd 2 Teile, Piperidyldithiocarbaminsaures Piperidin o,.9
Teile, Wasser io Teile, Bentonit (wässerige Suspension, io °/oig) ä Teile.
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An der Oberfläche der Form koaguliert eine dicke Schicht, die man
nach dem langsamen Herausheben der Form aus der Mischung trocknet und vulkanisiert.
Beispiele Eine Form mit adsorbierender Oberfläche, z. B. aus aktivem Kieselsäuregel
oder aktiver Kohle, wird mit Salzsäuregas beladen und darauf in eine Mischung von
der gleichen Zusammensetzung wie in Beispiel i getaucht. Innerhalb weniger Sekunden
überzieht sich die Form mit einer Schicht von Koagulat. Die Form wird dann gemäß
Beispiel i weiterbehandelt.
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An Stelle von Salzsäuregas können beliebige andere saure Gase oder
Dämpfe verwendet werden. Die Zeiten, die zur Erreichung einer bestimmten Schichtdicke
erforderlich sind, schwanken natürlich mit der Stärke des Säurecharakters des Gases,
und zwar in dem Sinn, daß die Zeiten um so kürzer sind, je stärkere Säuren zur Verwendung
kommen.