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Verfahren zur Gewinnung organischer Stoffe aus wäßrigen Gemischen,
Emulsionen, Lösungen oder Gasgemischen Wenn man gepulverte Erze, wie beispielsweise
Bleiglanz, Zinkblende usw., mit einer wäßrigen Emulsion bzw. Lösung von Kohlenwasserstoffen,
Halogenalkylen, höheren Alkoholen, Fettsäuren, Ketonen, Estern, Äthern, Kohlenstoffsulfid,
Phenolen, Aminen, Ölen und Teerprodukten usw. schüttelt, so gelingt es vielfach,
falls die Menge des emulgierten bzw. gelösten Stoffes ein gewisses Maximum nicht
überschreitet, denselben quantitativ oder fast quantitativ aus der Emulsion oder
Lösung zu entfernen, indem der Stoff vom Erze oft unter erheblicher Volumenvergrößerung
mehr oder weniger fest adsorbiert wird. Die adsorbierte Menge hängt ab vom Adsorbens
und Adsorptiv und namentlich auch von der Dispersität des Adsorbens und der Polarität
sowie Basizität bzw. Acidität des Adsorptivs.
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Es hat sich gezeigt, daß Stoffe mit polaren Gruppen, wie gesättigte
und ungesättigte Fettsäuren, einwertige Alkohole, Ester, Ketone usw. im allgemeinen
fester am Adsorbens haften als Stoffe, welche keine polaren Gruppen enthalten. wie
Paraffine und andere Kohlenwasserstoffe, Kohlenstoffsulfid usw. So werden beispielsweise
Kohlenwasserstoffe, wie Benzol usw., in erheblichem Maße von wasserbenetzten Pulvern,
wie Bleiglanz usw.. aufgenommen, aber durch minimalste Mengen von beispielsweise
Ölsäure, verdrängt, so daß man im allgemeinen im Einklang mit den bekannten Theorien
von L an g m u i r und H a r k i n s apolar adsorbierte Stoffe durch polar adsorbierbare
von den Oberflächen der Erzpulver verdrängen kann. Diese Verdrängung gelingt auch
durch lyophile Kolloide, wie Leim, Gelatine, Eiweiß usw., wie dies für die Erzschäume
bei der Flotation bekannt ist.
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Die Erzpulver nehmen in etlichen Fällen mehr als Ioo und 15090 von
vielen der oben benannten Stoffe auf.
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Auch kann man Gasgemenge, welche derartige Stoffe, wie oben genannt,
enthalten, von diesen Stoffen mehr oder weniger quantitativ befreien, indem man
die Gase oder Dämpfe mit Erzpulvern, welche sich unter Wasser befinden und zweckmäßig
gekühlt werden, in Berührung bringt.
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Ebenso kann man Wasser der verschiedensten Art, welche organische
Stoffe apolarer oder polarer Art gelöst oder emulgiert enthalten. nach dem hier
genannten Prinzip durch Zusatz von Erzpulvern von den betreffenden Stoffen befreien.
Die Loslösung der an den Erzpulvern haftenden, dem Wasser entzogenen Stoffe, erfolgt
dann am zweckmäßigsten durch Zusatz geringer Mengen lyophiler Kolloide, wie Gelatine
usw. Bekanntlich kann man aus Schäumen, wie sie bei der Flotation sich bilden, mit
Hilfe derartiger lyophiler Kolloide (vgl. Chem. Zentralblatt 1924, II. 2366) die
Erze verdrängen. In analoger Weise kann man hier eine Wasserreinigung durchführen,
indem man mit Hilfe von Erzen die Trennung der Unreinheiten
vom
Wasser herbeiführt und alsdann die Erze Von den adsorbierten Stoffen mit Hilfe von
Gelatine usw. befreit.
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Beispiele I. 10 g Bleiglanz entsprechend einer ungefähren Dispersität
von 300 Maschen nehmen in einem Meßzylinder einen Raum ein von etwa 4 ccm. Mit 50
ccm Wasser und 10 bis 20 ccm Benzol geschüttelt, nahm der Bleiglanz außer einer
kleineren Menge Wasser nahezu sämtliches Benzol auf unter einer Volumenvergrößerung
von 4 auf 10 bis 25 ccm.
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Der Zusatz von 2 bis 3 Tropfen Ölsäure genügte, um sämtliches oder
fast sämtliches Benzol unter entsprechender Volumenverminderung in Freiheit zu setzen.
z. 10 g entsprechend 4 ccm Bleiglanz von einer Dispersität entsprechend 300 Maschen
wurden mit 50 ccm Wasser versetzt und alsdann mit einem Gemisch flüssiger Kresole.
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Von diesen stark polaren Kresolen wurden etwa 2 ccm adsorbiert, welche
durch Gelatine vom Bleiglanz leicht getrennt werden konnten.
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3. Io g Bleiglanz entsprechend 4 ccm von einer Dispersität entsprechend
300 Maschen wurden mit 50 ccm Wasser versetzt, und alsdann wurde unter Schütteln
Schwefelkohlenstoff hinzugefügt. Von diesem apolaren Stoff wurden etwa 20 ccm aufgenommen
unter einer Volumenzunahme von 4 ccm bis zu 30 ccm. Ähnlich wie Bleiglanz verhielten
sich Zinkblende, Kupferkies usw.
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4. 10 g Bleiglanz von einer Dispersität entsprechend 300 Maschen
befanden sich unter Wasser in einem kleinen Kölbchen.
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Das Kölbchen wurde auf etwa 10 bis I 5° abgekühlt, und es wurde unter
Umrührung ein Gemenge von Luft und Benzoldampf durchgeleitet. Es wurden etwa Io
g und darüber Benzol aufgenommen.
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5. IOo ccm Wasser, welche 2 g Benzol und 2 g Äthylalkohol in Form
einer Emulsion enthielten, wurden mit 20 g Bleiglanz geschüttelt. Das vorher milchige
Wasser wurde vollkommen geklärt, und das Benzol wurde leicht vom Bleiglanz völlig
getrennt durch I bis 2 Tropfen einer 2prozentigen Gelatinelösung. Durch Auswaschen
mit Wasser wurde der Bleiglanz wieder adsorptionsfähig.
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6. Ioo ccm eines triiben Wassers, welches 0,001 molare Ölsäure gelöst
und suspendiert enthieh. zeigte nach Verseifung mit etwas Alkali in einem Stalagmometer,
in welche in Wasser die Tropfenzahl 54sß ergab. die Tropfenzahl 66, I. Nach Zusatz
von 50 g Bleiglanz von mittlerer Dispersität war das Wasser klar und die Tropfenzahl
war nach Zusatz von geringen Mengen Alkali gleich 55,2. Das iasser war also fast
völlig ölsäurefrei. Die Ölsäure konnte durch Zusatz von I bis 2 Tropfen 2prozentiger
Gelatinelösung in Form einer höchst konzentrierten Emulsion vom Bleiglanz getrennt
werden, so daß es auf diesem Wege gelingt, neben der Reinigung von Wässern aus verdünnter
Ölsäureemulsion die Ölsäure in konzentriertester Form zu gewinnen.