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Verfahren zur Veredelung von Cellulosestoffen und insbesondere von
vegetabilischen Textilfasern Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Veredelung,
d. h. zur Verbesserung der Cellulosestoffe und insbesondere der Textilfasern im
natürlichen oder bearbeiteten Zustande durch die Einwirkung von Gemischen von Ätzalkalien
und Phenolen.
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Bekanntlich schälen und merzerisieren die Ätzalkalilösungen die vegetabilischen
Fasern, aber diese Wirkung ist gewöhnlich von einer starken Bräunung begleitet.
Es ist auch bekannt, daß durch Hinzufügung von Methyl- oder Äthylalkohol oder von
Seifen oder Sulforicinaten zu dem alkalischen Bade die Durchdringung der Faser durch
das Alkali erleichtert und die Schnelligkeit sowie die Intensität seiner Wirkung
erhöht wird.
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Behandelt man vegetabilische Textilstoffe mit einer verdünnten Lösung
von Alkaliphenolat, so kann man nach einer gewissen Zeit das Entfasern, das Abkochen
und das teilweise Bleichen dieser Stoffe erzielen; aber dieses Verfahren ermöglicht
eine bemerkenswerte Einwirkung nur um den Preis komplizierter und oft sehr langwieriger
Behandlungen.
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Die 'Erfindung beruht nun auf der Beobachtung der bemerkenswerten
Wirkungen, welche die Alkalien auf die Cellulosestoffe ausüben, wenn sie gleichzeitig
mit einem Phenol in einem Bade verwendet werden, das mehr als die doppelte Menge
Alkali enthält, als zur Bildung des Phenolats erforderlich ist. Unter Phenol versteht
man hier die ein- und mehrwertigen Phenole und ihre Homologen (Kresole usw.) oder
Gemische dieser Stoffe.
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Es ist festgestellt worden, daß man unter den genannten Bedingungen
das Entfasern, Abkochen und teilweise Bleichen der Fasern nicht nur viel schneller
als bisher verwirklichen kann, sondern daß man auch, wenn die Konzentration stark
genug ist (z. B. mindestens 5 % wasserfreies Ätzalkali und 10/, Phenol), den Stoff
besonders vorteilhaft wollig machen, merzerisieren oder sogar gelatinieren kann.
Jedes dieser Resultate kann, selbst wenn man von Rohfasern ausgeht, in einer einzigen
Operation erzielt werden.
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Man hat sogar beobachtet, daß man, wenn man gewisse Fasern behandelt,
die ihrer Natur nach sich im Zustande ziemlich großer Reinheit befinden, in einer
einzigen Operation ohne ZuhilfenahmeeinesanderenBleichmittelsschälen, merzerisieren
und bleichen kann. Die Verwendung des Bades gemäß der Erfindung ergibt besonders
bemerkenswerte Resultate, wenn man dem überschüssigen Alkali neben Phenol enthaltenden
Bade ein Oxydationsmittel hinzufügt. Die Verwendung eines Gemisches von Ätzalkali
und einem Oxydationsmittel, welches in alkalischem Medium wirkt, zur Behandlung
von Bastfasern, um diese wollig zu machen und zu bleichen, ist bekannt. Wenn aber
einem alkalischen, oxydierenden Bade ein Phenol hinzugefügt wird, so kann man feststellen,
daß das Phenol auf das Oxydationsmittel noch eine
besondere Wirkung
ausübt, welche nicht nur gestattet, auch solche Oxydationsmittel zu verwenden, welche
in saurer oder neutraler Wirkung wirken (z. B. die Permanganate), und zwar ebenso
wie diejenigen, welche nur in alkalischer Lösung wirken, sondern auch auf die Operation
auf andere Fasern als Bastfasern auszudehnen, z. B. auf Baumwolle und auf Cellulosestoffe
im allgemeinen, zum Zwecke, gleichzeitig mit dem Bleichen das Wolligmachen oder
das Merzerisieren oder soger das Gelatinieren des Stoffes zu erzielen.
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Die in dem Alkali-Phenol-Bade, dem noch andere chemische Stoffe hinzugefügt
werden können, zu verwendenden Phenolinengen und die Mengen dieser Stoffe können
erheblich variieren, je nach der Wirkung, welche man erzielen will, nach den Arbeitsbedingungen,
der Temperatur des Bades, der Natur der Stoffe, welche hinzugefügt werden können,
und insbesondere je nach der Natur des zu behandelnden Stoffes.
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Die Dauer der Behandlung ist ebenfalls veränderlich. Für reine Cellulosen
ist die Wirkung eine fast augenblickliche und nach Verlauf von etwa fünf Minuten
vollständig beendet. Für unvollkommen vorbehandelte Fasern ist eine etwa zweistündige
Behandlung erforderlich, während für gewisse unreine Rohfasern eine Behandlungsdauer
von einem halben Tag und mehr erforderlich sein kann.
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Die Wirkung der Mischung macht sich bei allen Temperaturen bemerkbar,
und in, der Praxis wird die Temperatur dem zu erzielenden Resultat angepaßt. So
kann man beispielsweise in der Kälte oder bei mäßiger Temperatur arbeiten, wenn
es sich um das Merzerisieren oder das Wolligmachen handelt, und bei höherer Temperatur,
wenn es sich um die Gelatinierung handelt. Wie bereits obenerwähnt wurde, kann das
eine oder andere Resultat gleichzeitig mit dem Bleichen erzielt werden, wenn man
dem Bade ein Oxydationsmittel hinzusetzt, doch kann man natürlich auch der Behandlung
im Alkali-Phenol-Bade ein gesondertes Bleichen vorausgehen lassen. Oder man kann
diese Behandlung in allen den Fällen anwenden, in denen man vorher Säurebäder oder
alkalische Bäder benutzt, um die Cellulosestoffe zu verbessern.
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Beispiel I Jutefasern werden zunächst in einer kalten oder lauwarmen
Lösung eines Oxydationsmittels angefeuchtet, sodann abgespült, sorgsorgfältig getrocknet
und etwa 5 bis 15 Minuten lang der Einwirkung eines Bades ausgesetzt, welches sich
aus einem Volumen wässeriger Natronlauge von 38 ° B6 und einem Volumen Phenol zusammensetzt.
Das Material wird dann ausgeschleudert, ausgespült und wieder getrocknet.
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Beispiel II Jutefasern werden in ein wässeriges Bad von i,i6o Dichtigkeit,
welches 165 g Natron und i5 ccm Phenol pro Liter enthält, eingetaucht. Die Behandlung
dauert bei einer Temperatur von 25' C eine halbe Stunde. Die Fasern werden
dann ausgespült und getrocknet, und man kann dann feststellen, daß sie wollig geworden
sind. Beispiel III Um das Bleichen und Wolligmachen gleichzeitig zu erreichen, benutzt
man dasselbe Bad wie bei Beispiel II, unter Hinzufügung von Hypochlorit, welches
0,5 g Chlor pro Liter entspricht. Die Dauer der Behandlung ist dieselbe wie
in Beispiel II.
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Beispiel IV Man behandelt i kg Jutefasern mit 15 1 einer wässerigen
Lösung, welche 3,7°/o Natronphenolat und 13,72,0/, freies Natron im Überschuß enthält.
Nach einer 1/2stündigen Behandlung bei gewöhnlicher Temperatur wird das Material
aus dem Bade herausgenommen, gespült und getrocknet. Das Wolligmachen ist vollkommen.
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Das Verfahren kann auf bearbeitete Stoffe (Fäden, Gewebe) und auch
auf rohe oder teilweise behandelte Stoffe angewendet werden.