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Verfahren zur Herstellung gemusterter Papierauflagen Es ist bereits
bekannt geworden, gemusterte Papiere oder Pappen dadurch herzustellen, daß man deren
Farbseite mit anderer Papierlage bedeckt und auf letztere einen hohen Druck mittels
gravierter Walzen oder zwischen solche geschalteter Musterungsvorrichtungen, wie
Tücher o.dgl., ausübt, so daß infolge stellenweiser Veränderung bzw. Verdrängung
der Auflageschicht die Farbe der Unterlage gemustert zum Vorschein kommt.
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Weiter hat man schon vorgeschlagen, zwischen zwei Papierbahnen gefärbten
Kleister einzubetten und diesen an bestimmten Stellen gemustert durch die Papieroberfläche
hindurchzupressen. Außerdem ist ein Verfahren bekannt, bei dem eine jedoch
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reits durchscheinende bzw. durchsichtige Auflage in geknülltem Zustande
auf eine Unterlage heiß aufgeprägt wird, so daß die Farbe von letzterer gemustert
in Erscheinung tritt, während infolge der Knüllung die umliegenden Felder diese
Farbe nicht oder weniger sichtbar lassen sollen.
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Das Verfahren gemäß vorliegender Erfindung geht andere Wege und ist
auf die Erzielung neuer Effekte sowie die Erschließung mannigfacher neuer Anwendun-sgebiete
gerichtet. Es handelt sich dabei darum, gemusterte Papierauflagen für beliebige
Unterlagen, wie Papier, Pappe, Leder, Stoff, Holz, Celluloid u. dgl., zu schaffen,
und zwar dadurch, daß zwischen Unterlage und Papierauflage gefärbte oder ungefärbte
Wachs-, Fett-, öl- o. dgl. schmelzbare Massen eingebettet werden, die, wenn
auf die Oberfläche der Papierauflage ein heißer Prägedruck ausgeübt wird, schmelzen,
also durchschlagen und dabei die Auflagen farbig oder farblos gemustert durchdringen.
Ist die schmelzende Masse sowie die Auf- und Unterlage ungefärbt, so entstehen nur
wasserzeichenartige farblose Musterungen, jedoch in auffallend hervortretender Wirkung.
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Es kann sowohl die Auflage oder die Unterlage (oder beide) mit farbigen
oder farblosen Sehmelzmassen versehen sein. Die Auflagen und Untdrlagen können ferner
noch auf der Innenseite unter sich gleichartige oder abweichende, einfache oder
buntgemusterte Färbungen bekannter Art, vorzugsweise aus Anilinfarben bestehend,
besitzen, die alsdann ebenfalls effektvoll in der Prägemusterung zur Geltung kommen.
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Beispielsweise kann man dabei wie folgt verfahren: Mittels einer Marmorier-
oder Druckt-naschine o. dgl. gibt man zunächst einer Papierbahn rückseits eine vorteilhaft
mehrfarbige Musterung; alsdann wird auf einer bekannten Streich- oder sonstigen
Auftragmaschine die gemusterte Seite mit einer aufgelösten Wachs- oder anderen Schmelzmasse
überstrichen. Die so vorbereitete Papierauflage wird hiernach auf eine beliebige
Unterlage (z. B. Pappe) in bekannter Weise mittels Maschinen- Qder Handarbeit, unter
Verwendung üblicher Klebstoffe, wie Tier-, Pflanzen- oder chemischem Leim, soweit
solcher
die Farben nicht zerstört, der ganzen oder auch geteilten Fläche nach aufgeklebt.
Dann erhält die Oberfläche der Papierauflage eine Einprägung mittels heißer, reliefgravierter
Platten, Walzen o. dgl., wodurch auf der Oberfläche eine der Gravurzeichnung entsprechende
Musterung in den Farben der Papierauflagerückseite entsteht, und zwar dadurch, daß
das Wachs o. dgl. beim heißen Prägen schmilzt, die Papierauflage also durchdringt
und durchscheinend macht. Dabei können auch Bestandteile der verwendeten Farben
in Lösung gehen und mit der Masse durch die Papierauflage gegen deren Oberfläche
getrieben werden.
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je nach dem beabsichtigten Musterungseffekt kann dabei das Wachs o.
dgl. farblos oder mit solchen Farben gefärbt sein, die die aufgebrachten Musterungsfarben
der Auflagerückseite ergänzen oder verbessern; auch die Unterlage kann endlich dabei
gleichzeitig beliebig abweichend gefärbt bzw. gemustert -werden, so daß die Oberfläche
der Papierauflage nach dem Prägen in sich vermischenden oder sich kreuzenden Farbentönen
erscheint. In den meisten Fällen genügt es bei der Herstellung farbiger Musterungen
jedodh, wenn die präparierte Rückseite der Papierauflage allein bzw. deren Wachsschicht
entsprechend gefärbt ist, was den Vorteil der Wahl einer beliebigen, insbesondere
naturfarbigen Unterlage (z. B. grauer Pappe) in sich birgt. Als Farben können alle
möglichen Arten, wie Erd-, Chrom-, 01-, Teigfarben usw., vorzugsweise aber Anitinfarben
bzw. Anilinfarblacke, Verwendung finden.
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Von besonderem Vorteil ist es unter anderem für die Buchbinderei-,
Kartonagen-, Reklameindustrie usw., die Schmelzmasse bei dem ohnehin erforderlichen
Kaschieren bestimmter Unterlagen mit entsprechenden Auflagen dem zur Anwendung gelangenden
Klebstoff beizumengen.
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Man nimmt dabei, wenn man auf bestimmte, namentlich mehrfarbige Wirkungen
Wert legt, eine zweckdienlich rückseits gemusterte Papierauflage oder auf der Oberfläche
gemusterte Unterlage, jedoch ohne Überzug von Wachs o. dgl., das man dem beim Kaschieren
erforderlichen Klebstoff (Tier-, Pflanzen- oder chemischen Leim) unmittelbar beimengt.
Hierdurch wird ein Arbeitsgang gespart. Außerdem hat dies den weiteren Vorteil,
daß man jede beliebige weiße oder naturfarbige Auf- oder Unterlage benutzen
kann, da man sich das Wachs o. dgl. bzw. den betreffenden Klebstoff in der gewünschten
Nuance mittels beliebiger Farben, z. B. Anilinfarben, selbst anfärben kann.
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Ferner kann das Verfahren, das an sich verschiedenerlei Möglichkeiten
zur ETzeugung von Buntpapier bzw. Buntpappen, Tapeten u. dgl. bietet, schon gleich
bei der Hert' el stellung des Papiers oder der Pappe angewendet werden.
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Eine auf der Naßpartie einer Duplexpapiermaschine vorteilhaft mehrfarbig
--emusterte Papier- oder Kartonbahn wird dabei zunächst durch die mit aufgelöstem
Wachs o. dgl. gespeiste obere Walze der sogenannten ersten Presse mit diesem Wachs
dem gegebenenfalls Leim zugesetzt ist, überzogen und alsdann die so präparierte
Seite mit der zweiten einfarbigen oder beliebig gemusterten Papierbahn (der Papierauflage)
durch die sogenannte zweite Presse vereinigt. Hierauf kann die so geschaffene, im
Innern zweckdienlich vorbereitete Duplexpapier-oder Kartonbahn entweder durch einen
in die Trockenpartie, zweckmäßig am Ende, eingebauten heizbaren Prägekalander o.
dgl, geführt werden oder auch den gewünschten Prägeeffekt in einem separaten Arbeitsgang
erhalten.
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Von sehr großer Bedeutung ist es, daß man die mit der Papierauflage
und der Schmelzmasseneinlagerung versehene, noch ungeprägte Ware auf Vorrat halten
und darauf jeweils nach Bedarf (auch bei kleinsten Aufträgen) rasch und bequem,
ohne Anwendung besonderer Prägefarben oder Folien, eine mit besonderen Vorzügen
ausgestattete, ein-oder mehrfarbige Prägemusterung erzielen kann. Für Prägeanstalten
stellt dies bei der Herstellung von Drucksachen, Plakaten, Preisschildern, Packungen,
Broschüren- und anderen Umschlägen, Gratulationskarten usw. einen außerordentlich
großen Vorteil dar. Ein beliebig veredeltes Papierblatt dient hierbei also sowohl
als Überzug als auch gleichzeitig als Prägefolie. jede beliebige, auch die kleinste
Prägerei kann damit eigenartig farbige, insbesondere mehrfarbige Prägunge#n mit
einem einzigen Prägedruck. vornehmen, ohne selbst eine Prägefarbe-Bronzefolie o.
dgl. anwenden zu müssen und -wobei sie, eben weil sie keinerlei Farbe und keine
Zurichtung mehrerer ineinanderpassender, einzelner Prägeplatten o. dgl. benötigt,
auch selbst kleinste Mengen von insbesondere mehrfarbigen Plakaten, Drucksachen,
Pakkungen u. dgl. zu liefern vermag.
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Die Prägeanstalten können das fertig vorbereitete Produkt beziehen
und sich auf Lager bereithalten, uni bei Eingang einer beliebigen Bestellung nur
eine einzige Einprägung mit einem für die üblichen Zwecke meist einheitlich geeigneten,
vorrätigen Reliefschriftenmaterial vorzunehmen, die genügt, ein eigenaftiges, vielfarbiges
Plakat o. dgl. denkbar rasch und einfach anzufertigen.
Bei Verwendung
von Papier oder anderem lichtdurchlässigen Material als Unterlage entsteht in denkbar
einfacher Weise ein origineller Transparenteffekt, der besonders bei der Herstellung
von Lampenschirmen, Reklameplakaten, originellen Drucksachen oder ähnlichen Artikeln
sehr erwünscht sein kann.
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Weiter ist eine rückseits mit einer zweckmäßig bei Hitze klebenden
Schmelzmasse versehene Papierauflage derart anwendbar, daß man solche, ohne dieselbe
mit der Unterlage zu kaschieren, gleichzeitig mit der Erzielung der Musterung nur
durch den heißen Prägedruck auf die Unterlage festklebt.
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Die Papierauflage wird in diesem Falle mit einer Wachs- oder anderen
schmelzbaren Masse versehen, der zweckmäßig ein durch Hitze belebbarer Klebstoff,
z. B. Gelatineleirn, beigegeben ist. Die präparierte Seite wird einfach auf die
Unterlage (Pappe, Holz, Stoff usw.) gelegt. Hierauf erfolgt von der Oberfläche der
Papierauflage, also der nicht präparierten Seite her, die heiße Einprägung mittels
der relie#I-ravierten Platten, Walzen o. dgl., wodurch die neuartigen Musterstellen
entstehen, die gleichzeitig auf ihrer Rückseite eine ihrer Gestalt entsprechende
Verklebung mit der Unterlage herbeiführen.
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Die Papierauflage versieht dabei die Stelle einer Art Prägefolie,
stellt jedoch gleichzeitig auch den Untergrund bzw. den Überzug des zu prägenden
Artikels dar.
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Auf die eben erläuterte Weise oder auch nach vorheriger Kaschierung
läßt sich die vorher in zweckdienlicher Form vorbereitete Papierauflage unter anderem
auch als Etikett anordnen, z. B. für mit Papier, Stoff, Leder o. dgl. überzogene
Buchdecken, Kartonagenzuschnitte, Holzdeckel, Celluloidplatten usw.
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Die Oberfläche der Papierauflage kann ebenfalls beliebig gefärbt oder
gemustert, glatt, gekreppt, gepreßt, appretiert, meliert, mit Wollstaub o. dgl.
versehen oder sonstwie in bekannter Weise veredelt werden; dabei wurden folgende
neue Gesichtspunkte gefunden: i. Wird die Oberfläche zweckmäßig in feinerer Verteilung
(z. B. punktartig oder gemustert) mit Bronze, Glimmer oder ähnlichen Effektstoffen
versehen oder perlmutter- oder eisimitierend bzw. sonstwie irisierend, changierend
oder kristallisierend präpariert, so verändert sich der metallglänzende oder schillernde
Charakter durch die neue Musterungsmethode nicht (wie dies bekanntlich bei aufgeprägter
Farbe in der Regel der Fall ist), Lind es wird dabei noch ein besonders eigenartiges
Aussehen erzielt. Dabei hat sich gezeigt, daß bei geschlossener Fläche von Bronze
oder gröberen Effektstoffen anderer Art sich nicht der eigenartige Musterungseffekt
erreichen läßt, wie bei Verwendung solcher Papierauflagen, deren Oberflächen einen
nur fein verteilten, also fein gewebeartig durchbrochenen Überzug von Bronze o.
dgl. aufweisen.
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2. Wird die Oberfläche der Papierauflage mit Farben gemustert, welche
durch die Schmelzmasse nicht oder weniger beeinflußt werden, dann läßt sich so auch
an den Prägestellen die einheitliche Struktur einer leinen-, holz-, marmor- oder
reliefartigen oder sonstigen Zeichnung erhalten, wiederum im Gegensatz zu den üblichen
Prägeverfahren mittels Farbe o. dgl., welch letztere die Struktur an den Prägestellen,
wenn nicht immer ganz verdeckt, so doch in der Färbung wesentlich verändert.
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3. Wird die Oberfläche der Papierauflage mit bei Hitze veränderbaren
Farben gefärbt, so tritt bei heißem Prägedruck eine an sich bekannte gemusterte
Veränderung in origineller Verschmelzung mit den neuen Musterungseffekten ein.
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4. Wird die Oberfläche oder die ganze Masse der Papierauflage besonders
intensiv ein- oder mehrfach gefärbt bzw. gegebenenfalls eine entsprechend dickere
Papierauflagequalität gewählt, so daß die Schmelzmasse wohl durchschlägt, aber die
Färbung von innen heraus weniger auf der Oberfläche zur Geltung kommt, so entsteht
ein im durchfallenden Lichte in Mischfärbungen und Tönungen erscheinender, überraschend.
wirkender Mustereffekt.
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Nach dem neuen Verfahren, welches unter anderem schon mit der einfachsten
Buchbindereiprägepresse oder mit jedem heißen Stempel ausführbar ist, erhalten die
jeweiligen Musterstellen nach nur einmaliger Prägung schönen Glanz. Falls solchen
die Auflage an sich bereits besitzt, wird er nicht, wie vielfach bei anderen Farbprägeverfahren
zerstört, sondern eher noch erhöht. Als Schmelzmasse hat sich durch Versuche besonders
Wachs oder auch Paraffin als besonders geeignet erwiesen.