DE148101C - - Google Patents

Description

PATENTAMT.

Ja 148101 KLASSE 15 c.

Textilerzeugnissen.

Bekanntlich werden die Fabrikate der Textilindustrie ausnahmslos nach Mustern verkauft und zu diesem Zweck Musterkollektionen von Naturproben zusammengestellt. Bei gewöhnlichen Stoffen macht die Herstellung solcher Musterkollektionen nicht viel Umstände und Kosten, bei teueren Artikeln dagegen, \vie dies z. B. die Spitzen sind, wird der Aufwand für eine große KoI-lektion von Naturmustern sehr bedeutend, es ist daher das Bestreben naheliegend, die teueren Natürmuster durch Imitationen zu ersetzen, bei welchen die Form und die Farbe der Fabrikate, worauf es bei der Aufnähme von Bestellungen in erster Linie ankommt, mit möglichster Vollkommenheit gewahrt bleiben, so daß der Fachmann sofort die Ausführung der Fabrikate erkennen und der Laie glauben kann, wirkliche Naturmuster vor sich zu haben.

Man hat bisher wohl durch den sogen. Naturselbstdruck Abbildungen solcher Muster hergestellt, dieselben waren aber . nicht plastisch und daher nicht als Imitation der Naturmuster zu betrachten. Es wäre auch bisher nur möglich gewesen, plastische Muster durch gravierte Platten nachzuahmen, wodurch aber selbstverständlich niemals ein . naturgetreues Bild zu erreichen wäre, abgesehen davon, daß sich die Kosten in der Regel höher stellen als bei Verwendung eigentlicher Naturmuster.

Bei der den Gegenstand vorliegender Patentschrift bildenden Kombinationserfindung, deren erster wesentlicher Teil in dem bekannten Verfahren besteht, die Naturmuster mit allen ihren Erhabenheiten und Vertiefungen in erweichtes Zelluloid oder eine ähnliche Masse abzudrucken, wird in Verbindung mit bekannten Druck- und Prägeverfahren erreicht, mit geringen. Kosten jedes Gewebe mit ausgesprochen erhabenen Mustern, ganz besonders aber Spitzen, Rüschen und dergl. so zu imitieren, daß die Musterblätter wirklich den Naturproben in Form und Farbe täuschend ähnlich sehen und ihrem Zweck, die. bisher üblichen Musterkollektionen zu ersetzen, in vollem Umfang dienen können.

Das Verfahren setzt sich wie folgt zusammen :

Zwischen zwei polierten Stahlplatten wird eine entsprechend große Tafel Zelluloid über einer beliebigen Heizeinrichtung so weit erwärmt, daß das Zelluloid völlig erweicht, aber doch noch nicht Blasen wirft. Dann wird die obere" Stahlplatte abgehoben, das Naturmuster, beispielsweise eine Spitze, auf das Zelluloid gelegt, die Stahlplatte wieder darauf gedeckt und das Ganze in der hydraulischen Prägepresse einem sehr starken Druck ausgesetzt. Die Spitze druckt sich in das Zelluloid ein, welches nach Erkalten sofort wieder erhärtet und vertieft alle Feinheiten des Originals enthält. Derartige Platten hat man bereits direkt zum Drucken benutzt, erhielt aber dabei natürlich nur ein flaches Muster, welches die Feinheiten des Originals nicht wiedergab. Um die so erhaltene Form

zu schonen, können in bekannter Weise hiervon auf galvanoplastischem Wege Druck- und Prägeplatten aus Metall hergestellt werden.

Um nun naturgetreue Nachbildungen des Naturmusters zu erhalten, wird eine zu der Druckform genau passende, zum Prägen erforderliche Patrize etwa in folgender Weise gefertigt: Auf den Tisch der hydraulischen

ίο Presse wird eine erhitzte Stahlplatte, auf diese ein Blatt dicken Kartons gelegt und hierauf eine etwa ι bis 2 mm dicke Schicht flüssigen Packlackes oder ähnlichen Materials gegossen, dem durch Zusatz von geeigneten Substanzen, z. B. Schellack, die Sprödigkeit genommen wurde. Wenn diese Schicht anfängt, ein wenig zu erkalten, werden ein oder mehrere Bogen Indiaseidenpapier oder ähnliches dünnes Papier aufgelegt, hierüber, mit der Bildseite nach unten, die geprägte . Zelluloidplatte bezw. die nach derselben gewonnene Form gelegt und das Ganze nun unter starkem Druck genommen. Hierbei preßt sich die weiche Packlackmasse in alle Vertiefungen der Form und man hat nach dem Erkalten die denkbar schärfste und genauest passende Patrize gewonnen.

Sollen helle Muster auf dunklem Grunde erscheinen, so wird die wie oben beschrieben hergestellte Zelluloidplatte bezw. die nach derselben gebildete galvanische Form mit der Prägepatrize in einer Tiegeldruckmaschine oder Buchbinderfarbdruckpresse in bekannter Weise eingerichtet und druckfertig gemacht, worauf in ebenfalls bekannter Weise mit der für den Untergrund gewünschten Farbe gedruckt wird. Da hierbei nur die Oberfläche der Form Farbe annimmt, so wird auch nur der Untergrund des Musters gedruckt, während die eigentliche Zeichnung desselben, die in der Platte vertieft liegt, weiß bleibt und im Moment des Druckes hochgeprägt wird, so daß alle Einzelheiten des Musters zum Ausdruck kommen. · Die Papierfarbe ergibt also"die Farbe des zu reproduzierenden Musters. Bei Cremespitzen beispielsweise müßte daher ein entsprechend cremefarbiges Papier Verwendung finden, oder aber es müßte vor der Prägung der Farbenton, welchen die Muster erhalten sollen, untergedruckt werden.

Bei dunkelfarbigen Mustern auf hellem Grunde, beispielsweise für schwarze Spitzen, wird von der nach obigem hergestellten Form in der Buchdruckpresse ein gut deckender Abzug mit schwarzer Farbe gemacht, aber ohne Prägung, und nach diesem Abzüge, der also die genauen Umrisse des Musters weiß auf schwarzem Grunde zeigt, eine sogen. Negativstrichätzung gefertigt. Diese Ätzung wird in üblicher Weise gedruckt und dann der Druck mittels der hergestellten Zelluloidoder Metallform und Patrize hochgeprägt.

Ist die Druckauflage nur eine geringe, so kann in diesem Fall der Druck auch direkt auf der Kupferdruckpresse und genau in derselben Weise, wie wenn es sich um den Druck eines Stahlstiches handelt, erfolgen.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch :

   • Verfahren zur Herstellung naturgetreuer Muster von Spitzen, Rüschen und sonstigen Textilerzeugnissen mit Formen, die durch Einpressung der Naturmuster in ein geeignetes Formmaterial, wie z. B. erweichtes Zelluloid, gewonnen sind, dadurch gekennzeichnet, daß man unter Zuhilfenahme einer zu der Form passenden Gegenform das Muster prägt, gegebenenfalls unter gleichzeitigem Drucken des Grundes.

   Berlin, gedruckt in der reiChsdruckereI.