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Verfahren zur Umwandlung von Gelatinesilberbildern in Gelatinebildreliefs
Die Herstellung von Gelatinebildreliefs auf der Grundlage von Silbergelatinebildern
hat vor dem bekannten Chromgelatineverfahren eine Reihe von Vorzügen. Trotzdem haben
aber nur wenige von diesen Verfahren Anwendung finden können. Handelt es sich z.B.
darum, aus Silbergelatinebildern hergestellte s Auswasch- oder Otiellreliefs auch
an Stelle von Gelatineumdruck- und Pigmentp:apieren als Ätzforrn für Druckstöcke
anzuwenden, so sind die bisher bekannten Verfahren mehr oder weniger unsicher, und
das Resultat ist von Zufälligkeiten bei der Cberführung der Silberbilder in Reliefs
abhängig. Diese Zufälligkeiten zu vermeiden, ist Gegenstand vorliegender Erfindung.
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- Dieselbe besteht im wesentlichen darin, daß man die Halogensilbergelatineschicht
mit einem wasserlöslichen inäktinischen Teerfarbstoff oder mit Mischungen solcher
Farbstoffe behandelt, welche als Indikator wirken und bei Ausführung des im übrigen
bekannten Verfahrens durch die hierbei zur Anwendung kommenden Alkalien und Reduktionsmittel
in ihre Leukoverbindungen übergeführt und durch die Säuren und Oxydationsmittel
wieder zu Farbstoff regeneriert werden, so daß hierdurch ein Kontrollmittel für
den richtigen Verlauf der einzelnen Phasen des Umwandlungsvorganges gegeben ist.
Man kann hierbei die Farbstoffe der Emulsion vor dem Auftragen auf den Schichtträger
einverleiben, man kann aber auch die Halogensilbürgelatineschicht in Lösunclen der
Farbstoffe baden.
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Die anzuwendenden Farbstoff e dürfen die Halogensilbergelatineschicht
nicht ungünstig beeinflussen, also weder schleiernd noch desensibilisierend wirken,
müssen aber entweder für sich allein oder mit anderen indifferenten, inaktinisch
wirkenden Farbstoffen gemischt, genügend. inaktinische Wirkung haben, um eine Durchstrahlung
der lichtempfindlichen Schicht oder eine Diffusion des Lichtes innerhalb -derselben
zu verhindern, sollen dabei aber zugleich in wirksamer Weise als Indikator dienen.
Als für diesen Zweck- best-geeignete Farbstoffe haben sich dabei jene der Triphen#,1-Methanreihe,
insbesondere die roten Farbstoffe dieser Reihen, hauptsächlich die Fuchsine erwiesen.
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Badet man beispielsweise Gelatinetrockenplatten, Filme oder Halogensilbergelatinepapiere,
deren Schicht entsprechend stark aufgetragen sein muß, aber kein Härtemittel enthalten
soll, in i bis 5prozentiger Lösung von Fuchsin, welcher bei Verwendung von hochempfindlichen
Schichten noch entsprechende Mengen Tartrazin oder Filtergelblösung hinzugefügt
worden sind, etwa 3 Minuten lang, oder aber setzt man die Tarbstofflösungg
gleich der Einulsion vor dem Auftragen auf den Schichtträger zu und trocknet in
der üblichen Weise, so hat man die für den vorliegen.,den Zweck notvendige Haloggensilbergelatinefarbstoffschicht.
Diese
wird in bekannter Weise von der Vorder- oder Rückseite her hinter einem Bildnegativ
oder -Positiv belichtet und sodann in einem der gebfäuchlichen alkalischen Entwickler
entwickelt.
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Schon nach kurzem Eintauchen in den Entwickler, und noch bevor das
Silberbild sichtbar wird, verschwindet der rote Farbstoff, d. h. er ist in
seine Leukoverbindungen über-"eführt worden, und das Bild kann fertig ent wickelt
und ungehindert durch den Farbstoff beurteilt werden.
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Nach dem Entwickeln wird kurz abgespült und das Bild sodann in bekannter
Weise inein Säurebad gebracht, das beispielsweise-aus verdünnten organischen Säuren
(Essigsäure, Zitronensäure, Glykolsäure usw.) bestehen kann.
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Im Säurebad wird der in der Bildschicht noch als Leukoverbindung vorhandene
Farbstoff wieder im gleichen Verhältnis regeneriert, wie die in derselben von dem
Entwicklungsbad herrührenden Alkalien neutralisiert werden. Dies wird dadurch deutlich
kenntlich, daß die Bildgelatineschicht nach und nach dieselbe, wenn auch hellere
rote Farbe annimmt, die sie vor der Entwicklung zeigte. Wird die rote Farbe hierbei
nicht gleichmäßig über die ganze Bilidschicht regeneriert, so ist dies ein Zeichen
dafür, daß das Säureibad erschöpft ist und erneuert werden muß. Hierbei werden auch
die Reste des Entwickler,-bades unschädlich gemacht.
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Nach dem Säureb#a:d -wird in bekannter Weise gewaschen, und zwar so
lange, bis der Farbstoff in der Bildschicht wieder unsichtbar geworden ist. Es ist
dies ein Zeichen für genügende Auswässerung.
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Das Silbergelatinebild kommt nunmehr in ein bekanntes Bleich- und
Härtebad. Solche Bäder sind beispielsweise Lösungen von Bichromaten, Chromsäure,
Ozobromlösung, Bromölbleicher, Kupferferricyanidverstärker Usw.
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Diese Bäder haben alle stark oxydierende Eigenschaften und regenerieren
infolgedessen "viederum den Farbstoff, welcher sich immer noch in latentem Zustand
in der Bildgelatinesilberschicht 'befindet, hauptsächlich an jenen Stellen, an welchen
sich das Silberbild in der Gelatine abgelagert hat; während der Bleich-und Härteprozeß
vor sich geht, vollzieht sich infolgedessen im gleichen Maße dIe, Büdung eines schwachen,
aber deutlich erkennbaren roten Farbstoffbildes. Hierbei dient der Farbstoff wiederum
als Kriterium für den richtigen Verlauf des Bleich- und Härteprozesses und zeiggt
auch die bei wiederholtem Gebrauch des Bades eintretende Erschöpfung desselben an.
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Befindet sich das Bild auf einem durchsichtigen Träger (Glas, Film
o. dgl), und wurde es durch Belichtung von der Rückseite des Schichtträgers her
belichtet, so kann es nach kurzem Abspülen in kaltem Wasser nunmehr in bekannter
Weise als Auswaschrelief entwickelt werden.
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Befindet sich das Bild aber auch auf Papier o. dgl., und wur de es
durch Belichtung von der Schichtseite her behandelt, so muß es in bekannter Weise
nach mehrmaligem Waschen in kaltem Wasser nach Art des Pigmentdruckes auf eine andere
geeignete Unterlage, z. B. mit gehärteter Gelatineschicht überzogenes Papier, auf
Glas, Film, Metall o. dgl. übertrag gen werden.
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Das mit warmem Wasser entwickelte Gelatinerelief enthält noch Halogensil,#er.
Dieses wird, falls es bei dem Verwendungszweck, welchem das Relief dienen soll,
stört, durch die üblichen Lösungsmittel entfernt.
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Störende Mengen des als Indikator dienenden Farbstoffes befinden sich
nach beendigter Entwicklung in warmem Wasser nicht mehr im Gelatinerelief. Etwaige
Reste können in einem Bisulfitbad oder in einem mit Bisulfiten angesäuertem Fixierbad
restlos entfernt werden.
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Sollen die mit einem der angegebenen Reliefbleicher behandelten Gelatinesil#berbilder
als Quellrelief verwendet -werden, so erübrigt sich, die Entwicklung mit warmem
Wasser. Es wird leidiglich die der Schicht noch anhaftende Bleichlösung durch kaltes
Wasser entfernt, dann oberflächlich abgetrocknet und, falls das Quellrelief für
den Umdrtick auf Stein o.,dgl. dienen soll, mit fetter Farbe eingewalzt. Für den
Bromöldruck wird das noch halogensilberhaltige Quellrelief, wie üb-
lich,
in einem sauren Fi3detbad fixiert und nochmals gewaschen; dann kann es entweder
sofort oder nach vorherigem Trocknen ir der üblichen Weise eingefärbt werden.
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Setzt man der Emulsion vor dem Auftragen auf den Schichtträger neben
dem Indikatorfarbstoff oder den Indikatorfarbstoffmischungen, die in oben beschriebener
Weise in diesein Falle aus Säurefarbstoffen bestehen müssen, noch Kieselsäureverbindungen,
wie Kieselgur o. dgl., hinzu, so können mit solchen Schichten erzeugte Auswaschreliefs
mit basiscben Teerfarbstoffen eingefärbt werden und vielseitige Verwendung finden,
z. B. als Ersatz für Pigmentdrucke u. dgl., während die lediglich aus gehärteter
Gelatine bestehenden Auswaschrelieis, mit geeigneten Säureteerfarbstoff en e-ingefärbt,
z. B. als Teilbilder für die Mehrfarbenphotographie dienen.
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Beiderseitig mit der angegebenen Farbstoffhalogensilbergelatineemulsion
hergestellte i Filme dienen zur Herstellung von Ouellreliefs für die Zweifarbenphotographie
und Kineniatographie,
wenn sie in ähnlicher Weise wie Min Pinatypieverfahren
eingefärbt werden, wie auch einseitig präparierte, stabile Schichtträger mit darauf
nach beschriebenem Verfahren herL-estelltem Ouell- oder Auswaschrelief für Ien Pinatyr71e,druclplatten
ähnliche Absaugmatrizen Verwendung finden können.
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Bei Strich- und Rasternegativen, auf die beschriebene Weise als Auswaschrelief
hergestellt, zieht man das im Relief nach dem Entwickeln in warmem Wasser noch vorhandene
Halogensilber durch Schwärzung in einem der bekannten Photographieentwickler, Hydrosulfit
oder Schwefelalkalien, zur Dekkung heran. Man erhält dabei glasklare Linien und
Punkte, und die Negative lassen sich verstärken und abschwächen, ohne daß die Klarheit
dabei irgendwie leidet.