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Verfahren zur Erzeugung von in dünner Schicht transparent gefärbtem
Celluloid oder celluloidartigen Massen Zur Transparentfärbung von Celluloid u. dgl.
dienten bisher Farbstofflösungen, z. B. alkoholische Lösungen von basischen Farbstoffen
und Farbstoffbasen. Durch Zumisehen von unlöslichen Pigmentfarbstoffen meist mineralischer
Art zum Celluloid wurden bisher nur undurchsichtige Massen erhalten.
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Es hat sich nun überraschenderweise gezeigt, daß sich wertvolle Färbungen
von Celluloid oder celluloidartigen Massen aus Nitro-oder Acetylcellulosen durch
mechanische Verarbeitung des Celluloids o. dgl. mit in den gegebenenfalls benutzten
Lösungsmitteln für da§, Celluloid oder die celluloida.rtigen Massen unlöslichen
oder nahezu unlöslichen organischen Farbstoffen erzeugen lassen, wenn man die mechanische
Verarbeitung-, z. B. das Walzen des Gemisches, so, lange fortsetzt, bis zum mindesten
in dünnen Schichten transparente Massen entstanden sind. Die erhaltenen Massen haben
trotz ihrer Transparenz in der Durchsicht im auffallenden Licht meist ein etwas
getrübtes Aussehen, vermutlich infolge des Tyndall-Effektes, was ihnen eine gewisse
Deckfähigkeit beim Aufbringen auf Unterlagen verleiht, die aber Z>
nicht so
weit geht, daß sie den Charakter der Unterlagen vollständig verdecken.
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Vorteilhaft verfährt man bei der Ausführung des Verfahrens z. B. in
der Weise, daß man die betreffenden organischen Farbstoffe zusammen mit den durch
Kampfer und andere Mittel in gequollenen Zustand versetzten Celluloseestern, insbesondere
mittels «#ÄTalzeii, so lange mechanisch bearbeitet, bis eine Masse von den angegebenen
Eigenseliaften entstanden ist. Zufolge der Erfindung ist man zur Herstellung von
Transparentfärbungen nicht auf die begrenzte Zahl aU.zohol- oder benzollöslicher
Farbstoffe angewiesen, sondern kann auch die echtesten Farbstoff-e heranziehen und
demzufolge transparente Färbungen von hoher Lichtechtheit erhalten. Es können sowohl
wasserunlösliche Teerfarbstoffe, Farblacke und Farb-Stoff-pig.Mente verwendet werden
als auch wasserlösliche Farbstoffe!. Bei Anwendung der letzteren hat natürlich die
Verwendung von Wasser zu unterbleiben.
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Die so gefärbten Celluloidmassen kann man als solche verwenden; man
kann sie auch mit einem Lösungsmittel. behandeln, in dem der benutzte Farbstoff
unlöslich oder
nahezu unlöslich ist. Die erhaltenen Lösungeil könnon
zur Erzeugung von gefärbten Überzügen auf Holz, Glas, Leder, Metallen, Papier, Textillen
usw. verwendet werden mit oder ohne Zusatz von öl oder ähnlichen Mitteln,
welchej die Überzüge geschmeidiger machen. Beispiel i Man gibt zu iooo Teilen gequollenem
Celluloid i Teil Grün PLX (G. Schultz, Farbstofftabellen 194, S. 4,
Nr. 4) und knetet die Masse, zweckmäßig mittels heizbarer Walzen, bei erhöhter Temperatur
zusammen. Man erhält nach kurzer Zeit eine transparente, lichtechte Grünfärbung.
Beispiel 2 Man verarbeitet ioooTeile gequolleneActylceHulose zusammen mit einemTeil
Litholechtorange R Pulver (Patentschrift 217266) bei erhöhter Temperatur so lange,
bis eine transparente orangarote Färbung erhalten wird. Beispiel 3
iooo Teile
Celtuloid oder AcetylceHulose werden mit iTeal Indantlirenblau GGSL Pulver (G.Schultz,
Farbstofftabellen1914, S.288, Nr.841) wie unteri ode17 2 verarbeitet, bis
:eine transparente Blaufärbung erzielt ist.
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An Stelle der genannten lassen sich zahlreiche andere Azo- oder Küpenfarbstoffe
Oder Tearfarbstoffe anderer Klassen verwenden. Auch kann man Lacke von organischen
Farbstoffen verwenden. In allen Fällen erhält man gefärbte Massen, die zum mindesten
in dünnen Schichten transparent sind. Beispiel 4 ioo Teile CeUuloidknetmasse werden
mit 15 Teilen Litholechtorange r Pulver so lange in dünnen Schichten durch Walzen
geschickt, bis eine praktisch kolloidale Verteilung des Farbstoffes in der Celhiloidmasse
eingetreten ist. Man löst sodann etwa 8 Teile dieses Produktes in ioo Teilen
Amylacetat oder Butanola"cetat und erhält eine Lösung, die sich z. B. mit Vorteil
zur Erzeugung teines lackartigen Überzuges auf Leder benutzen läßt. Die Herstellung
des Überzuges kann z. B. durch Aufspritzen erfolgen. Der Überzug besitzt wertvolle
Eigenschaften und trotz seiner Transparenz eine Deckfähigkeit, die durch gewisse
optische Eigenschaften, offenbar das TyndaU-Phänomen, bedingt ist.
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In ähnlicher Weise kann man verfahren, wenn an Stelle von Litholechtorange
z. B. Litliolechtscharlach, R (vgl. G. Schult7, Farbstofftabellen
1923, Bd. i, Nr. 73) verwendet wird.
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Beispiel 5 -ioo Teile C#eUuloidknetmasse werden mit 15 Teilen
Litholechtgelb GN Pulver (vgl. G. Schultz, Farbstofftabellen1923, Bd. 2,
S.72) so lange auf eine-r Celluloidwalze me: chanisch bearbeitet,- bis eine
praktisch homogene Masse entstanden ist und eine Probe beim Auflösen in Aceton eine
Lösung gibt, aus der sich auch in Verdünnung der Farbstoff bei längerem Stehen nicht
oder nur in untergeordneter Menge absetzt. Ist dies erreicht, so hat man eine wenigstens
in dünnen Schichten durchsichtige Masse,. Das auf diese Weise gefärbte Celluloid
kann als solches verwendet werden; man kann es auch in Lösungsmitteln für Celluloid,
die den Farbstoff nicht zu lösen vermögen, auflösen, beispielsweise in einem Gemisch
von 5o Prozent Aceton, 25 Prozent Methylcyclohexanon und 25 Prozent
Amylacetat, wobei man L,5-sungen erhält, die den Farbstoff in ganz Moder nahezu
kolloidal gelöster Form erithalten und in hervorragender Weise als Lederdeckfarben
verwendbar sind, wobei die Deckwirkung offenbar durch den Tyndall-Effekt bedingt
ist.
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Ähnlich kann man z. B. bei Verwendung von 15 Teilen des wasserlöslichen
Litholb,ordeaux B (vgl. G. Schultz, Farbstofftabellen 19--23, Bd.2,
S.72) verfahren. Beispiel 6
io kg Litholrubin BN Pulver (vgl.
Schultz, Farbstofftabellen 1923, Bd. i, Nr. 152) werden mit ioool Wasser verrührt
und zum Kochen erhitzt. Dann fügt man eine etwa go' heiße Lösung von iokg Chlorcalcium
(entwässert) in iool Wasser -unter Rühren hinzu, filtriert, wäscht und trocknet
den gebildeten Farblack.
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i5kg dieses trockenen Farblackes werden mit iookg Celluloidknetmasse
so lange auf einer Walze dünngewalzt, bis die Masse in dünner Schicht transparent
ist. Eine, Auflösung dieser Masse in einem Lösungsmittel, das den Farbstoff nicht
zu lösen vermag (z. B. Aceton oder Butylacetat), läßt sich mit Vorteil zur Herstellung
von Überzügen, z. B. auf Glas, Metall, Leder usw., verwenden. Beispiel
7
Man stellt in einem geheizten Knetapparat durch Verkneton von 6ookg Nitrocellulose
und 4.00k- Trikresylphosphat eine, celluloidähnliche Masse her, die durch Einmischen
von
i kg Heliobordeaux BL Pulver (vgl. G.
Schultz, Farbstofftabellen 1923,
Bd.2, S.61) gefärbt wird. Eine derartig zusammengesetzte Masse hat die Eigenschaft,
in der Wärme gut plastisch und knetbar, bei gewöhnlicher Temperatur aber genügend
hart und elastisch zu sein. Man gibt diese warme und plastische Masse auf ein angeheiztes
Walzenpaar und walzt sie wiederholt papierdünn aus, bis sie transparent erscheint.
Schließlich läßt man sie nach dem letzten Auswalzen in der gewünschten Dicke erkalten;
man erhält auf diese Weise unzerbrechliche, lichtechte, transparente Folien, die
für viele Zwecke als Ersatz für Rubinglas dienen können.