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Verfahren zur Herstellung von Glycerinfarben Es ist bekannt, den üblichen
Künstler-, Aquarell-, Gouache-, Tempera- und Emulsionsfarben Glycerin zuzusetzen.
Da jedoch die eigentliche Basis dieser Farben das Wasser ist, so trocknen sie infolge
Wasserverdunstung sehr bald an und verlieren die gewünschte Geschmeidigkeit.
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Andererseits, verhindert der besonders reichliche Glycerinzusatz bei
den Tempera- und Emulsiansfarben das schnellere völlige Festtrocknen der Aufstriche,
was bei Firn isüberzug .a% höchst bedenklich für die Haltbarkeit des Gemalten angesehen
wird.
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Bekannt in der Kunstmalerei isst auch der störende Ein,-Ruß, des.
zu -schnellen oder zu langsamen Trockners. der ölfarben sowie ihr Nachdunkeln.
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Zur Beseitigung dieser Nachteile werden nach vorliegender Erfindung
die trockenen Farbpigmente bei möglichstem Ausschluß, von Wasser mit praktisch wasserfreiem
Glycerin und in praktisch wasserfreiem Glycerin gequollenem frischem Kleber verrieben,
gegebenenfalls unter Zusätzen der in der Malerei üblichen öligen, harz- oder wachsgelösten
oder in einzelnen Fällen auch ganz geringen leimigen bzw. emulgierenden Bindemitteln.
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Infolge dieser Zusammensetzung haben die Glycerinfarben gemäß der
Erfindung ins,-besondere die folgenden: Eigenschaften: Erstens trocknen sie praktisch
überhaupt nicht, weil ihr alleiniger ;liquider Träger praktisch wasserfreies Glycerin
von mindestens 3o° B6 ist, welches unbegrenzte Zeit lang nicht nur Farbpigmente
und Bindemittel umschließt, sondern auch die Zusätze von trocknenden ölten und Harzlösungen
von dem oxydierenden Einfuß, des. Sauerstoffeis in der Luft abschließt.
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Zweitens lassen sie sich nach Wunsch j ederzeit -durch mechanischen
Eingriff von dein sie tragenden, praktisch wasserfreien Glycerin befreien, ,d. h.
trocken bzw. trocknend machen;.
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Die Farben können also ohne Gefahr des, Eintrockners in offenem Topf,
in offener Tube oder auf der Palette bereitgehalteg werden.
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Eine weitere, insbesondere für, die Malerei außerordentlich wichtige
Eigenschaft der Gly-,Cerinfarbe besteht darin, daß sie ausgebreitet auf der Malfläche
im Gegensatz zu den bisherigen Farben unbegrenzte Zeit lang traktabel und beweglich
bleibt , wodurch die Technik des künstlerischen Malens -außerordentlich erleichtert
wird und insbesondere den Künstlern ,neue Möglichkeiten bei der Herstellung ihrer
Bilder eröffnet werden.
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Eine Trocknung der Glycerinfarben bzw. der Glycerinfarbenaufstriche
tritt erst ein; wenn das Glycerin aus den Aufstrichen entfernt worden ist. Diese
Entfernung kann in einfacher Weise durch .eine kurze Wassexbespülung der bernalten
Fläche geschehen, beispielsweise fnittels eines weich und langsam über (die Malfläche
fließenden Wasserstrahles, etwa aus einer Gießkanne oder durch Was!serbestäub-ung.
Das Wasser entfernt sehr bald restlos das in der Farbe enthaltene Glycerin, wobei
die Farbpigmente und Bindemittel unbeein$ußt hiervon
in sich selbst
und auf dem Malgrund haften. bleiben, die Malerei .also unverletzt zurückbleibt.
Nach der Verdunstung des: Wassers ist die Malerei trocken, und es kann gegebenenfalls
sofort ein Überstrich oder eine Überm.alung gemacht wenden, ohne da:B die darunterliegende
Malerei sich löst, aufweichend sich verschmiert oder mit dem Überstrich sich vermengt.
Auch ider zweite Anstrich oder weitere Anstriche oder übermalungen.'können viele
Tage lang traktiert -werden, bis sie durch eine entsprechende Bespülun , Bestäubung
oder :sonstige Behandlung mit Wasser ,durch Entziehung des. Glycerins: getrocknet
wenden. Da .also Anstrich und übrexstrich jederzeit von: Glycerin. befreit, d.h.
trocken oder klebefrei gemacht werden können" so können in jedem gewollten Zeitraum
beliebig viele Überstriche oder übermalungen aufs Trockene gemacht werden.
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Weder die Ölfarben noch dir; selbst mit reichlichstem Glycerinzus-atz
hergestellten bisherigen Tempera- oder Emulsionsfarben erlauben ein ,solches, ,das
kün=stlerische Arbeiten im höchsten Maße befruchtendes, oben geschildertes Trockenverfahren;
die ölfarben nicht, weil ihr Liquid zugleich ihr Hauptbindemittel ist und weder
.aus; ihren Anstrichen entfemt werden kann noch darf; die Tempera- und Emulsionsfarben
nicht, weil das Glycerin aus ihren Anstrichen bzw. Malereien durch Wasserbespülung
nicht entfernt werden kann, ohne,daß. .sie fließend undjede Modellierung zerstörend
sich auflösen wegen der ihnen notwendigerweise zugemischten wasserlöslichen Binde-
und Emulgiermittel, Der bei :den vorliegenden Glycexinfarben zweckmäßig angewandte
und das geschilderte Trockenverfahren ermöglichende wasserunlösliche, in praktisch
wasserfreiem Glycerin gequollene Kleber kann folgendermaßen hergestellt werden.
Der aus festem Weizlenmehlteig .durch Kneten unter Wasser und unter Zurücklassung
des Stärkemehls gewonnene frische Kleber, jene zähe, ziehige, wasserunlösliche Masse,
wird sofort nach seiner Gewinnung unter geringen Alkoholzusätzen mit der zwei- bis
dreifachen Menge von Glycerin: von mindestens 3o° B6 zusammengebracht und in Knetmaschinen
bei Erwärmung bis zu izo° C so lange bewegt und geschlagen,, bis die im Fxäschkleb:er-
enthaltenen 65 Prozent Wasser verdunstet sind und an ihre Stelle praktisch wasserfreies
Glycerin getreten ist, d. h. der Frischkleber zu, einem homogen Glycexinkleber geworden
ist von ungemein klebriger" zäher und in. praktisch wasserfreiem Glycerin" aber
nicht in Wasser löslicher Eigenschaft, welche bei den Wasserbespülungen die Unverletzlichkeit
der Glycerinfarbenanstriche bewirkt.
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Eizhe zweite Art der Herstellung des in praktisch wasserfreiem Glycerin
gequollenen wasseruAöslichen Frischklebers ist folgende: Der gewonnene frische Kleber
wird sofort auf Metallnetzien in dünnen. Lagen ausgespannt, schnell getrocknet und
in Pulvermühlen gemahlen. Darauf wird er in :etwa seinem siebenfachen Gewicht an
Glycerin von 3o° B6 eingerührt und an warmem Ort zur Quellung unter zeitweisem Umrühren
stehengelassen, bis .alles Kleherpulver zu homogenem Glycerinkleber gequollen, ist.
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Gegeb:enerifalls sind geringe Zusätze von Eidotter und Gelatine verwünscht.
Zu diesem Zweck geschieht die Verwendung des Eidotters in, der Weise, d'aß Eidotter
mit Glycerin von 3a° B6 vermis"dht und durch Erhitzung auf 65° C in trockener Luft
das Wasser der Dotter verdunstet wird. Die Herstellung der Glyceringelatine ist
bekannt.
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In ihrer Anwendung zur Herstellung"künstlerischer Gemälde zeigen die
Glyce&farben folgende hervorragende Eigenschaften: Sie bleiben immer frisch
und fraktabel. Sie lassen sich trocken und übermalbar machen zu jedem Zeitpunkt,
der erwünscht ist. Sie haben während der Arbeit denselben Glanz und dieselben Verstreichbarkeitskonsistenzen
wie die ölfarben, mit dem Vorzuge, daß sie letztere in der Dauer ihrer Verstreichbarkei't
um das Vielfacbe übertreffen. Sie können keine Haut bilden. Ihre Haltbarkeit übertrifft
alle Farben, weil weder ölüberschuß nach Glycerngehalt in der getrockneten Malerei
verbleiben. Ihre Anwendung ist rentabel, weil keine Abfälle möglich sind. Sie sind
arbeitsgewinnend, weil. in auerkürzester .Zeit viele übermalungen aufs Trockene
vorgenommen werden können oder beliebig lange naß: in naß gemalt werdenkann.