-
Verfahren, um Wasserfarbenanstriche oder Wasserfarbendrucke reibecht
und abwaschbar zu machen Billige Anstriche «-erden üblicherweise mit Wasserfarbe
unter Zusatz von Kreide und gegebenenfalls eines Bindemittels, z. B. Leim, hergestellt.
Derartige Anstriche sehen unmittelbar nach dem Aufbringen, z. B. auf eine Innenwand,
sehr sauber aus, lassen sich aber nach Verschmutzung nicht reinigen. Reibt mati
mit einem Tuch über die angestrichene Fläche, um den Staub zu entfernen. so gibt
es Streifen; lehnt man sich gegen die Wand, so färbt sie ab; entstandene Flecken
lassen sich nicht ohne Schädigung des Anstrichs entfernen.
-
Gemäß der Erfindung werden die mit Wasserfarbe vorgestrichenen Flächen,
Wasserfarbendrucke usw. mit einem durchsichtigen Schutzanstrich versehen. Das zu
verwendende Anstrichmittel wird gemäß der Erfindung dadurch erzeugt, daß in einem
indifferenten, anorganischen Lösungsmittel einerseits Wachs oder Fett, anderseits
Harze gelöst werden. wobei die aufzulösenden Stoffe so ausgewählt sind, daß sie
die Durchsichtigkeit weder des flüssigen noch des nach dem Aufstreichen getrockneten
Überstreichungsmittels beeinträchtigen.
-
Es ist bereits bekannt, fertigen Lacken, z. B. hart werdendem japanischem
Asphaltlack, nachträglich in Benzin o. dgl. gelöstes Paraffin o. dgl. zuzusetzen,
um solche Gemenge wasserfest zu machen. Da derartige Lacke undurchsichtig sind,
eignen sie sich nicht zu einem Überstreichungsmittel,welches die Farbe und Musterung
des Grundanstrichs unverändert lassen soll.
-
Es empfiehlt sich, dem gemäß der Erfindung erzeugten durchsichtigen
Gemenge Spuren von im Lösungsmittel der übrigen Stoffe ebenfalls löslichen Lasurfarben
zuzusetzen, und zwar insbesondere blaue Lasurfarbe. Dadurch wird die Durchsichtigkeit
des Oberstreichungsmittels nicht wesentlich beeinträchtigt, wohl aber wird dadurch
die I=lauptmenge der chemisch wirksamen Lichtstrahlen des auffallenden Tageslichtes
vom Grundanstrich ferngehalten und dadurch ein an sich nicht lichtechter Grundanstrich
für lange Zeit haltbar gemacht. Als besonders vorteilhafte Zusammensetzung für das
Anstrichmittel empfiehlt sich eine Mischung aus iokg Mineralöl von 16o° C Siedegrenze,
c oo g Paraffin und 5oo g helles Kolophonium.
-
Die Anwendung dieses Mittels kann beispielsweise wie folgt geschehen;
Man zerläßt das -zerkleinerte Paraffin und das pulverisierte Kolophonium, indem
man beides in ein Gefäß gibt und mit einigen Litern Mineralöl übergießt. Das Gefäß
setzt man dann in einen Behälter mit heißem Wasser, rührt die Mischung häufig um
und sorgt dafür, daß die Lösung langsam auf eine Temperatur von etwa 35° C kommt
und diese
bis zur vollständigen Lösung beibehält was in etwa einer
Stunde der Fäll ist. Die Lösung soll zweckmäßig nicht über 35° C erhitzt werden,
da sonst das Mineralöl zu gelblich wird. Ist alles gut gelöst, so filtriert man
die Anstrichmasse, welche dann gebrauchsfertig ist.
-
Zum Auftragen bedient inan sich vorteilhaft eines io bis 15
cm breiten flachen Pinsels und kann damit die vorher mit Wasserfarbe bestrichenen
Wände oder Decken sowie auch Tapeten überstreichen. Da das im Anstrichmittel enthaltene
Mineralöl trotz. der hohen Siedegrenzen leicht flüchtig ist, sind die so überstrichenen
Wände sehr schnell trocken, oft schon in einigen Stunden. Während der kalten Jahreszeit
empfiehlt es sich, die Anstrichmasse vor dem Gebrauch oder während des Auftragens
in warmes Wasser zu stellen, die Masse läßt sich dann gleichmäßiger auftragen. Je
nach der Farbe, mit welcher die zu überstreichende Wand vorher angestrichen ist,
kann man den Schutzanstrich mit etwas in Öl löslicher Lasurfarbe leicht anfärben,
dadurch erhöht man die Lichtechtheit des Wasserfarbenanstrichs. Überstreicht man
weiße Decken, so empfiehlt es sich, eine Spur blauer Lasurfarbe dem Schutzanstrich
zuzusetzen.
-
Wände oder Teile von Wänden, die besonders viel zu leiden haben oder
häufiger abgewaschen werden, sind bedeutend haltbarer, wenn sie nach einigen Tagen
oder auch schon am nächsten Tage noch einmal mit der Schutzmasse überstrichen werden.
Die so überstrichenen Wände werden bedeutend glatter als die nur mit Wasserfarbe
angestrichenen, die Farben sind bedeutend lebhafter und haben einen matten Glanz.
Derselbe Schutzanstrich eignet sich auch zum Überstreichen dünner, heller Tapeten.
Diese werden dann sehr viel widerstandsfähiger, haften fester auf der Wand und können
kalt abgewaschen werden, auch wird die schlechte Lichtechtheit der billigen Tapeten
sehr verbessert, weil der Lichtstrahl die Farbe nicht mehr direkt trifft, sondern
erst die aufgetragene Schicht durchdringen rnuß.
-
Mischt man in das oben angegebene Anstrichmittel eine genügende Menge
Ölfarbstoff, so erhält man eine in ihren Eigenschaften ähnliche Farbe wie die mit
Leinöl und Terpentinöl hergestellte Ölfarbe, die aber gegenüber der mit Leinöl hergestellten
Farbe den Vorzug besitzt, daß sie sehr viel billiger ist' leichter deckt, leichter
verstreichbar ist und sehr schnell trocknet, und zwar bei günstigem Wetter schon
in einigen Stunden. Legt man keinen besonderen Wert auf sehr schnelles Trocknen,
so kann man ein schwereres Mineralöl von i 6o bis 22o° C Siedegrenze verwenden.
Auch empfiehlt es sich, den Zusatz von Harz zu erhöhen und den von Paraffinwachs
zu vermindern. z. B. auf i o kg Mineralöl von 16o bis 22o' C Siedegrenze 8oo g Kolophonium
und 40o g Paraffin.
-
Die so erhaltene Farbe eignet sich vorzüglich zum Anstrich von Zimmerwänden,
Häusern usw, für alle Gegenstände aus Holz, besonders für solche, die später lackiert
oder gefirnist werden. \=or der Ölfarbe hat die neue Farbe auch noch voraus, daß
nie Verunreinigungen durch Eintrocknen der Farbe entstehen können, ebensowenig können
sich in den Gefäßen, in welche die Farbe zum Zwecke des Anstreichens eingefüllt
wird, Verhärtungen durch Eintrocknen des Anstrichmittels bilden, da es bei dem neuen
Mittel immer genügt, etwas Mineralöl zuzugeben, um die Masse wieder gebrauchsfertig
zu machen. Die ganzen Arbeitsgeräte, besonders die Pinsel, werden viel weniger schnell
verschleißen.
-
Natürlich ist die Erfindung nicht auf das dargestellte Beispiel beschränkt,
sondern es sind auch andere Ausführungen möglich. So z. B. kann das zur Lösung dienende
Mineralöl gegebenenfalls auch durch ein anderes geeignetes Lösungsmittel ersetzt
werden, wie z. B. Benzin, Ligroin, Putzöl, Tetrachlorkohlenstoff, Aceton, Epichlorhydrin,
Benzol, Tolüol, Kylol usw., ferner durch die Chlorderivate, Monochlorbenzol, Dichlorbenzol
usw. Jedoch hat sich bisher als Lösungsmittel das obenerwähnte Mineralöl mit Siedegrenzen
bis zu i0o° C als am geeignetsten erwiesen. Ebenso wie für das Lösungsmittel kann
für das zu lösende Wachs oder Fett an Stelle von Paraffin gegebenenfalls auch ein
anderes Wachs oder Fett gewählt werden, z. B. Bienenwachs, Japanwachs usw., oder
ein Pflanzenfett, wie Kokosfett o. dgl. Schließlich kann man an Stelle von Kolophonium
gegebenenfalls auch ein anderes geeignetes Harz verwenden.