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Verfahren zur Verarbeitung von fertig zugerichteten und gegerbten
Pelzfellen Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren, zach welchem man fertig zugerichtete
und gegerbte Pelzfelle zu _ einem neuartigen Erzeugnis verarbeiten kann, das sich
zur Herstellung von Kleidungsstücken, z. B. von Mänteln, vor allem aber auch von
Gebrauchsgegenständen, wie Handtaschen o. dgl., eignet. Und zwar können nach dem
Verfahren auch geringwertige Pelzfelle, z. B. haarlässige Felle, welche bisher unverwendbar
waren, veredelt werden, ohne daß dadurch die Haltbarkeit oder das gute Aussehen
des neuartigen Erzeugnisses nachheilig beeinträchtigt wird.
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Das Verfahren besteht darin, daß, auf die Haarseite der Felle Klebstofflösungen
aufgestrichen werden, worauf man die Haare mit Bürsten oder Walzen o. dgl. an das
Fell heranstreicht. Je nachdem, in welc'er Form die -Haare anliegen, entstehen verschiedenartige
Muster eines Tierfelles. Durch diese Verarbeitung wird einerseits das Fell an sieh
gefestigt, andererseits werden die Haare, welche von Natur aus vielleicht nicht
einmal wirklich festsitzen, derart. festgelegt, daß ein sehr haltbares Erzeugnis
entsteht. Denn die mit dem Fell zusammengearbeiteten _ Haare festigen obendrein
das Fell selbst außerordentlich. Das Aussehen dieses Erzeugnisses kann durch die
Verarbeitung verschiedenartig ausgestaltet werden; dies bezieht sich auch auf seinen
Glanz, seine Farbe usw.
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Das Aufstreichen der Klebstoflösungenerfolgt z. B. in folgender Weise:
io Teile (einst gepulvertes französisches Kolophonium werden in ioo Teilen Wasser
geschüttelt, ferner a Teile Ätznatron; die Mischung wird bis zur Lösung aufgekocht
und die Lösung bis auf 5o° C abgekühlt. Diese Harzseife wird auf die Haarseite des
Felles in der Richtung des gewachsenen Haares aufgetragen und gut verteilt. Sodann
wird durch Aufkochen von q. Teilen Eisenvitriol in i oo Teilen Wasser eine zweite
Lösung hergestellt, auf 5o° C abgekühlt und über den Seifenbelag ebenfalls auf der
Haarseite des Felles in der Richtung der Haare unter Andrücken rasch verteilt, wobei
sich über dem Haar eine klebende, zähe Schicht Eisenharzseife bildet, die man bei
flachliegendem Fell trocknen läßt. Das Fell kann gegebenenfalls am nächsten Tage
nach dem Trocknen mit schwarzem Celluloselack mittels Pinsels lackiert und trocknen
gelassen werden, was ja nach der Art des verTvendeten Lackes einige Stunden dauert,
und dann wird mit farblosem Celluloselack nachlackiert.
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Einfacher und billiger ist das Verfahren mit Schichten von Leimarten
oder Leimsubstanzen, wie Gelatine oder Hausenblase, welche durch Quellek in Wasser
gelöst und durch Zusätze von Bichromaten nach dem Trocknex1 wasserbeständig und
widerstandsfähig gemacht .werden, wobei das Haar niedergeklebt wird. Ausführungsbeispiel
io g Perlenleim werden in 50 ccm Wasser unter Zusatz von 5 ccm chemisch reiner
8oo/oiger Milchsäure über Nacht aufgequollen, dann umgerührt und am Licht 4 Tage
stehengelassen,
worauf der Leim beim Umrühren gelöst ist. Die Lösung reagiert gegen Lackmus deutlich
sauer. Getrennt werden in 5o ccm Wasser io g Zucker (Staubzucker), io ccm technisches
Glycerin, 5 g kristallisierter Blauholzextrakt und 5 ccm technisch reines Ricinusöl,
zusammengeschüttelt, 1o Minuten im Wasserbade gut aufgekocht, damit sich der Farbholzextrakt
löst, und sodann darin i g Chromlederschwarz durch weiteres Kochen während 5 *Minuten
aufgelöst. Die Lösung wird geschüttelt, bis auf 30° C erkalten gelassen und allmählich
unter Rühren zur ersten Leimlösung zugesetzt, so daß jetzt das Gemisch die Farbstoffe
und die organischen Stoffe enthält, um später das gerbende Bichromat bzw. die Chromsäure
zu reduzieren. Der Leim klebt dann die Haare im nassen Zustand nieder, ist aber
nach dem Trocknen wasserecht. Der Zusatz von Ricinusöl macht das Leder des Felles
weicher, weil die Leimschicht allein zuviel härtet. Es werden weitere 5 g Ammoniumbichromat
durch Schütteln oder Erwärmen in 5o ccm Wasser gelöst, auf 30° C abkühlen gelassen
und vorsichtig in Teilportionen unter Rühren der obigen Leimlösung zugesetzt.
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Es ist zweckmäßig, die fertig zugerichteten und gegerbten Pelzfelle
zunächst zu größeren Bahnen zusammenzunähen und erst alsdann das neue Verarbeitungsverfahren
anzuwenden, so daß zusammenhängende größere Flächen des neuen Erzeugnisses entstehen,
deren Nähte durch die darübergearbeiteten Haare fast unsichtbar werden. Diese Arbeitsweise
ist besonders vorteilhaft für die Veredelung kleinerer minderwertiger Felle.