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Verfahren zur Herstellung von gemusterten Folien oder Überzügen. Es
ist bekannt, durch Ausgießen von Kolloidlösungen hoher Viskosität, insbesondere
solchen, welche mit flüchtigen organischen Lösungsmitteln hergestellt sind, auf
ebene Unterlagen homogene, gleichmäßige Häutchen und Folien herzustellen. Diese
Kolloidsubstanzgebilde zeigen aber keine Musterungen. Ebenso ist es auch bekannt,
daß Zusätze von festen Körpern, anorganischer oder organischer Natur, wie Metallpulver,
Erdfarben, sowie organische Farbstoffe hierbei ohne Wirkung auf die Struktur der
entstandenen Häutchen oder Folien sind, d. b. also keine Musterungen herbeiführen.
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Es wurde nun die bemerkenswerte Beobachtung gemacht, daß man hingegen
gemusterte Folien oder Überzüge aus Kolloidsubstanzen dadurch gewinnt, daß man Kolloidlösungen
mit einem 15 Prozent nicht übersteigenden Trockengehalt an Kolloidsubstanz (entsprechend
einer r ooo Auslaufsekunden nicht übersteigenden Viskosität, bezogen auf das reine
Lösungsmittel gleich 6,5 Auslaufsekunden) auf ebene Unterlagen in üblicher Weise
mit oder ohne Zusatz schwerlöslicher oder unlöslicher anorganischer oder organischer
Stoffe, gegebenenfalls unter Zusatz von Farbstoffen, in festem oder gelöstem Zustand
mischt und die so erhältlichen Suspensionen in üblicher Weise zu Folien oder Überzügen
verarbeitet. Hierbei bewirkt der Zusatz fester Körper und Farbstoffe lediglich eine
bessere Hervorhebung der entstandenen Musterung. Als Kolloidsubstanzen können hierbei
z. B. Zelluloseester oder -äther, mit oder ohne übliche Zusätze, Eiweiß oder eiweißartige
Körper Verwendung finden. -Zur Erzielung besonders ausgeprägter Effekte werden die
genannten anorganischen oder organischen Stoffe zweckmäßig in blättriger bzw. schuppiger
Struktur, wie z. B. Glimmer oder Metallpulver, benutzt. Weiterhin wurde gefunden,
daß die Verwendung von mehreren Lösungen verschiedener Zusammensetzung unter den
vorstehend angegebenen Bedingungen eine noch reichere und vielgestaltigere Musterung
herbeiführt. Die nach diesen Verfahren hergestellten . Folien oder Überzüge lassen
sich.in weitgehendster Weise variieren, j e nach der Zusammensetzung und Anzahl
der Lösungen. Ebenso kann man auf die Musterung dieser Gebilde durch die Anwendung
von Formen bzw. ohne Benutzung einer Form oder durch solche mechanische oder chemische
Mittel, die eine mehr oder minder schnelle Erstarrung der Kolloidlösung bewirken,
in ganz bestimmtem Sinne einwirken. Die auf diese Weise erzielten folienartigen
Schichten lassen sich selbstverständlich auch ohne Schwierigkeiten auf geeigneten
Unterlagen, wie- Papier, Stoffe, Gewebe, Holz, Leder, Metalle, erzeugen und finden
so besonders dort Verwendung, wo es darauf ankomint, schöne, in die Augen fallende
Effekte zu erzielen, wie in der Tapeten- und Möbelindustrie und im Buchbindereigewerbe.
Beispiel
i. Äthy lzellulose wird in 8oo Gewichtsteilen Benzol und ioo Gewichtsteilen Alkohol
gelöst, so daß die Lösung 5 Prozent Trockengehalt an Zellulose enthält, entsprechend
einer Viskosität von 45 Auslaufsekunden. Dieser Lösung werden io Gewichtsteile Litliopone
zugesetzt und gut verrührt. Die so erhaltene Suspension wird auf eine geeignete
Unterlage, wie Glas oder Blech, ausgegossen und bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur
das Lösungsmittel in üblicher Weise verdunstet. Die hieraus resultierende Folie
zeigt ein gemäß ihrer Zusammensetzung charakteristisches, schuppenartiges 'Muster.
An Stelle der Lithopone lassen sich mit dems°11ien Erfolge Metallpulver, Glimmerpulver,
Graphitpulver, Anthrazen als solche oder in Mischung verwenden.
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B e i s p i e 1 2. Azetylzellulose wird in 93o Gewichtsteilen Azeton
gelöst, so daß die Lösung 41/= Prozent Trockengehalt an Zellulose enthält, entsprechend
einer Viskosität von 35 Auslaufsekunden, und mit 7 Gewichtsteilen Aluminiumpulver
versetzt. Zu dieser Lösung fügt man o,2 Gewichtsteile Wollechtblau BL hinzu. Es
resultiert, auf Papier ausgegossen, ein blau gefärbter Überzug mit charakteristischer
Musterung. Der erwähnte Farbstoff kann auch in gelöstem Zustand, z. B. in einer
Azetonlösung, als solcher oder in '-Mischung mit anderen azetonlöslichen Farbstoffen
Verwendung finden. Zur Herstellung von mehrfarbigen 'Mustern benutzt man eine oder
mehrere derartiger verschieden gefärbter Kolloidsuhstanzeii, die man nebeneinander
oder übereinander ausgießt. An Stelle l5slicher Farbstoffe können natürlich auch
unlösliche farbige Körper, wie L''ltramarin, Chromoxyd, Kobaltoxyd, gebraucht werden.
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B e i s p i e 1 3. Auf eine Glasunterlage werden in bestimmten Abständen
Blechringe aufgesetzt und in diese eine mit Alizarinrubinolrot R gefärbte Äthylzelluloselösung
von dem in Beispiel i angegegebenen Trockengehalt eingegossen, während die übrigen
Flächen mit einer durch '\@rollechtblau BL blau gefärbten Äthylzelluloselösung von
dem im Beispiel 2 angegebenen Trockengehalt bedeckt werden. Die Ringe werden, bevor
die 'Masse erstarrt, entfernt und auf diese Weise ein den Lösungen und der Form
entsprechendes charakteristisches Folienmuster erhalten. Selbstverständlich kann
man hierbei sowohl Form wie Farbstoff in beliebiger Art und Weise variieren. Die
Wirkung der Formen läßt sich auch durch mechanische bzw. chemische Mittel, die eine
mehr oder minder schnelle Erstarrung der Kolloidlösungen bewirken, wie Rühren, Temperaturänderungen,
Wasser und Alkohol, ermöglichen.
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B e i s p i e 1 4. Auf eine ebene Unterlage werden nacheinander vier
gefärbte Ätliylzelluloselösungen ausgegossen, und zwar mit einem Trockengehalt von
A) 41/2 Prozent Trockengehalt - 24 Auslaufsekunden, B) 5 - - - 36 _ 51/2 - - = 39
-31/2 - - = =3 - . Als Löungsmittel der Äthylzellulose von A, B, C, D werden hierbei
der Reihe nach verwendet: A) eine ''-Mischung von 1 334 Gewichtsteilen Benzol und
22o Gewichtsteilen Alkohol, B) i 314 Gewichtsteilen Benzol und 7 5 Gewichsteilen
Alkohol, C) 48o Gewichtsteilen Benzol und 12o Gewichsteilen Alkohol, D) 228 Gewichtsteilen
Benzol und 242 Gewichtsteilen Alkohol. Die Lösung A wird schwach grünlichgrau, mit
Alizarinzy aningrün, B gelblichgrün, mit Alizarinzyaningrün und Ceresgelb, C stumpf
rotviolett mit Wollechtviolett B unter Zusatz von Messingpulver, und D violett mit
Wollechtviolett B gefärbt. Zu den Lösungen A, B und D wurde Aluminiumpulver zugesetzt.
Die so erhaltene Folie zeigt eine schuppenartige Musterung von schöner, charakteristischer
Gestaltung und Färbung.