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Verfahren zum Färben und Umfärben von Leder Bisher wurden vegetatilisch,
gegerbte Leder mit sauren oder basischen Fettstoffen. gefärbt. Chromgegerbte Leder
wurden nach vorherigem Beizen mit sauren Farbstoffen gefärbt.
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Ein direktes Umfärben des einmal gefärbten Leders war nicht möglich,
da im Leder keine freien farbstoffbindenden Mittel vorhanden waren -und. das fertig
zugerichtete Leder das Eindringen des Farbstoffes verhinderte: Man hat, um ein gefärbtes
Leder umzufärben, versucht; dem Leder durch einen Quellungsvorgang Beizen zuzusetzen,
an die in einem zweiten Arbeitsgang die entsprechenden-Farbstoffe-gebunden wurden.
Der Quellungsvorgang;führte aber zu einer Wertminderung des Leders (erhöhte Brüchigkeit,
Wasserdurchlässigkeit usw.). Diese Art des Färbens war bei Fertigfabrikaten (Schuhen
usw.). undurchführbar, weshalb man, um Fertigfabrikate zu färben, seine Zuflucht
zu Deckfarben nahm. Die so hergestellten Färbungen-weisen aber die .bekannte Erscheinung
des Brechens und Abfärbens auf, denn bei diesem Verfahren handelt es sich nicht
um ein eigentliches Färben; sondern um einÜberziehen des Leders mit .einem gefärbten
Lack.
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Eine weitere Arbeitsweise zum Umfärben von Leder und Lederwaren besteht
in der Anwendung. von Farbstofflösungen in Alkohol, Benzin oder -anderen organischen
Lösungsmitteln allein oder wie z. B. nach dem aus der amerikanischen Patentschrift
r 76o 076
bekannten Verfahren mit einem Gehalt an Furfurol und seinen Derivaten.
Diese Lösungen werden in der üblichen Weise auf das zu färbende Leder gebracht.
Hierbei entsteht einerseits eine sehr unregelmäßige Färbung, andererseits hat die
Erfahrung gelehrt, daß . auch Furfurol und seine Derivate die Farbstoffe nicht genügend
im Leder festhalten, so daß besonders bei. Anwendung von wasserlöslichen Farbstoffen
zum Färben von Schuhen Färbungen entstehen, die den Witterungseinflüssen nicht standhalten,
so daß schon nach einigen Tagen in den Gehfalten hellere Stellen auftreten. Es kommt
sogar vor, daß bei umgefärbten Schuhen, die häufig von Regenwasser durchnäßt werden,
der Farbstoff zum größten Teil wieder auszieht, wodurch das Leder vollständig unansehnlich
wird. Ferner halten sich Farbstofflösungen, die mit Furfurol hergestellt sind, infolge
der großen Zersetzlichkeit des Furfurols imLicht nur ganz kurze Zeit.
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Erfindungsgemäß werden Lösungen verwendet, in denen basische Farbstoffe
als freie Farbbasen bei gleichzeitiger Gegenwart von Aldehyden, besondersBenzaldehyd
und seinen Derivaten, in verdünnten oder konzentrierten organischen Lösungsmitteln
gelöst sind und die ein aus Tannin, Harnstoff oder Thiobarnstoff und einem öder
mehreren Aldehyden unter bestimmten Bedingungen erhältliches Kondensationsprodukt
enthalten. Mit dieser Lösung wird das Leder getränkt. Hierdurch wird erreicht, daß
das Leder nicht nur gefärbt, sondern auch wasserunempfindlich
wird,
so daß nur überschüssiger Farbstoff, der bei Anwendung einer zu konzentrierten Lösung
auf der Oberfläche des Leders lose haftet, abgelöst werden kann; denn das Kondensationsprodukt
bewirkt die Fixierung des Farbstoffes in und auf dem Leder und auch seine Unlöslichkeit,
da es den Farbstoff nach dem Verdunsten der Lösungsmittel wie ein wasserunlöslicher
Leim in allen Teilen des Leders festhält, das Leder aber gegenWasser unangreifbar
und so ein Herauslösen des Farblacks und des imLeder durch zuschnelles Trocknen
nicht vollständig gebundenen Farbstoffs unmöglich macht.
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Nach dem aus der britischen Patentschrift ioi zog bekannten Verfahren
wird Leder gefärbt, indem man zunächst Lösungen von Chlorhydraten basischerFarbstoffe
in Alkohol Tannin zusetzt. Diese Lösung wird dann unter Zusatz von Nitrobenzol auf
und in das Leder gebracht. Nachdem der Farbstoff aufgesogen und getrocknet ist,
erhält das Leder nach dem Weichmachen eine Decke, bestehend aus Farblösung, Tannin
und Schellack.
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Dieses Verfahren hat folgende Nachteile: i. ist es in einem Arbeitsgange
nicht durchführbar; 2. wird das Leder spröde und muß, bevor es eine Decke bekommt,
weich gemacht werden; 3. sitzt die Decke aus Schellack und Tannin wie alle Appreturen
oben auf dem Leder, so daß leicht Risse entstehen und der Decklack abblättern kann,
wodurch ein Ausbluten der darunter befindlichen Farbstoffe leicht eintritt; 4. zieht
Tannin leicht unregelmäßig in das Leder ein, so daß auch eine unregelmäßige Fällung
der Farbbase eintritt und die Färbung infolgedessen fleckig ausfällt.
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Im Gegensatz hierzu läßt sich das vorliegende Färbeverfahren in einem
Arbeitsgange durchführen. Ein Abblättern oder Rissigwerden des Leders kommt nicht
vor, da das Kondensationsprodukt zusammen mit dem Farbstoff das Leder durchdringt
und durch Seine elastischen Eigenschaften ein Sprödewerden des Leders verhindert.
Statt des giftigen Nitrobenzols wird Benzaldehyd verwendet., der sowohl den Farbstoff
als auch das Kondensationsprodukt viel besser als Nitrobenzol in das Leder trägt.
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Das obengenannte Kondensationsprodukt wird wie folgt hergestellt:
Man löst in. 5 ccm Wasser 1o g Tannin und gibt zu dieser Lösung nach und nach 5
g Harnstoff. Zu gleicher Zeit fügt man eine alkoholische Lösung von Benzaldehyd
(ioprozentig) hinzu. Das Ganze wird dann so lange auf dem Wasserbade erwärmt, bis
eine Probe mit Wasser eine weiße Fällung ergibt, die meistens fest am Glase haftet.
Die Temperatur des Wasserbades darf 5o° C nicht übersteigen. Beispiel Um Leder oder
Lederwaren zu färben oder umzufärben, wird z. B. eine Farblösung hergestellt wie
folgt: Man löst in 6oo ccm Alkohol und zoö ccm Butylacetat je nach dem gewünschten
Farbton io bis 15 g basische Farbstoffe, wobei man naturgemäß eine
Mischung verschiedener Farbstoffe bevorzugt. Eine Lösung, die Leder in kastanienbraunen
Tönen färbt, kann z. B. ein Gemisch aus io g Lederorange (vgl. S c h u 1 t z , Farbstoff-Tabellen,
7. Auflage, Nr. gio), 2 g Safranin (vgl. S c h u 1 t z, Farbstoff-Tabellen, 7. Auflage,
Nr. g67), i g Cameliarot (vgl. S c h u 1 t z , Farbstoff-Tabellen, 7. Auflage, Nr.
78o), i g Brillantblau (vgl. Schultz, Farbstoff-Tabellen, 7. Auflage, Nr. 8i7),
0,5 g Brillantgrün (vgl. Schultz, Farbstoff-Tabellen, 7. Auflage, Nr. 76o) in Form
der freien Farbbasen enthalten. Gleichzeitig setzt man i5o g Benzaldehyd hinzu,
wobei sich auch die letzten Anteile Farbstoff lösen. Zu dieser Lösung gibt man 5o
ccm der oben beschriebenen alkoholischenLösung desKondensationsproduktes, wobei
kräftig geschüttelt wird.
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Die so erhaltene Farblösung trägt man je nach der Art und Appretur
des Leders mit einem weichen Pinsel oder auch mit der Spritzpistole auf. Lederstücke
oder zugeschnittene Leder taucht man in die Lösung und läßt sie aufgehängt trocknen.
Nach io bis ao Stunden oder nach dem Auftragen mit dem Pinsel nach 3 -bis 4 Stunden
wird mit einem Wollappen poliert. Bei Schuhen kann auch mit einer der üblichen Crems
poliert werden, jedoch ist dies zur Erhöhung des Glanzes nicht erforderlich.