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Verfahren zur Herstellung von Dreifarbenbildern unter Verwendung von
mit basischen Farbstoffen eingefärbten Kolloiddruckformen Verfahren zur Herstellung
von Farbbildern mit Hilfe von Kolloiddruckformen nach fertigen Dreifarbennegativen
gibt es mehrere. Sie teilen sich ein in solche, bei denen rein mechanische Einflüsse
die Hervorrufung des Bildes bewirken, und solche, biei denen das Farbbild z. B.
durch Reduktionsmittel oder durch Ausbleichung entsteht. Zu den ersteren gehören
alle Imbibitionsverfahren (Absaugttngj, z. B. Pinatypie, J@os-Pc usw., zu den letzteren
die Verfahren von Dr. M a r t i n e z , das österreichische Patent 6o o9a und andere.
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Die Schwierigkeit bei diesen Verfahren besteht darin, zwei oder mehrere
Farbdrucke gleichartig herzustellen und ferner die Behandlungszeit für das Druckverfahren
auf ein Minimum herabzudrücken. Es genügt nicht, nach irgendeinem der angeführten
Verfahren ein oder mehrere Bilder farbenprächtig herzustellen, die Bilder müssen
auch quantitativ gleichartig sein, das heißt also, der Farbstoff muß in gleicher
Menge in seinen Grundfarben und in den Mischfarben fixiert werden. Was ersteres
anbetrifft, so waren zum Druck eines Dreifarbenbildes, ja selbst nur eines Teildruckes,
viel zu viel Handgriffe notwendig, um diese Verfahren gewerblich nutzbar zu machen;
selbst das am meisten bekannte Absaugeverfahren in seinen verschiedenen Abänderungen
bedarf zur Herstellung eines Bildes mindestens einer Stunde, was vor allem dadurch
bedingt ist, daß der Farbstoff, sei es vom Negativ oder von einer Druckform, auf
den Bildträger überwandern muß und dieses Überwandern viel zu lange dauert, als
daß in kurzer Zeit eine größere Anzahl qualitativ gleichwertiger Drucke hergestellt
werden könnte.
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Vorliegende Erfindung behandelt ein Kopierverfahren, das von den drei
Teilnegativen einer Dreifarbenaufnahme ausgeht. Es ist dabei gleichgültig, ob der
Druck unmittelbar von den Negativen erfolgt, oder ob zu diesem Zwecke, wie bei den
Verfahren Pinatypie und Jos-Pe, Chromatgelatinedruckformen oder solche mit auswaschbarer
Halogen-Silber-Emulsion verwendet werden.
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Es wurde die Beobachtung gemacht, daß gewisse organische Farbstoffe
sich mit bestimmten Beizen zu Farbstoffen binden, die nicht nur große Affinität
zu tierischen oder pflanzlichen Kolloiden zeigen, sondern auch spektroskopisch den
Grundfarben gleichkommen, wie sie A. v. Hübet in seiner Farbtafel grundlegend festgelegt
hat. Es haben bereits verschiedene Forscher die rasche Bildung von
Kupplungsfarbstoffen
zum Zwecke der Herstellung von Dreifarbenphotographien zu benutzen versucht. Der
Weg, den sie hierzu einschlugen, war wohl richtig, jedoch war die. Wahl der Farbstoffe
für die gewünschten Zwecke eine verfehlte.
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Es sind Verfahren bekannt, bei denen ent@-' weder die lichtempfindlichen
Farbstoffkomponenten der Aziofarbstoffe zur Diazotierung gebracht werden oder bei
denen Diazofarbstoffe in ihrer Gesamtheit durch ein ;gemeinsames Bad in der Silberemulsion
nach vorheriger Zusetzung der entsprechenden Komponenten gebildet werden. Alle diese
Verfahren sind zur Herstellung von Drucken auf Papier bzw. Papier, welches einen
kolloidalen Überzug besitzt; deshalb kaum verwendbar, weil: sie sich weder qualitativ
noch quantitativ .im mehreren Exemplaren bilden lassen und, was das wichtigste ist,
die Bilder nicht scharf wie gestochen sind: Die nach vorliegendem Verfahren zur
Verwendung gelangenden Farbstoffe gehören der Gruppe der Thiazine und Azine an.
Die Farbstoffe können in verschiedener Konzentration verwendet werden und sind vor
erfolgter Einfärbung der Negative bzw. der Druckformen in Wasser löslich.
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Die Einfärbung der Druckformen oder Negative erfolgt in der Weise,
daß dieselben in einer schwach verdünnten. Lösung entsprechend ihren Farbauszügen
wenige Sekunden gebadet werden, worauf diese Farbstoffe in das mehr oder minder
gegerbte Relief des Negativs oder der Druckmatrize bis zur Sättigung eindringen.
Die so getränkten Teilnegative oder Druckformen können nun feucht öder trocken zum
Druck verwendet werden.
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Als Bildträger sieht vorliegende Erfindung gut geleimtes barytiertes
Papier vor, welches durch einen wasserunlöslichen Überzug von einer zweiten Schicht
getrennt ist, welche als Hauptbestandteil Gelatine enthält. Da die Gelatine der
unmittelbare Farbträger ist; war es erforderlich; eine wasserunlösliche Schutzschicht
zwischen Gelatine und dem Papier durch einen Unterguß von Acetylcellulose anzubringen,
da sonst - eine Farbbildung im Papier hervorgerufen werden konnte, die infolge der
größeren Saugfähigkeit des Papiers Unscharfen der Farbbildumrisse hervorrufen würde.
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Auf die Gelatine wird die Beize aufgegossen. Der Überguß besteht aus
einer Lösung; die Tannin oder dem Tannin verwandte Gerbstoffe, gewisse die Gerbüng
unterstützende Zusätze, besonders Brechweinstein, und gerade so viel Alkali enthält;
daß sich eine augenblickliche Farblackbildung zwischen dem wasserlöslichen Farbstoff
der Thiazin- bzw. Azingruppe auf der Druckform und dem Beizmittel vollzieht. Beim
Überschreiten dieser Grenze oder bei. Verminderung des Zusatzes an Alkali tritt
eine Rückkupplung auf die °Druckform bzw. die Teilnegative auf.
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:Es bildet sich also der Farbstoff nicht am I'.äpier, sondern auf
den Druckfolien. Da die roll ärbstoffe nunmehr unlöslich sind und die Poren der
Druckform verstopfen, nwird sie auf diese Art unbrauchbar.
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Das so überzogene Papier ist nach vorheriger völliger Trocknung druckreif
zum Dreifarbendruck. Feuchtet man ein solches Papier leicht an, um einerseits den
Kupplungsprozeß zu erleichtern und andererseits zu vermeiden, daß sich Luftblasen
beim darauffolgenden Auflegen und abstreifenden Anpressen einer-angefärbten Druckform
bilden könnten, so erfolgt die Farbbildung zwischen der Farbstoffkomponente und
dem Beizmittel in der haardünnen Schicht der Gelatine augenblicklich.
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Betrachtet man nun eine solche Druckform nach erfolgtem Druck in der
Durchsicht, so wird dieselbe nahezu entfärbt sein. Es ist: also der Farbstoff fast
quantitativ unter Bildung des Farbbildes übergegangen, ein kleiner Rest färbt die
Gelatine lediglich an. Da nun die gegerbten Schichten stets nur so viel Farbstoff
aufnehmen, als ihre Saugfähigkeit gestattet, und die Beschaffenheit der Farbe auf
die Farbintensität keinen Einfiuß hat, so ergibt sich, daß auf diesem Wege eine
beliebige Anzahl von Abdrucken hergestellt werden können, bei denen die Färbung
ganz gleich ist und die Farbläckbildung in wenigen Sekunden vor sich geht. Man benötigt
zur Herstellung eines Dreifarbendruckes einschließlich der Deckungshandgriffe etwa
r Minute. Infolgedessen ist es möglich, solche Druckfolien auf Walzen aufzuziehen
und sie ähnlich wie im Offsetdruckverfahren anzuwenden.
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Zur Herstellung mehrfarbiger transparenter Bilder überzieht man durchsichtige
Celluloidfolien mit der oben beschriebenen Gelatinemischung.
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Wenn man schon früher mit basischen Farbstoffen gearbeitet hat oder
Bildträger verwandt hat, die ein Beizmittel für den Farbstoff enthielten, so hat
man doch noch nie gerade bei Verwendung von mit basischen Farbstoffen eingefärbten
Druckformen Bildträger benutzt, welche als Beize Tannin oder dem Tannin verwandte
Gerbstoffe enthielten; geschweige denn, daß man die Alkalität dieses Bildträgers
so abgestuft hätte; daß eine augenblickliche Kupplung zwischen dem basischen Farbstoff
und der Beize im Bildträger eingetragen wäre. Deshalb konnte bisher weder bei Verwendung
basischer Farbstoffe noch bei Verw endung eines Beizen enthaltenden
Bildträgers
allein erreicht werden, daß der Abdruck der drei Farbstoffbilder mit solcher außerordentlichen
Geschwindigkeit erfolgte.