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Verfahren und Vorrichtung zum Abnehmen der Fußsohlenform für die Herstellung
von Schubleisten, insbesondere für naturgemäßes Schuhwerk Bei der Herstellung von
Schuhleisten kommt es darauf an, daß die Fußsohle mit ihrer eigenartigen Durchwölbung
und sonstigen Gestalt genau nachgebildet wird, damit der Fuß in dem nach dem Leisten
leergestellten Schuhwerk den richtigen Halt und eine vollkommene Abstützung erfährt.
Ganz besonders wichtig wird dieser Umstand, wenn es sich um die Herstellung von
naturgemäßem Schuhwerk handelt.
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Um das Ziel zu erreichen, d. h. also durch den Leisten ein vollkommen
praktisches Abbild des Fußes zu schaffen, wird in der Regel der Gipsabdruck oder
die bekannte Gipshinde verwendet. Es wird der in der Schwebelage gehaltene Fuß durch
Eimitreten in einen Gipsbrei abgeformt, oder es wird an den Fuß eine Gipsbind ie
angelegt, die mach Erstarren auf dem Rist des Fußes durchschnitten wird. Die so
erhaltenen Negative werden meist zur Herstellung eines positiven Modelles durch
Eingießen von Gips o. dgl. benutzt oder gelegentlich auch unmittelbar vom Schuhmacher
zum Bearbeiten des Leistens.
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Demgegenüber besteht die Erfindung darin, daß eine dünne Folie aus
nachgiebigem bildsamem Stoff, wie z. B. Weichmetall, an der Fußsohle des in der
Schwebelage gehaltenen Fußes angeschmiegt und die so erhaltene Form zur Herstellung
des Leistens verwendet wird.
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Die Folie kann leicht an der unbekleideten oder auch strumpfbekleideten
Fußsohle angeschmiegt werden, wobei sie die Formgestaltung der Fußsohle bis in ihre
Einzelheiten annimmt.
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Von vier so erhaltenen Urform kann man ohne weiteres das Gipsmodell
durch Ausgießen abnehmen und nach dem dadurch erhaltenen Positiv des Fußes die Sohle
des Leistens formen.
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Darüber hinaus gestattet aber die aus der Folie gebildete Urform eine
unmittelbare Herstellung des Leistens, indem die Urform einfach auf die Sohle des
roh vorgearbeiteten Leistens aufgelegt wird und die Leistensohle so lange nachgearbeitet
wird, bis sie alle Erhöhungen, Vertiefungen und Wölbungen der Urform aufweist.
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Um die an sich in keiner Weise widerstandsfähige Urform für die spätere
Weiterverwendung (Entnahme des Abdrwckpositivs oder unmittelbare Auflage auf den
Leisten) widerstandsfähig zu machen, wird die Form der Folie mit einem Überzuge
aus einer erwärn:L,ii __iissigen, nach dem Erkalten erstarrenden Masse, z. B. Wachs,
Paraffin o. dgl., versehen, indem die Urform beispielsweise in die flüssige Masse
eingetaucht wird.
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Als Stoff kommen für die Folie insbesondere Weichmetall, wie z. B.
Blei oder Bleilegierungen, in, Frage, wenngleich auch. andere nachgiebige und bildsame
Stoffe Verwendung finden können, die sich in Folienform bringen lassen.
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Zweckmäßig ist es, bereits nach den v erschedenen
Fußgrößen
zugesrhnitbene und roh vargeformte Folienblätter zur Verfügung zu halten, so daß
beim Abnehmen der Fußsohlen nur die eigentliche Nachformung der individuellen Einzelheiten
der betreffenden Fußsohle zu geschehen hat.
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Die rohen Vorformen kann man, damit sie schon während des Aufbewahrens
ihre Grundform nicht verlieren, gleich mit dem überzug versehen, welcher sie widerstandsfähig
macht, indem man die V orform in flüssiges Wachs, Paraffin oder andere Abdruckmittel
eintaucht, denen gegebenenfalls Zusätze beigesetzt sind, die bewirken, daß sie nach
dem Erkalten vollkommen erhärten. Bei Ingebrauchnahme muß dann durch Eintauclieu
in ein warmes Bad die vorherige Erweichung geschehen.
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Aus den Abb. i und 2 der Zeichnung ist zu ersehen, wie die Metallfolie
a der Fußsohle angepaßt ist. Es geschieht das durch Andrücken. mit der Hand, indem
Anstreichbewegungen von unten nach oben ausgeführt werden, welche die bildsame Folie
veranlassen, sich den Erhöhungen und Vertiefungen der Fußsohle anzuschmiegen.
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Um den Fuß sind Bandstreifen b gelegt, welche die Folie an der Fußsohle
festhalten. Diese Bandstreifen können auf der Folie aufliegen, gehen zweckmäßiger
aber von den Bändern der Folie aus. Sie werden angelegt, indem die Enden jedes aus
zwei Teilen bestehenden Bandes über den Rist des Fußes durch Verkleben o. dgl. miteinander
verbunden werden. Später werden diese Bandstreifen in der Ristlinie des Fußes aufgeschnitten,
und sie geben dann gleich für die außer der Fußsohle in Betracht kommenden Abmessungen
des Leistens die erforderlichen Maße. Dabei kann man mit der Urform gleich Bandstreifen
verbinden, welche um das Bein im Bereiche der Knöchel zur Er mittelurig der Schaftmaße
gelegt werden. Ein solcher Bandstreifen b1 ist in Abb. i dargestellt. Er ist mit
der Urform durch einen Verbindungsstreifen c verbunden, welcher vom Fersenteil der
Urform ausgeht und an der Achillessehne des Fußes verlaufend nach oben geht.
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Mit Hilfe der mit dem Bandstreifen versehenen Urform kann man ohne
weiteres den roh vorbearbeiteten Leisten ohne Anfertigung von Zwischenmodellen aus
Gips o. dgl. bearbeiten.
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Bekanntlich spielt bei der Herstellung eines gutsitzenden Schuhwerkes
vor allen Dingen die richtige Abstützung der Fußsohlenwölbung eine Rolle. Infolgedessen
ist es häufig nicht erforderlich, daß der vordere Teil der Fußsohle, welche den
Bereich des Ballens und der Zehen umfaßt, im Leisten biss in die kleinste Einzelheit
genau nachgebildet wird. Für solche Fälle braucht nur der hintere Teil der Fußsohle
mit Hilfe der Folie abgeformt zu werden, während man für den vorderen Teil der Fußsohle
.mit einem einfäichexen Abdruckverfahren auskommt. Diesen Teil kann man in an sich
bekannter Weise mit Hilfe eines Papierblattes abformen, auf welches der Fuß aufgesetzt
wird, wobei die Umrißlinie mit Hilfe eines Schreibstiftes auf dem Papier festgelegt
wird. Dabei kann man in ebenfalls bekannter Weise nach die Trittspur erzeugen, und
zwar mit Hilfe eines Farbtuches o. dgl.
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Die Abb. 3 und 4 der Zeichnung geben eine sich nur auf den hinteren
Teil der Fußsohle beziehende Urform wieder. Hier erstreckt sich die Folie a1 nur
von der Ferse bis über die Wölbung der Fußsohle. Sie wird wiederum durch Bandstreifen
b2 am Fuß gehalten.
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Verbindet man nun die so gewonnene und zweckmäßig mit einem erhärtenden
Überzuge versehene Urform a1 mit dem in Abb. q: durch gestrichelte Linien angedeutetenPapierblattd,
welches in bekannter Weise durch Aufsetzen des vorderen Fußsohlenteiles und Umfahrens
mittels eines Schreibstiftes gewonnen ist, dann erhält man eine ebenfalls zur unmittelbaren
Herstellung eines Leistens geeignete Form, welche den Vorzug hat, daß der aus dem
Papierblatt d gebildete und durch Verkl:ebung o. dgl. mit dem Urformteil a1 verbundene
Vorderteil biegsam ist, so daß man diese Form ohne weiteres auch in das fertige
Schuhwemk,einscMebenkanm, nun festzustellen, ob es genau hinsichtlich der Fußsohlengestalt
und Wölbung gearbeitet ist. Einen starren Leisten bzw. eine, starre Sohle kann man
bekanntüch nicht in ein geschlossenes Schuhwerk einführen.
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Um derartige zweiteilige Formen herzustellen, dient die in den Abb.
5 bis 8 dargestellte Vorrichtung.
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Die Abb. 5 :;st ein senkrechter Längsschnitt mit teilweiser Ansicht.
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Die Abb. 6 ist eine Ansicht von vorn in Richtung des in Abb. 5 eingezeichneten
Pfeiles gesehen.
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Die Abb. 7 ist eine Ansicht von oben.
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Die Abb. 8 zeigt eine abgeänderte Ausführung.
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Der mit der an dem hinteren Sohlenteil angeschm-legten. Fo1ieal ausgerüstete
Fuß wird auf ein Auflager aufgesetzt, welches aus einem durchgewölbten Band i aus
Leder o. dgl. besteht, dessen Enden bei 2 je an einem Schieber 3 befestigt sind.
Die aus Flachschienen bestehenden Schieber laufen in Führungen 4, die an dem Rahmengestell
5 der Vorrichtung angeordnet sind. Durch die Stützen 6 der Führungen 4 gehen Gewindespindeln
7 mit Handhaben 8 hindurch,'deren
einander zugekehrte Enden bei
9 in. Lagern drehbar gefangen gehalten, sind. Diese Lager 9 sind an nach unten gehenden
Ausladern io der Schieber 3 befestigt und mit nachgiebigem Stoff i i o. dgl. belegt.
Zu erwähnen ist noch, daß von den Schiebern 3 zur Unterstützung des Bandauflagers
i Blattfedern 12 nach unten gehen. Gegen diese Blattfedern drücken die Auslader
io, wenn der Fuß auf dein Auflager i ruht, sobald die Spindeln 7 entsprechend gedreht
werden. Auf diese Weise wird der Fuß durch die Drücker io, i i in der gewünschten
Lage eingespannt.
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Unterhalb des Auflagers i, welches bei der gezeichneten Ausführung
nur auf die Wölbung der Fußsohle beschränkt ist, aber auch den ganzen hinteren Fußsohlenteil
einschließlich der Ferse aufnehmen kann, ist namentlich im Bereiche des vorderen
Fußsohlenteiles ein Farbtuch 13 wagerecht liegend angeordnet. Die Längsränder dieses
Farbtuches sind an Walzen 14 befestigt, die in offenen Lagern 15 an den Außenwänden
des mit Füßen 16 versehenen Rahmengestelles 5 ruhen. Am einen Ende sind diese Walzen
mit radialen Stiften i8 versehen, welche zum Einhängen von Zugfedern I9 dienen,
die anderseits bei 2o am Rahmengestell befestigt sind und das Bestreben haben, die
Walzen stets im Sinne einer Anspannung des Farbtuches 13 zu drehen. Auf das Farbtuch
wird das in Abb. 7 durch gestrichelte Linien angedeutete Blatt Papier 21 aufgelegt,
mit dessen Hilfe der vordere Sohlenteil abgeformt werden soll.
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Zu dnesem Zweck muß das Farbtuch mitsamt dem Papierblatt an die Fußsohle
angedrückt werden. Das geschieht .mit Hilfe einer Druckplatte 22, welche mit Hilfe
von nach unten ragenden Führungsstangeln.23 geführt wird, indem diese Führungsstangen
durch entsprechende Bohrungen in einer wagerechten Gestellplatte 24 hindurchgeführt
sind. Die Druckplatte 22 trägt in der Mitte eine nach unten ragende Zahnstange 25,
welche im Eingriff mit einem Zahntrieb 26 auf der Welle 27 steht. Diese einmal bei
28 und zum anderen im Rahmengestell 5 gelagerte Welle trägt auf ihrem aus dem Gestell
vorragenden Ende die Handkurbel 29. Die Nabe der Handkurbel 29 ist mit einem Zahnkranz
3o ausgerüstet, in die ein Sperrzahn 31 eingreifen kann, der an einer gewichtsbelasteten,
bei 32 an der Stirnwand des Gestelles gelagerten Klinke 33 angeordnet ist. Nach
Ausheben der Klinke kann man also durch Drehen der Kurbelwelle 27 die Druckplatte
22 heben und senken. Man kann sie also so weit nach oben bewegen, daß sich das auf
das Farbtuch 13 aufgelegte Papierblatt 21 gegen die Fußsohle anlegt. Dabei ergibt
sich auf dein Papierblatt die Trittspur, und durch Umfahren des Fußumrisses mit
einem Schreibstift wird in bekannter Weise auf dem Papierblatt der Umriß der Fußsohle
festgelegt.
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Die Vorrichtung ist ohne weiteres auch in dem Falle zu gebrauchen,
wo der vordere Teil der Fußsohle mit Hilfe einer plastischen Masse nachgeformt werden
soll. In diesem Falle wird unten Fortlassung des Farbtuches 13 auf die Druckplatte
22 ein Gefäß 34 aufgesetzt, welches die plastische Masse, z_ B. Wachs, Paxaffin
-o. dgl., enthält. Auch hier wird durch Anheben der Druckplatte 22 die plastische
Masse mit der Fußsohle in Berührung gebracht. Durch Anwendung eines Kühlluftstromes
kann man das schnelle Erstarren dieser Masse herbeiführen. Die so gewonnene Negativform
des vorderen Sohlenteiles ist dann gleich mit der hinteren Folienform ai verbunden.
Nach dieser Negativform kann man in bekannter Weise ein positives Gipsmodell herstellen
oder von ihr unmittelbar in ebenfalls bekannter Weise die Leistenabmessungen abnehmen.