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Verfahren zur Vergasung nasser, mulmhaltiger Rohbraunkohle. Die Vergasung
von Rohbraunkohle, so wie sie z. B. in dem mitteldeutschen Kohlenbecken gewonnen
wird, stößt auf Schwierigkeiten. Wohl ist hier und da behauptet worden, daß Rohbraunkohle
vergast würde; ging man aber der Sache nach, so wurde festgestellt, daß es sich
um abgesiebte Knorpelkohle handelt, deren Vergasung als gelöst zu betrachten ist.
Sobald aber die Rohbraunkohle einen nennenswerten Betrag an sogenanntem Mulm enthält,
treten Schwierigkeiten ein. Diese bestehen darin, daß im Gaserzeuger verdampfte
Bestandteile, wie Wasserdampf und Kohlenwasserstoffe, beim Durchgang durch die oberen
Schichten, wo noch verhältnismäßig kalte, frisch aufgegebene Kohle liegt, wieder
niedergeschlagen «-erden und eine Art Schlamm bilden, der rillt der Zeit vollständig
gasundurchlässig wird und so den Gaserzeuger erstickt. Weiterhin ist eine Schwierigkeit
darin zu suchen, daß an und für sich der Gaserzeuger beim Betreiben mit derartig
feuchter Kohle schon an die Grenze seiner wärmetechnischen Leistung bei guter Gasbildung
gekommen ist. Je nasser die Kohle, um so ärmer wird auch das erzeugte Gas, da, um
den Wärmeverbrauch in der Trockenzone zu decken, im unteren Teil des Gaserzeugers
ein größerer Teil des gebildeten Kokses zu Kohlensäure verbrannt werden muß.
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Es bedarf nun, um die hier gestellte Aufgabe zu lösen, der Zusammenstellung
zweier an sich bekannter :Maßnahmen: So ist es bekannt, einen Gaserzeuger ununterbrochen
zu beschicken, d. h. die Beschickung so durchzuführen, daß immer nur eine dünne
Schicht Kohle gleichmäßig und gleichzeitig aufgegeben wird; man muß also das System
der zeitweisen Beschickung durch die Füllrümpfe verlassen und durch ununterbrochen
wirkende Vorrichtungen eine dauernde Zufuhr der Kohle ermöglichen.
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Ebenso ist es bekannt, dem Gaserzeuger Wärme, z. B. durch überhitzte
Vergasungsluft, zuzuführen.
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Neu ist es, und das ist Gegenstand der Erfindung, die beiden beschriebenen
Maßnahmen zu einem neuen Verfahren zur Vergasung von nasser, insbesondere stark
multniger Rohbraunkohle zusammenzustellen.
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Das Verfahren soll ausgeführt werden dadurch, daß man gleichzeitig
eine ununterbrochene Beschickung und eine Wärmezufuhr zum Gaserzeuger durchführt,
die letztere in einem solchen Ausmaß, daß pro Kilogramm vergaster Kohle nicht mehr
als q.oProzent Feuchtigkeit durch die Außenwärme der Kohle abgetrocknet werden müssen.
Unter Außenwärme der Kohle ist dabei verstanden diejenige Menge fühlbarer Wärme,
die bei der Erzeugung eines guten Gases frei wird.
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Es ist eine Erfahrungstatsache, daß bei einem höheren Feuchtigkeitsgehalt
der Kohle als .4o Prozent die Güte des erzeugten Gases a'"nimmt, und zwar unter
höherem Luftverl:rauch und damit unter Zunahme der Gasmenge. Die erhöhte Gasmenge
mit einer im
ganzen gestiegenen fühlbaren Wärme ist aber in der
Lage, die erhöhte Trockenleistung in den oberen Zonen des Gaserzeugers zu bewirken,
d. h. die höhere Trockenleistung bedingt ein Sinken der Güte des Gases, von der
Güte des etwa anfallenden Teeres ganz zu schweigen. Die Ausführung der einzelnen
Maßnahmen kann z. B. in folgender Weise geschehen: -Die ununterbrochene Beschickung
kann erreicht werden z. B. durch einen umlaufenden Streuer oder eine obere siebartige
Abdeckung des Gaserzeugers, unter der sich ein entsprechend gelochter Boden drehbar
bewegt, so daß, wenn die beiden Öffnungen übereinanderstehen, die Kohle durchfällt,
im anderen Falle die Kohle zurückgehalten wird.
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Die Wärmezufuhr kann z. B. bewirkt werden: i. durch die Einführung
von hocherhitzter Verbrennungsluft, 2. durch die Beimischung stark überhitzten Wasserdampfes
zur Verbrennungsluft, 3. durch die nachträgliche starke Überhitzung des Dampfluftgemisches,
4. durch die Beimischung von heißen Abgasen zur Verbrennungsluft usw.
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Die Wärmezufuhr kann ersetzt werden durch: i. die Beimischung trocknerer
Kohle, 2. die teilweise Abtrocknung der zu vergasenden Kohle.
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Der technische Vorteil, der dann erreicht wird, ist die Vermeidung
der Entstehung des oben gekennzeichneten Schlammkissens, welches die Gasdurchlässigkeit
verhindert.
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Die durch ein überhitztes Dampfluftge misch dem Gaserzeuger zugeführte
Wärme bewirkt zunächst eine Verschiebung des Gasgleichgewichtes in der Vergasungszone,
derart, daß sich das Gas unter Verringerung seines, C02 Gehaltes verbessert, d.
h. die fühlbare Wärme des Gases, die die Schwel-und Trockenwärme hergeben muß, wird
erhöht, und sie könnte so erhöht werden mit Erhöhung der Temperatur des zugeführten
Dampfluftgemisches, daß sie ausreicht, die erforderliche Schwel- und Trockenwärme
auch bei zeitweiser Beschickung aufzubringen. Aber die Erzeugung so hoher Temperaturen
ist unwirtschaftlich. Da hilft dann die ununterbrochene Beschickung aus, wodurch
dauernd die Rohkohle in dünnen Schichten aufgegeben wird. Die ununterbrochene Beschickung
bei Zuführung von genügend heißem Dampfluftgemisch, wobei ein gutes Gas erzeugt
wird, wirkt einer Verstopfung der Oberfläche des Generators entgegen, die beim Aufwerfen
der üblichen großen Menge nasser Rohkohle leicht eintreten kann, da die Durchlässigkeit
der üblichen dicken Schicht gering ist, was das Wiederausfallen von Wasser und Teer
begünstigte.
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So kann also die frisch aufgegebene Rohkohle bis auf die nicht mehr
schädliche Feuchtigkeit getrocknet werden; eine Schlammbildung, damit eine Versackung
und Verstopfung des Gaserzeugers kann nicht mehr eintreten.