DE4328045A1 - Verfahren zum Entkohlen von kohlenstoffhaltigen Metallschmelzen - Google Patents
Verfahren zum Entkohlen von kohlenstoffhaltigen MetallschmelzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entkohlen von kohlenstoffhaltigen Metall
schmelzen, insbesondere von chromhaltigen Stahlschmelzen, Nickelbasislegie
rungen und Superlegierungen, unter unteratmosphärischem Druck in einem
Schmelzenbehälter durch Einleiten von oxidierendem Gas oder Gasgemisch.
Durch die DE-PS 36 17 303 ist es bekannt, in einem Vakuum-Induktionsofen ein
neutrales Spülgas in die Schmelze einzuleiten, um die einzelnen Volumenelemen
te der Schmelze in Richtung auf die Schmelzenoberfläche umzuwälzen und den
Gasaustausch zu intensivieren. Eine nennenswerte Entkohlung durch Oxidation
des Kohlenstoffanteils in der Schmelze erfolgt hierbei nicht.
Aufgrund einer Druckabhängigkeit der Reaktion
[C]+[O]=COgas (1)
kann der gelöste Kohlenstoff in Metallschmelzen unter vermindertem Druck bei
niedrigen Sauerstoffgehalten entfernt werden. Diese thermodynamische Gesetz
mäßigkeit wird heute bei der Herstellung von niedriggekohlten hoch-chromhalti
gen rostfreien Stählen betriebstechnisch ausgenutzt. Bei dem sogenannten VOD-
Verfahren (Vacuum Oxygen Decarburizing) wird eine Pfanne mit der chromhalti
gen Schmelze in ein Vakuumgefäß eingebracht, und bei vermindertem Druck wird
gasförmiger Sauerstoff durch eine Lanze auf die Schmelze aufgeblasen. Der
Sauerstoff reagiert hierbei in erster Linie mit dem Kohlenstoff der Schmelze unter
Bildung von CO. Das gasförmige Reaktionsprodukt wird durch die Vakuumpum
pen ständig abgesaugt. Selbst bei sehr niedrigen Kohlenstoffgehalten findet kein
nennenswerter Verlust an Chrom durch Oxidation statt. Die unter (1) angegebene
Reaktion ist stark exotherm, so daß die Temperatur der Schmelze während der
Entkohlung ansteigt, was in der Regel durchaus gewünscht ist. Wegen des mehr
oder weniger starken Kochens und Spritzens der Schmelze während des
Sauerstoffaufblasens muß das Behandlungsgefäß, also die Pfanne, ein ausrei
chendes Freibord von mindestens 1000 mm haben. Diese Forderung bedingt ein
entsprechend großes Behandlungsgefäß und damit auch eine entsprechend
große Vakuumkammer. Das Sauerstoffaufblasverfahren läßt sich daher zur Ent
kohlung von Metallschmelzen in einem Vakuum-Induktionsofen nicht anwenden.
Weitere Gründe hierfür sind die folgenden:
Der keramische Tiegel eines Vakuum-Induktionsofen besteht üblicherweise aus
einer Stampfmasse, deren Oberfläche durch eine sogenannte "Sinterschmelze"
bis zu einer Tiefe von maximal 10 mm in eine Sinterschicht umgewandelt wird.
Wegen der starken Temperaturerhöhung durch den exothermen Prozeß und die
heftige Badbewegung ist die Gefahr eine Tiegeldurchbruchs sehr groß. Ein sol
cher Tiegeldurchbruch kann die wassergekühlte Induktionsspule durch die aus
strömende Schmelze beschädigen, was im Extremfall zu einem Wassereinbruch
in die Schmelze mir verheerenden Folgen führt. Mit Rücksicht auf die Investitions-
und Betriebskosten ist die Freibordhöhe des Tiegels eines Vakuum-Induktionsofens
relativ niedrig, so daß ein Sauerstoffeinblasen auf die Schmelze wegen der
entstehenden Badbewegung mit starkem Spritzen unmöglich macht.
Man hat auch bereits versucht, Sauerstoff durch sogenannte Spülsteine, wie sie
auch in der eingangs genannten DE-PS 36 17 303 beschrieben sind, durch den
Boden des Tiegels in die Schmelze einzuleiten. Hierbei entsteht durch den exo
thermen Prozeß in unmittelbarer Nachbarschaft des Spülsteins eine sehr starke
Temperaturerhöhung, wobei man berücksichtigen muß, daß die Absenkung des
Kohlenstoffgehalts um 0.1 Gewichtsprozent bei direkter Verbrennung zu einem
Temperaturanstieg von etwa 20°C führt. Hierdurch treten Schäden am Spülstein
auf. Eine ähnliche Problematik besteht auch bei von oben in die Schmelze einge
tauchten Sauerstoff-Lanzen, die nur dann gegen eine thermische Schädigung ge
schützt werden können, wenn die Lanzen eine äußerst intensive Wasserkühlung
aufweisen. Diese Wasserkühlung führt aber wiederum zu sehr starken Energie
verlusten, die gleichfalls äußerst unerwünscht sind.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs be
schriebenen Gattung dahingehend zu verbessern, daß eine thermische Schädi
gung der unterhalb der Schmelzenoberfläche angeordneten Gaseinlaßorgane
ebenso unterdrückt wird, wie eine Schädigung der gesinterten Oberfläche der
Auskleidung des Schmelzenbehälters. Außerdem soll die Höhe des Freibordes
des Schmelzenbehälters möglichst gering gehalten werden.
Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei dem eingangs beschriebenen Ver
fahren erfindungsgemäß dadurch, daß als Gas ein kohlendioxidhaltiges Gas mit
40 bis 100 Volumenprozent CO₂ eingeleitet wird. Hierbei wird die Schmelze ent
sprechend der nachfolgenden chemischen Reaktion entkohlt:
[C] + CO2gas = 2COgas (2)
Das entstehende CO-Gas wird durch die Vakuumpumpen abgesaugt. Da die Re
aktion endotherm ist, besteht keine Gefahr einer Temperaturerhöhung und einer
übermäßigen Schmelzenbewegung. Wie bereits gesagt, ist das Spülen einer
Metallschmelze mit einem Inertgas, auch in einem Vakuum-Induktionsofen, heute
Stand der Technik. Erfindungsgemäß wird jedoch das übliche Spülgas Argon
durch CO₂ oder ein Gasgemisch mit einem erheblichen Anteil von CO₂ ersetzt. Da
die Reaktion endotherm ist, entsteht keine zusätzliche Wärmebelastung im Be
reich der Organe für den Gaseinlaß. Die Temperatur der Schmelze fällt eher ab,
was beispielsweise durch die Induktionsleistung, die sogenannte Halteleistung,
weitgehend ausgeglichen werden kann.
Will man die Temperatur weiter absenken, so ist es gemäß einer weiteren Aus
gestaltung der Erfindung besonders vorteilhaft, wenn der restliche Gasanteil
durch ein Edelgas, insbesondere durch Argon, gebildet wird, das zusammen mit
dem CO₂ in die Schmelze eingeleitet wird.
Um gegebenenfalls die Entkohlungsgeschwindigkeit und auch die Temperatur in
einem zulässigen Umfang zu erhöhen, kann gemäß einer wiederum weiteren
Ausgestaltung der Erfindung dem Reaktionsgas in beschränktem Umfang Sauer
stoff zugesetzt werden, wobei der Sauerstoffanteil im Reaktionsgas zwischen 5
und 60 Volumenprozent betragen kann und das restliche Gas aus CO₂ und gege
benenfalls Argon besteht. Dabei läuft die Entkohlung nach der Reaktion
2 [C] + O2gas = 2 COgas (3)
ab. Da die Reaktion (3) exotherm ist, die Reaktion (2) aber endotherm, kann die
Gasmischung so gewählt werden, daß durch den Gaseinfluß weder ein Tempera
turanstieg noch ein Temperaturabfall der Schmelze stattfindet. Hinsichtlich der
Energiebilanz ist die Reaktion dann temperaturneutral, wenn das Gasgemisch
aus 50 Volumenprozent CO₂ und 50 Volumenprozent O₂ besteht.
Es ist dabei wiederum besonders vorteilhaft, wenn das kohlendioxidhaltige Gas
durch mindestens einen im Bodenbereich des Schmelzenbehälters angeordneten
porösen Feuerfestkörper, insbesondere durch einen an sich bekannten Gasspül
stein, eingeleitet wird.
Hierbei ist es vorteilhaft, wenn über der Schmelzbadoberfläche ein Druck von
maximal 100 mbar eingestellt wird.
Weiterhin ist es von Vorteil, wenn der Entkohlungsprozeß in einem Vakuum-In
duktionsofen durchgeführt wird.
Schließlich ist es besonders vorteilhaft, wenn durch laufende Überwachung der
Zusammensetzung und der Menge des Abgases der jeweils restliche C-Gehalt
der Schmelze bestimmt und der Entkohlungsprozeß bei Erreichen eines vorgege
benen unteren Grenzwertes des C-Gehalts beendet wird. Die Zusammensetzung
des Abgases kann dabei besonders zuverlässig durch ein Massenspektrometer
überwacht werden.
Für diese Art der Überwachung wird dem Abgas aus der Vakuum-Saugleitung zu
den Vakuumpumpen eine geringe Gasmenge entzogen und im Massenspektro
meter analysiert. Dort werden die Gase CO, CO₂, O₂ angezeigt. Anhand der Ab
gasanalyse kann eine Kohlenstoffbilanzierung über einen Rechner vorgenommen
werden, so daß nach Erreichen des gewünschten Kohlenstoffgehalts die Behand
lung unverzüglich beendet werden kann.
Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren verbundenen Vorteile sind folgende:
Durch die Entkohlung mittels CO₂, insbesondere durch die Wahl eines bestimm
ten mengenmäßigen Anteils von CO₂ im Spülgas kann die Temperaturentwick
lung insbesondere im kritischen Bereich der Gaseinlaßorgane gezielt beeinflußt,
insbesondere begrenzt werden. Auch die Intensität der Schmelzenbewegung wird
dadurch in Grenzen gehalten, so daß ein besonders ausgeprägter Freibord des
Schmelzenbehälters nicht mehr erforderlich ist. Dadurch kann die Höhe des
Schmelzenbehälters, insbesondere des Induktionstiegels und das Volumen der
Vakuumkammer stark eingeschränkt werden, womit die Investitions-, Betriebs-
und Unterhaltungskosten erheblich reduziert werden. Insbesondere werden durch
die Beschränkung des Volumens der gesamten Anlage auch die Evakuierungs
zeiten drastisch reduziert, wodurch die zeitliche Aufeinanderfolge mehrerer
Schmelzen verkürzt werden kann. Die Standzeit der Gaseinlaßorgane, insbe
sondere der vorzugsweise verwendeten Gas-Spülsteine wird deutlich heraufge
setzt. Auch die Standzeit der Auskleidung des Schmelzenbehälters, d. h. die so
genannte "Tiegelreise" wird deutlich erhöht, da der aggressive mechanische und
thermische Einfluß auf die Sinterschicht der Tiegelauskleidung deutlich verringert
wird. Insgesamt ergibt sich dadurch ein wesentlich wirtschaftlicheres Ent
kohlungsverfahren.
Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes wird nachfolgend anhand
der einzigen Figur, die eine an sich bekannte Vorrichtung zeigt, näher erläutert.
Die Figur zeigt eine Vorrichtung, in der sowohl ein herkömmliches Gasspülver
ehren als auch das erfindungsgemäße Entkohlungsverfahren durchgeführt wer
den kann.
In der Figur ist ein Vakuum-Induktionsofen 1 dargestellt, der eine Vakuumkammer
2 mit einem seitlich verfahrbaren Deckel 3, eine Bodenplatte 4 und einen Schmel
zenbehälter 5 aufweist, der von einer Induktionsspule 6 umgeben ist. Der
Schmelzenbehälter besitzt innerhalb einer nicht näher bezeichneten Ausmaue
rung einen Hohlraum 7 für die Aufnahme des Einsatzgutes bzw. der Schmelze. In
diesen Hohlraum mündet durch den Boden des Schmelztiegels 5 ein sogenannter
Spülstein 8, der aus einer keramischen gasdurchlässigen Masse besteht und über
eine Gasleitung 9 mit einer hier nicht gezeigten Quelle eines kohlendioxidhaltigen
Reaktionsgases in Verbindung steht. Der Schmelzenbehälter 5 kann zusammen
mit der Induktionsspule 6 in die gestrichelt dargestellte Position 5a gebracht und
sein Inhalt in eine Pfanne 10 abgegossen werden.
Die Vakuumkammer 2 steht über eine Absaugöffnung 11 mit einem Satz Vaku
umpumpen 12 in Verbindung, die jedoch im einzelnen nicht näher erläutert wer
den.
Der Deckel 3 ist weiterhin mit einer Chargiereinrichtung 13 versehen, über die er
mit dem Einsatzgut beschickt wird. Die Chargiereinrichtung 13 ist durch einen Va
kuumschieber 14 von der Vakuumkammer 2 trennbar. Eine Meßlanze 15 und eine
Beobachtungseinrichtung 16 vervollständigen die gesamte Vorrichtung.
Der Deckel 3 ist nach links in die gestrichelt dargestellt Position 3a verfahrbar, in
der die Vakuumkammer 2 von oben frei zugänglich ist.
In einem Vakuum-Induktionsofen nach der Figur wurden 6000 kg chromhaltiger
Schrott bei einem Druck unter 1 mbar aufgeschmolzen, bis die Schmelzentempe
ratur 1600°C betrug. Nach einer Analyse betrug der C-Gehalt 0,22 Gewichtspro
zent und der Chromgehalt 13 Gewichtsprozent. Ab diesem Zeitpunkt wurden
durch den in Bodenmitte angeordneten Gasspülstein 10 Nl/min CO₂ und 4 Nl/min
technisches O₂ für die Dauer von 47 Minuten eingeblasen, wobei sich aufgrund
der Gasbilanz durch Gaseinleitung und Absaugung durch die Vakuumpumpen ein
Druck von 1,5 mbar in der Vakuumkammereinstellte. Die Endtemperatur lag um
16°C über der Anfangstemperatur. Die induktive Heizleistung, die sogenannte
Halteleistung, betrug dabei 250 kW. Die Endanalyse ergab einen unveränderten
Chromgehalt von 13 Gewichtsprozent, und der C-Gehalt hatte um 0,10 Gewichts
prozent auf 0,12 Gewichtsprozent abgenommen. Am Gasspülstein und an der
Ausmauerung zeigten sich keine störenden Veränderungen.
Claims (8)
1. Verfahren zum Entkohlen von kohlenstoffhaltigen Metallschmelzen, insbeson
dere von chromhaltigen Stahlschmelzen, Nickelbasislegierungen und Super
legierungen, unter unteratmosphärischem Druck in einem Schmelzenbehälter
(5) durch Einleiten von oxidierbarem Gas oder Gasgemisch, dadurch ge
kennzeichnet, daß als Gas ein kohlendioxidhaltiges Gas mit 40 bis 100 Vo
lumenprozent CO₂ eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als restlicher
Gasanteil ein Edelgas, insbesondere Argon, in die Schmelze eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur zumindest
weitgehenden Erhaltung des Temperaturgleichgewichts dem Gas zwischen 5
und 60 Volumenprozent Sauerstoff zugesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das kohlendioxi
dhaltige Gas durch mindestens einen im Bodenbereich des Schmelzenbehäl
ters (5) angeordneten porösen Feuerfestkörper, insbesondere durch einen an
sich bekannten Gasspülstein (8) eingeleitet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß über der
Schmelzbadoberfläche ein Druck von maximal 100 mbar eingestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Entkohlungs
prozeß in einem Vakuum-Induktionsofen (1) durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß durch laufende
Überwachung der Zusammensetzung und der Menge des Abgases der jeweils
restliche C-Gehalt der Schmelze bestimmt und der Entkohlungsprozeß bei Er
reichen eines vorgegebenen unteren Grenzwertes des C-Gehalts beendet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusammen
setzung des Abgases durch ein Massenspektrometer überwacht wird.
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