DE4302464A1 - Herstellung von 1,2-Propandiol aus Glycerin - Google Patents
Herstellung von 1,2-Propandiol aus GlycerinInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von 1,2-Propandiol
(Propylenglycol). 1,2-Propandiol wird heutzutage in großtechnischen Maß
stab aus Propylenoxid (Propenoxid) durch Wasseranlagerung hergestellt. Es
wird in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, nämlich in der Nah
rungsmittelindustrie, als Lösungsmittel für Farbstoffe und Aromen, als
Feuchthaltemittel für Tabak, in Kosmetika, als Bestandteil von Brems- und
hydraulischen Flüssigkeiten, Frostschutzmitteln, Schmiermitteln in Kälte
maschinen, als Lösungsmittel für Fette, Öle, Harze, Wachse, Farbstoffe
usw. Es dient auch als Ausgangsprodukt zur Herstellung anderer Produkte.
Durch Veresterung, und/oder Veretherung lassen sich zahlreiche, als Lö
sungsmittel, zu Synthesen, als Weichmacher, Verdickungsmittel, Emulgatoren
usw. verwendbare Produkte gewinnen.
Nahezu das gesamte zur Zeit angebotene Propylenglycol wird aus fossilen
Rohstoffen, nämlich letztlich aus Erdgas und Erdöl gewonnen. Im Zuge des
weltweiten Trends zum Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen besteht jedoch
ein Bedürfnis nach aus regenerativen Rohstoffen hergestelltem 1,2-Propan
diol. Insbesondere beim Einsatz von 1,2-Propandiol in Nahrungs- und Genuß
mitteln sowie im kosmetischen und pharmazeutischen Bereich ist eine immer
stärker werdende Forderung nach einem auf native Rohstoffe zurückgehenden
Produkt zu erwarten. Dieser Trend besteht auch bei aus 1,2-Propandiol syn
thetisierten Stoffen.
Aus der EP 254 189 A2 bzw. der korrespondierenden US 4,982,020 ist zwar
ein Verfahren bekannt, das, ausgehend von natürlichen Ölen und Fetten, die
Herstellung von 1,2-Propandiol beschreibt. Es handelt sich hier jedoch in
erster Linie um ein Verfahren zur Herstellung von Fettalkoholen aus Tri
glyceriden durch deren Hydrierung, wobei zusätzlich 1,2-Propandiol in ho
her Ausbeute anfällt.
Auch die Hydrierung von Glycerin zu Propylenglykol ist seit längerem be
kannt und z. B. in Z. physikal. Chem. Abt. A. 159 (1932) 352 und J. Amer.
Chem. Soc. 54 (1932) 4680 beschrieben. Das Verfahren wird im einzelnen und
näher beschrieben in den deutschen Patentschriften 524 101 und 541 362 aus
dem Jahre 1931. So wird nach der deutschen Patentschrift 524 101 Glycerin
in einem Laborversuch über einem Kupferchromat-Kontakt bei einer Tempera
tur von 200 bis 210°C zu 1,2-Propandiol und Propanol hydriert. Die Aus
beute von 1,2-Propandiol beträgt bis zu 70%. Nach der deutschen Patent
schrift 541 362 wird Glycerin bei 200 bis 240°C und 100 bar in Anwesen
heit eines Nickelkatalysators zu 1,2-Propandiol hydriert. In allen diesen
Fällen handelt es sich jedoch um Versuche im Labormaßstab, ohne daß die
großtechnische Eignung nachgewiesen wurde.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein großtechnisch einsetzbares
Verfahren zur Herstellung von 1,2-Propandiol aus einem nachwachsenden Roh
stoff zu entwickeln.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man Glycerin in
Anwesenheit eines heterogenen Katalysators, der ein elementares Metall,
ein Metallsalz, ein Metalloxid und/oder eine andere Metallverbindung und/
oder -legierung der I. und/oder VIII. Nebengruppe enthält, zu 1,2-Propan
diol mit verdünntem oder unverdünntem Wasserstoff bei Drücken von 20 bis
300 bar, insbesondere bei 100 bis 250 bar, und Temperaturen von 150°C bis
320°C in kontinuierlicher Fahrweise hydriert, wobei man Glycerin in
dampfförmiger oder flüssiger Form über ein Katalysatorfestbett leitet. Ein
weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt in der Möglich
keit, das gegenüber Glycerin auf lange Sicht immer wertvollere Propandiol
aus Glycerin zu gewinnen. Es ist nämlich zu erwarten, daß der Wert von
Glycerin langfristig unter den von 1,2-Propandiol fällt.
Die unter Wasserabspaltung ablaufende Reaktion kann mit hohen Umsatzgraden
und hoher Selektivität durchgeführt werden.
Als Katalysatoren kommen Voll- und Trägerkontakte in Frage, die als Haupt
komponente Metalle, Metallsalze oder Metalloxide oder dergleichen der I.
und VIII. Nebengruppe enthalten. Weitere Metalle können als Dotierungen
zur Verbesserung der Eigenschaften zugesetzt sein.
Der Katalysator kann dabei auf unterschiedliche Weise hergestellt worden
sein. Es kommen Fällung der Metallsalze, Imprägnierung, Ionenaustausch
oder Festkörperreaktionen in Betracht, um nur einige Beispiele zu nennen.
Als Katalysator können die an sich bekannten Hydrierkatalysatoren einge
setzt werden, die z. B. in der Herstellung von Fettalkoholen aus Fettsäu
remethylester oder in der Härtung von Fettsäure Verwendung finden. Insbe
sondere wird jedoch vorgeschlagen, daß man das Verfahren mit Katalysatoren
durchführt, die Kupfer als Aktivkomponente besitzen und zwar z. B. in Form
von Cu-Chromit, Cu-Zinkoxid, Cu-Aluminiumoxid oder Cu-Siliziumdioxid.
Der bevorzugt verwendete Cu-Chromit enthält 30 bis 40 Gew.-% Kupfer, 23
bis 30 Gew.-% Chrom, bezogen jeweils auf die oxidische Katalysatormasse,
sowie gewünschtenfalls weitere Übergangsmetalle in Form ihrer Oxide. Dabei
ist es günstig, wenn der Katalysator 1 bis 7 Gew.-%, insbesondere 1,5 bis
3 Gew.-% Barium, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse enthält. In
einer besonders vorteilhaften Ausführungsform enthält der Katalysator 32
bis 38 Gew.-% Kupfer, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse, 26 bis
30 Gew.-% Chrom, 1,5 bis 3 Gew.-% Barium, 0,5 bis 2 Gew.-% Silicium und
zusätzlich je 1 bis 5, bevorzugt 2 bis 3 Gew.-%, Mangan, Zirkon und/ oder
Cer, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse. Dieser Katalysator und
sein Herstellungsverfahren ist ausführlich in der EP 254 189 A2 beschrie
ben. Auf die dort enthaltene Offenbarung wird hier ausdrücklich Bezug ge
nommen, und die dort gegebenen Informationen sollen auch Bestandteil der
vorliegenden Anmeldung sein. Die Erfindung ist jedoch nicht auf Cu-Chro
mit-Katalysatoren eingeschränkt. Auch andere Katalysatoren, z. B. Cu/Zno
oder Cu/Al2O3, sind einsetzbar.
Wichtig und bevorzugt ist, daß der Katalysator eine hohe Oberfläche und
Porösität hat, so daß eine hohe Aktivität und Selektivität sowie eine für
technische Anwendungen besonders wichtige hohe Standzeit erreicht wird. So
ist vorteilhaft, wenn der verwendete Katalysator eine spezifische Oberflä
che im Bereich von 20 bis 80 m2/g, bevorzugt 25 bis 70 m2/g sowie ein Po
renvolumen im Bereich von 0,1 bis 1,0 cm3/g aufweist.
Der in den Beispielen 3 bis 8 verwendete Cu-ZnO-Katalysator ist in "Jour
nal für praktische Chemie", 4. Reihe, Band 15 (1962) beschrieben. Der
Cu-Al2O3-Katalysator ist kommerziell bei der Fa. Mallinckrodt, Calsicat
erhältlich. Die Kenndaten beider Katalysatoren sind weiter unten tabella
risch zusammengefaßt.
Die Reaktion selber kann in ähnlichen Reaktoren durchgeführt werden, die
für die Herstellung von Fettalkoholen durch Hydrierung von Fettsäuremethylester
oder direkt aus Triglyceriden üblich und bekannt sind. Günstig
ist, wenn man die Hydrierung in isotherm betriebenen Rohrreaktoren oder
Rohrbündelreaktoren durchführt. Die Reaktionsparameter Temperatur und
Druck können der jeweiligen Katalysatoraktivität entsprechend angepaßt
werden. Die Reaktionswärme wird größtenteils über die Reaktorwand abge
führt, so daß eine praktisch isotherme Fahrweise möglich ist. Mit dieser
Verfahrensführung kann die Hydrierreaktion so gesteuert werden, daß die
Reaktion auf der Stufe der gewünschten Reaktionsprodukte angehalten wird.
Insbesondere wird vorgeschlagen, daß man flüssiges Glycerin in Rieselfahr
weise, auch "trickle-bed" genannt, im Gleich- oder Gegenstrom mit Wasser
stoff über das Katalysatorfestbett leitet.
Ein optimales Hydrierergebnis läßt sich dadurch einstellen, daß man Glyce
rin ohne Rückvermischung mit einer definierten Verweilzeit durch die Kata
lysatorschüttung in dem bzw. den Reaktionsrohr(en) führt.
Bei der Reaktionsführung wird insbesondere ein molares Verhältnis von Was
serstoff zu Glycerin von 2 bis 500 eingestellt und überschüssigen Wasser
stoff im Kreis fährt.
Ein propylenoxidfreies und polymerfreies Produkt höchster Reinheit wird
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erhalten. Zur Aufarbeitung wird aus
dem erhaltenen Reaktionsgemisch Wasser abgezogen, und gewünschtenfalls
werden weitere Aufarbeitungsschritte vorgenommen.
Im folgenden werden Beispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens näher be
schrieben, die die Eignung des Verfahrens im technischen Maßstab belegen.
Die Erfindung ist jedoch nicht darauf beschränkt.
Ein 2 m langes Reaktionsrohr mit dem Innendurchmesser 25 mm wurde mit
Kupferchromit-Tabletten (1/8′′×1/8′′), die nach Example 1 der US 4,982,020
hergestellt wurden und auch zur Hydrierung von Glyceriden zu Festalkohol
und 1,2-Propandiol geeignet sind, gefüllt. Zunächst wurde mit 1% Wasser
stoff in Stickstoff aktiviert und anschließend bei 200 bar hydriert.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 1 zusammengefaßt.
Die Versuche wurden mit einem Reaktionsrohr wie in den Beispielen 1 und 2
gefahren. Ein Cu/ZnO-Katalysator in Form von 4 mm×4 mm-Tabletten wurde
eingesetzt. Die Versuchsbedingungen und Ergebnisse finden sich in Tabelle
2.
Auch diese Versuche wurden mit einem Reaktionsrohr wie in den Beispielen 1
und 2 durchgeführt. Ein Cu/Al2O3-Katalysator der Fa. Mallinckrodt, Calsi
cat in form von 1/8′′×1/8′′-Tabletten wurde verwendet. Die Versuchsbedin
gungen und Ergebnisse sind in Tabelle 3 zusammengefaßt.
Die Kenndaten der in den Beispielen 3 bis 10 eingesetzten Katalysatoren
sind in Tabelle 4 zusammengestellt.
Claims (14)
1. Verfahren zur Herstellung von 1,2-Propandiol,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Glycerin in Anwesenheit eines heterogenen Katalysators, der
ein elementares Metall, ein Metallsalz, ein Metalloxid und/oder eine
andere Metallverbindung und/oder -legierung der I. und/oder VIII. Ne
bengruppe enthält, zu 1,2-Propandiol mit verdünntem oder unverdünntem
Wasserstoff bei Drücken von 20 bis 300 bar, insbesondere bei 100 bis
250 bar, und Temperaturen von 150°C bis 320°C in kontinuierlicher
Fahrweise hydriert, wobei man Glycerin in dampfförmiger oder flüssiger
Form über ein Katalysatorfestbett leitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Verfahren mit kupferhaltigen Katalysatoren durchführt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Katalysatoren einsetzt, die 30 bis 40 Gew.-% Kupfer, 23 bis 30
Gew.-% Chrom, bezogen jeweils auf die oxidische Katalysatormasse, so
wie gewünschtenfalls weitere Übergangsmetalle in Form ihrer Oxide ent
halten.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Katalysator außerdem 1 bis 7 Gew.-%, insbesondere 1,5 bis 3
Gew.-%, Barium, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse, enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Katalysator 32 bis 38 Gew.-% Kupfer, bezogen auf die oxidische
Katalysatormasse, 26 bis 30 Gew.-% Chrom, 1,5 bis 3 Gew.-% Barium, 0,5
bis 2 Gew.-% Silicium, und zusätzlich je 1 bis 5, bevorzugt 2 bis 3
Gew.-%, Mangan, Zirkon und/oder Cer, bezogen auf die oxidische Kata
lysatormasse, enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Cu/ZnO-Katalysator einsetzt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Cu/Al2O3-Katalysator einsetzt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der verwendete Katalysator eine spezifische Oberfläche im Bereich
von 20 bis 80 m2/g, bevorzugt 25 bis 70 m2/g, aufweist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der verwendete Katalysator ein Porenvolumen im Bereich von 0,1 bis
1,0 cm3/g aufweist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Hydrierung in isotherm betriebenen Rohrreaktoren oder in
Rohrbündelreaktoren durchführt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß man flüssiges Glycerin in Rieselfahrweise ("trickle-bed") im
Gleich- oder Gegenstrom mit Wasserstoff über das Katalysatorfestbett
leitet.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Glycerin ohne Rückvermischung mit einer definierten Verweil
zeit durch die Katalysatorschüttung in dem bzw. den Reaktionsrohr(en)
führt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß man ein molares Verhältnis von Wasserstoff zu Glycerin von 2 bis
500 einstellt und überschüssigen Wasserstoff im Kreis fährt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß man aus dem erhaltenen Reaktionsgemisch Wasser abzieht und ge
wünschtenfalls weitere Aufarbeitungsschritte vornimmt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19934302464 DE4302464A1 (de) | 1993-01-29 | 1993-01-29 | Herstellung von 1,2-Propandiol aus Glycerin |
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