Beschreibung
Verfahren zur Herstellung von 1 ,2-Propandiol durch Hydrogenolyse von Glycerin
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von 1 ,2-Propandiol aus Glycerin. 1 ,2-Propandiol wird zurzeit großtechnisch aus Propylenoxid durch Wasseranlagerung hergestellt und in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, wie z.B. als Bestandteil von Brems- und hydraulischen Flüssigkeiten, Schmiermitteln und Frostschutzmittel, in Kosmetika, in der Nahrungsmittelindustrie sowie als Lösungsmittel für Fette, Öle, Harze und Farbstoffe. Propylenoxid und somit auch 1 ,2-Propandiol wird zurzeit noch vollständig aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Durch die stetige Nachfrage nach dem Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen sowie die steigenden Rohöl- und fallenden Glycerinpreise besteht ein großer Bedarf, Glycerin, das als Nebenprodukt in großen Mengen bei der Biodieselproduktion anfällt, als Ausgangsmaterial für geeignete chemische Umsetzungen großtechnisch in der Industrie zu verwenden.
Die katalytische Hydrierung von Glycerin zu 1 ,2-Propandiol wurde bereits häufig untersucht.
DE-A-4442 124 beschreibt die katalytische Hydrierung von Glycerin mit einem Wassergehalt von bis zu 20 Gew.-% zu Propylenglykol in einer Ausbeute von 92 %, als Nebenprodukte werden n-Propanol und niedere Alkohole erhalten. Die vollständige Umsetzung von Glycerin wird durch die Verwendung eines gemischten Katalysators aus den Metallen Kobalt, Kupfer, Mangan und Molybdän erreicht. Die Reaktionsbedingungen liegen in einem Druck- und Temperaturbereich von 100 bis 700 bar und 180 bis 2700C. Bevorzugte Hydrierbedingungen sind 200 bis 325 bar und 200 bis 2500C. Nachteilig ist, dass bei niedrigeren Drücken die Umsetzung des Glycerins unvollständig ist, und sich bei höheren Drücken vermehrt niedere Alkohole bilden.
US-4 642 394 beschreibt einen Prozess zur katalytischen Hydrierung von Glycerin mit einem Katalysator bestehend aus Wolfram und einem Gruppe Vlll-Metall. Die
Reaktionsbedingungen liegen im Bereich von 100 psi bis 15000 psi und 75 bis 2500C. Bevorzugte Prozessbedingungen sind 100 bis 2000C und 200 bis 10000 psi. Die Reaktion wird unter basischen Bedingungen durch die Verwendung von Aminen oder Amiden als Lösungsmittel durchgeführt. Es können auch Metallhydroxide, Metallcarbonate oder quartäre Ammoniumsalze verwendet werden. Das Lösungsmittel wird in einer Konzentration von 5 bis 100 ml pro Gramm Glycerin zugegeben. Zur Stabilisierung und Aktivierung des Katalysators wird Kohlenmonoxid verwendet.
In EP-A-O 523 015 wird die Hydrierung von Glycerin an Cu/Zn-Katalysatoren beschrieben, wobei jedoch mit sehr verdünnten wässrigen Lösungen (ca. 30 Gew.-% Glyceringehalt) gearbeitet wird, welche sich durch das entstehende Reaktionswasser noch weiter verdünnen. Zur Gewinnung von 1 ,2-Propandiol muss deshalb aus dem Produkt eine große Menge Wasser abdestilliert werden, was einen hohen Energieaufwand bedeutet und das Verfahren nicht wirtschaftlich macht. Außerdem wird das Verfahren bei relativ hohen Drücken von bevorzugt 100 - 150 bar und hohen Temperaturen von 230 - 2700C durchgeführt. Die Umsetzung von Glycerin liegt im Bereich von 8 bis 100 % bei einer Selektivität zu Propylenglykol von 80 bis 98 %, als Nebenprodukte werden Alkohole und Ethylenglykol gebildet.
In DE-A-43 02 464 wird ein Verfahren beschrieben, bei dem Glycerin in kontinuierlicher Fahrweise über einem CuO/ZnO-Festbettkatalysator hydriert wird. Bei diesem Verfahren wird eine vollständige Hydrierung von Glycerin bei 2000C erreicht, als Nebenprodukte werden in geringen Mengen niederwertige Alkohole sowie relativ große Mengen (5,4 Gew.-%) von unbekannten Substanzen gebildet. Nachteil ist ebenfalls der sehr hohe Reaktionsdruck von 250 bar. Bei niedrigeren Drücken (50 - 150 bar) und höheren Temperaturen (2400C) werden vermehrt unbekannte Substanzen (25 - 34 Gew.-%) gebildet, wobei die Selektivität zu 1 ,2-Propandiol auf 22 - 31 Gew.-% sinkt.
Es bestand also ein Bedarf an einem verbesserten Verfahren zur Herstellung von 1 ,2-Propandiol aus Glycerin, das mit hoher Selektivität und hoher Raum-Zeit-
Ausbeute 1 ,2-Propandiol ergibt, und somit die Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist.
Überraschend wurde gefunden, dass 1 ,2-Propandiol durch Hydrierung von im Wesentlichen reinem Glycerin an einem Kupferoxid/Zinkoxid-Katalysator in hoher Ausbeute und hoher Selektivität dargestellt werden kann. Im erfindungsgemäßen Verfahren wird bei vollständigem Umsatz des Glycerins eine Selektivität zu 1 ,2-Propandiol von bis zu 98 % erreicht, als Nebenprodukte sind lediglich Monoethylenglykol (ca. 2 %) sowie in geringer Menge n-Propanol nachweisbar.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von 1 ,2-Propandiol, indem man Glycerin, welches eine Reinheit von mindestens 95 Gew.-% aufweist, mit Wasserstoff bei einem Wasserstoffdruck von 20 bis 100 bar und einer Temperatur von 180 bis 24O0C in Gegenwart eines Katalysators, welcher 10 bis 50 Gew.-% Kupferoxid und 50 bis 90 Gew.-% Zinkoxid umfasst, in einem Autoklaven zur Reaktion bringt.
Der im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Katalysator ist vorzugsweise frei von Trägermaterial und enthält bevorzugt 30 - 35 Gew.-% Kupferoxid, und bevorzugt 65 - 70 Gew.-% Zinkoxid. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform addieren sich Kupferoxid und Zinkoxid zu 100 Gew.-%. Eine Reduktion und Aktivierung des Katalysators vor der Reaktion kann bei 170 - 2400C im Wasserstoffstrom vorgenommen werden, ist aber nicht erforderlich, da dieser zu Beginn und im weiteren Verlauf der Reaktion sehr schnell aktiviert wird.
Die Hydrierung von Glycerin wird im erfindungsgemäßen Verfahren bei Wasserstoffdrücken von bevorzugt 50 - 80 bar, und Temperaturen von bevorzugt 200 - 220°C durchgeführt.
Im erfindungsgemäßen Verfahren ist die Hydrierung von Glycerin hoher Reinheit von 99 Gew.-% und höher bevorzugt.
Wenn im erfindungsgemäßen Verfahren Rohglycerin aus der Umesterung von Fetten und Ölen eingesetzt wird, sollte dieses zweckmäßigerweise durch Destillation auf konzentriert und von Katalysatorgiften wie der als Umesterungskatalysator oft verwendeten Schwefelsäure befreit werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass eine vollständige Hydrierung des Glycerins erreicht wird, wobei das gewünschte Reaktionsprodukt 1 ,2-Propandiol in hoher Selektivität von bis zu 98 Gew.-% gebildet wird. Als Nebenprodukte sind lediglich Monoethylenglykol und in geringen Mengen π-Propanol nachweisbar, welches sich mit dem Reaktionswasser leicht destillativ entfernen lässt. Das erhaltene Produktgemisch kann bei Bedarf entweder direkt für chemische Anwendungen verwendet oder durch weitere destillative Aufreinigung in reines 1 ,2-Propandiol (> 99,5 Gew.-%) überführt werden.
Das folgende Beispiel illustriert die Erfindung:
Beispiel 1 : Verfahren zur Herstellung von 1 ,2-Propandiol durch Hydrogenolyse von Glycerin an einem CuO/ZnO-Katalysator
In einem Druckautoklaven mit Begasungsrührer wurden 3750 g 99,5 gew.-%iges Glycerin und 150 g eines Katalysators aus 33 Gew.-% Kupfer (als CuO) und 66 Gew.-% Zink (als ZnO) vorgelegt. Dieser war vor der Reaktion nicht aktiviert worden. Danach wurden im kalten Zustand Wasserstoff bis zu einem Druck von 30 bar aufgepresst und der Autoklav auf 2000C aufgeheizt. Nach Erreichen dieser Reaktionstemperatur wurde der Wasserstoffdruck auf 50 bar erhöht und während der Reaktion durch Nachpressen auf diesem Druck gehalten. Nach 12 h wurde der Autoklav abgekühlt, entleert und der Inhalt vom Katalysator abgetrennt.
Die Analyse erfolgte mittels GC. Es wurden 97,7 Gew.-% 1 ,2-Propandiol und 2,2 Gew.-% Monoethylenglykol sowie 0,1 Gew.-% π-Propanol gefunden. Glycerin war nicht mehr nachweisbar. Der Wassergehalt des Reaktionsgemisches wurde zu 18,9 Gew.-% bestimmt.