DE4242442A1 - Verfahren zur selbsttätigen, iterativen Prozeßoptimierung von Ziehvorgängen in Pressen - Google Patents
Verfahren zur selbsttätigen, iterativen Prozeßoptimierung von Ziehvorgängen in PressenInfo
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Description
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zum Betreiben von
Ziehpressen nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, wie es bei
spielsweise aus der üblichen Praxis in Preßwerken bekannt ist.
Bei handbeschickten Ziehpressen wird der taktweise ablaufende
Ziehprozeß aufgrund einer laufenden Sichtprüfung der Ziehteile
durch das Bedienungspersonal und eines fallweisen manuellen Ein
greifens in die Einstellung der Niederhalterkraft korrigiert. Es
handelt sich hier also um einen Justiervorgang, bei dem der
Mensch als wesentliches, prozeßbestimmendes Glied mit eingeschal
tet ist. Abgesehen von der damit verbundenen Monotonie und der
geforderten ständigen Aufmerksamkeit und Verantwortung des Be
dienungspersonals werden durch eine ungenaue oder falsche Ein
stellung der Niederhalterkraft bedingte Ziehteilfehler häufig
nicht rechtzeitig erkannt, so daß trotz einer ständigen Überwa
chung der Ziehvorgänge fehlerhafte Ziehteile die Ziehpresse ver
lassen, die die Produktivität der Ziehpresse beeinträchtigen. Bei
automatisch beschickten Pressen oder bei Pressenstraßen wird nur
noch eine stichprobenartige Sichtkontrolle durchgeführt, so daß
gerade bei modernen Preßwerken die Gefahr von Ausschußteilen grö
ßer ist als bei solchen, die noch voll mit Handbetrieb gefahren
werden.
In einem Beitrag von F.-J. Neff, "CNC- und DNC-Betrieb bei hy
draulischen Pressen" in der Zeitschrift Werkstatt und Betrieb,
119 (1986) 11, Seiten 947 bis 949 berichtet der Autor über ein
System zur selbsttätigen Qualitätskontrolle in Pressereien mit
entsprechend entwickelter Hard- und Software für einen weitgehend
optimierten Pressenbetrieb. In die Pressen sind Weggeber und
Druckgeber für Stößel und Ziehkissen integriert. Dadurch kann für
jedes einzelne Werkstück die Hub/Stößelkraft-Kurve gemessen und
auch an einem Monitor angezeigt werden. Diese Ist-Kurve kann werk
stückindividuell mit einer werkstück-spezifischen Referenzkurve
verglichen werden. Die Referenzkurve wird bei Produktionsbeginn
für ein bestimmtes zu fertigendes Werkstück angefertigt bzw. em
pirisch ermittelt und datenmäßig abgespeichert; und zwar kann
beispielsweise die Hub/Stößelkraft-Kurve des ersten einwandfreien
Ziehteiles als Referenzkurve verwendet werden. Durch die geschil
derte Vorgehensweise und andere hier nicht wiedergegebene Maßnah
men soll ein rasches Umrüsten einer Presse auf andere Werkstücke
und ein überwachter, d. h. störungsfreier bzw. bei Störung selbst
tätig Alarm gebender Pressenbetrieb sichergestellt werden. Es
wird erwähnt, daß Ausschußteile beim Pressenbetrieb durch Werk
zeugverschleiß, durch Qualitätsveränderungen am Werkstück hin
sichtlich Abmessungen oder Werkstoff oder durch Qualität der
Schmierung entstehen können. Durch taktweise wiederholten Ver
gleich des Verlaufes der werkstück-individuellen Hub/Stößelkraft-
Kurve mit der Referenzkurve können Ausschußteile selbsttätig und
frühzeitig erkannt werden. Bei Über- oder Unterschreiten eines
die Referenzkurve "begleitenden" Toleranzbereiches wird ein Feh
ler gemeldet und die Maschine stillgesetzt, so daß ggf. vom Per
sonal eingegriffen werden kann. Die solcherart überwachte Presse
selber arbeitet zumindest bis zur nächsten Störung offenbar mit
einer konstanten Einstellung aller Prozeßparameter.
In einem anderen Artikel von D. Bauer, G. Gücker und R. Thor, "Rech
nerunterstützter Niederhalterdruck optimiert das Tiefziehen" in
der Zeitschrift Bleche-Bänder-Rohre 5-1990, Seiten 50 bis 54 wei
sen die Verfasser zunächst darauf hin, daß es für das Tiefziehen
einwandfreier Teile notwendig ist, daß die Niederhalterkraft ei
nen bestimmten, hubabhängig sich verändernden Mindestwert nicht
unterschreiten und einen bestimmten, hubabhängig sich ebenfalls
verändernden Höchstwert nicht überschreiten darf, wobei die Kur
ven für die Mindest- und Höchstwerte werkstück-abhängig verlau
fen. Zu hohe Niederhalterkräfte führen zu Reißern am Ziehteil,
wogegen ein zu schwach angedrückter Niederhalter Falten entstehen
läßt. Der Beitrag empfiehlt, von dem bisher verbreiteten, mehr
oder weniger gut konstanten Verlauf der Niederhalterkraft ab zu
weichen und einen in Abhängigkeit vom Werkstücktyp optimierten
Verlauf der Niederhalterkraft über dem Pressenhub zu verwenden,
wobei ein solcher nicht-konstanter Niederhalterkraft-Verlauf aus
verschiedenen Abschnitten eines konstanten und/oder eines linear
ansteigenden bzw. abfallenden Verlaufes zusammengesetzt sein oder
aus einem funktionsvorgegebenen Verlauf bestehen kann. Der Soll-
Verlauf für die Niederhalterkraft kann nach der zitierten Litera
turstelle in unterschiedlicher Hinsicht optimiert werden und hat
je nach Optimierungsziel u. u. auch ein unterschiedliches Ausse
hen. Beispielsweise kann der Niederhalterkraft-Verlauf im Hin
blick auf höchste Ziehteilqualität optimiert werden, wobei auch
hier wieder unterschiedliche Gesichtspunkte - je nach Art des
Werkstückes - im Vordergrund stehen können, z. B. Reißer- und Fal
tenfreiheit oder Vermeidung von Einfallstellen. Es kann bei der
Optimierung des Niederhalterkraft-Verlaufes statt dessen auch die
Gestaltung des Ziehprozesses wesentlicher sein, z. B. die Erhöhung
der zulässigen Ziehtiefe mit dem Ziel, eventuell eine Ziehstufe
entfallen lassen oder Blech einsparen oder eine höhere Steifig
keit des Ziehteiles erreichen zu können. Auch tribologische Ge
sichtspunkte können bei der Optimierung des Niederhalterkraft-
Verlaufes eine Rolle spielen. Der für ein bestimmtes Werkstück
einmal gefundene, optimierte Niederhalterkraft-Verlauf wird dann
während eines jeden Preßzyklus′ geregelt nachgefahren, wobei je
doch die gefundene Soll-Kurve - von gelegentlichen nachträgli
chen, manuellen Nachbesserungen abgesehen - gleichbleibend bei
behalten wird. Auf eine selbsttätige Erkennung von Fehlern am
Ziehteil trotz Verwendung eines in soweit optimierten Verlaufes
der Niederhalterkraft und einer entsprechenden Regelung nach die
sem Verlauf geht der genannte Artikel nicht ein.
Es ist bereits bekannt, Stanzvorgänge bzw. -Werkzeuge akustisch
zu überwachen (vgl. z. B. DE-OS 39 38 854 oder DE-Z Industrie-An
zeiger 17/1991, Seiten 40 bis 44). Dabei werden mittels am Werk
zeug applizierter Sensoren Signalparameter, insbesondere die
Schallamplitude und ihre Schwankungsbreite in zeitlicher Korrela
tion mit dem Stanzvorgang erfaßt und mit vorgegebenen Sollwerten
verglichen. Bei Stanzvorgängen ist beispielsweise der Bruch eines
Stempels deutlich akustisch wahrnehmbar; auch Schneidenausbrüche
oder stumpf gewordene Schneiden sind bei Vergleich mit dem übli
chen Geräusch bei einwandfreiem Werkzeug an einem veränderten
Stanzgeräusch nachweisbar. Bei der akustischen Überwachung von
Stanzvorgängen handelt es sich danach im wesentlichen lediglich
um eine Überwachung des Stanzwerkzeuges, wobei die Prozeßführung
des Stanzvorganges durch die Werkzeugkonstruktion im wesentlichen
vollständig und abschließend vorgegeben und praktisch nicht durch
hubweise veränderbare Maschineneinstellung beeinflußbar ist. In
soweit sind die z. T. bei Taktfolgen bis zu 700 Hüben je Minute
ablaufenden Stanzvorgänge nicht mit vergleichsweise langsamen
Tiefziehvorgängen vergleichbar, bei denen die Niederhalterkraft
während eines jeden Tiefziehvorganges einem u. U. taktweise zu
verändernden bzw. zu optimierenden Sollverlauf nachgeregelt wird.
Deshalb vermittelt das akustische Überwachen von Stanzwerkzeugen
keine Anregung im Hinblick auf eine selbsttätige Prozeßoptimie
rung von Tiefziehvorgängen.
Aufgabe der Erfindung ist es, das gattungsgemäß zugrundegelegte
Verfahren dahingehend zu verbessern, daß bei nicht-optimaler Ein
stellung der Prozeßparameter oder bei einer beispielsweise durch
werkstückseitige Qualitäts- oder Schmierungsänderungen bedingten
Störung diese selbsttätig und frühzeitig, d. h. solange das Zieh
teil sich noch in der Presse befindet, erkannt und eine geeignete
Korrektur des Einstellwertes der Klemmkraft des Niederhalters so
fort, d. h. für das nächstfolgende Werkstück wirksam, und eben
falls selbsttätig vorgenommen werden kann.
Diese Aufgabe wird bei Zugrundelegung des gattungsgemäßen Verfah
rens erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale von An
spruch 1 gelöst. Vor Aufnahme der Produktion für jeden Typ eines
zu ziehenden Ziehteiles wird das mittels am Ziehwerkzeug appli
zierbarer Körperschallaufnehmer aufnehmbare Ziehgeräusch von ein
deutig "guten" Ziehteilen analysiert und ein charakteristischer
Verlauf der Amplitudenhüllkurve und der Pegelverläufe von perio
dischen Schallanteilen und von stochastischen Schallanteilen da
für ermittelt. Aus diesen Daten können Grenzdaten für Extrema
bzw. Toleranzbereiche für Kurvenverläufe als ziehteilabhängige
Soll-Daten festgelegt und datenmäßig abgespeichert werden. Durch
Vergleich der entsprechenden Ist-Daten während der Produktion mit
den Soll-Daten ist die Möglichkeit einer selbsttätigen Fehler
erkennung an dem Ziehteil hinsichtlich der Schadensfälle "Reißer"
bzw. "Falten" noch während des Ziehvorganges geschaffen. Demgemäß
kann entsprechend rechtzeitig korrigierend eingegriffen werden,
so daß im Falle von Störungen allenfalls ein Fehlteil oder - bei
groben Störungen - u. U. zwei Fehlteile abgepreßt wird bzw. werden
und anschließend wieder Gutteile produziert werden. Durch die
selbsttätige Fehlererkennung wird also das bisher manuell und von
Menschen auf Sicht gefahrene, also gesteuerte Verfahren der Pro
zeßoptimierung zu einem automatisch und in einem in sich geschlos
senen Kreis ablaufenden selbsttätigen Regelverfahren.
In zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung kann auch der Zeit
punkt und/oder das Ausmaß des Schadenssignales innerhalb des je
weiligen Arbeitstaktes ermittelt werden, wobei bei einem frühen
Auftreten eines Schadenssignales bzw. bei einem stärkeren Scha
denssignal die Klemmkraft des Niederhalters stärker verändert
wird als bei einem späten Auftreten bzw. bei einem schwächeren
Schadenssignal.
Weitere zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung liegen in der
selbsttätigen Erfassung von Schwankungen von Prozeßparametern
und/oder von Qualitätsschwankungen des Halbzeuges, die zur opti
malen Prozeßführung jeweils eine entsprechende Anpassung der Nie
derhalterkraft erfordern. Derartige Schwankungen werden insbeson
dere bedingt durch Änderungen in
- - der Werkstoff-Festigkeit der Platinen,
- - der Blechdicke,
- - der Oberflächenrauheit der Platinen,
- - der Schmierfilmdicke und
- - der Schmiermittelviskosität.
Die entsprechenden Ausgestaltungen des Regelungsverfahrens können
den Unteransprüchen 3 bis 7 entnommen werden.
Die Erfindung ist anhand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispieles nachfolgend erläutert; dabei zeigen:
Fig. 1 ein Verfahrensschema zur selbsttätigen iterativen Pro
zeßoptimierung von Ziehvorgängen in Pressen,
Fig. 2 in Diagrammform den idealen Verlauf der Niederhalter
kraft am Beispiel einer über dem Pressenhub konstant
gehaltenen Niederhalterkraft sowie den oberhalb und un
terhalb davon liegenden Soll-Bereich der Niederhalter
kraft,
Fig. 3a bis 3d die zeitlichen Verläufe der Schall-Amplituden beim Zie
hen eines bestimmten Ziehteiles bei unterschiedlichen
Qualitäten, nämlich "gut" beim Diagramm nach Fig. 3a
und zunehmende Reißerlängen bei den Diagrammen nach den
Fig. 3b bis 3d und
Fig. 4a und 4b die zeitlichen Verläufe der Schall-Leistungen stocha
stischer (Fig. 4a) bzw. periodischer (Fig. 4b) Schall
anteile aus dem Ziehgeräusch eines weiteren Ziehteiles
bei unterschiedlichen Qualitäten, wobei die voll ausge
zogenen Diagrammlinien Gutteilen und die beiden anderen
Diagrammlinien mehr oder weniger stark faltigen Zieh
teilen entsprechen.
Bei dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel eines Verfahrens
schemas ist die Ziehpresse 1 als doppeltwirkende Presse ausgebil
det, bei der der untere auf dem Pressentisch angeordnete Teil des
Ziehwerkzeuges 3, die Matrize, im wesentlichen einteilig ist und
bei der der obere Teil des Werkzeuges 3 unterteilt ist in einen
Ziehstempel 5 und in einen an der Matrize zur Anlage gelangenden
Niederhalter 4, die beide mit separaten Stößeln 2 bzw. 2′ verbun
den und gesondert hubangetrieben sind. Selbstverständlich ist die
vorliegende Erfindung auch auf einfachwirkende Pressen oder auf
Pressen mit einem hydraulischen Stößelantrieb anwendbar. Es sei
von der in Fig. 1 dargestellten Ziehpresse 1 ferner angenommen,
daß deren Ziehstempel über einen nicht näher dargestellten Kur
beltrieb hubbeweglich angetrieben ist, wobei über einen Winkelge
ber 10 der Kurbelwinkel der Presse und somit eine eindeutige Aus
sage über die Stellung des Ziehstempels in Relation zum unteren
Totpunkt UT meßtechnisch abrufbar ist. Am Niederhalter 4 ist we
nigstens ein Kraftgeber 31 zur laufenden Ermittlung der Nieder
halterkraft bzw. Klemmkraft angebracht. Dieses Kraftsignal wird
ebenso wie auch das Winkelsignal des Winkelgebers 10 in die nach
folgend noch näher zu erläuternde Einrichtung zur selbsttätigen
iterativen Prozeßoptimierung des Ziehvorganges eingespeist. Der
Niederhalter 4 ist über hydraulische Kolben, sog. Druckpunkte 6
mit den entsprechenden Pleuel des zu ihm gehörenden Kurbeltriebes
verbunden, die es erlauben, den Niederhalter mit einer hydrau
lisch vorgebbaren Kraft an die Anlagefläche der Matrize anzupres
sen. Die Druckpunkte des Niederhalters sind über ein elektrisch
ansteuerbares Proportionalventil 8 aus einer Druckquelle 7 ge
speist. Es sei hier gleich erwähnt, daß die Druckpunkte 6 und das
zugehörige Proportionalventil 8 mehrfach an dem Niederhalter,
bspw. an jeder Ecke, also insgesamt vierfach vorgesehen sein kön
nen. Demgemäß ist auch die zugehörige Steuerung bzw. Regelung für
die Regelung der Klemmkraft ggf. mehrkanalig aufgebaut, wobei
jedoch beim dargestellten Verfahrensschema lediglich ein einziger
Kanal gezeigt und nachfolgend erläutert ist.
Die Ziehpresse 1 arbeitet taktweise, wobei bei jedem Arbeitstakt
jeweils ein Rohteil, beim dargestellten Ausführungsbeispiel eine
ebene Platine 11 eines ziehfähigen Bleches, in das geöffnete Werk
zeug 3 eingelegt, dieses mit bestimmter Klemmkraft Fn durch den
Niederhalter 4 am Rand eingeklemmt und anschließend das Ziehteil
zwischen Matrize und Ziehstempel 5 gezogen wird. Nach dem Wieder
öffnen des Werkzeuges wird das fertige Ziehteil 12 entnommen und
eine neue Platine 11 eingelegt. Wichtig für das Produzieren gu
ter, also falten- und reißerfreier Ziehteile ist, daß die Nieder
halterkraft Fn innerhalb eines bestimmten Bereiches liegt, was
nachfolgend im Zusammenhang mit dem Diagramm nach Fig. 2 erläu
tert werden soll.
In Fig. 2 ist für einen bestimmten Typ eines Ziehteiles 12 der
Idealverlauf der Niederhalterkraft Fn über dem Preßhub darge
stellt - Diagrammlinie 35. Diese Kurve hat in der Regel einen
geradlinigen, also konstanten Verlauf; sie kann jedoch u. U. auch
- je nach Aussehen des zu fertigenden Ziehteiles - einen recht
unterschiedlichen Verlauf haben. Ausgehend von dem Idealverlauf
der Niederhalterkraft können auch Verläufe oberhalb und unterhalb
davon zugelassen werden. Liegt jedoch bei einem bestimmten Ein
zelstück eines Ziehteiles der Verlauf der Niederhalterkraft zu
weit oberhalb der Ideallinie 35, so muß damit gerechnet werden,
daß in dem Ziehteil Reißer entstehen. Umgekehrt können auch bis
zu einem gewissen Ausmaß Abweichungen der Niederhalterkraft nach
unten von der Ideallinie zugelassen werden, die jedoch nicht zu
groß sein dürfen, weil sonst die Wahrscheinlichkeit einer Falten
bildung am Ziehteil zu groß wird. In dem Diagramm nach Fig. 2 ist
ein gewisser schraffierter Bereich 36 angedeutet, innerhalb dem
bei konkreten einzelnen Ziehvorgängen des betreffenden Typs von
Ziehteilen die Niederhalterkraft verlaufen muß und der nicht über
schritten werden darf. Dieser Bereich wird nachfolgend als Soll-
Klemmkraftbereich 36 bezeichnet. Oberhalb davon liegt der Bereich
R, in dem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit Reißern zu rech
nen ist; der unterhalb des Soll-Ziehkraftbereiches 36 liegende
Bereich F läßt das Entstehen von Falten vermuten. Es kann also in
dem Diagramm nach Fig. 2 für die Niederhalterkraft Fn ein tole
rierbarer Bereich vorgegeben werden, der beiderseits des Ideal
verlaufes 35 der Klemmkraft liegt und der gegen den Reißer-Be
reich R bzw. den Falten-Bereich F abgrenzbar ist. Das Diagramm
nach Fig. 2 zeigt einen konstantbleibenden Idealverlauf 35 der
Klemmkraft und somit auch einen auf gleichbleibendem Niveau ver
laufenden Soll-Klemmkraftbereich 36. Dies hängt jedoch - wie ge
sagt - lediglich vom betreffenden Werkstücktyp ab, für den es zu
fälligerweise optimal ist, daß die Klemmkraft über den gesamten
Pressenhub hinweg konstant ist. Sollte bei einem anderen Zieh
teiltyp die Klemmkraft optimalerweise einen anderen Verlauf ha
ben, so gilt die Beobachtung auch für ein solches Teil entspre
chend.
Es wurde nun beobachtet, daß die Ziehgeräusche beim Ziehen von
fehlerhaften Teilen sich von den Ziehgeräuschen beim Ziehen von
einwandfreien Teilen unterscheiden. Eine systematische Untersu
chung dieser Beobachtung erbrachte, daß Reißer sich beim Ziehge
räusch im wesentlichen durch spektral verbreitete Amplitudensprün
ge bemerkbar machen und daß Falten durch eine signifikante Verän
derung der zeitlichen oder hubabhängigen Verläufe der stochasti
schen und/oder der periodischen Schallanteile im Vergleich zu den
entsprechenden Verläufen beim Ziehen einwandfreier Teile detek
tierbar sind. Diese Aussagen gelten zumindest unter der Voraus
setzung, daß die zum Vergleich benutzten Referenzverläufe an der
gleichen Ziehpresse und mit dem gleichen Ziehwerkzeug gewonnen
wurden, mit der bzw. mit dem dann auch später die Ziehteile im
Produtionsablauf überwacht gefertigt werden.
Demgemäß wird vor Aufnahme der Produktion von Ziehteilen 12 eines
bestimmten Typs auf einer bestimmten Ziehpresse 1 und mit einem
bestimmten Ziehwerkzeug 3 der während des Ziehvorganges im Zieh
werkzeug hervorgerufenen Körperschall einer Schallemissionsanaly
se unterworfen. Hierbei wird zum einen der normale Körperschall
ermittelt, d. h. der Schallverlauf, der ohne die Gefahr der Entste
hung von "Reißern" und ohne die Gefahr der Entstehung von "Fal
ten" beim Ziehen hervorgerufen wird. Dieser zeitliche oder pres
senhubabhängige Verlauf des Ziehgeräusches wird hinsichtlich sei
nes idealen Verlaufes und hinsichtlich der tolerierbaren Abwei
chungen davon ermittelt und als Referenzgeräusch datenmäßig ge
speichert. In Fig. 3a ist ein solcher Referenzverlauf 37 für die
Körperschallamplitude wiedergegeben, die - für das gewählte Werk
stück-Beispiel - über weite Bereiche des Ziehweges kaum ein Ab
weichung von der Null-Linie zeigt, was im konkreten Beispiel auf
ein sehr geringes Ziehgeräusch hinweist. Gegen Hubende, kurz vor
dem mit A bezeichneten Aufsetzen des Ziehstempels auf die Matri
ze, zeigt der Referenzverlauf 37 für die Amplitude einen Amplitu
den-Peak, der jedoch für das gewählte Beispiel als "normal" zu
bezeichnen ist. Der Vergleich dieses Referenzverlaufes mit den
Diagrammlinien nach den Fig. 3b bis 3d, die beim Ziehen mit zu
hoher Niederhalterkraft gewonnen wurden, läßt erkennen, daß die
an den Ziehteilen entstandenen Reißer sich durch mindestens einen
zusätzlichen mit r bezeichneten Amplituden-Peak auszeichnen. Die
drei Schallaufschriebe nach den Fig. 3b bis 3d wurden beim
Ziehen mit jeweils erhöhter Niederhalterkraft gewonnen, so daß
die provozierten Reißer jedesmal länger als beim vorherigen Ver
such ausfielen. Die Reißer-indizierende Peaks r liegt in den je
weiligen Schallaufschrieben zeitlich um so früher, je höher die
Niederhalterkraft eingestellt war und je länger demgemäß auch der
Reißer ausgefallen war. Zwar fällt ein Reißer-indizierendes
Schallsignal nicht in allen Fällen so deutlich wie in dem ausge
wählten Beispiel aus, jedoch kann es auch in weniger günstigen
Fällen meßtechnisch eindeutig detektiert werden.
Zum anderen wird aus einem solchen, für ein bestimmtes Ziehteil
gewonnenen normalen Ziehgeräusch ebenfalls vor Aufnahme der Pro
duktion jeweils ein Referenzverlauf der Schallanteile von peri
odischen und von stochastischen Schallanteilen ermittelt und eben
falls datenmäßig gespeichert. In den Fig. 4a und 4b sind in
vollen Linien die Referenzverläufe 38 bzw. 39 der stochastischen
Schallanteile als Schall-Leistung Ns (Fig. 4a, Diagrammlinie 38)
und der periodischen Schallanteile (Fig. 4b, Diagrammlinie 39)
über der Zeit für ein bestimmtes Ziehteil gezeigt. Wegen der Deut
lichkeit, mit der im Vergleich zu den jeweiligen Referenzverläu
fen sich zum einen Reißer und zum anderen Falten zeigen, wurden
für die hier gezeigten Diagrammlinien für Schallamplitude einer
seits (Fig. 3a bis 3d) bzw. für die stochastischen und perio
dischen Schallanteile andererseits (Fig. 4a und 4b) unter
schiedliche Ziehteile ausgewählt. Im konkreten Beispiel der Dia
grammlinien nach den Fig. 4a und 4b zeigt sich, daß die beiden
angesprochenen Schallanteile über weite Strecken des Ziehweges
annähernd konstant bleiben und auf einem geringen Niveau liegen.
Lediglich in einem mittleren Bereich des Ziehweges, wo das Zieh
geräusch lauter ist, nehmen die Referenzverläufe 38 bzw. 39 einen
signifikant anderen Verlauf. In die Diagramme der Fig. 4a und
4b sind zum Vergleich strichpunktiert auch entsprechenden Verläu
fe eingetragen, die mit zu geringer Niederhalterkraft gewonnen
wurden, so daß Faltenbildung an den entsprechenden Ziehteilen
provoziert wurde. Die Diagrammlinien 38′ und 39′ mit jeweils nur
einem Punkt zwischen zwei benachbarte Strichen wurden mit mäßig
reduzierter Niederhalterkraft gewonnen und demgemäß zeigten die
Ziehteile geringe Faltenbildung; die Diagrammlinien 38′′ und 39′′
(zwei Punkte zwischen den Strichen) entsprechen einer stark redu
zierten Niederhalterkraft und starker Faltenbildung. Es wird er
kennbar, daß beim Ziehen faltiger Teile sowohl die stochastischen
als auch die periodischen Schallanteile einen signifikant anderen
Verlauf zeitigen als beim Ziehen einwandfreier Teile, und zwar
insbesondere in dem Zeitraum, in dem das Ziehgeräusch lauter
ist. Bei einer Quotientenbildung würde der Unterschied des Refe
renzverlaufes zum Ist-Verlauf eines etwaigen Fehlteiles noch deut
licher werden.
Während der Produktion von Ziehteilen eines bestimmten Typs, zu
dem Referenzverläufe auf den gleichen Ziehpresse und mit dem glei
chen Ziehwerkzeug wie für die Produktion benutzt, ermittelt wur
den, wird eine Schallemissionsanalyse des vom Ziehteil während
des Ziehvorganges im Ziehwerkzeug hervorgerufenen Körperschalles
und ein Vergleich mit den Referenzverläufen durchgeführt. Dadurch
wird laufend, d. h. bei jedem Arbeitstakt die Qualität des Zieh
teiles hinsichtlich der Kriterien "Reißer", "gut" bzw. "Falten"
selbsttätig ermittelt. Und zwar wird das aufgenommene Körper
schallsignal 38′, 38′′, 38′′′ jedesmal hinsichtlich des gleichzei
tigen Auftretens von gegenüber dem Referenzgeräusch abnormalen
Amplitudensprünge r in einem breiten Frequenzspektrum untersucht.
Für den Fall des Auftretens solcher spektral verbreiteter Ampli
tudensprünge kann auf "Reißer" geschlossen werden; ansonsten kann
angenommen werden, daß das Ziehteil reißerfrei ist. Das Körper
schallsignal wird ferner jedesmal hinsichtlich des zeitlichen
Verlaufes der periodischen und der stochastischen Schallanteile
untersucht. Bei einer charakteristischen Abweichung der Ist-Ver
läufe aus dem aktuellen Arbeitstakt von den entsprechenden Refe
renzverläufen wird auf "Falten" geschlossen und bei Übereinstim
mung der Ist-Verläufe mit den Referenzverläufen kann mit hinrei
chender Sicherheit gesagt werden, daß das hergestellte Ziehteil
faltenfrei ist.
Nachdem also anhand des jeweils tatsächlichen Verlaufes des Zieh
geräusches bzw. des Pegelverlaufes der stochastischen und der
periodischen Schallanteile über dem Pressenhub durch Vergleich
mit den entsprechenden, für das betreffende Ziehteil ermittelten
Soll-Verläufen festgestellt werden kann, ob das hergestellte Zieh
teil gut oder aber reißer- bzw. faltenbehaftet ist, kann danach
entschieden werden, ob für den nächsten Pressentakt die Klemm
kraft in der gleichen Höhe wie zuvor beibehalten, abgesenkt oder
erhöht werden soll. Diese Erkenntnis macht sich die vorliegende
Erfindung zunutze.
Zur Optimierung der am Niederhalter 4 einstellbaren Klemmkraft Fn
wird in Abhängigkeit von der ermittelten Ziehteilqualität des im
vorausgegangenen Arbeitstakt gezogenen Ziehteiles die Klemmkraft
für den nächstfolgenden Arbeitstakt verändert oder gleichbleibend
beibehalten, und zwar wird im Falle eines Anrisses an einem zuvor
gezogenen Ziehteil - Ziehteilqualität "Reißer" - die Klemmkraft
gegenüber dem dabei eingestellten Wert für den neuen Arbeitstakt
gesenkt, im Falle eines einwandfreien Ziehteiles - Ziehteilqua
lität "gut" - die Klemmkraft gleichbleibend beibehalten und im
Falle von Falten an einem zuvor gezogenen Ziehteil - Ziehteil
qualität "Falten" - die Klemmkraft gegenüber dem dabei eingestell
ten Wert für den neuen Arbeitstakt erhöht.
Zu diesem Zweck ist ein Funktionsspeicher 32 für das Referenz-
Ziehgeräusch 37 und für die Referenzverläufe 38 und 39 der sto
chastischen bzw. periodischen Schallanteile vorgesehen. Außerdem
ist ein Funktionsspeicher 33 für das jeweilige Ist-Ziehkraftge
räusch 37′ oder 37′′ oder 37′′′ sowie für die Ist-Verläufe 38′ und
39′ oder 38′′ und 39′′ der stochastischen bzw. periodischen Schall
anteile installiert. Diese Ist-Verläufe werden in einem dem Funk
tionsspeicher 33 vorgeschalteten Schallanalysator 21 selbsttätig
ermittelt, in den außer dem Signal des an der Matrize applizier
ten Körperschallgebers 30 für das Ziehgeräusch auch noch das Sig
nal des Winkelgebers 10 für den Kurbelwellenwinkel eingespeist
ist. In einem Vergleicher 34 kann ein Vergleich zwischen den
verschiedenen Referenzverläufen einerseits und den jeweils ent
sprechenden Ist-Verläufen andererseits durchgeführt werden. Fällt
dieser Vergleich positiv aus, d. h., stimmen die Ist-Verläufe
innerhalb eines gewissen Toleranzbereiches mit den Referenzver
läufen überein, so wird der nächste Pressenhub mit der gleichen
Klemmkraft bzw. mit dem Klemmkraftverlauf durchgeführt, mit dem
auch das letzte Ziehteil gezogen wurde. Ergibt sich hingegen bei
dem Soll/Ist-Vergleich der Ziehgeräusche, daß ein reißer-indizie
render Peak r an irgendeiner Stelle des Pressenhubes detektierbar
ist, so wird nicht nur das betreffende Teil aus dem weiteren Pro
duktionsprozeß ausgeschleust, sondern es wird außerdem selbsttä
tig für den nächsten Pressenhub die Niederhalterkraft abgesenkt.
Für den Fall, daß bei dem Vergleich der Pegelverläufe der stocha
stischen bzw. der periodischen Schallanteile eine falten-indizie
rende Abweichung im Ist-Verlauf gegenüber dem Referenzverlauf des
Soll-Ziehkraftbereiches an irgendeiner Stelle des Pressenhubes
feststellbar sein sollte, so wird beim nächsten Pressenhub selbst
tätig eine höhere Niederhalterkraft eingestellt. Der diskontinuier
lich oder iterativ ablaufende Produktionsvorgang des Tiefziehens
wird also einer selbsttätigen Qualitätsmessung der Ziehteile un
terworfen; vor allem aber werden die qualitätsbestimmenden Ein
stell-Parameter der Ziehpresse, d. h. vor allem die Niederhalter
kraft Fn an den unterschiedlichen Punkten des Niederhalters 4
gegebenenfalls selbsttätig in Richtung auf eine Qualitätsverbes
serung korrigiert, was einem selbsttätig ablaufenden Regelungs
vorgang in einem geschlossenen Kreis entspricht.
Als wesentlicher Bestandteil einer solchen Regelungseinrichtung
ist ein Rechner 29 vorgesehen, der in den Funktionsspeicher 32
für das Referenz-Ziehgeräusch und die Referenz-Pegelverläufe ent
sprechende Daten aus einer größeren, vorzugsweise gesonderten
Speicherdatei einspeist. Solange die Qualität der Platinen 11 und
die Qualität der Platinenschmierung unverändert bleibt, sind auch
die in den Funktionsspeicher 32 eingestellten Daten für das Refe
renz-Ziehgeräusch und für die Referenz-Pegelverläufe unverändert.
Der Rechner 29 liefert außerdem an die Stelle 9 des Soll/Ist-Ver
gleiches für die Niederhalterkraft Fn den jeweiligen Sollwert für
die Niederhalterkraft, die bei dem in Fig. 2 gezeigten Beispiel
über den Pressenhub konstant ist. Bei anderen Ziehteilen mit op
timalerweise nicht-konstantem Verlauf der Niederhalterkraft würde
in Abhängigkeit vom Pressenhub ein entsprechend variabler Soll
wert in die Vergleichsstelle 9 eingespeist werden. Je nach Aus
fall des Soll/Ist-Vergleiches zwischen gewünschter und tatsächli
cher Klemmkraft wird über das Proportionalventil 8 die Klemmkraft
erhöht bzw. abgesenkt, so daß der gewünschte Verlauf der Klemm
kraft geregelt nachgefahren werden kann.
Dem Rechner 29 wird auch das Ergebnis des Soll/Ist-Vergleiches
zwischen dem Ist-Ziehgeräusch und den Ist-Pegelverläufen einer
seits und dem Soll-Ziehgeräusch bzw. den Soll-Pegelverläufen an
dererseits mitgeteilt. Je nach Ausfall dieses Vergleiches wird -
wie gesagt - in die Vergleichsstelle 9 der gleiche Wert wie bis
her als neuer Sollwert für die Niederhalterkraft oder ggf. auch
ein geänderter Sollwert für den nächstfolgenden Pressenhub vom
Rechner 29 aus eingespeist. Dieser Rechner gibt also für jeden
einzelnen Pressentakt jeweils den Sollwert bzw. den Sollverlauf
für die Niederhalterkraft, nach der diese nachgeregelt wird, vor;
außerdem liefert der Rechner 29 die Daten für das Soll-Ziehge
räusch und die Soll-Pegelverläufe, die er in den Funktionsspei
cher 32 einspeist und nötigenfalls auch von einem Pressentakt zum
nächsten ändert.
Bei dem Soll/Ist-Vergleich zwischen den Referenzkurven einerseits
und den entsprechenden Ist-Verläufen andererseits wird ggf. nicht
nur das Faktum einer Abweichung und der Richtung der Abweichung,
sondern es wird auch der Zeitpunkt der Abweichung innerhalb des
Pressenhubes und das betragsmäßige Ausmaß der Abweichung ermit
telt. Diese Informationen ermöglichen es dem Rechner 29, im Falle
eines negativen Soll/Ist-Vergleiches gezielt in Abhängigkeit vom
Zeitpunkt und/oder vom Ausmaß der Abweichung zwischen beiden -
Schadenssignal - zu reagieren. Bei einem frühen Auftreten eines
Schadenssignales wird die Niederhalterkraft für den nächsten Pres
senhub stärker verändert als bei einem späteren Schadenssignal.
In gleicher Weise führt ein sehr starkes Schadenssignal auch zu
einer stärkeren Veränderung der Niederhalterkraft und umgekehrt.
Dadurch kann bei stark fehlerhaft eingestellter Niederhalterkraft
eine optimale Einstellung in wenigen Iterationsschritten, ideal
erweise mit nur einem Schritt, erreicht werden.
Bisher wurde unterstellt, daß die Platinengualität und die Qua
lität der Schmierung unverändert bleiben. Entsprechende Störungen
würden unter dieser Annahme allenfalls noch von der Presse selber
herkommen können. Derartige Störungen würden durch das bisher
beschriebene System aufgefangen bzw. kompensiert werden können.
Werkstückseitige Störungen, die auf Qualitätsänderungen der Pla
tine oder ihrer Schmierung zurückzuführen sind, müßten jedoch
rechtzeitig an der Platine erfaßt und in das Steuerungs- bzw.
Regelungssystem eingespeist werden. Aus diesem Grunde sind im
Bereich der Platine mehrere Sensoren vorgesehen, mit denen die
für ein gleichbleibendes Ziehergebnis relevanten Eigenschaften
der Platine bzw. ihrer Schmierung meßtechnisch erfaßt werden kön
nen. Zunächst ist eine Eingabestelle 13 für den betreffenden Werk
stücktyp vorgesehen; sie ist mit einer entsprechenden Datenaufbe
reitung 23 gekoppelt, die eine Basisfunktion für den optimalen
Pegelverlauf der stochastischen und der periodischen Schallantei
le und das Soll-Ziehgeräusch sowie auch eine Basisfunktion für
den Idealverlauf 35 der Niederhalterkraft und den Soll-Klemmkraft
bereich 36 dem Rechner 29 zur Verfügung stellt. Diese Daten sind
in dem Funktionsteil 23 der Datenaufbereitung für den Werkstück
typ abgespeichert und werden entsprechend aufgerufen. Des weite
ren ist ein Sensor 14 für die Ermittlung der Blechdicke der Pla
tine 11 vorgesehen, mit dem Dickenschwankungen der Platine erfaßt
werden können. Die entsprechenden Signale werden an einen weite
ren Funktionsteil 24 für die Datenaufbereitung hinsichtlich der
Blechdicke geleitet; dieser enthält Korrekturfaktoren bzw. Kor
rektur-Algorithmen, die bei Maßabweichungen gegenüber einem Nenn
wert der Platinendicke berücksichtigt werden müssen; diese Kor
rekturfaktoren bzw. -algorithmen werden ebenfalls an den Rechner
29 weitergeleitet. Mittels eines weiteren Sensors 15 kann die
Werkstoffbeschaffenheit der Platine ermittelt werden. Es kann
sich hierbei bspw. um einen induktiv arbeitenden Sensor handeln,
der sehr feinfühlig die magnetische Permeabilität des Bleches
mißt und aus Veränderungen dieses Wertes auf eine unterschiedlich
hohe Werkstoffestigkeit schließt. Die entsprechenden Signale wer
den ebenfalls an einen Funktionsblock 25 für die Datenaufberei
tung hinsichtlich der Werkstoffbeschaffenheit weitergeleitet, der
ebenfalls nach Maßgabe der Abweichung gegenüber einem Normwert
entsprechende Korrekturwerte bzw. Korrektur-Algorithmen an den
Rechner 29 weitergibt. Weiterhin ist die Oberflächenbeschaffen
heit, insbesondere die Rauheit der Platine von Bedeutung, die
mittels eines bspw. optisch arbeitenden Sensors 16 erfaßt werden
kann. Entsprechende Meßwerte werden ebenfalls an den zugehörigen
Funktionsblock 26 für die Datenaufbereitung für die Rauheit wei
tergeleitet, der seinerseits Korrekturwerte bzw. -algorithmen an
den Rechner 29 weiterleitet, wenn die gemessene Rauheit gegenüber
einem Standardwert in der einen oder anderen Richtung abweicht.
Schließlich ist auch noch die Art der Schmierung der Platine von
Wichtigkeit für ein gleichbleibendes Ziehergebnis. In diesem Zu
sammenhang interessiert zum einen die Schmierfilmdicke, die mit
tels eines bspw. kapazitiv arbeitenden Sensors 17 gemessen werden
kann. Der angeschlossene Funktionsblock 27 für die Datenaufberei
tung der Schmierfilmdicke gibt ebenfalls im Falle einer Abwei
chung der Schmierfilmdicke gegenüber einem Standardwert entspre
chende Korrekturwerte bzw. -algorithmen an den Rechner 29 weiter.
Die Viskosität des verwendeten Schmiermittels wird mit dem Sensor
18 laufend erfaßt; auch der entsprechend angeschlossene Funktions
block 28 für die Datenaufbereitung im Hinblick auf die Schmier
mittelviskosität ist mit dem Rechner 29 gekoppelt.
Aufgrund der laufenden Qualitätsüberwachung der Platine und der
Schmierung hinsichtlich der erwähnten Eigenschaften und der ent
sprechenden Datenaufbereitung ist der Rechner 29 in der Lage,
eine jeweilige, den geänderten platinenseitigen Bedingungen an
gepaßten Datensatz für die Lage und/oder den Verlauf des Soll-
Ziehkraftbereiches 36 und den Sollverlauf 35 der Niederhalter
kraft für den nächstfolgenden Pressentakt vorauszuberechnen. Und
zwar wird für den Fall, daß die Werkstoffestigkeit gegenüber
einem Standardwert erhöht ist, die Niederhalterkraft höher als
normal ausfallen müssen. Ähnlich ist es bei der Blechdicke; bei
einem stärkeren Blech muß der Niederhalter ebenfalls stärker an
gepreßt werden als bei einem weniger dicken Blech. Bei der Ober
flächenrauheit der Platine verhält es sich umgekehrt; je rauher
die Oberfläche ist, umso niedriger muß die Niederhalterkraft
sein, um tendenziell zu gleichen Ziehqualitäten zu kommen. Ten
denziell entgegengesetzt wirkend verhält es sich hinsichtlich der
Schmierfilmdicke; je dicker der Schmierfilm, eine umso größere
Niederhalterkraft ist erforderlich, um zu gleichartigen Zieher
gebnissen zu gelangen. Ähnlich verhält es sich auch mit der
Schmiermittelviskosität; bei zähem Schmiermittel muß der Plati
nenrand in der Tendenz stärker geklemmt werden, als bei einem
niederviskosen Schmiermittel.
Abgesehen von der jeweiligen Vorausermittlung des Soll-Ziehkraft
bereiches 36 und des Sollverlaufes 35 der Niederhalterkraft für
den nächstfolgenden Pressentakt durch den Rechner 29 ermittelt
dieser ggf. auch noch, ob ein gegenüber dem bisherigen Pressen
takt modifiziertes Referenz-Ziehgeräusch und/oder ein geänderter
Referenzverlauf des stochastischen und oder des periodischen
Schallanteiles dem diesbezüglichen Soll/Ist-Vergleich zugrundege
legt und demgemäß in den Funktionsspeicher 32 eingestellt werden
soll.
Bei Verwendung eines lernfähigen Rechners können die recht un
terschiedlichen Einflüsse und das Ausmaß ihrer Berücksichtigung
durch die Praxis selbsttätig optimiert werden.
Claims (8)
1. Verfahren zum Betreiben von Ziehpressen, die bei jedem Ar
beitstakt jeweils ein Ziehteil fertigen, wobei bei jedem Arbeits
takt jeweils ein Rohteil in das aus Matrize, Stempel und Nieder
halter bestehende Ziehwerkzeug der Ziehpresse eingelegt, dieses
mit bestimmter Klemmkraft durch den Niederhalter am Rand einge
klemmt und anschließend das Ziehteil zwischen Matrize und Stempel
gezogen wird,
gekennzeichnet durch die Gemeinsamkeit
folgender Merkmale:
- - es wird vor Aufnahme der Produktion von Ziehteilen (12) eines bestimmten Typs auf einer bestimmten Ziehpresse (1) und mit einem bestimmten Ziehwerkzeug (3) durch eine Schallemissions analyse des vom Ziehteil (12) während des Ziehvorganges im Ziehwerkzeug (3) hervorgerufenen Körperschalles der normale, d. h. ohne die Gefahr der Entstehung von "Reißern" und ohne die Gefahr der Entstehung von "Falten" hervorgerufene, zeit liche oder pressenhubabhängige Verlauf des Ziehgeräusches er mittelt und als Referenzgeräusch (37) datenmäßig gespeichert,
- - es wird ferner vor Aufnahme der Produktion von Ziehteilen (12) des bestimmten Typs auf der bestimmten Ziehpresse (1) und mit dem bestimmten Ziehwerkzeug (3) aus diesem normalen Ziehgeräusch (37) jeweils ein Referenzverlauf (38, 39) der Schallanteile von periodischen (39) und von stochastischen Schallanteilen (38) ermittelt und datenmäßig gespeichert,
- - während der Produktion von Ziehteilen (12) dieses Typs auf der bestimmten Ziehpresse (1) und mit dem bestimmten Ziehwerkzeug (3) wird die Ziehteilqualität hinsichtlich der Kriterien "Reißer", "gut" bzw. "Falten" sowie der qualitäts mäßig dazwischen liegenden Bereichen selbsttätig und bei je dem Arbeitstakt durch eine Schallemissionsanalyse des vom Ziehteil (12) während des Ziehvorganges im Ziehwerkzeug (3) hervorgerufenen Körperschalles ermittelt,
- - wobei das Körperschallsignal (37′, 37′′, 37′′′) jedesmal hin sichtlich des gleichzeitigen Auftretens von gegenüber dem Referenzgeräusch (37) abnormalen Amplitudensprüngen (r) in einem breiten Frequenzspektrum untersucht und für den Fall des Auftretens solcher spektral verteilter Amplitudensprünge (r) auf "Reißer" geschlossen wird,
- - wobei das Körperschallsignal ferner jedesmal hinsichtlich des zeitlichen Verlaufes des Pegels
- - von periodischen Schallanteilen (39′, 39′′) zum einen und
- - von stochastischen Schallanteilen (38′, 38′′) zum anderen untersucht wird und bei einer charakteristischen Abweichung der Ist-Verläufe (38′ und 39′ bzw. 38′′ und 39′′) des aktuellen Arbeitstaktes von den entsprechenden Referenzverläufen (38 und 39) auf "Falten" geschlossen wird und
- - wobei beim Ausbleiben sowohl der "Reißer" indizierenden als auch der "Falten" indizierenden Signaleigenschaften in der Schallemissionsanalyse - im folgenden zusammenfassend kurz "Schadenssignal" genannt - auf ein "gutes" Ziehteil geschlos sen wird,
- - zur Optimierung der am Niederhalter (4) einstellbaren Klemm kraft (Fn) wird in Abhängigkeit von der ermittelten Ziehteil qualität eines in einem vorausgegangenen Arbeitstakt gezoge nen Ziehteiles (12) die Klemmkraft (Fn) für den nächstfolgen den Arbeitstakt verändert oder gleichbleibend beibehalten, und zwar wird
- - im Falle eines Anrisses an einem zuvor gezogenen Ziehteil
- - Ziehteilqualität "Reißer" - die Klemmkraft (Fn) gegen über dem dabei eingestellten Wert für den neuen Arbeitstakt gesenkt,
- - im Falle eines einwandfreien Ziehteiles - Ziehteilqualität "gut" - die Klemmkraft (Fn) gleichbleibend beibehalten und
- - im Falle von Falten an einem zuvor gezogenen Ziehteil - Ziehteilqualität "Falten" - die Klemmkraft (Fn) gegenüber dem dabei eingestellten Wert für den neuen Arbeitstakt er höht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß auch der Zeitpunkt und/oder das Ausmaß des Über- bzw. Unter
schreitens des Soll-Ziehkraftbereiches (36) durch den jeweiligen
Ist-Ziehkraftverlauf - im Folgenden kurz "Schadenssignal" genannt
- - innerhalb des jeweiligen Arbeitstaktes ermittelt wird, wobei bei einem frühen Auftreten eines Schadenssignales bzw. bei einem stärkeren Schadenssignal die Klemmkraft des Niederhalters (4) stärker verändert wird als bei einem späten Auftreten bzw. bei einem schwächeren Schadenssignal.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß auch die Werkstoffestigkeit einer jeden Platine (11) ermit
telt wird (Sensor 15), wobei bei einer hohen Festigkeit die Klemm
kraft (Fn) des Niederhalters (4) höher eingestellt wird als bei
einer geringeren Festigkeit.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß auch die Blechdicke der Platine (11) ermittelt wird (Sensor
14), wobei bei einer stärkeren Blechdicke die Klemmkraft (Fn) des
Niederhalters (4) höher eingestellt wird als bei einer geringeren
Blechdicke.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß auch die Oberflächenrauheit der Platine (11) ermittelt wird
(Sensor 16), wobei bei einer größeren Rauheit die Klemmkraft (Fn)
des Niederhalters (4) niedriger eingestellt wird als bei einer
geringeren Rauheit.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Platine (11) vor dem Einlegen in das Ziehwerkzeug (3)
mit einem Schmierfilm versehen und daß danach auch die Schmier
filmdicke ermittelt wird (Sensor 17), wobei bei einer großen
Schmierfilmdicke die Klemmkraft (Fn) des Niederhalters (4) höher
eingestellt wird als bei einer geringen Schmierfilmdicke.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Platine (11) vor dem Einlegen in das Ziehwerkzeug (3)
mit einem Film eines Schmiermittels versehen und daß laufend auch
die Viskosität des Schmiermittels ermittelt wird (Sensor 18), wo
bei bei einem höherviskosen Schmiermittel die Klemmkraft (Fn) des
Niederhalters (4) höher eingestellt wird als bei einem geringer
viskosen Schmiermittel.
8. Verfahren nach Ansprüchen 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf der Grundlage zurückliegender Preßzyklen und aus den an
einer neu in die Ziehpresse (1) einzulegenden Platine (11) erfaß
ten Meßgrößen bezüglich Werkstoff-Festigkeit, Blechdicke, Rau
heit, Schmierfilmdicke und/oder Viskosität die optimale Nieder
halterkraft (Fn) für die neu in die Ziehpresse (1) einzulegende
Platine (11) vorausberechnet wird.
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