DE4233985A1 - Naßkonservierungsverfahren für Gemüse - Google Patents

Naßkonservierungsverfahren für Gemüse

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Konservieren von Gemüse, bei dem das Gemüse in einem ersten Behand­ lungsschritt für die Dauer eines ersten vorgegebenen Zeitintervalls einer in einem ersten vorgegebenen Tempe­ raturintervall liegenden ersten Temperatur ausgesetzt wird, und in einem zweiten Behandlungsschritt, der unmittelbar auf den ersten Behandlungsschritt folgt, für die Dauer eines zweiten vorgegebenen Zeitintervalls, welches kürzer ist als das erste Zeitintervall, einer in einem zweiten vorgegebenen Temperaturintervall, welches höhere Temperaturen umfaßt als das erste Temperaturin­ tervall, liegenden zweiten Temperatur, die höher ist als die erste Temperatur.
Ein Verfahren dieser Art ist aus der EP-0 339 112 B1 bekannt, wobei es bei dem bekannten Verfahren speziell um das Blanchieren von Kartoffelstücken in zwei Stufen geht. Gemäß dem bekannten Verfahren werden die Kartof­ felstücke in einer ersten Stufe in Wasser bei einer Tem­ peratur von 55°C bis 70°C für einen Zeitraum von 10 bis 30 Minuten erhitzt und anschließend in einer unmittelbar folgenden zweiten Stufe einem zweiten Behandlungsschritt unterworfen, der bei einer Temperatur von 80 Bis 100°C für einen Zeitraum von 30 s bis 20 min. in Wasser oder Dampf durchgeführt wird.
Bei dem bekannten Verfahren dient das zweistufige Blan­ chieren der Kartoffelstücke der Vorbereitung eines abschließenden Konservierungsschrittes, in dessen Ver­ lauf die Kartoffelstücke eingefroren werden. Die beiden bei unterschiedlichen Temperaturen für Zeitintervalle unterschiedlicher Dauer durchgeführten Behandlungs­ schritte bei erhöhter Temperatur stellen also noch kein vollständiges Konservierverfahren dar, sondern dienen lediglich der Vorbereitung der Konservierung durch Ein­ frieren. Dabei soll gemäß den Lehren der zitierten Druckschrift eine Tiefkühlkonserve erhalten werden, die bei der Lagerung für die Dauer eines Jahres oder mehr stabil bleibt und deren Zubereitung zum Verzehr bei einer Temperatur von 200°C für 55 Minuten geschmacklich einwandfreie Kartoffelscheiben mit einer nicht zu wei­ chen Textur ergibt.
Weitere bekannte, zweistufige Blanchierverfahren, bei denen jeweils mindestens ein Behandlungsschritt in Was­ ser durchgeführt wird und die der Vorbereitung von Gemü­ se, insbesondere Bohnen und Kartoffeln, bei der Herstel­ lung von Tiefkühlkonserven dienen, sind beschrieben in: Journal of Food Technology (1976), 11, S. 313 bis 316; DE-A-23 59 672 und EP-A-0 006 455 B1.
Ausgehend vom Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zum Konser­ vieren von Gemüse anzugeben, nach welchem das der zwei­ stufigen Behandlung unterworfene Gemüse bereits das End­ produkt darstellt, als Dauerkonserve in einem Behälter gelagert werden kann und bei der Entnahme aus dem Behäl­ ter für einen sofortigen Verzehr geeignet ist.
Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Verfahren gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die Dauer des ersten Zeitintervalls und die erste Temperatur derart gewählt werden, daß durch enzymatisch katalysierte Reak­ tionen eine Fixierung und Verfestigung der Textur des Gemüses herbeigeführt wird, und daß die Dauer des zwei­ ten Zeitintervalls und die zweite Temperatur so gewählt werden, daß am Ende des zweiten Zeitintervalls ein vor­ gegebener die Haltbarkeit des so behandelten Gemüses gewährleistender Summen-F-Wert erreicht wird.
Es ist ein besonderer Vorteil des Verfahrens gemäß der Erfindung, daß durch geeignete Wahl der Dauer des ersten Zeitintervalls und der ersten Temperatur in Abhängigkeit von dem jeweils zu konservierenden Gemüse gezielt eine Fixierung und Verfestigung der Textur des Gemüses her­ beigeführt wird, die zur Folge hat, daß bei der im Ver­ lauf des zweiten Behandlungsschrittes erfolgenden Past­ eurisierung zur Erzielung einer Dauerkonserve kein Weichwerden des Gemüses eintritt, welches über die für den Verzehr des Gemüses erwünschte, gegenüber dem Roh­ gemüse weichere Textur hinausgeht.
Dabei hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn die als Aufgußmenge bezeichnete Menge an freiem Wasser bei der Durchführung beider Behandlungsschritte sehr gering gehalten und bis auf 1 Vol.-% des Volumens zwischen den Gemüseteilen und/oder Gemüsestücken redu­ ziert wird, wobei eine Aufgußmenge von 2 bis 8%, insbe­ sondere von maximal 3%, bevorzugt wird.
Der entscheidende Vorteil einer derart geringen, gegen­ über den bisher üblichen Aufgußmengen von bis zu 100% drastisch reduzierten Aufgußmenge besteht darin, daß beim Arbeiten nach dem erfindungsgemäßen Verfahren im Gegensatz zu den bisher üblichen Naßkonservierungspro­ zessen praktisch keine Auslaugeverluste hinsichtlich löslicher, wertgebender Inhaltsstoffe mehr auftreten. Weiterhin wird durch die drastisch reduzierte Aufgußmen­ ge, mit der bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfah­ rens gearbeitet werden kann, während des ersten Behand­ lungsschrittes ein unerwünschtes Ausschwemmen von Reak­ tionsteilnehmern der enzymatisch katalysierten Reaktio­ nen beim ersten Behandlungsschritt zumindest weitgehend unterbunden, so daß die angestrebte Texturstabilisierung vor Durchführung des zweiten Behandlungsschrittes gezielt gefördert und in dem gewünschten Umfang erreicht wird.
Wie bei anderen bekannten Verfahren wird das Gemüse für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vor­ zugsweise zu Gemüsepartikeln in Form von Würfeln, Schei­ ben und dergleichen zerkleinert, so daß es in stückiger Form, d. h. in Form von Gemüsepartikeln, vorliegt, wobei die einzelnen Stücke bzw. Partikel eine Dicke bzw. eine größte Abmessung von 4 bis 15 mm, vorzugsweise von 6 bis 12 mm und insbesondere von 8 bis 10 mm aufweisen.
Beim Konservieren eines derart zerkleinerten Gemüses hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn die geringe Aufgußmenge dadurch erhalten wird, daß die Gemü­ separtikel vor der Durchführung der beiden Behandlungs­ schritte in ein Tauchbad eingetaucht werden, daß man die Gemüsepartikel dann aus dem Tauchbad heraushebt und abtropfen läßt und daß die abgetropften Gemüsepartikel anschließend zur Durchführung der beiden Behandlungs­ schritte in einen Behälter gefüllt werden.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, daß die spezi­ ell auf die beschriebene Weise erhaltene, geringe Auf­ gußmenge ausreichend ist, um auch bei einer Temperatur von nur etwa 60-70°C in einem evakuierten Behälter eine ausreichende Menge von Wasserdampf zu erzeugen, der dann beim Erhitzen durch insbesondere zer­ kleinerten Gemüses bei der Durchführung der beiden Behandlungsschritte für eine schnelle Wärmeübertragung von der Behälteraußenwand zum Gemüse sorgt. Andererseits ist die geringe Sattdampfmenge, die beim Wärmetransport nach den derzeitigen Erkenntnissen der Anmelderin alter­ nierend an der Behälterwand und am Gemüse kondensiert und erneut verdampft wird, weder während des ersten Behandlungsschrittes noch während des zweiten Behand­ lungsschrittes ausreichend, um ein Auslaugen bzw. Aus­ schwemmen von löslichen, wertgebenden Inhaltsstoffen des Gemüses zu bewirken. Außerdem hat die geringe im Konser­ vierungsbehälter vorhandene Wassermenge offenbar den Vorteil, daß speziell bei Vorhandensein von durch kata­ lytische Reaktionen fixierten Pektinstrukturen, die im Verlauf des ersten Behandlungsschrittes gewonnen werden, ein unerwünschtes Ausschwemmen von Pektinkomponenten bei der während des zweiten Behandlungsschrittes auftreten­ den, unvermeidlichen und im Hinblick auf die Textur des fertig konservierten Gemüses auch erwünschte β-Elimina­ tion zu vermeiden. Insgesamt wird somit beim Arbeiten nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Gemüseprodukt bzw. eine Gemüsekonserve erhalten, bei dem bzw. bei der das Gemüse nach Abschluß des zweiten Behandlungsschrit­ tes als ohne Auslaugeverluste gewonnenes, an löslichen, wertgebenden Inhaltsstoffen reiches Gemüse mit der erwünschten Textur vorliegt, d. h. als ein Gemüse, wel­ ches zwar durchaus als ein gegartes Gemüse empfunden wird, jedoch im Hinblick auf seine stabilisierte Struk­ tur noch einen "Biß" besitzt und dabei im übrigen hin­ sichtlich Geruch, Geschmack, Aussehen und Inhaltsstoffen dem eingesetzten Frischgemüse in bisher nicht erreichba­ rer Weise gleicht.
Der besonders "naturgetreue" Charakter von Gemüsekonser­ ven gemäß der Erfindung kann in Ausgestaltung der Erfin­ dung ggf. noch dadurch gefördert werden, daß, wie oben bereits angedeutet, vor der Durchführung der beiden Wär­ mebehandlungsschritte eine Evakuierung des das Gemüse aufnehmenden Behälters bis auf einen Druck von 200 bis 950 mbar, vorzugsweise von 400 bis 945 mbar und insbe­ sondere von 850 bis 900 mbar erfolgt. Durch diese Evaku­ ierung wird die bei der Wärmebehandlung im Inneren des Behälters noch verfügbare Sauerstoffmenge reduziert, so daß dementsprechend auch unerwünschte Oxidationsprozesse reduziert werden. Zusätzlich kann es vorteilhaft sein, wenn der Behälter, bei dem es sich um eine Dose, ein Glas, eine Flasche oder dergleichen handeln kann, nach dem Evakuieren des Behälters teilweise mit einem Inert­ gas, insbesondere mit Stickstoff, gefüllt wird.
Weitere Einzelheiten und Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens werden nachstehend anhand von Zeichnungen noch näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Zeit/Temperatur-Kurve zur Erläuterung des zweistufigen Verfahrens gemäß der Erfin­ dung;
Fig. 2 eine schematische Darstellung der Zellstruk­ tur von Gemüse;
Fig. 3 eine schematische Darstellung des zeitlichen Verlaufs der Temperatur im Inneren eines Behälters in Abhängigkeit vom Anfangsdruck und vom Stickstoffgehalt; und
Fig. 4 schematische Darstellung zur Erläuterung des Verfestigungseffektes beim ersten Behand­ lungsschritt.
Im einzelnen zeigt Fig. 1 den typischen Zeitverlauf der Temperatur bei der Durchführung des zweistufigen Konser­ vierungsverfahrens gemäß der Erfindung. Man erkennt, daß die in Fig. 1 gezeigte Temperaturkurve 10 zu Beginn des Prozesses, ausgehend von einer Raumtemperatur von ca. 20°C, auf einem Teilstück a zunächst steil ansteigt und nach etwa 10 min. bei einer Temperatur von etwa 68°C ein Plateau erreicht - Teilstück b der Kurve 10 -, auf dem die Temperatur für ein erstes Zeitintervall von etwa 30 min. konstant gehalten wird. Nachdem eine Gesamtzeit von etwa 40 min. verstrichen ist, folgt nunmehr wieder ein relativ steiles Teilstück c der Kurve 10, bis ein neues Plateau - Teilstück d der Kurve 10 - erreicht ist, bei dem die Temperatur konstant auf einem Wert von etwa 120°C gehalten wird. Schließlich erfolgt gemäß Teilstück e der Kurve 10 ein steiler Temperaturabfall, ggf. bis unter das anfängliche Temperaturniveau, wenn beispielsweise die zuvor in einem zweistufigen Verfahren erhitzten Behälter nach der Konservierung mit kaltem Wasser abgekühlt werden. Steilheit und Dauer des Teil­ stücks a der Kurve 10 sind relativ unkritisch und davon abhängig, welche Heizeinrichtungen zum Aufheizen der Behälter mit dem zu konservierenden Gemüse zur Verfügung stehen. Ein schnelles Erhitzen, d. h. ein steiler Verlauf der Temperaturkurve ist zum Erreichen einer schnellen Prozeßzykluszeit erwünscht; andererseits ist ein etwas langsamerer Anstieg der Temperatur bis auf das Niveau b unkritisch, da Temperaturen bis zu etwa 70° die charak­ teristischen Eigenschaften des Gemüses in einem Zeitin­ tervall von 10 bis 15 min. nicht beeinträchtigen. Auf dem dann erreichten Temperaturniveau gemäß Teilstück b der Kurve 10 ergibt sich nach den Beobachtungen der Anmelderin entscheidende Änderungen in der Textur des zu konservierenden Gemüses, da bei dieser Temperatur gewis­ se Enzyme, bei Mohrrüben beispielsweise das Enzym Pek­ tin-Esterase, aktiviert werden und eine Verfestigung bzw. Fixierung der Gewebestruktur des Gemüses her­ beiführen. Wenn nach dem Abschluß dieses ersten Behand­ lungsschrittes auf dem genannten Temperaturniveau über den Kurvenabschnitt c das Plateau gemäß Kurvenab­ schnitt d mit einer Temperatur von ca. 120°C angefahren wird, dann geschieht dies mit dem Ziel, eine Pasteuri­ sierung des Gemüses herbeizuführen, d. h. mit dem Ziel, eine keimfreie Langzeitkonserve zu erhalten, wobei bezüglich des Temperaturniveaus und der Dauer des Kur­ venabschnitts d eine solche Steuerung des Verfahrensab­ laufs beim zweiten Behandlungsschritt erfolgt, daß unter Berücksichtigung der vorausgehenden Wärmebehandlung ein Summen-F-Wert erreicht wird, der, bezogen auf den Steri­ lisationsgrad bzw. den F-Wert, bei 121°C den Erforder­ nissen genügt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dabei insofern beson­ ders vorteilhaft, als während des ersten Behandlungs­ schrittes gemäß Kurvenabschnitt b über längere Zeit eine Temperatur aufrechterhalten wird, die bei gewissen Chlostridien, beispielsweise dem Chlostridium Botolinum, bereits zu einem Auskeimen führt und damit eine sichere Vernichtung derselben bei der erhöhten Temperatur des zweiten Behandlungsschrittes gewährleistet.
Zur besseren Verdeutlichung des Ablaufs der Strukturän­ derungen beim ersten Behandlungsschritt soll nachstehend näher auf Fig. 2 der Zeichnung eingegangen werden.
In Fig. 2 ist schematisch eine Zellstruktur angedeutet, bei der zwei Zellen 12 über eine Mittel-Lamelle 14 mit­ einander verbunden sind. Dabei besitzt jede der Zel­ len 12 eine Primärwand 16, die eine Vakuole 18 umschließt. Die Vakuole 18 ist von einer semipermeablen Zellmembran 19 umgeben. In und an der Zellmembran 19 befinden sich partikelgebundene Enzyme. Bei einer Tempe­ ratur von ca. 70°C werden diese Enzyme freigesetzt und aktiviert, während gleichzeitig aus der Vakuole durch die bei der genannten Temperatur für die betreffenden, ionendurchlässige, semipermeable Membran Idionen, insbe­ sondere Natrium- und/oder Kalziumionen, in die Zellwand­ struktur bzw. die Mittel-Lamelle 14 gelangen. Unter der katalytischen Wirkung der Enzyme erfolgt nunmehr gemäß den nachfolgenden, die hypothetische Struktur des Kal­ zium-Chelates von Pektin zeigenden Strukturformeln I eine Abspaltung von Methanol aus dem Pektin von Primär­ wand 16 und Mittel-Lamelle 14 und eine dreidimensionale Vernetzung der Pektinmoleküle - diese Deutung entspricht jedenfalls dem derzeitigen Kenntnisstand der Anmelde­ rin -, wobei mit der Vernetzung gleichzeitig ein näheres Aneinanderrücken der Pektinstrukturen im Verlauf dieser Chelatisierung eintritt.
Wenn die auf die beschriebene Weise verfestigte Gewebe­ struktur anschließend im Verlauf des zweiten Behand­ lungsschrittes der für die Sterilisation erforderlichen Temperatur von ca. 120°C ausgesetzt wird, dann ergibt sich hinsichtlich der Pektinkomponenten gemäß den nach­ folgenden Strukturformeln II eine Spaltung von Pektin­ ketten durch die sogenannte β-Elimination, die zu einer Lockerung der Gewebestruktur führt. Dieser Prozeß wird ganz allgemein beim Kochen von Gemüse ausgenutzt, um dessen relativ harte Textur so zu erweichen, daß das Gemüse gegessen werden kann.
Durch den vorausgegangenen ersten Behandlungsschritt, der einerseits insgesamt zu einer Verdichtung der Struk­ tur und andererseits zu chemisch umgewandelten Pektin­ komponenten geführt, hat, führt die β-Elimination beim erfindungsgemäßen Verfahren jedoch nicht zu einer übli­ chen, weichen Gewebestruktur, sondern dazu, daß zwar ein gewisses Erweichen des Gemüses stattfindet, andererseits jedoch ein gewisser "Biß" des Gemüses erhalten bleibt, so daß Gemüsekonserven gemäß der Erfindung vorteilhaft ohne eine weitere Behandlung, abgesehen vom Würzen mit Essig, Salz, Pfeffer und dergleichen, direkt als knacki­ ger, farblich und geschmacklich das Ausgangsprodukt her­ vorragend widerspiegelnder Salat gegessen werden können.
Gemäß Fig. 3 der Zeichnung ist der Temperaturverlauf im Inneren eines Behälters bzw. in dem zu konservierenden Gemüse vom Druck im Inneren des Behälters sowie vom Zusatz eines Inertgases, nämlich Stickstoff, abhängig. Von der in Fig. 3 gezeigten Kurvenschar zeigt die Kurve a die Temperatur des Heizmediums, insbesondere die Wasser- bzw. Dampftemperatur im Inneren eines Autoklaven. Die Kurven b bis e zeigen den druckabhängigen Temperaturver­ lauf im Inneren eines Behälters bzw. einer Dose für einen Anfangsdruck von 0 bzw. -0,5 bzw. -0,75 bzw. -0,9 bar. Ferner zeigen die Kurven f bis h den druckab­ hängigen Temperaturverlauf im Behälter bei Anwesenheit von Stickstoff (N2) und bei einem Anfangsdruck von 0 bzw. -0,5 bzw. -0,75 bar.
Man erkennt, daß eine Inertgas- bzw. Stickstoff-Füllung bei reduziertem Innendruck zu einem langsameren Tempera­ turanstieg und -abfall gegenüber den Fällen führt, in denen bei einem Unterdruck von -0,5 bzw. -0,75 bzw. -0,9 bar kein Stickstoff zugesetzt wird. Außerdem wird gemäß Kurve e deutlich, daß der steilste Temperaturan­ stieg bei einem reduzierten Innendruck von -0,9 bar (ohne Stickstoffzusatz) erreicht wird. Insgesamt bietet die in Fig. 3 gezeigte Kurvenschar damit wichtige Anhaltspunkte für die Verfahrensführung bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wo speziell der steile Kurvenabschnitt c der Kurve 10 schnell durchlaufen wer­ den sollte, um ohne weitere Veränderung des zu konser­ vierenden Gemüses schnell in den Bereich der Sterilisie­ rungstemperaturen zu gelangen.
Wenn die Erwärmung des zu konservierenden Gemüses bei dem zweistufigen Verfahren gemäß der Erfindung mit Hilfe von Mikrowellen durchgeführt werden soll, sind im Prin­ zip dieselben Bedingungen zu beachten wie beim "Einko­ chen" des Gemüses in einer Dose oder dergleichen. Ein besonderer Vorteil der Erhitzung des Gemüses in einem Mikrowellenofen besteht jedoch darin, daß der Tempera­ turverlauf wegen der Möglichkeiten der Dosierung und der zeitlichen Steuerung der Mikrowelleneinwirkung prinzipi­ ell voll zur Steuerung des Prozeßablaufes genutzt werden können. Dabei können zur Erzielung einer gleichmäßigen Temperaturverteilung ggf. Konvektionseinrichtungen und/oder Temperaturausgleichsphasen in der Mikrowellen­ strahlung vorgesehen sein. Beim Aufheizen des Gemüses in einem Mikrowellenherd oder dergleichen wird das Gemüse im Herd in einer offenen Schale bzw. allgemein in einem offenen Behälter erhitzt und erst nach Abschluß des zweiten Behandlungsschrittes zur dauerhaften Konservie­ rung in einen Behälter gefüllt, der anschließend geschlossen wird. Dabei ist beim Füllen und Schließen des Behälters auf sterile Bedingungen zu achten, was jedoch in der Praxis keine Probleme mit sich bringt.
Während vorstehend davon ausgegangen wurde, daß sowohl die Enzyme als auch die Kationen aus dem zu konservie­ renden Gemüse selbst stammen, besteht in Ausgestaltung der Erfindung die Möglichkeit, dem Prozeß von außen gewisse Enzyme und/oder bivalente Kationen sowie ggf. weitere Wirkstoffe zuzusetzen. Dabei hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn dem Tauchbad, des­ sen Flüssigkeitsrest beim abgetropften Füllgut die Auf­ gußmenge bildet, eine gewisse Menge von Kalziumchlorid zugesetzt wird, welches je nach Verweilzeit des Gemüses im Tauchbad sowie in Abhängigkeit von der Größe der Gemüsepartikel mehr oder weniger stark in das Gemüse eindringen kann, um bei den katalytischen Reaktionen während des ersten Behandlungsschrittes zusätzlich als Reagenz zur Verfügung zu stehen.
Insgesamt wird aus der vorstehenden Beschreibung deut­ lich, daß es mit einem zweistufigen Konservierungsver­ fahren gemäß der Erfindung möglich ist, in zwei Behand­ lungsschritten eine fertige Gemüse-Langzeitkonserve her­ zustellen, welche hinsichtlich Farbe, Aroma und Geruch des konservierten Gemüses sowie hinsichtlich seines Gehalts an wertgebenden Inhaltsstoffen und schließlich seiner Textur, die zu einem gegenüber den bisherigen Konserven deutlich verbesserten "Biß" führt, ein hervor­ ragendes Verfahrensprodukt darstellt, das die eingangs gestellten Forderungen praktisch vollständig erfüllt.
Zusammenfassende, vergleichende Darstellung der Vorgänge beim konventionellen Sterilisieren (1) und bei den bei­ den Behandlungsschritten gemäß der Erfindung (2a und b):
1. Vorgänge beim bisher üblichen Kochen bzw. Sterili­ sieren
Beim Sterilisieren nicht saurer pflanzlicher Mate­ rialien wird das in der Mittel-Lamelle und in den Zellwänden lokalisierte Pektin durch β-Elimination teilweise abgebaut und damit ein Erweichen des Gewe­ bes erreicht. Der Effekt ist vorrangig dadurch ver­ ursacht, daß dem Abbau der Mittel-Lamelle ca. 30- bis 170mal schneller als der Abbau der Zellwände stattfindet. Die "Verkittung" der Zellen untereinan­ der wird dadurch gelöst. Die Folge ist ein leichte­ res Verschieben des Zellverbandes untereinander, was allgemein als Erweichen bezeichnet wird.
2a. Vorgänge beim ersten Behandlungsschritt (Enzymein­ wirkung)
Bei Temperaturen ab 50°C wird die Semipermeabilität der Zellmembranen aufgehoben, d. h. die Membranen werden durchlässiger. Gleichzeitig wird die Bindung des Enzyms Pektin-Esterase an die Zellwand gelöst; es besteht für dieses nun die Möglichkeit, eine Abspaltung von Methanol an den Estergruppen des Pek­ tins der Zellwände und der Mittel-Lamelle zu kataly­ sieren. Es entstehen freie Carboxylgruppen am Pek­ tin, die nun mit insbesondere auch aus den Vakuolen an diese Stellen diffundierenden, bivalenten Ionen Chelate bilden, d. h. Pektinstränge miteinander ver­ binden können. Diese Chelatisierung findet dreidi­ mensional statt, so daß eine Vernetzung bzw. Ver­ festigung der Zellwandregionen eintritt. Es kann auch von einer Fixierung der Pektinketten gesprochen werden, wodurch sie schwerer abbaubar sind. Diese Zusammenhänge sind in Fig. 4 schematisch darge­ stellt, die ein Modell für die Erklärung des Ver­ festigungseffektes bei pflanzlichem Gewebe zeigt.
2b. Vorgänge beim zweiten Behandlungsschritt (Sterili­ sieren mit vorheriger Enzymeinwirkung)
Durch die oben beschriebene Entesterung des Pektins mit Hilfe der nativen Pektin-Esterase wird die Anzahl der veresterten Gruppen im Pektin erniedrigt.
Da die beim Erhitzungsvorgang mögliche β-Elimination aber jeweils nur dort im Pektinmolekül stattfinden kann, wo eine veresterte Carboxylgruppe vorliegt, ist diese Reaktion bei vorheriger Durchführung des ersten Behandlungsschrittes nicht in dem Ausmaß mög­ lich, wie ohne Enzymeinwirkung. Die zunächst erreichte Chelatisierung ergibt nach anschließend durchgeführtem Sterilisieren somit eine festere Tex­ tur, als wenn allein das Sterilisieren vorgenommen worden wäre. Auch die minimale Aufgußmenge trägt zu einer Verringerung von zur Erweichung führenden Abbauvorgängen bei.

Claims (16)

1. Verfahren zum Konservieren von Gemüse, bei dem das Gemüse in einem ersten Behandlungsschritt für die Dauer eines ersten vorgegebenen Zeitintervalls einer in einem ersten vorgegebenen Temperaturintervall liegenden ersten Temperatur ausgesetzt wird, und in einem zweiten Behandlungsschritt, der unmittelbar auf den ersten Behandlungsschritt folgt, für die Dauer eines zweiten vorgegebenen Zeitintervalls, welches kürzer ist als das erste Zeitintervall einer in einem zweiten vorgegebenen Temperaturintervall, welches höhere Temperaturen umfaßt als das erste Temperaturintervall, liegenden zweiten Temperatur, die höher ist als die erste Temperatur, dadurch gekennzeichnet, daß die Dauer des ersten Zeitintervalls und die erste Temperatur derart gewählt werden, daß durch enzymatisch katalysierte Reaktionen eine Fixierung und Verfestigung der Tex­ tur des Gemüses herbeigeführt wird, und daß die Dauer des zweiten Zeitintervalls und die zweite Tem­ peratur so gewählt werden, daß am Ende des zweiten Zeitintervalls ein vorgegebener die Haltbarkeit des so behandelten Gemüses gewährleistender Summen-F- Wert erreicht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beide Behandlungsschritte in Anwesenheit einer geringen, einen sogenannten Aufguß bildenden Menge von freiem Wasser durchgeführt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufgußmenge bis herab zu einem Minimalwert von 1 Vol.-% des Volumens der Produktzwischenräume reduziert ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufgußmenge auf 2 bis 8 Vol.-%, insbesondere auf maximal 3 Vol.-% reduziert ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Gemüse zu Gemüsepartikeln zerkleinert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gemüse zu Gemüsepartikeln mit einer größten Abmessung von 4 bis 15 mm, vorzugsweise von 6 bis 12 mm und insbesondere von 8 bis 10 mm zerkleinert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 2 und 5, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die geringe Aufgußmenge dadurch erhal­ ten wird, daß die Gemüsepartikel vor der Durch­ führung der beiden Behandlungsschritte in ein Tauch­ bad eingetaucht werden, daß man die Gemüsepartikel dann aus dem Tauchbad heraushebt und abtropfen läßt und daß die abgetropfen Gemüsepartikel anschließend zur Durchführung der beiden Behandlungsschritte in einen Behälter gefüllt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß dem Tauchbad eine vorgegebene Menge eines bivalente Kationen bildenden Salzes zugesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß dem Tauchbad Kalziumchlorid zugesetzt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter vor der Durch­ führung der beiden Behandlungsschritte verschlossen wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Behälter ein Unterdruck erzeugt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekenn­ zeichnet, daß dem Behälter ein Inertgas zugeführt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß für die Durchführung der enzyma­ tisch katalysierten Reaktionen die planzeneigenen Enzyme des zu konservierenden Gemüses verwendet wer­ den.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erhitzung des Gemüses bei der Durchführung mindestens eines der Behandlungs­ schritte Mikrowellen verwendet werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Erhitzung des Gemüses bei der Durchführung mindestens eines der Behandlungs­ schritte in einem Druckbehälter durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß es als kontinuierliches Verfah­ ren durchgeführt wird.
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