DE4120590A1 - Schienenfahrzeug doppelstoeckiger bauart - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Schienenfahrzeug doppelstöckiger Bauart, dessen Nutzungsräume über Seiteneingangs- und Stirnwandtüren begehbar sind.

Auf dem Sektor der Personen- und Güterbeförderung sind die Marktanteile für den Schienenfahrzeugbereich seit Jahren rückläufig. Durch Senkung der spezifischen Transportkosten je Fahrgastplatz und transportierter Tonne sowie durch Erhöhung des Fahrkomforts soll dieser Tendenz Einhalt geboten werden. Ein Weg, der in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen hat, ist die doppelstöckige Bauart von Schienenfahrzeugen, um die Transportkapazität von Fahrgästen in Sitz-, Liege- und Schlafwagen aber auch von Stückgütern, beispielsweise Autos, zu erhöhen. Es ist weiterhin bekannt, Doppelstockeinheiten derart zu modifizieren, daß es neben den Fahrgastbereichen auch Abteile für Serviceleistungen zur Erhöhung des Fahrkomforts der Reisenden gibt. So wird in der DD-PS 28 431 die Raumaufteilung eines doppelstöckigen Wirtschaftswagens beschrieben, bei dem der Unterstockbereich Wirtschafts- und Vorratsräume sowie Maschinenräume aufweist. All diese bekannten Lösungsvarianten sind dadurch gekennzeichnet, daß entweder deren Hauptfunktion, die Personenbeförderung mit den Nebenfunktionen, wie separate Aufenthaltsräume in Hotelzügen, Büfetträume, Klimaanlagen und anderes mehr, in Büfetträume, Klimaanlagen und anderes mehr, in unmittelbare Abhängigkeit voneinander bestehen und den Fahrgästen ein behagliches Reisegefühl mit entsprechenden Serviceleistungen vermitteln, oder daß deren Hauptfunktion ausschließlich der Stückgutbeförderung dient. Dementsprechend ist auch der konstruktive Aufbau der Fahrzeuge. Diese Konzepte weisen den gemeinsamen Nachteil auf, daß sie lediglich auf eine Nutzungsart orientiert sind.

Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, eine Transporteinheit zu schaffen, die bei einer hohen Flexibilität die Funktionen Personenbeförderung und Stückguttransport in sich vereint.

Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, bei Auslastung einer definierten Traktionsleistung durch Kombination der Funktion Personenbeförderung und Stückguttransport, als zwei separate unternehmerische Zielstellungen, bei einer erhöhten Taktzeit im Bahnverkehr eine hohe Effizienz zu erreichen und damit den Bahntransport als Alternative zum Straßentransport für den jeweiligen Nutzer attraktiver zu gestalten.

Mit der erfinderischen Lösung ist es möglich, ein Verkehrskonzept "Personenbeförderung und Paket-Transport" zu realisieren, bei dem die jeweilige Bahnverwaltung mit potentiellen Stückguttransportunternehmern, wie Deutsche Post oder Deutscher Paket-Dienst, Transportaufgaben gemeinsam bei hoher Verbraucherattraktivität lösen kann.

Ein Ausführungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher beschrieben. Die Figur zeigt die Raumaufteilung eines schematisch dargestellten doppelstöckigen Schienenfahrzeuges. Hierbei ist der Oberstock 1 als Reisezugwagen mit nicht näher dargestellten Sitz-, Liege- oder Schlafgelegenheiten sowie den dazugehörigen Serviceeinrichtungen und der Unterstock als Laderaum 2, der über Laderaumtüren 3, vorzugsweise dem Gestaltungskonzept des Fahrzeuges angepaßter Klappen, zugänglich ist, ausgebildet. Der Oberstock 1 des Reisezugwagens ist mittels über den Drehgestellen 4 liegenden Seiteneingangstüren 5 sowie über Stirnwandtüren 6 begehbar und weist gegenüber bekannter Doppelstockreisezugwagen eine größere lichte Höhe auf, die zu einer größeren Feizügigkeit des Passagierraumes führt. Dies wird dadurch erreicht, indem der Gepäckraum 2 gegenüber den ebenfalls als Reisezugwagen gestalteten Unterstockbereich bekannter doppelstöckiger Fahrzeuge bedeutend niedriger ausgeführt ist. Im Bereich der Laderaumtüren 3 befindet sich eine niveauausgleichende, befahrbare Übergangseinrichtung, die zweckmäßigerweise ganz oder teilweise aus Elementen der Laderaumtür 3 selbst besteht. Eine Bestückung des Laderaumes 2 erfolgt durch unifizierte Großraumboxen 7, beispielsweise Container, die mit verschiedenen Angaben, wie Zielort, Transportunternehmer und anderes mehr, versehen und mittels Transport- und Arretierungseinrichtungen 8, beispielsweise Karussell-Bestückungseinrichtung des Laderaumes 2 verfahrbar beziehungsweise sicherbar sind.

Entsprechend des zu transportierenden Stückgutvolumens wird eine Reisezugeinheit mit einem oder mehreren erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugen ausgestaltet. Die Personenbeförderung kann nach bekannter Art aber in verkürzten Taktfolgen realisiert werden. An allen Haltestellen ist neben dem Fahrgastwechsel auch der Austausch der sich im Laderaum 2 befindlichen unifizierten Großraumboxen 7, die wiederum mit den verschiedensten Stückgütern der Transportunternehmen gefüllt sind, erfolgen. Die Stückgüter sind in den Großraumboxen 7 nach Zielbahnhöfen sortiert. Mit dieser Kombination von Personen- und Stückguttransport wird eine effektive Auslastung der Traktionsleistung erreicht. Es ist weiterhin vorgesehen, bei erhöhtem Bedarf an Stückguttransportleistungen einen oder mehre doppelstöckige Schienenfahrzeuge komplett nur als Gepäckwagen auszulegen. Damit wird die Kapazitätsaufteilung zwischen Personen- und Stückguttransport uneingeschränkt variabel gestaltbar. Die voranbeschriebene Lösung gestattet unter Nutzung neuester flexibler Logistiklösungen die Realisierung eines, den Anforderungen der Zukunft optimal entsprechenden Verkehrskonzeptes, da es bei Beibehaltung der Flexibilität des Strßenverkehrs eine wirtschaftlich attraktivere, bedeutend umweltfreundlichere Alternative zum Individualtransport per Straße darstellt.

Bezugszeichenliste

1 Oberstock
2 Laderaum
3 Laderaumtür
4 Drehgestell
5 Seiteneingangstür
6 Stirnwandtür
7 Großraumbox
8 Transport- und Arretierungseinrichtung

Claims (2)

1. Schienenfahrzeug doppelstöckiger Bauart, dessen Nutzungsräume über Seiteneingangs- und Stirnwandtüren begehbar sind, gekennzeichnet dadurch, daß

• a) der Oberstock (1) als über Seiteneingangs- (5) und/oder Stirnwandtüren (6) zugänglicher Reisezugwagen vorgesehen,
• b) der Unterstock im Bereich der zwischen den Drehgestellen (4) niedrigliegenden Wanne als über Laderaumtüren (3) zugängiger Laderaum (2) ausgebildet,
• c) die Raumhöhe des Oberstockes (1) größer als die des Laderaumes (2) sowie
• d) der Laderaum (2) für die Aufnahme unifizierter Großraumboxen (7) ausgebildet ist.

2. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß

• e) der Laderaum (2) im Bereich der Laderaumtüren (3) eine niveauausgleichende befahrbare Übergangseinrichtung, die vorzugsweise aus Elementen der Laderaumtüren (3) selbst besteht, besitzt sowie
• f) der Laderaum (2) ein entsprechendes Transport- und Arretierungssystem (8) für die Großraumboxen (7) aufweist.