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Rostschutzanstrich. Zur Verhinderung der Rostbildung auf Eisen oder
Stahl sind außerordentlich mannigfache Anstriche und Verfahren bekannt und in Anwendung,
ohne daß es bisher gelungen ist, einen dauerhaften Rostschutz zu erhalten. Allgemein
versieht man die Eisenteile mit einem Überzug, welcher den Einfluß der feuchten
Atmosphäre, des Wassers und der Kohlensäure, abhalten soll. Hauptsächlich gelangen
Leinölfirnisanstr iche gemengt mit Schwermetallen oder deren Salze, z. B. Mennige,
Bleiweiß, Zinkstaub, Mangan oder auch Graphit, zur Anwendung. Als Vorbeugungsmittel
sind auch solche mit fett-, seife-, mineralöl- und harzhaltiger Zusammenstellung
irn Gebrauch. Weiter gibt es noch teerkautschuk-, glutin-, gerbsäurehaltige Rostschutzanstriche.
Durch Einbrennen von Kohle oder Silicium, Erzeugung einer oberflächlichen Schwefeleisenschicht,
Manganoxyduloxydschicht, Eisennitridschicht oder Phosphore isenschicht, erhält man
ebenfalls Rostschutzschichten, doch sind diese Verfahren nicht überall verwendbar
und zum Teil umständlich.
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Färbende Schutzüberzüge auf Eisen durch Behandlung mit Kupfer, Chrom-,
Antimon-, Blei- und Wismutsalzen sind gleichfalls für verschiedene Eisengegenstände
in Anwendung gebracht worden.
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Es hat sich nun gezeigt, daß man einen ganz besonders wirkungsvollen
Rostschutz erzielt, wenn rnan dein Anstrich, sei es, daß derselbe Leinöl, Asphalt,
Teer, Kautschuk, Ihrze, Mineralöle usw. oder Gemenge derselben als Bindemittel benutzt,
einen Zusatz von einem Ester der salpetrigen Säure oder ein Salz derselben beimengt.
Ganz ähnlich wie Mennige durch dessen Oxydationsvermögen das Eisen mit einer Oxydschicht
überzieht und vor weiteren Angriffen durch Wasser und Kohlensäure schützt, wenn
auch in diesem Falle unvollkommen, wird auch durch die salpetrigsäuren Ester oder
die Salze der salpetrigen Säure das Eisen von jeder Einwirkung von Wasser oder Kohlensäure
geschützt, indem dasselbe passiv gemacht wird. Der Rostschutz durch dieses Verfahren
ist wesentlich ausgiebiger und dauerhafter als bei allen bis jetzt bekannten Verfahren,
und es ist dadurch ein völlig neuartiger, wertvoller technischer Nutzeffekt gefunden
worden. Dieser Anstrich ist sowohl als Grundanstrich oder als Deckanstrich gleich
gut verwendbar und läßt sich in Verbindung mit desinfizierenden oder für Kleinlebewesen,
Algen und Muscheln giftigen Zusätzen auch als Schiffsbod'enanstrich verwenden, da
auch wäßr ige Lösungen von Magnesium- oder Calciumchlor ohne Einfluß auf denselben
sind und die Passivität des Eisens nicht beseitigen. Durch eventuelle Diffusion
von Wasser durch clen Anstrich wird die gegen Rost schützende Schicht sofort erzeugt
bzw. das Eisen passiv gemacht, und das Rosten ist unter keinen Umständen mehr möglich.
Als besonders wirksam wurde der Glycerinester und der Glykollester der salpetrigen
Säure befunden. Diese Ester haben iedepunkte, über i5o° und sind daher schwer S
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flüchtig. Gleichzeitig lassen sich dieselben in Leinölfirnis.
usw. gut lösen. Bei Gegenwart von 'Wasser spalten sich diselben jedoch in die Komponenten,
und die frei werdende salpetrige Säure macht das Eisen passiv. Die Salze der salpetrigen
Säure erwiesen sich als unzweckmäßig, da dieselben mit Öl schwer mischbar sind und
durch Wasser leicht ausgewaschen werden, dadurch wird der Anstrich schadhaft und
löst sich von der Unterlage ab.
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Durch Versuche wurde festgestellt, daß Salze der salpetrigen Säure
wohl das Rosten des Eisens verhindern (vgl. Patentschrift 319$55)r daß dieselben
sich jedoch als Beimischungen für Rostschutzanstriche nicht eignen, da die anorganischen
Salze der salpetrigen Säure in Wasser leicht löslich sind und durch Osmose leicht
durch Membranen diffundieren. Bei diesem Vorgange werden diese Membranen stark geschädigt,
ganz gleich aus welchem Material dieselben bestehen. Sie werden porös, blasig und
brüchig und blättern vom Untergrunde leicht ab. Dadurch verliert mit wasserlöslichen
Nitriten versehenes Eisen den Schutz gegen Rost.
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Um diese Übelstände zu vermeiden und einen dauerhaften Rostschutzanstrich
zu erhalten, ist es nötig, dem Anstrich in Wasser unlösliche oller schwer lösliche
Verbindungen der salpetrigen Säure beizumengen. Solche Verbindungen der salpetrigen
Säure sind in erster Linie die Ester der salpetrigen Säure und Verbindungen derselben,
welche sich wie dieselbe verhalten, gegebenenfalls spalten, daß wieder salpetrige
Säure entsteht, jedoch in Wasser schwer löslich sind und sich mit öligen Komponenten
gut und homogen mischen. Beispiel i.
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4o Teile Leinölfirnis werden mit io Teiler. Mennige, 3 Teilen Mangansikkativ
und i Teil Glycerinester der salpetrigen Säure durch starkes Rühren gemischt und
ist so streichfertig. Völliges Trocknen ist dem Anstrich von Vorteil. Beispiel e.
g¢ Teile Leinölfirnis werden mit 3 Teilen Glykollester der salpetrigen Säure und
3 Teilen Mangansikkativ durch starkes Rühren ge-
mischt.