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Verfahren zur Herstellung -gerbend wirkender Oxydationsprodukte von
fossilem Material. Bei der Einwirkung von Salpetersäure auf fossile Materialien
pflanzlicher Herkunft, insbesondere Braunkohlen und Torf, entstehen wasserlösliche,
gerbende Stoffe. Ähnliche Produkte erhält man unter Verwendung von Salpetersäure
und nitrosen Gasen oder Salpetersäure und Salzsäure, sei °es bei abwechselnder,
sei es bei gleichzeitiger Einwirkung auf die Fossilien. Auch kann man Salpetersäure
und Luft gemeinsam anwenden bzw. mit Licht vorbehandelte Fossilien nachträglich
mit Salpetersäure oxydieren.
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Es wurde festgestellt, daß die so hergestellten wasserlöslichen, gerbenden
und gleichzeitig das Leder braunfärbenden Produkte den die praktische Verwendbarkeit
in der Gerberei äußerst beeinträchtigenden Nachteil haben, bei der üblichen Kombination
mit anderen organischen Gerbstoffen, insbesondere natürlichen Gerbstoffen (Eichen-,
Quebracho-, Sumachextrakt usw. ), dem Leder eine schmutziggraue bis schwarze Farbe
verleihen. Als Erklärung dafür haben wir den erheblichen Eisengehalt des durch Oxydation
gewonnenen Produkts ermittelt (meist z bis ,l Prozent vom Festgehalt), und zwar
im folgenden Sinne: Fast alle natürlichen Gerbstoffe bilden mit löslichen Eisenverbindungen
dunkelgefärbte Eisenlacke. Kommt nun der durch Einwirkung von Salpetersäure aus
stark eisenhaltigen Braunkohlen erhältliche Gerbstoff mit obigen natürlichen Gerbstoffen
zusammen, so tritt durch die Wechselwirkung des Eisens mit dem eisenempfindlichen
Gerbstoff die Bildung des dunkelgefärbten Eisenlacks ein. Dieser lagert auf der
Blöße ab und kann durch Waschen nicht, höchstens durch nachträgliche Zersetzung
mit Säuren, wie z. B. Salzsäure, entfernt werden, eine Operation, die als unpraktisch
und unrentabel kaum in Frage kommen dürfte.
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Da nun von der Praxis Kombinierbarkeit der organischen Gerbstoffe
untereinander und mehr oder weniger bräunliche Farbe solcher kombiniert gegerbter
Leder gefordert, graue oder schwarze abgelehnt wird, so entstand die :\.ufgabe der
Abstellung der Mißfärbung, wenn anders eine allgemeine Verwendbarkeit der Oxydationsprodukte
pflanzlicher Fossilien als Gerbstoffe erschlossen werden sollte. Eine vorhergehende
oder nachträgliche Entfernung des Eisens aus den Fossilien bzw. ihren Abbauprodukten
erweist sich als undurchführbar. So kann man beispielsweise nicht daran denken,
das Eisen aus den durch Einwirkung von Salpetersäure auf obige fossile Materialien
pflanzlicher Herkunft, wie beispielsweise Braunkohle, entstandenen konzentrierten
Reaktionsprodukten durch eisenfällende Mittel herauszubringen, da man ja zu diesem
Zwecke die Lösung abstumpfen müßte. Dieses Verfahren wäre schon wegen seiner Unrentabilität
sowie auch aus vielen anderen Gründen völlig unmöglich. Nachdem obige Erkenntnis
von
der Schädlichkeit des Eisens in dem Braunkohle-Salpetersäure-Gerbstoff gewonnen
worden war, wurde der Weg beschritten, den Eisengehalt verschiedener Braunkohlenmaterialien
zu untersuchen und, falls sich hier sehr erhebliche Verschiedenheiten im Eisengehalt
ergeben würden, möglichst eisenarme Braunkohlen mit Salpetersäure umzusetzen. Es
hat sich ergeben, daß die Braunkohlen in ihrem Eisengehalt außerordentlich verschieden
und schwankend sind. So haben wir ermittelt, daß der Eisengehalt der Braunkohlen
bekannter Herkunft im wesentlichen zwischen i bis q. Prozent schwankt, daß man aber
auch eisenärmere Braunkohle erhalten kann, beispielsweise solche von o,5 Prozent
Eisen.
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Das vorliegende Verfahren betrifft nun die Herstellung von Gerbmitteln
aus solchen Braunkohlen bzw. solchen fossilen Materialien pflanzlicher Herkunft,
welche weniger als i Prozent Eisengehalt besitzen. Die daraus erhaltenen Gerbstoffe
sind somit zwar nicht ganz eisenfrei, der Eisengehalt schadet aber bei diesem niedrigen
Prozentgehalt nichts, da dazu eine viel stärkere prozentuale Höhe des Eisengehaltes
erforderlich ist, die nicht erreicht wird, wenn anstatt der bisher üblichen wahllosen
Verwendung von Braunkohle nur solche allerdings seltener vorkommende Braunkohlen
zur Oxydation herangezogen werden, deren Eisengehalt, auf Trockensubstanz bezogen,
etwa unterhalb i Prozent liegt. Aus solchen Fossilien hergestellte Oxydationsprodukte
lassen sich z. B. mit Eichenrinde-, Quebracho-, Sumach-, Fichtenrindenextrakt usw.
anstandslos kombinieren. Nach dem Verschneiden solcher eisenärmerer Oxydationsprodukte
mit e'senempfindlichen organischen Gerbstoffen findet keine Graufärbung des da-
40 mit gegerbten Leders mehr statt. Beispiele. i. i 17 Teile einer mitteldeutschen
brikettierten Braunkohle mit einem unter o, i Prozent Siegenden Eisengehalt werden
zerkleinert und mit 325 TeIen einer 5oprozentigen Salpetersäure so lange
erwärmt, bis die Salpetersäure und die nitrosen Gase verschwunden sind. Die evtl.
gekugelte Masse wird, zweckmäßig nach partieller Abstumpfung, zum Gerben verwendet.
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z. zoo Teile einer bei Kassel gewonnenen, höchstens o,5 Prozent Fes03
enthaltenden. huminsäurereichen Rohbraunkohle mit etwa 50 Prozent ZVassergehalt
werden mit ioo Teilen Soprozentiger Salpetersäure umgesetzt bis zum Verschwinden
der Reaktion auf Jodkaliumstärkepapier. Die erhaltene dickflüssige Masse dient als
Gerbstoff.