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Verfahren zur Gewinnung von Strontiumhydroxyd. Bekanntlich wird zur
Gewinnung von Strontiumhydroxyd die Eigenschaft des Strontiumsulfids beiitttzt,
sich beim Auflösen in Wasser in gleiche Teile Strontiumliy-droxy-(1 und Strontiumhydr
osulfid zu zerlegen nach 2 Sr S + 2 H, O = Sr (SH), -E- Sr (OH),, wobei dann infolge
der Schwerlöslichkeit des Hydroxvds dieses beim Erkalten auskristallisiert, während
das leichtlösliche Strontiutnhydrosulfid in Lösung bleibt und durch Behandlung mit
Kohlensäure in Strontiunikarhonat unter gleichzeitiger Gewinnung des Schwefels als
Schwefelwasserstoff übergeführt «erden kann. Das Verfahren hat .aber den \achteil,
daß (las sich ausscheidende Strontiumhydr oxyd stets mit erheblichen Mengen Sulfid
bzw. Hydrosulfid verunreinigt ist und zur Reindarstellung noch einer Nachbehandlung
inithletalloxyden zur Entschwefelung bedarf, was umständlich ist und die Verwertung
des Schwefels vom angewandten Strontiunisulfid beeinträchtigt.
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Demgegenüber hat sich nun gezeigt, (laß sich sofort reines Strontiumhydroxyd
aus Strontiumsulfid gewinnen läßt, wenn eine Lösung von Schwefelstrontium mit Ammoniak
behandelt wird, sei es, daß in diese gasförmiges Aimnoniak eingeleitet oder daß
sie mit wä ßrigem Ammoniak versetzt wird; es fällt dann heim Erkalten annähernd
die Hälfte des als Sulfid angewandten Strontiums als Hydroxyd rein und frei von
Schwefel aus, die andere Hälfte bleibt als Hydrosulfid in Lösung. Diese enthält
dann aber auch den gesamten angewandten Schwefel und läßt dessen vollständige Gewinnung
als Schwefelwasserstoff bzw. als Schwefel ztt. Die Lösung enthält nach dem Abtrennen
des kristallinischen, Hydratischen Strontiumhydroxyds noch das gesamte eingeführte
Ammoniak, «-elches durch Erhitzen wieder ausgetrieben und wieder in Strontiunisulfidlösung
eingeleitet werden kann. Das Ammoniak nimmt an cler Reaktion selbst nicht teil,
wird somit nicht verbraucht; es bleibt immer wieder verwendbar, und der Prozeß ist
dadurch als Kreisprozeß durchführbar.
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An Stelle von einer wäßrigen Lösung von Schwefelstrontium kann man
auch von festem Scliwefelstrontium ausgehen, «-elches dann tnit wäßrigem Ammoniak,
zweckmäßig in einem Druckgefäß, erhitzt wird, während gegebenenfalls noch eine 2,#achbeliandlung
mit Anunoniak stattfinden kann.
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Bei der Behandlung mit Ammoniak wird nur die Hälfte des als Sulfid
eingeführten Strontiums als Hydroxyd gewonnen.
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Es wurde nun gefunden, daß man das gesarnte Ströntium als Hydroxyd
gewinnen kann, nenn man an Stelle von Ammoniak clie Hvdroxyde der fixen Alkalien
verwendet, und zwar zweckmäßig in solchen Mengen, daß der Sulfidschwefel des Strontiums
dabei in Alkalisulfid
übergeführt wird im Sinne der Gleichung Sr
S + 2 Na OH = Sr (0H)2 + eia! S. Größere Mengen Ätzalkalien anzuwenden, ist für
die vollständige Fällung des Strontitnns als Hv(lroxv(1 nicht erforderlich und hat
außerdem den Nachteil, (laß die Lösungen nach der Trennung voni ausgeschiedenen
Strontiumhydroxyd dann noch freie Ätzalkalien enthalten, die nur schwer wieder gewinnbar
und verwertbar sind. Weniger Ätzall;alien anzuwenden, als der Überführung des Sulfidschwefels
in Alkalisulfid entsprechen würde, hat den -Nachteil, daß dann das Strontium nicht
vollständig als Hydroxyd gefällt wird und dieses außerdem größere Mengen Sulfi(Iscliwefel
enthält.
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Das Verfahren kann sowohl mit einer I_hsung von Schwefelstrontittrn
durchgeführt werden, die mit der erforderlichen Menge Ätznatron oder Ätzkali heiß
versetzt und dann erkalten gelassen wird, als auch in der Weise, (laß festes Strontiumsulfid
mit einer Lösung von Ätzalkalien erhitzt wird, wobei dann beim Erkalten das Strontitrmlrv(Iroxy(I
auskristallisiert.
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Die Behandlung von Schwefelstrontiuni mit den Hvdroxyden der fixen
Alkalien hat den Vorteil. daß dabei fast das ganze Strontitrm als Hydroxyd gewonnen
wird. Es ist aber stets mit einer gewissen Menge von Sulfiden verunreinigt, von
der es durch Umkristallisation zu reinigen ist. Es hat sich aber gezeigt, daß sofort
reines, sulfidfreies Strontitrtnliy(lroxyd erhalten wird, wenn eine Stroh tittnrstrlfidlösttng
mit Hydroxyden der fixen Alkalien versetzt und dann mit Amn ioniak behandelt wird.
Das Strontium-Iiv(iroxvd kristallisiert dann leim Erkalten wollig sulfidfrei aus
in einer Menge, die fast der theoretischen entspricht.
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Statt eine Lösung von Strontitnnsulfid mit kaustischer So(la oder
kaustischem Kali zu versetzen, kann auch festes Rohschwefelstrontitun mit einer
entsprechenden Lösung aus-Zogen und die so erhaltene Lösung mit gasförinigem oder
-,i-äßrigetn Ammoniak behan-(lelt werden. Auch kann die Behandlung mit Anrnioniak
in der Weise erfolgen, (laß (lie Liisunh zunächst heiß mit Ammoniak behandelt und
Ammoniak noch während des Erkaltenlassens zugefügt wird. Beisl) iele.
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i. In eine heiße und filtrierte Lösung von Schwefelstrontitun wurde
Ammoniak bis zur Sättigung eingeleitet. Dann wurde erkalten gelassen, das auskristallisierte
Strontiumhydroxy(l abgenutscht und mit kaltem Wasser ausgewaschen. Die Kristalle
waren sulfi(lfrei. Die Ausbeute betrug 46-Prozent des als Sulfid angewandten Strontiums.
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Das Filtrat von Strontitnnhydroxyd wurde erhitzt und das entweichende
Ammoniak in eine neue Lösung von Schwefelstrontitun eingeleitet. Durch Einleiten
von Kohlensäure in die anrmoniakfreie Lösung von Strontiumlrvdrostilfid wurde der
Schwefelwasserstoff in Freiheit gesetzt und in einer Ausbeute von o0 Prozent des
iin Sulfid angewandten Schwefels gewonnen.
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2. 3oo Teile einer Lösung von 'Schwefelstrontium, enthaltend
30,3 Teile Sr S, wurden mit 20,5 Teilen Ätznatron gekocht, die L iisung
abfiltriert und abkühlen gelassen. Nach dein Erkalten bis auf etwa 2o° C wurden
die ausgeschiedenen Strontiumhydroxydkristalle abgenutscht und ausgewaschen. 85,6
Prozent des als Strontiumsulfid angewandten Str ontnnns wurden so als Hydroxyd gewonnen,
das nur 2,3 Prozent seines Strontiums als Sulfid enthielt. In der Mutterlauge waren
noch o,4. Prozent des angewandten Strontituns enthalten.
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3. 5o Teile Strontiuinsulfid, das 72 Prozent Sr S enthielt, wurden
mit 3oo Teilen Wasser und 25 Teilen Ätznatron gekocht, filtriert und in die heiße
Lösung Ammoniak eingeleitet, bis diese 78 Teile NH, aufgenommen hatte. Beim Erkalten
kristallisierte das Strontium-Iry(lroxy(1 aus, es wurde abgenutscht, durch Auswaschen
von der Mutterlauge befreit und in einer Ausbeute von 92 Prozent des als Sr S angewandten
Str ontiums erhalten. Das Hydroxyd enthielt nur o,2 Prozent seines Strontiumgelialtes
als Sr S.