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Verfahren zum Anlassen von Asynchronmaschinen großer Leistung, an
deren Schleifringe bei normalem Lauf Erregermaschinen angeschlossen werden. Die
an die Schleifringe von Induktions:, motoren angeschlossenen Erregermaschinen sind
für den Läuferstrom der Hauptmaschine zu bemessen und für eine Spannung gleich der
Blindkomponente des von diesem Strom im Sekundärkreis hervorgerufenen Ohmschen Abfalles,
die bei Induktionsmotoren große Leistung und Drehzahl gewöhnlich 1/a Prozent der
Stillstandspannung des Läufers beträgt. Die Höhe dieser Spannung hält man mit Rücksicht
auf die Isolierfestigkeit der rotierenden Wicklung in gewissen Grenzen, so da:ß
sie z. B. bei einem 3ooo-kW-Motor mit einem dreiphasigen Läufer etwa 1500
Volle, beträgt. Die Erregermaschine müßte demgemäß für etwa 7 Volt und 130o Amp.
bemessen werden. Maschinen für solche hohen Stromstärken sind aber besonders bei
hohen Drehzahlen schwer auszuführen und arbeiten wegen der unverhältnismäßig hohen
Verluste am Kommutator unwirtschaftlich.
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Zweck der Erfindung ist, die Läuferwicke lungen solcher Asynchronmaschinen
mit höheren Wendungszahlen wickeln zu können, als dies gewöhnlich mit Rücksicht
auf die Läuferstillstandspannung geschieht. Zu diesem Zweck kann z. B. die Läuferwicklung
in an sich bekannter Weise unverkettet zu sechs Schleifringen geführt und beim Anlauf
in Dreieck, bei normalem Betrieb, wenn die Erregermaschine angeschaltet ist, in
Stern geschaltet werden. Bei diesem Anlaßverfahren könnte man bei dem oben angeführten
Motor die Erregermaschine nunmehr für etwa zwölf Volt und 70o Amp. bemessen. Die
Verhältnisse würden sich noch durch eine Unterteilung der Läuferwicklung verbessern
lassen; es könnte dann durch Parallelschaltung für den Anlauf und Reihenschaltung
für den läufererregten Betrieb oder auch durch sinngemäße Gegen- und Zuschaltung
der einzelnen Wicklungsteile der Läuferstrom noch weiter verkleinert werden. Dies
würde jedoch eine größere Anzahl von Schleifringen und besondere Umschaltapparate
erfordern. Ebenso kann man die Schleifringspannung beim Anlauf 'dadurch verkleinern,
daß man den Ständer in Stern schaltet, während er bei normalem Lauf in Dreieckschaltung
arbeitet, oder die zugeführte Spannung verkleinert.
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Das Wesen der Erfindung besteht nun darin, daß man bei Verwendung
einer oder mehrerer der eben beschriebenen Einrichtungen den Anlaßwiderstand für
den Läufer verhältnismäßig klein wählt und so einstellt" daß der Motor mit unverhältnismäßig
starken Strömen anfährt, durch die dann ein größerer Teil des den Ständer durchsetzenden
Feldes in `den Streuweg gedrängt wird. Dadurch' wird das Feld im Läufer und damit
die Scbleifringspannung in der gewünschten Weise verkleinert.
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Die Betriebsverhältnisse beim Anlassen nach der Erfindung sind aus
dem'beiliegenden Heyland -Kreis ersichtlich. Der Motor arbeitet normal mit einem
Drehmoment= GH. O G ist der Primärstrom, AG oder Sekundärstrom.
Wenn O B idie Größe des die, Ständerwicklung
durchsetzehderi
Flusses ist, so ist G B der die Läuferwicklung durchsetzende Fluß, der allerdings
nm den geringen Betrag der sekundären Streuung zu vergrößern ist. Dieser Fluß ist
also beim Anfahren mit normalem Drehmoment nicht wesentlich kleiner als der primäre
Fluß.
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Wenn man aber gemäß der Erfindung mit einem Drehmoment C D anfährt"
welches jenseits des maximalen oder Kippmomentes E F hegt" so wird der Läuferfluß
C B wesentlich kleiner als der Primärfuß. Für unser Beispiel hat er nur noch
dessen halben: Wert; das Drehmoment beträgt in diesem Falle das 2"zfache des Normalen.
De Ständerstrom hat jedoch den vierfachen Wert des Normalen. Verwendet man gleichzeitig
mit der Sternschaltung im Ständer die Dreieckschaltung im Läufer und läßt hier eine;
Phasenspannung von i 5oo Volt zu, so ent, spricht dies bei Dreieckschaltung im Ständer
und Sternschaltung im Läufer einer verket@ teten Stillstandspannung von '9ooo Volt.
Würde man nämlich von der Wirkung der Ströme absehen, so würde sich bei dieser Umschaltung
die Spannung an den Schleifringen im Verhältnis 3: i verkleinern, also. in unserem
Falle von. 9ooo auf 3000 Volt. Weil nun aber durch den hohen Blindstrom im
Läufer das ihn durchsetzende Feld ungefähr im Verhältnis der Strecken C B
zu OB,
also etwa im Verhältnis i : 2 verkleinert wird; fällt die Schleifringspannung
dementsprechend auf i 5oo Volt. Das Verhältnis zwischen dem dem Netz entnommenen
Strom und dem Anzugsmoment wird dabei durch diese Umschaltungen nicht beeinflußt,
da beidie mit dein Quadrat der Spannung sich ändern. Der Spannung von gooo Volt
entspricht nach den vollzogenen Umschaltungen in Ständer und Läufer der von der
Erxegermaschine aufzunehmende Strom. Er würde demgemäß bei einer 3ooo kW-Maschine
etwa 22o Amp. betragen müssen; die E.M.K. würde also etwa ¢2 Volt sein, und für
diese Verhältnisse läßt sich schon eine schnellaufende und wirtschaftlich recht
günstig arbeitende Erregermaschine bauen,. Dieser Vorteil wiegt den Nachteil eines
hohen Anlaufstromes reichlich auf.
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Entsprechend dem geforderten Anlaufmoment und dem zulässigen Anlaufstrom
sowie den eigenartigen Verhältnissen der Erregermaschine kann das Anlaufmoment mehr
dem maximalen Moment oder dem Kurzschlußzustand der Maschine genähert und hiermit
das den Läufer beim Anlauf durchsetzende Feld in beliebigen Grenzen gehalten werden.
Zur Spannungsverminderung im Ständer können gegebenenfalls irgendwelche bekannte
Mittel,, etwa Serien- und .Parallel Schaltung von zwei Gruppen oder Anschluß an
Anzapfungen eines etwa vorhandenen Transformators, verwendet werden.
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Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung von Drehstrommotoren mit
dreiphasigen Erregermaschinen beschränkt, man kann sie auch bei einem Motor anwenden,
der als Induktionsmotor angefahren wird und als Synchronmotor mit Gleichstromerregung
im Läufer betrieben werden soll. Ebenso kann man sie .auch für Asynchrongeneratoren
und bei reinen Blindstrommaschinen verwenden.