-
Verfahren zur Herstellung von Seifen. Die Verwendung von tierischen
Schleimkörperchen, sogenannten Mucinen, bei der Verseifung von Fetten sowie der
Suspension von Mineralölen beruht auf drei grundlegenden Eigenschaften der Mucine
: z. dem reichen Gehalt der Mucine an reduzierender, aktivierender Substanz (fettspaltendes,
emulgierendes, lipolytisches Enzym! Optische Aktivität!)., a. dem starken Verankerungsbestreben
der Mucine mit Alkalien und Mineralölen, 3. der dem Schleim als spezifische Eigentümlichkeit
anhaftenden Schlüpfrigkeit.
-
Die obengenannten Eigenschaften ermöglichen die Herstellung von Seifen,
insbesondere Mineralölseifen und -emulsionen, in einer bisher nicht gekannten Ergiebigkeit,
Geschmeidigkeit und Milde. Die Verseifungsmethode mit deri an sich in Wasser unlöslichen
Mucinen ist außerordentlich empfindlich und beruht darauf, daß die Mucine, sobald
sie mit Alkalien in Berührung kommen, auf Grund ihres ausgesprochenen Verankerungsbestrebens
mit letzteren sofort eine Bindung eingehen und wasserlöslich werden. Dadurch wird
bewirkt, daß die Verseifung von Fetten bedeutend intensiver vor sich geht, während
gleichzeitig die im Schleim enthaltenen, emulgierenden Fermente eine größere Ausbeute
der Fette bewirken. Da die Mucine von Natur aus die Funktion haben, die Schleimhäute
schlüpfrig und intakt zu halten, so ergibt sich bei der Mucinverseifung gleichzeitig
eine beträchtliche Geschmeidigkeitsentwickelung.
-
Die aus den schleimbildenden Drüsen des Digestionstractus durch Ablagerung
und Ausschütteln mit Essigsäure oder Benzin oder auch Äther- ausgefällten bzw. extrahierten
Mucine werden als Kernstoff der Mucinverseifung zunächst einer Vorbehandlung unterworfen.
Bevor man die ausgefällten Mucine mit den zu verseifenden Fetten in Berührung bringt,
werden sie zweckmäßig mit kleinsten Mengen Alkali (etwa o,r Prozent der Mucinmenge)
durchgerührt und einige Tage sich selbst überlassen. Hierdurch wird das Bindungsvermögen
der Mucine mit Alkalien ganz wesentlich erhöht, offenbar dadurch, daß die das Verankerungsbestreben
mit Alkalien bewirkenden Kräfte stärk aktiviert werden. Dieser Vorgang tritt äußerlich
dadurch in Erscheinung, daß aus den vorher schaumigen Mucinen eine fadenziehende,
gummiartige Substanz wird. In diesem Stadium zeigen die Mucine das Optimum der Verseifungsförderung
und -verbesserung.
-
. Die Verseifung mit Mucinen geht nun wie folgt vor sich Man nimmt
eine bestimmte Menge Fett, z. B. Kokosfett, erhitzt dasselbe bis zum Schmelzen und
läßt die so erhaltene Kokosfettschmelze bis auf etwa 38' abkühlen. Erst wenn
diese Temperatur erreicht ist, werden zweckmäßig die leicht alkalisierten Mucine
in einer Mindestmenge von 5. Prozent unter ständigem Umrühren zugestzt, da
dieselben bei der angegebenen, . der Körperwärme nahestehenden. Temperatur die größte
Aktionsfähigkeit besitzen. Die Mucine gehen nunmehr in Lösung, indem der Verseifungsprozeß
beginnt. Nachdem etwa 2o Minuten durchgerührt ist, wird vorsichtig Lauge zugesetzt,
wobei die Mucine sofort eine Bindung mif dem Alkali
eingehen. Dadurch
werden Aufnahmefähigkeit und Bindungsvermögen für Lauge erhöht sowie der Verseifungsprozeß
an sich in intensivster Form bewirkt.
-
Durch die Verseifung mit Mucinen wird der Verseifungsprozeß nicht
nur an sich empfindlicher und ausgiebiger, sondern es tritt auch eine Beschleunigung
desselben ein, und zwar ist die Schnelligkeit der Verseifung dem Grade der Aktivität
und Verankerungsfähigkeit der Mucine proportional.
-
Was nun die Herstellung von Mineralölseifen anbetrifft, so kommt die
letztgenannte Fähigkeit der Mucine hier ganz besonders zum Ausdruck, indem die Aufnahmefähigkeit
der Mischung für Mineralöle erstaunlich groß ist und sofort eine starke Bindung
eintritt. Die Suspensions- und Emulsionsfähigkeit der Mineralöle wird durch die
Anwesenheit der Mucine ganz wesentlich erhöht, was offenbar darauf beruht, daß die
Mucine den optisch aktiven, mit stark reduzierenden Eigenschaften versehenen Polysacchariden
nach Wesen und Wirkung nahestehen.
-
Die durch Mucinverseifung hergestellten Seifen zeichnen sich dadurch
aus, daß sie außerordentlich milde sind und schonend wirken, eine große Dauerhaftigkeit
und Lagerfähigkeit besitzen, erstaunlich geschmeidig und selbst in kaltem Wasser
sehr leicht restlos löslich sind. Die Mucinseife hat zudem eine erhöhte Reinigungskraft
und weist vor allen Dinget auch eine erstaunliche Ergiebigkeit auf, ist daher im
Gebrauch sehr sparsam, somit auch wirtschaftlich äußerst vorteilhaft.
-
In Verbindung mit Mineralölen bewirken die Mucine eine merklich bessere
Ölsuspension, was sichtbar dadurch zum Ausdruck kommt, daß die Emulsion von mucinierten
Mineralölseifen im Vergleich zu denjenigen von Bohrölen, Bohrfetten und ähnlichen
Materialien bei äußerst feiner Tröpfchenverteilung erstaunlich lange vorhält und
dank dieser großen Haltbarkeit weder absetzt noch klebt und schmiert. Daß die Emulsion
durch den Mucingehalt gleichzeitig eine erhöhte Geschmeidigkeit und Schlüpfrigkeit
aufweist, geht aus den obigen Ausführungen hervor.