Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Flüssigmetall-Transport
von einem metallurgischen Ofen in ein Abgießgefäß. Die Erfindung
betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung dieses
Verfahrens, die aus mindestens einer an einer Abstichöffnung
eines metallurgischen Gefäßes, insbesondere Hochofens,
installierten Ablaufrinne und einer Übergabestation mit einer
Schwenk- oder Kipprinne, wo das Flüssigmetall von der
Ablaufrinne über ein Verteilersystem in Austrittsöffnungen
läuft, aus denen es in ein vorzugsweise fahrbares Abgießgefäß
abläuft, besteht.
Bei der Metallerzeugung, insbesondere der Stahl- und Eisenher
stellung fallen beim Transport des flüssigen Metalls erhebliche
Mengen an z.B sog. "Braunem Rauch" an, der vornehmlich aus Me
talloxiden besteht. Die entstehenden Staubmengen sind so hoch,
daß Maßnahmen zu ihrer Begrenzung bzw. Beseitigung getroffen
werden müssen. Gesetzlich vorgeschriebene Anforderungen begren
zen den zulässigen Staub-Restgehalt auf 50 mg Staub/Nm3. Um
diese Werte zu erreichen, wird nach dem derzeitigen Stand der
Technik (vergl. DE-Druckschriften "Altanlagenprogramm des
Bundesministers des Inneren, Luftreinhaltung, Abschlußbericht
- Gießhallenentstaubung von Hochöfen mit 5000 t/d und 4000 t/d
Schmelzleistung von Dipl.-Ing. Dieter Eickelpasch, Hoesch Stahl
AG, Dortmund, März 1985 und - Gießhallenentstaubung des
Hochofens B mit automatischer Minimierung der Abgasmenge"- von
Dr.-Ing. Paul van Ackeren, Mannesmannröhren-Werke AG, Aprilil 1983
und DE-Z "Stahl und Eisen" 104 (1984) Nr. 7, Seiten 351ff.) der
bei Transportvorgängen des Eisens und des Stahls entstehende
z.B. "Braune Rauch" mittels umfangreicher Anlagen über Filter
geleitet; dort wird das Eisenoxid abgeschieden und gesammelt, um
anschließend einer geeigneten Weiterverwendung bzw. Entsorgung
zugeführt zu werden. Um z.B. den in der Abstichhalle eines
metallurgischen Ofens, insbesondere eines Hochofens auftretenden
Staub überhaupt erfassen zu können, sind somit umfangreiche und
leistungsstarke Absaugeinrichtungen mit entsprechenden
Abgasfiltern, Rohrsystemen, Ventilatoren, Regelungseinrichtungen
usw. zu schaffen, die sowohl von der Installation als auch vom
Betreiben her sehr teuer sind. Des weiteren hat sich gezeigt,
daß die durch die Absaugung bedingte intensive Heranführung von
Luft an das fließende Roheisen die Staubentwicklung zusätzlich
drastisch erhöht.
Schließlich können nicht alle Stäube wegen ihrer Verunreini
gungen rezykliert oder anderweitig wieder verwendet werden, was
eine z.T. umweltbelastende Deponierung erforderlich macht.
Insgesamt führen alle die genannten Maßnahmen zu einer nicht
unerheblichen Verteuerung bei der Metallgewinnung.
Man hat daher in der Vergangenheit bereits vorgeschlagen,
Maßnahmen zu ergreifen, welche die Entstehung des Staubes von
vornherein verhindern. So ist z.B. vorgeschlagen worden, den
Flüssigmetalltransport unter gleichzeitiger Verdrängung des
Sauerstoffs durchzuführen, was z.B. durch Stickstoffbedüsung des
fließenden Metalles realisiert werden kann. Es hat sich in der
Praxis jedoch als wenig wirkungsvoll erwiesen, die Flüssig
metall-Ablaufrinnen ohne Zusatzmaßnahmen offen mit Stickstoff zu
begasen, da allein durch den thermischen Auftrieb der Sauer
stoffzutritt nur unzureichend begrenzt werden konnte.Die Redu
zierung des z.B. "Braunen Rauches" bzw. der anfallenden Stäube
stand hier in keinem Verhältnis zu dem technischen Aufwand,
insbesondere dem Inertgas-Verbrauch.
Für die nur schwer zugänglichen Hauptemissionsquellen wie den
Bereich der Abstichöffnung und den Übergabe- bzw. Einlaufbereich
in die Abgießgefäße sind keine Maßnahmen zur Rauchgasunter
drückung bekannt.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das eingangs
genannte Verfahren und die genannte Vorrichtung dahingehend zu
verbessern, daß bei niedrigen Investitions- und Betriebskosten
(Energie, Wartungs- und Inertgas-Aufwand) eine weitgehende
Rauchgasunterdrückung über den gesamten Bereich der Roheisen
führung erzielt wird, wobei die Erfindung speziell auf die
besonders schwer beherrschbaren Bereiche der Abstichöffnung, der
Übergabestelle mit z.B. einer Schwenk- oder Kipprinne sowie des
Pfanneneinlaufes und des Abgießgefäß-Innenraumes hinzielt.
Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1 und 7 gegebenen
Maßnahmen gelöst, die im folgenden näher erörtert werden.
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Ansprüchen 2 bis 6 und
8 bis 10 beschrieben.
Der Begriff "Flüssigmetall" schließt auch die bei metallur
gischen Prozessen oft mit auftretende Schlacke mit ein, die in
Gemengen oder in getrennten Schichten zusammen mit dem flüssigen
Metall auftreten kann.
Vorteilhafterweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren bzw.
der erfindungsgemäßen Vorrichtung jedoch nicht nur die
Entstehung von Metalloxiden (z.B. "Brauner Rauch") verhindert,
sondern auch die Oxidation weiterer im Flüssigmetall enthaltener
Stoffe, wie z.B. Schwefel, weitestgehend unterbunden, so daß die
Entstehung weiterer unerwünschter Oxide, wie z.B. von SO2
weitestgehend unterbleibt.
Bereich der Abstichöffnung
Als 1. Maßnahme ist vorgesehen, die unmittelbar an den
Abstichöffnungen des metallurgischen Ofens, insbesondere des
Hochofens befindlichen Rinnen mit z.B. Hauben abzudecken, in die
ein Inertgas eingeleitet wird. Dadurch wird zunächst der
Luftzutritt zum flüssigen Metall weitgehend verhindert, ferner
wird durch Minimierung des Innenraumes oberhalb des fließenden
Flüssigmetalles der theoretisch mögliche Reaktionsraum des
Metalles mit dem darüber liegenden Gas und damit der mögliche
Reaktionsumfang erheblich reduziert.
Aus verfahrenstechnischen Gründen müssen die Abdeckhauben im
Bereich der Abstichöffnung beweglich, d.h. von der Ablaufrinne
weg schwenkbar oder klappbar angeordnet sein. Das
Inertisierungsgas kann so eingeleitet werden, daß es
gleichzeitig zur Kühlung thermisch hoch beanspruchter Bereiche
dienen kann.
Transportieren
Die Abschirmung des Flüssigmetallstromes in den Transportrinnen
wird dadurch gelöst, daß die Rinnen durch Hauben abgedeckt
werden, wobei die Inertgaseinleitung zur gleichzeitigen Kühlung
der Abdeckhauben dient.
Übergabestelle
Einen weiteren Problempunkt stellt die Übergabestelle des
Flüssigmetalls von der Transportrinne in die Einlauföffnung des
Abgießgefäßes dar. Das von der Transportrinne kommende Metall
trifft im freien Fall zunächst auf eine Schwenk- oder Kipprinne,
über die es über eine Verteilerrinne in eine Auslauföffnung und
über diese in das Abgießgefäß, z.B. eine Torpedopfanne,
abfließt. Die Übergabestelle ist durch eine Einhausung nach
außen weitgehend gasdicht abgeschirmt, der betreffende Innenraum
kann somit wirkungsvoll mit Inertgas, insbesondere Stickstoff,
inertisiert werden. Die Einhausung der Übergabestelle minimiert
den Raum, der mit Inertgas gespült werden muß, erheblich. Die
ansonsten wirtschaftlich nicht vertretbare Druck-Stickstoff-
bzw. Inertgas-Eindüsung wird auf einen kleinen Bereich, nämlich
den von dem Ende der Transportrinne bis zur Auslauföffnung in
das Abgießgefäß z.B. einer Pfanne oder eines Torpedowagens
beschränkt. Aus verfahrenstechnischen Gründen wird die
Übergabestation mit einem vorzugsweise verfahrbaren Deckel
ausgestattet.
Als Besonderheit der Erfindung wird die Schwenk- oder Kipprinne
während des Flüssigmetalldurchflusses durch dasselbe Inertgas
gekühlt, mit dem auch die Inertisierung in dem durch die
Abschirmung gebildeten Innenraum gewährleistet wird. Vorzugs
weise wird hierbei das Inertgas unterhalb der Abschirmung gegen
die Wandung der Schwenk- oder Kipprinne geblasen. Um den
Inertgas-Verbrauch zu senken, soll der Überdruck oberhalb des
Flüssigmetallstromes in den Ablaufrinnen, in dem Übergaberaum
und in dem Abgießgefäß-Innenraum möglichst klein gehalten
werden.
Ablauf ins Abgießgefäß
Der Flüssigmetallablaufstrahl wird nach seinem Austritt aus der
Auslauföffnung bis zum Eintritt in das Abgießgefäß durch einen
Inertgasmantel vom Luftzutritt abgeschirmt. Dieser Inertgas
mantel wird durch eine vorzugsweise ringförmige Ausdüsung von
Inertgas unter Druck, vorzugsweise 1,5 bar, geschaffen, so daß
sich ein den Flüssigstrahl umhüllender Inertgasschleier ergibt.
Prinzipiell wäre es auch möglich, statt des Inertgasschleiers
technisch gleichwertige Rohreinläufe bzw. mechanische Abdich
tungen zu verwenden. Dabei sind jedoch zumeist "bärige"
Ablagerungen an den Einlauföffnungen des Abgießgefäßes
hinderlich, die ein gasdichtes Aufsetzen des Rohres auf eine
solche Einlauföffnung unmöglich machen. Statt des umhüllenden
Inertgasschleiers bieten sich somit lediglich metallische
Ketten, Streifen oder ähnliches an, die jedoch nachteiligerweise
gegeneinander verschiebbar sind und dort insbesondere durch die
beim Abguß herrschende Thermik einen luftdichten Abschluß
erschweren. Auch hier dient das Inertgas zusätzlich als
Kühlmedium für die Auslauföffnung.
Abgießgefäß
Als weitere Maßnahme wird der Abgießgefäß-Innenraum durch
Enleiten von Inertgas vorzugsweise durch im Gefäßmantel
befindliche Eintrittsöffnungen weitgehend unter Inertgas
gehalten, um auch dort eine Metalloxidation zu verhindern. Das
aus der Abgießgefäß-Einfüllöffnung für das Flüssigmetall
austretende Inertgas unterstützt die beschriebene
Abschirmwirkung des ringförmigen Inertgasschleiers für den
Flüssigmetall-Strahl. Vorzugsweise sollte das Inertisieren des
Abgießgefäßes vor dem ersten Einlauf von Flüssigmetall beginnen.
Inertgase
Als Inertgas können nach der vorliegenden Erfindung entweder
Stickstoff oder ein solches Gas verwendet werden, dessen Gehalt
an freiem O2 durch Verbrennen in einer Brennkammer verbraucht
ist. Das entstehende nunmehr inerte Abgas, das z.B. durch
Verbrennen von Erdgas erzielt werden kann, wird vor Einleitung
in die genannten Räume gekühlt.
Ziel des Verfahrens bzw. der Vorrichtungen
Geht man davon aus, daß in der Gießhalle z.B. eines Hochofens
bei den heute üblichen Entstaubungsverfahren durch Absaugung des
entstehenden Staubes etwa 1,5 kg Staub/t Flüssigmetall anfallen,
so kann diese Staubmenge bei der erfindungsgemäßen Staubunter
drückung mindestens auf 0,1 kg/t Flüssigmetall abgesenkt werden.
Dies liegt unter der Staubmenge, die bei konventioneller
Entstaubung in der Gießhalle erreichbar wäre; zusätzlich können
das Absaugen des Staubes und dessen anschließende Entsorgung
eingespart werden. Durch Vermeidung der Staubentstehung wird
eine Luftreinhaltung ohne Absaugung und aufwendige
Nachbehandlung der Stäube erreicht. Kostensparende Nebeneffekte
sind dabei die nicht mehr erforderliche Antriebsenergie für die
Staubbeseitigung sowie die Lärmminderung.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung für die Abgießhalle eines
Hochofens ist in den Zeichnungen Fig. 1 und 2 dargestellt.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Hochofens mit drei
Abstichlöchern und einer entsprechenden Zahl von
Ablaufrinnen zu einer Übergabestation und
Fig. 2 eine schematische Ansicht einer Übergabestation
mit Abgießgefäßen.
Der in Fig. 1 dargestellte Hochofen 10 besitzt drei Abstich
löcher 11, 12 und 13, von denen Ablaufrinnen 14, 15 und 16 zu
jeweiligen Übergabestationen 17, 18 und 19 führen, unterhalb
derer jeweils verfahrbare Abgießgefäße 20 und 21 (Fig. 2) zur
Flüssigmetallaufnahme angeordnet sind.
Ein wesentliches Merkmal der erfindungsgemäßen Vorrichtung im
Abstichbereich sind die mit Inertgas beaufschlagbaren
Abdeckhauben 22, 23 und 24, die im Bereich des jeweiligen
Stichloches 11 bis 13 mit Hilfe der Schwenkvorrichtungen 25, 26,
27 schwenkbar angeordnet sind.
In den jeweils abgedeckten und inertisierten Ablaufrinnen 14,
15 und 16 wird das Roheisen zu den jeweiligen Übergabestationen
17, 18 und 19 geführt.
Innerhalb der Übergabestationen 17, 18 und 19 läuft das
Flüssigmetall von den Ablaufrinnen auf Schwenkrinnen 28, 29 und
30, die vorzugsweise seitlich durch Anströmung mit dem Inerti
sierungsgas gekühlt werden. Das Flüssigmetall wird über Vertei
lerrinnen 31 und 32 (Fig. 2) zu den jeweiligen Auslauföffnungen
33 und 34 geleitet. Die gesamten Übergabestationen sind mit
Gehäusen 35 und 36 ummantelt; die Deckelkonstruktion 36 wird
vorzugsweise verfahrbar angeordnet.
Der Flüssigmetallstrahl 37 tritt unterhalb der Gießbühne aus der
Auslauföffnung 33 aus, die von der ringförmigen Düse 38 um
schlossen wird. Diese umhüllt den Flüssigmetallstrahl mit dem
Inertgasschleier 39 bis zum Eintritt in die obere Öffnung 40 der
Abgießgefäße 20 bzw. 21.
Der Innenraum des Abgießgefäßes wird vor und während des Befül
lens durch vorzugsweise eine oder mehrere im Gefäßmantel befind
liche Eintrittsöffnungen 41 bzw. 42 mit Inertgas beaufschlagt.
Sämtliche Gasdüsen sind an Gaszuführungssysteme 43, 44, 45
angeschlossen und werden über Druckventile 46, 47, 48 mit
Stickstoff gespeist.
Das erfinderische Prinzip ist ebenso bei sogenannten Kipprinnen
verwendbar, bei denen es erforderlich ist, die Kipprinne
entsprechend einzuhausen und den Gehäuseinnenraum unter weit
gehend inerter Atmosphäre mit leichtem Überdruck zu halten.
Das erfinderische Prinzip ist gleichfalls bei Schlacken-
Transportrinnen anwendbar.