DE3809225A1 - Arzneimittel, geeignet zur vorbeugung gegen beziehungsweise behandlung von erkrankungen des herz/kreislauf-systemes - Google Patents
Arzneimittel, geeignet zur vorbeugung gegen beziehungsweise behandlung von erkrankungen des herz/kreislauf-systemesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Arzneimittel, geeignet zur Vor
beugung gegen beziehungsweise Behandlung von Erkrankungen
des Herz/Kreislauf-Systemes.
Bekanntlich haben die ungesättigten ω-3-Fettsäuren
mit 18 bis 22 Kohlenstoffatomen vorteilhafte biologische
Eigenschaften. Unter ihnen sind die 5,8,11,14,17-Eicosa
pentaensäure (EPA) und die 4,7,10,13,16,19-Docosahexaensäu
re (DHA) von herausragender Bedeutung. Auf die Bedeutung
und die vielschichtige biologische Wirkung dieser beiden
Säuren wird von Dyerberg und Mitarbeitern (The Lancet 15,
[1978], 117) verwiesen.
Die mit der wichtigen Rolle der mehrfach ungesättigten
Fettsäuren, unter ihnen in erster Linie der 5,8,11,14,17-
Eicosapentaensäure (EPA) und der 4,7,10,13,16,19-Docosa
hexaensäure (DHA), bei Hyperlipidämie und thrombotischen
Erkrankungen zusammenhängenden Wirkungen wurden zusammen
fassend von Goodnight und Mitarbeitern (Arteriosclerosis
2, [1982] [2], 87 Review) beschrieben.
Als Wirkstoffe 5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA)
und 4,7,10,13,16,19-Docosahexaensäure (DHA) enthaltende
Arzneimittelpräparate wurden beispielsweise in der DE-PS
34 38 630, in erster Linie zur Senkung des Cholesterin
spiegels des Blutes, sowie ferner in den japanischen Offen
legungsschriften 58 08 037 und 60 49 097 zur Vorbeugung gegen
Thrombose bei Herzkranken und gegen cerebrale Arterioscle
rose beschrieben.
Zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich außer
dem mit der die Thrombocytenaggregation und somit der die
Entstehung von Thrombose hemmenden Wirkung von 5,8,11,14,
17-Eicosapentaensäure (EPA) und 4,7,10,13,16,19-Docosahexaen
säure (DHA), so zum Beispiel die Artikel von Spencer und
Caraega (Prostagl. Leucotrienes and Med. 23, [1986],
129 sowie Knopp und Mitarbeitern (New Engl. Journ. of
Med. 314 [1986], 937).
Die antivirale Wirkung von 5,8,11,14,17-Eicosapen
taensäure (EPA) und 4,7,10,13,16,19-Docosahexaensäure (DHA)
ist in der US-PS 45 13 008 beschrieben.
Die aktiven Bestandteile von Fischöl, wie die 5,8,11,14,
17-Eicosapentaensäure (EPA) und die 4,7,10,13,16,19-Docosa
hexaensäure (DHA), wirken bei der Biosynthese der PG-3-Rei
he als Vorläufer (Precursoren), und gleichzeitig hemmen sie die Kette
der von Arachidonsäure ausgehenden komplizierten biochemi
schen Vorgänge, die Entstehung von bei der sogenannten
"Arachidonsäure-Kaskade" entstehenden Metaboliten mit schäd
licher Wirkung, zum Beispiel von TXA2 und TXB2.
Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren haben neben zahl
reichen günstigen Eigenschaften auch die nachteilige patho
logische Eigenschaft, daß sie im menschlichen Organismus
bei der Entstehung von aktiven Aldehyden, unter anderen
von für den Organismus schädlichem Malonsäurealdehyd, über
einen spontanen Oxydationsmechanismus zerfallen. Diese Alde
hyde können in erster Linie mit dem Bindegewebe eine physio
logisch schädliche Reaktion eingehen, was zur sogenannten
"ceroiden Lipofuszinose" führen kann.
Weiterhin ist bekannt, daß die Algen von der Menschheit
seit Urzeiten vielseitig zu Nahrungs- und Fütterungszwecken
genutzt werden. So verzehren vor allem die fernöstlichen
Völker Meeresalgen, neuerdings werden diese aber auch von
breiten Kreisen der entwickelten Länder in getrockneter
beziehungsweise Tablettenform verzehrt.
Die Algen sind Träger sehr wertvoller Nährstoffe, in ge
trockneter Form enthalten sie die zum gesunden Leben not
wendigen Stoffe, wie Vitamine, Proteine, Protein-Mikroele
ment-Komplexe, Saccharide und mehrfach ungesättigte Fett
säuren.
Allgemeine und detaillierte Ausführungen zu den Algen
sind beispielsweise im Buch von Zajic: Properties and
Products of Algae (Edition Planum, New York, 1970) zu
finden.
In den letzten Jahrzenten wurde damit begonnen, sich
in der Forschung mit der physiologischen Wirkung der Mikro
elemente und Spurenelemente zu befassen. So wurde bekannt,
daß das Selen einer der wichtigsten essentiellen Stoffe
für das Leben ist. Die günstige Wirkung des Selens beruht
in erster Linie darauf, daß es die Glutathionperoxydase,
genauer deren prosthetische Gruppe, die der wichtigste Hem
mer der schädlichen Peroxydationsvorgänge ist, aktiviert.
Das Selen ist an sich ein wirksamer blutdrucksenkender
Stoff, es verbessert den ischämischen, hypoxischen und in
farktiösen Zustand des Herzens und verhindert die ceroide
Lipofuzinose des Zentralnervensystemes. Auch bei Periodon
titis (Wurzelhautentzündung) ist es wirksam. Seine Wirkung
gegen Krebs ist bedeutend, es verringert mit Sicherheit die
Möglichkeit der Entstehung von Krebs. Außerdem kann es auch
als mutagener Inhibitor angewandt werden.
Das Selen läuft sich nicht im Organismus an, weswegen
dauernd für seinen Nachschub gesorgt werden muß. Seine Auf
nahme erfolgte bisher hauptsächlich in Form von anorgani
schen Verbindungen, wie Selendioxyd [SeO2] und Natriumselenit
[Na2SeO3]. Selenmangel kann Lebernekrose, Muskelnekrose,
Zerstörung der Erythrozytenmembran und Bindegewebsschäden
zur Folge haben, er kann weiterhin als EKG-Veränderung eine
S-T-Elevation, Kwashiorkor-Syndrom und Sclerosis multiplex
verursachen.
Zusammenfassende Artikel über die biologischen Wir
kungen des Selens wurden von Thressa und Mitarbeitern
(Nutrition Review 35 [1977], Shamberger (J. of Env. Path.
and Tox. 4 [1980], 305) sowie Masukawa und Mitarbeitern
[Experientia 39 [1983], 405) veröffentlicht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Arzneimittel,
geeignet zur Vorbeugung gegen beziehungsweise Behandlung
von Erkrankungen des Herz/Kreislauf-Systemes, welche die
Vereinigung der vorteilhaften Eigenschaften der ungesättig
ten Fettsäuren, wie ω-3-Fettsäuren, beispielsweise der
5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA) und 4,7,10,13,16,19-
Docosahexaensäure (DHA), sowie der Algen und des Selens er
möglichen und gleichzeitig die nachteiligen Eigenschaften der
ungesättigten, insbesondere mehrfach ungesättigten, Fett
säuren völlig ausschließen, zu schaffen.
Das Obige wurde überraschenderweise durch die Erfindung
erreicht.
Die Erfindung beruht auf der überraschenden Feststellung,
daß das Obige uneingeschränkt erreichbar ist, wenn selen
haltige Algen zusammen mit ungesättigten, vor allem mehr
fach ungesättigten, Fettsäuren verwendet werden.
Gegenstand der Erfindung sind daher Arzneimittel, ge
eignet zur Vorbeugung gegen beziehungsweise Behandlung von
Erkrankungen des Herz/Kreislauf-Systemes, mit einem Gehalt
an
- a) 1 oder mehr ungesättigten Fettsäure(n) und/oder deren Derivat(en) als Wirkstoff(en),
gegebenenfalls zusammen mit 1 oder mehr in der Pharmazie
üblichen Träger- und/oder Hilfsstoff(en) sowie gegebenen
falls Antioxydationsmittel(n), welche dadurch gekennzeich
net sind, daß sie auch
- b) 1 oder mehr selenhaltige Alge(n) als weitere[n] Wirkstoff(e) enthalten, wobei die Gewichtsverhält nisse von a) zu b) 99,5 bis 50 : 0,5 bis 50 be tragen. Ohne Berücksichtigung der Träger- und/oder Hilfsstoffe sowie Antioxydationsmittel ist also die Zusammensetzung: 99,5 bis 50 Gew.-% a) und 0,5 bis 50 Gew.-% b).
Vorteilhaft enthalten die erfindungsgemäßen Arzneimittel
als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)] [eine]
mehrfach ungesättigte, das heißt [eine] solche mit minde
stens 2 ungesättigten Bindungen.
Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Arznei
mittel als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)]
[eine] solche mit 18 bis 22 Kohlenstoffatomen.
Zweckmäßig enthalten die erfindungsgemäßen Arzneimittel
als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)] [eine]
solche, welche aus dem beziehungsweise den Öl(en) von
1 oder mehr Meeresfisch(en) extrahiert worden ist be
ziehungsweise sind. Beispiele für solche Öle sind die aus
Makrelen, Dorsch, Hering, Sardinen und Tintenfischen. Sie
umfassen auch die aus der Leber solcher Fische gewinnbaren
Öle, zum Beispiel Dorschleberöl (Lebertran) und Haileberöl.
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel können aber als unge
sättigte Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)] zusätzlich
oder statt der obigen auch [eine] solche, welche aus dem
beziehungsweise den Öl(en) von 1 oder mehr Süßwasserfischen
extrahiert worden ist beziehungsweise sind, enthalten.
Die Fischöle enthalten außer 5,8,11,14,17-Eicosapentaen
säure (EPA) und 4,7,10,13,16,19-Docosahexaensäure (DHA) in
großen Mengen gesättigte und in kleiner Menge ungesättigte
Fettsäuren sowie nicht verseifbare Bestandteile. Das Ent
fernen dieser Bestandteile ist sehr wichtig, da eine er
höhte Dosis der aus den Fischölen hergestellten Arznei
mittel die aufgenommene Kalorienmenge beziehungsweise
den Triglyceridspiegel des Blutes empfindlich anheben würde.
Außerdem können die nicht verseifbaren Bestandteile Steroide,
zum Beispiel Cholesterin, Vitamin D (dessen Provitamin)
und/oder Vitamin A, enthalten. Die Vitamine D und A häufen
sich im menschlichen Organismus an. Mit einem diese Vita
mine enthaltenden Arzneimittel könnte also keine Dauerbe
handlung, die zum Erreichen der gewünschten Wirkung erfor
derlich ist, vorgenommen werden. Daher werden zweckmäßig
aus dem Fischöl die aufgezählten Bestandteile abgetrennt,
so die gesättigten und in geringem Maße ungesättigten Fett
säuren sowie die nicht verseifbaren Bestandteile, wie das
Cholesterin und die Vitamine A und D. Auf diese Weise kann
in den Fischölen die 5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA)
und 4,7,10,13,16,19-Docosahexaensäure (DHA) auf eine Menge
über 50 Gew.-% angereichert werden.
Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Arzneimit
tel als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)] [eine]
ω-3-Fettsäure(n) mit 18 bis 22 Kohlenstoffatomen.
Besonders bevorzugt enthalten die erfindungsgemäßen Arz
neimittel als ω-3-Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)] 5,8,11,14,
17-Eicosapentaensäure (EPA) und/oder 4,7,10,13,16,19-Docosa
hexaensäure (DHA).
Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Arzneimittel
als Fettsäurederivat(e) [Bestandteil(e) a)] [eine] Ester,
[ein] Erdalkalimetallsalz(e) und/oder [ein] Aminsalz(e). Als
Fettsäurederivate sind solche der oben als bevorzugt bezie
hungsweise besonders bevorzugt angegebenen bevorzugt bezie
hungsweise besonders bevorzugt.
Es ist bevorzugt, daß die erfindungsgemäßen Arzneimittel
die beziehungsweise das ungesättigte Fettsäure(n) und/oder
Derivate derselben [Bestandteil(e) a)] und die selenhalti
ge(n) Alge(n) in Gewichtsverhältnissen von 95 bis 65 : 5 bis
35, insbesondere 85 bis 75 : 15 bis 25, enthalten.
Vorteilhaft enthalten die erfindungsgemäßen Arzneimittel
als selenhaltige Alge(n) [Bestandteil(e) b)] [eine] solche,
welche in mit [einer] Selenverbindung(en) angereicherten
Nährböden gezüchtet worden ist beziehungsweise sind, wobei
die Alge(n) während ihres Wachstums das Selen in ihrem
eigenen Organismus anreichert beziehungsweise anreichern. Be
sonders bevorzugt enthalten die erfindungsemäßen Arzneimittel
als selenhaltige Alge(n) [Bestandteil(e) b)] [eine] solche,
welche durch Züchten des ausgewählten Algenstammes unter
sterilen Bedingungen in einer aus Süßwasser und Nährsalzen
zusammengestellten Nährlösung in Gegenwart von Licht und
Kohlendioxyd auf photosynthetischem Wege oder ohne Licht auf
einem auch Kohlenwasserstoff-, Sauerstoff- und Stickstoffquellen
enthaltenden Nährboden und darauffolgendes Isolieren der
gewonnenen Algen sowie gegebenenfalls nach oder vor ihrem
Trocknen erfolgendes Aufschließen durch Ultraschall oder
Mahlen, wobei der Nährlösung [eine] anorganische und/oder
organische Selenverbindung(en) in Konzentrationen von
107 Mol/Liter bis 2 · 10-3 Mol/Liter zugesetzt wird bezie
hungsweise werden und diese Nährlösung mit einer das Selen
gut inkorporierenden Algen-Reinkultur, welche durch Impfen
des ausgewählten Algenstammes auf einen anorganische und
gegebenenfalls auch organische Nährstoffe enthaltenden flüs
sigen Nährboden, darauffolgendes Behandeln mit N-(Methyl)-N′-
(nitro)-N-nitrosoguanidin, anschließendes Züchten des Stammes
auf einem auch Selen enthaltenden Nährboden und schließlich
Isolieren der das Selen gut inkorporierenden und mindestens
die gleiche Wuchskraft wie der ursprüngliche Stamm aufweisen
den Individuen erhalten worden ist, geimpft wird, herge
stellt worden ist beziehungsweise sind. Diese sind in der
der ungarischen Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen Nr. 575/88
entsprechenden gleichzeitig eingereichten deutschen Patent
anmeldung derselben Anmelderin beschrieben. Vorzugsweise ist
beziehungsweise sind zur Herstellung dieser selenhaltigen
Algen in der Nährlösung als anorganische Selenverbindung(en)
Natriumselenit und/oder Selendioxyd und/oder als organische
Selenverbindung(en) Selencystein und/oder Selenomethionin ver
wendet worden. Ferner ist beziehungsweise sind zur Herstellung
dieser selenhaltigen Algen bevorzugt als ausgewählte[r] Algen
stamm beziehungsweise -stämme Chlorella oder Scenedesmus,
insbesondere Chlorella minitissima, Chlorella fusca, Scene
desmus obtisiusculus oder Scenedesmus obliquus, Aphanocapsa
thermalis, Nostoc commune oder Süßwasser-Blaualgen, insbe
sondere Spirulina sp., eingesetzt worden. Diese sind nicht
nur zum menschlichen Verzehr geeignet, sondern stellen auch
an sich auf Grund ihrer sehr vorteilhaften physiologischen
Wirkung einen essentiellen Rohstoff der modernen Ernährung
dar.
Zur Hemmung der Oxydation der erfindungsgemäßen Arznei
mittel enthalten diese zweckmäßig als aktive[s] Antioxyda
tions- beziehungsweise Konservierungsmittel α-Tocopherol
(Vitamin E), Glutathion und/oder [ein] herkömmliche[s] An
tioxydationsmittel, wie Butylhydroxytoluol.
Als Träger- und/oder Hilfsstoffe können die bei der Arz
neimittelherstellung gebräuchlichen Substanzen, wie Lactose,
Stärke und/oder Magnesiumstearat, dienen.
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel können in in der
Technik zur Herstellung von Arzneimitteln üblicher Weise
hergestellt werden.
Durch pharmakologische Untersuchungen wurde nachgewiesen,
daß die erfindungsgemäßen Arzneimittel keine gesundheits
schädigenden Nebenwirkungn haben, da auch bei Verwendung
einer 100fachen Menge der im mikrosomalen Enzymsystem der
Rattenleber gebräuchlichen Dosis keine Veränderung beobachtet
werden konnte. Durch die Behandlung mit den erfindungsgemäßen
Arzneimitteln wurde die sich im Organismus anhäufende Lipo
fuzinmenge im Vergleich zum Blindversuch signifikant herab
gesetzt. Auf Grund der an weiblichen Wistar-Ratten durchge
führten, 6wöchigen Untersuchungen mit den erfindungsgemäßen
Arzneimitteln konnte eindeutig eine Hemmung der Thrombocyten
aggregation festgestellt werden.
Die optimale wirksame Tagesdosis der aus Fischöl und
Algenpulver bestehenden Arzneimittelpräparate beträgt auf
ein durchschnittliches Körpergewicht von 75 kg bezogen, 2 g
mit einem Selengehalt von 240 µg und einer durchschnittlichen
Zusammensetzung der Ölkomponente von 22 Gew.-% 5,811,14,17-
Eicosapentaensäure (EPA) und 43 Gew.-% 4,7,10,13,16,19-
Docosahexaensäure (DHA).
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel haben folgende wich
tige Vorteile:
- a) Ihre Bestandteile vereinigen die vorteilhaften Eigenschaften der ungesättigten Fettsäuren, wie der 5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA) und/oder 4,7,10,13,16,19-Docosahexaensäure (DHA), sowie des Selens und der Algen.
- b) Bei ihnen sind die schädlichen Wirkungen von Fisch öl enthaltenden Präparaten, die durch die gesättigten Lipoidkomponenten beziehungsweise den Gehalt an Vitamin A und D verursacht werden, ausgeschlossen.
- c) Bei ihnen ist die Möglichkeit der im Falle eines Verzehrs von mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf tretenden "ceroiden Lipofuszinose" ausgeschlossen.
- d) Das Selen enthalten sie in natürlicher Form als natürliche Substanz, in Algen angereichert. Das mit den Algen zusammen verabreichte Selen wird besser absorbiert und seine vorteilhafte Wirkung kommt bes ser zur Geltung.
- e) Sie haben eine günstige Wirkung auf atopische Störungen
und sind auch bei der präventiven Behandlung von
Ekzemen, Asthma, allergischen Symptomen, allergischer
Rhinitis, der Crohn-Krankheit, von ulzeröser Colitis,
Otitis media, nephrotischen Syndromen und Diabetes
anwendbar.
Besonders geeignet sind sie zur Behandlung von Kreis laufstörungen, deren apoplexe Erscheinungen, von thromboembolischen Zuständen des Herz-Kreislauf- Systemes, wie Hirnbluten, Infarkt und des Keshan- Syndromes bei Jugendlichen, sowie zur Vorbeugung ge gen die Entstehung anormaler Zustände.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden Beispiele näher
erläutert. Dabei wird in den Beispielen 1 und 2 die Her
stellung von in erfindungsgemäßen Arzneimitteln enthaltenen
mehrfach ungesättigten ω-3-Fettsäuren im Beispiel 3 die
Herstellung von in erfindungsgemäßen Arzneimitteln enthal
tenen, mit Selen angereicherten Algen und in den Beispielen
4 bis 6 die Herstellung von erfindungsgemäßen Arzneimitel
präparaten beschrieben.
2 kg Natriumhydroxyd werden in 70 Liter 95gew.-%igem
Alkohol gelöst, dann werden bei einer Temperatur von
50-60°C 10 kg Sardinenöl zugesetzt. Das Gemisch
wird 2 Stunden lang in Stickstoffatmosphäre gekocht,
dann unter Rühren auf 10°C gekühlt. Dabei sondert sich
das Natriumsalz der gesättigten Fettsäuren ab. Die Kri
stalle werden herausfiltriert und mit wenig Alkohol ge
waschen. Das alkoholische Filtrat wird eingedickt, und es
werden 20 Liter abgekochtes Wasser zugegeben. Die nicht
verseifbaren Verbindungen, wie zum Beispiel Cholesterin,
werden durch Extraktion mit 5 Liter Hexan vollständig
entfernt. Die extrahierte wäßrige Phase wird mit verdünnter Schwefel
säure bis zum pH 2 angesäuert, dann wird mit 15 Liter
Hexan erneut extrahiert. Die organische Phase wird mit
Wasser gewaschen, mit festem Natriumsulfat getrocknet
und dann eingedampft. So erhält man 3,2 kg konzentriertes
Öl. DHA-Gehalt: 36,8 Gew.-%, EPA-Gehalt: 31,8 Gew.-%. Das Öl ist
braun und riecht nach Fisch, weshalb dem konzentrier
ten Öl Fullererde zugemischt wird, dann wird unter Stickstoffatmos
phäre bei 105°C 10 Minuten lang erhitzt und heiß fil
triert. Geruchlos gemacht wird durch Vakuum-Wasserdampf
destillation 3 Stunden lang bei einem Druck von 1,3 bar
und einer Temperatur von 170°C. Dadurch erhält man ein
hellgelbes, geschmackloses, geruchloses Öl mit praktisch
unveränderter Zusammensetzung.
24 kg Dorschleberöl werden bei 60°C in 16 Liter
Methanol gelöst. Bei einer Temperatur von 50-60°C
werden unter Rühren 8 kg 40gew.-%ige Natriumhydroxydlösung
zugetropft, dann wird das Gemisch auf 60°C gehalten
und weitere 45 Minuten lang gerührt. Bei etwa 60°C wer
den der Lösung 20 kg 15gew.-%ige Salzsäure zugesetzt. Die
Phasen werden getrennt, dann wird die organische Phase noch
mit 10 kg 15gew.-%iger Salzsäure behandelt, danach mit etwa
180 Liter heißem Leitungswasser neutral gewaschen. Die
so entstandenen Phasen werden wieder getrennt. Zu der
öligen Phase werden 100 Liter Aceton gegeben. Es wird
auf etwa 45°C erwärmt, dann werden 3,8 kg in 30 Liter
Wasser gelöstes LiOH · H2O zugegeben. Nach einer halben
Stunde Rühren läßt man das Gemisch über Nacht stehen,
dann wird es filtriert, und das Acetonfiltrat wird einge
dampft. Es wird mit etwa 8 kg 15gew.-%iger Salzsäure ange
säuert, mit Hexan dreimal ausgeschüttelt und schließlich
eingedampft. Während des Reinigungsvorgangs wird bis zum
Schluß in Stickstoffatmosphäre gearbeitet. Auf diese
Weise erhält man 6,4 kg gereinigtes Fischöl. Jodzahl:
258, Säurezahl: 160.
1 kg des so gereinigten Dorschleberöls wird bei
60°C der mit 9 Liter Methanol bereiteten Lösung von 3 kg
Harnstoff zugetropft. Das Gemisch wird 2 Stunden lang bei
dieser Temperatur gerührt. Nach dem Abkühlen läßt man
es über Nacht bei -10°C im Gefrierschrank stehen, dann
wird es filtriert, und das Filtrat wird eingedampft. Der
eingedampften Substanz werden 2,5 Liter im Volumverhältnis
von 1 : 1 mit Wasser verdünnte Salzsäure zugegossen. Es wird 15 Minuten lang gerührt,
dann mit Hexan ausgeschüttelt. Die Hexanphase wird mit
Wasser neutral gewaschen, mit Na2SO4 getrocknet, dann
eingedampft. Auf diese Weise erhält man 0,34 kg unge
sättigte ω-3-Fettsäuren, Jodzahl: 315; EPA-Gehalt: 24 Gew.-%,
DHA-Gehalt: 42 Gew.-%.
In ein 10 Liter fassendes Algenkulturglas werden
8 Liter Knop-Pringsheim-Nährlösung gefüllt, die durch
40 mg Natriumselenit ergänzt werden. Das System wird
bei 120°C 30 Minuten lang bei einem Überdruck von 1 bar
sterilisiert. Die sterile Lösung wird bei 25°C mit der
Algen-Reinkultur Scenedesmus obtisiusculus, die fähig ist,
Selen gut zu inkorporieren, geimpft. Durch die Nährlösung
wird bei 25°C 5 Vol.-% Kohlendioxyd enthaltende Luft
bei Beleuchtung durch ein Leuchtstoffrohr (4000 Lux,
440 bis 520 µm und 640 bis 700 µm) geleitet. Nach einem Züchtungszyklus von
14 Tagen wird die Alge von der Nährlösung isoliert. Die
erhaltene Algenmasse wird mittels Ultraschall aufbereitet,
dann bei einer Temperatur unter 65°C vorsichtig getrock
net. Man erhält 6 g Algenpulver mit einem Selengehalt von
650 µg/g.
150 g 65gew.-%igem konzentriertem Dorschleberöl (EPA-
Gehalt: 22 Gew.-%, DHA-Gehalt: 43 Gew.-%) werden 100 g Se-Algenpul
ver (Se-Konzentration: 260 µg/g) zugemischt. Das Gemisch
wird homogenisiert, und das Homogenisat wird mit 0,1 Gew.-%
Vitamin E konserviert. Der erhaltene Wirkstoff wird in
eine weiche Gelatineperlenkapsel oder eine weiche Gelatine
kapsel gefüllt, und dieKapseln werden in Blasenfolie ge
packt.
Es wird in allem wie in Beispiel 4 verfahren, mit
dem Unterschied, daß die folgenden Ausgangsstoffe verwen
det werden: 400 g 65gew.-%iges konzentriertes Dorschleberöl,
dessen EPA-Gehalt 22 Gew.-% und DHA-Gehalt 43 Gew.-% beträgt, 70,6 g
Algenpulver mit einem Selengehalt von 1200 µg/g und 0,4 g
vitamin E. Das Homogenisat wird in zur Aufnahme von 500 mg
Wirkstoff geeignete Kapseln gefüllt.
Mit den bekannten pharmazeutischen Mitteln und
Verfahren werden Tabletten der folgenden Zusammensetzung
hergestellt:
Mit EPA und DHA angereichertes
Dorschleberöl, welches als
Konserviermittel
0,1 Gew.-% Vitamin E enthält
(DHA-Gehalt: 43 Gew.-%,
EPA-Gehalt: 22 Gew.-%)200 mg Se-Algen
(Se-Konzentration: 1500 µg/g) 86 mg Lactose140 mg Stärke 60 mg Polyvinylpyrrolidon 3,5 mg Magnesiumstearat 3,5 mg
Dorschleberöl, welches als
Konserviermittel
0,1 Gew.-% Vitamin E enthält
(DHA-Gehalt: 43 Gew.-%,
EPA-Gehalt: 22 Gew.-%)200 mg Se-Algen
(Se-Konzentration: 1500 µg/g) 86 mg Lactose140 mg Stärke 60 mg Polyvinylpyrrolidon 3,5 mg Magnesiumstearat 3,5 mg
Gewünschtenfalls werden die Tabletten in einer
Dragiermaschine mit Zucker überzogen.
Claims (10)
1. Arzneimittel, geeignet zur Vorbeugung gegen beziehungs
weise Behandlung von Erkrankungen des Herz/Kreislauf-
Systemes, mit einem Gehalt an
- a) 1 oder mehr ungesättigten Fettsäure(n) und/oder deren Derivat(en) als Wirkstoff(en),
gegebenenfalls zusammen mit 1 oder mehr in der Pharma
zie üblichen Träger- und/oder Hilfsstoff(en) sowie ge
gebenenfalls Antioxydationsmittel(n), dadurch gekenn
zeichnet, daß sie auch
- b) 1 oder mehr selenhaltige Alge(n) als weitere[n] Wirkstoff(e) enthalten, wobei die Gewichtsverhält nisse von a) zu b) 99,5 bis 50 : 0,5 bis 50 be tragen.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)]
[eine] solche mit mindestens 2 ungesättigten Bindungen
enthalten.
3. Arzneimittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestand
teil(e) a)] [eine] solche mit 18 bis 22 Kohlenstoff
atomen enthalten.
4. Arzneimittel nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeich
net, daß sie als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestand
teil(e) a)] [eine] solche, welche aus dem beziehungswei
se den Öl(en) von 1 oder mehr Meeresfisch(en) extrahiert
worden ist beziehungsweise sind, enthalten.
5. Arzneimittel nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß sie als ungesättigte Fettsäure(n) [Bestand
teil(e) a)] [eine] ω-3-Fettsäure(n) mit 18 bis 22 Kohlen
stoffatomen enthalten.
6. Arzneimittel nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeich
net, daß sie als ω-3-Fettsäure(n) [Bestandteil(e) a)]
5,8,11,14,17-Eicosapentaensäure (EPA) und/oder 4,7,10,
13,16,19-Docosahexaensäure (DHA) enthalten.
7. Arzneimittel nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß sie als Fettsäurederivat(e) [Bestandteil(e) a)]
[einen] Ester, [ein] Erdalkalimetallsalz(e) und/oder
[ein] Aminsalz(e) enthalten.
8. Arzneimittel nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeich
net, daß sie die beziehungsweise das ungesättigte Fett
säure(n) und/oder Derivat(e) derselben [Bestandteil(e)
a)] und die selenhaltige(n) Alge(n) in Gewichtsverhält
nissen von 95 bis 65 : 5 bis 35, insbesondere 85 bis
75 : 15 bis 25, enthalten.
9. Arzneimittel nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeich
net, daß sie als selenhaltige Alge(n) [Bestandteil(e)
b)] [eine] solche, welche durch Züchten des ausgewähl
ten Algenstammes unter sterilen Bedingungen in einer aus
Süßwasser und Nährsalzen zusammengestellten Nährlösung
in Gegenwart von Licht und Kohlendioxyd auf photo
synthetischem Wege oder ohne Licht auf einem auch Kohlen
wasserstoff-, Sauerstoff- und Stickstoffquellen enthal
tenden Nährboden und darauffolgendes Isolieren der ge
wonnenen Algen sowie, gebenenfalls nach oder vor ihrem
Trocknen erfolgendes Aufschließen durch Ultraschall oder
Mahlen, wobei der Nährlösung [eine] anorganische und/oder
organische Selenverbindung(en) in Konzentrationen
von 10-7 Mol/Liter bis 2 · 103 Mol/Liter zugesetzt
wird beziehungsweise werden und diese Nährlösung mit
einer das Selen gut inkorporierenden Algen-Reinkultur,
welche durch Impfen des ausgewählten Algenstammes auf
einen anorganische und gegebenenfalls auch organische
Nährstoffe enthaltenden flüssigen Nährboden, darauffol
gendes Behandeln mit N-(Methyl)-N′-(nitro)-N-nitrosogua
nidin, anschließenden Züchten des Stammes auf einem auch
Selen enthaltenden Nährboden und schließlich Isolieren
der das Selen gut inkorporierenden und mindestens die
gleiche Wuchskraft wie der ursprüngliche Stamm aufwei
senden Individuen erhalten worden ist, geimpft wird,
hergestellt worden ist beziehungsweise sind, enthalten.
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