-
Verfahren zur Herstellung eines im Boden allmählich löslich werdenden
Düngers. Es ist verschiedentlich versucht worden, die humussäureartige Verbindungen
enthaltenden Stoffe, wie Torf, Koorerde, Braunkohle um, zu Düngezwecken zu verwenden,
sei es, daß man versuchte, die ihnen innewohnenden Stoffe nutzbar zu machen, sei
es, daß man versuchte, fremde, schwerlösliche Düngemittel mit ihnen aufzuschließen.
-
Es ist aber nicht vorteilhaft, hierbei nach dem Verfahren der englischen
Patentschriften 6q.05%96 und 8931/o3 die Humussäure bzw. ihr Gemisch mit den Düngestoffen
mit Kalk zu versetzen, weil die Humussäuren hierdurch ausgefällt und deren aufschließende
Einwirkung auf die gleichfalls unlöslichen-Düngestoffe verhindert wird.
-
Einen weiteren Nachteil bringen die Patentschriften 4047o (schweizerisch)
und r65976 (deutsch) und 6920;04 und 6921/04 (englisch) mit sich, die vermittels
vollständiger Lösung der Hurnussäure die beigefügten und eigenen Nährstoffe aufschließen
wollen. Die schweizerische Patentschrift geht noch weiter und bringt sogar das direkt
in Alkalien nicht lösliche Humin und Ulmin durch einen Fermentationsprozeß ebenfalls
zur Lösung. Der Nachteil besteht darin, daß durch eine vollständige Lösung der Humussäure
dem Dünger der kolloide Anteil g enommen wird. Ein damit gedüngter koloidarmer Boden
wird nicht imstande sein, die löslichen Nährstoffe zu absorbieren und festzuhalten,
sie werden dem Boden durch Regen leicht verlorengehen. Andererseits sind die größeren
Mengen an Alkalien oder an alkalischen Salzen, die zur vollständigen Lösung der
Humussäure erforderlich sind, besonders wenn sie aus fixen Alkalien bestehen, für
die Pflanzen und auch für den Boden schädlich. Sie vernichten infolge ihrer ätzenden
Wirkung die zarten Pflanzenwurzeln und führen eine Verschlechterung der physikalischen
Eigenschaften der Ackerböden, auch der schwereren, herbei, die sich in der Verkrustung
und Undurchlässigkeit des Bodens zu erkennen gibt.
-
Man kann die erwähnten Nachteile vermeiden, wenn man infolge Zusatzes
einer ungenügenden Menge an Alkali oder an alkalisch reagierendem Alkalisalz nur
eine unvollständige Lösung der Humussäure herbeiführt. Man .kann durch die unvollständige
Lösung die große Oberfläche der kolloidalen Humussäure erhalten, bzw. noch erheblich
vergrößern, so daß der so gewonneneDünger den technischen Vorteil vor dem der vollständigen
besitzt, Nährstofflösungen und Regemvasser in großer Menge zu adsorbieren. Er schützt
somit den Boden vor dem Auswaschen der Nährstoffe und vor dein Austrocknen.
-
Die unvollständige Lösung gestattet eine innige Vermischung der unlöslichen
restierenden Humussäuren mit den aufzuschließenden schwerlöslichen Dungstoffen,
wodurch diese allmählich löslich werden. Diese allmähliche Lösung tritt besonders
dann hervor, wenn man zur Lösung der Humussäure Ammoniak verwendet, das im Boden
nitrifiziert und als Salpetersäure die schwerlöslichen Dungstoffe energischer aufschließt
als die Humussäuren.
Da bei der unvollständigen Lösung die Kolloide
im Düngergemisch erhalten bleiben, so ist auch die Beimischung löslicher Düngesalze
möglich, cla die letzteren durch die kolloide Humussäure adsorbiert und vor dem
Auswaschen aus dem Boden bewahrt werden. Diese Art der Beimischung bringt noch den
weiteren technischen Vorteil mit sich, daß die freien Humussäuren die Düngesalze
infolge der Adsorption der Base zersetzen und die entstehenden anorganischen Säuren,
wie z. B. H Cl, H=S O, oder H N 03 beim Zusatz von K Cl, bzw. K, S Q, bzw.
Na N 03 die Aufschließung der beigemischten schwerlöslichen Dünger befördert. Infolge
der geringeren Menge des zur unvollständigen Lösung verwandten Alkalis, insbesondere
des Ammoniaks, kann man den Dünger direkt mit der Saat in Berührung bringen sowohl
durch Ausstreuen in die Saatfurche als auch durch Beizen des Saatgutes mit dem feuchten
Dünger.
-
Als weiteren technischen Vorteil der infolge der unvollständigen Lösung
erhalten gebliebenen Humuskolloide ist noch hervorzuheben, daß die letzteren die
im Bodenwasser gelösten Nährsalze größtenteils adsorbieren und dadurch verhindern,
daß die Nährsalz-Konzentration eine für die Pflanzenwurzeln schädliche Höhe erreicht.
-
Eine Humussäureform, die sich besonders für diese Zwecke eignet, ist
der Kohlehumus bzw. die Humuskohle, die fast völlig aus humifizierten Pflanzenresten
besteht.
-
Man verfährt in der Weise, daß man humussäureartige Stoffe, wie Kohlehumus,
Humuskohle, Braunkohle, Torf, Moorerde, Humose, Ackererde, die bei io bis 2o Gewichtsprozenten
Humus etwa 2o bis 40 V olumprozente an humussäurehaltigen Stoffen enthalten kann,
IATaldhumus, Faulschlamm entweder direkt oder nach Behandlung mit Säuren, mit oder
ohne Erhöhung von Druck und Temperatur, mit einer zur Lösung der Humussäuren ungenügenden
Menge an Alkalihydrat oder alkalischem Alkalisalz behandelt und nun entweder lösliche
oder unlösliche Düngemittel hinzusetzt, gut mischt, trocknet und vermahlt.
-
Im folgenden seien zwei Beispiele angeführt, wobei jedoch hervorzuheben
ist, daß sich die quantitativen Verhältnisse bei der unvollständigen Lösung der
Humussäuren innerhalb weiter Grenzen ändern können.
-
i. Beispiel.
-
Man vermischt zehn Teile Kohlehumus mit etwa 3 Teilen zehnprozentigem
Ammoniak. mischt je nach Bedarf 3 bis 5 Teile und mehr Phosphorit hinzu, trocknet
und mahlt z. Beispiel.
-
Man vermischt Kohlehumus und Phosphorit in den angegebenen Mengen,
befeuchtet mit Wasser, sodann mit Ammoniak, mischt gut, trocknet und mahlt; man
kann diesem Dünger auch ein lösliches Kalisalz zumischen.