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Herstellung von kernnährstoffhaltigen, organischen Düngemitteln aus
rezenten und fossilen Pflanzenkörpern Physiologische Versuche haben einwandfrei
ergeben, daß sich dieFruchtbarkeit desAckerbodens durch anorganische Düngesalze
allein nicht aufrechterhalten läßt. Dem Boden müssen auch humusbildende, organische
Massen zugeführt werden. Eine regelmäßig verabfolgte Düngung mit kernnährstoffreichem
Humus erzeugt und verleiht dem Acker das, was der Landwirt als alte Kraft bezeichnet.
Bei starker Inanspruchnahme des Ackers, bei mangelndem Ersatz von organischen Dungmassen
geht diese alte Kraft -zwar nicht plötzlich, aber irn Laufe der Zeit doch verloren,
was bei einem großen Teil des europäischen Kulturbodens bereits eingetreten ist.
Ist sie aber verloren, so ist es ausgeschlossen, sie lediglich durch Anwendung von
anorganischen Düngesalzen wieder zu erreichen. Die Gefahr für die Ländwirtschaft
aller Kulturstaaten besteht in der Erschöpfung der organischen Bodensubstanz bzw.
in dem mit der Zeit fortschreitenden Mißverhältnis zwischen Mineralboden und Verringerung
des organischen Düngers. Nährstoffhaltiger Humus muß in allen fruchtharen Böden
in ausreichenden Mengen vorhanden sein. Er entsteht in der Natur durch Umwandlung
frischer Pflanzen bzw. durch Zerrottung von Stalldünger, und er bietet den Pflanzen
nicht nur Kernnährstoffe, wie Stickstoff, Kali usw., sondern ist auch eine ständig
fließende Kohlensäurequelle, aus welcher den Pflanzen große Mengen assimilierbarer
CO"
direkt zufließen. Das Kohlendioxyd entstammt hier biologischer Atmungs-
und Zersetzungstätigkeit, welche ohne organische Bodensubstanz nicht möglich ist.
Da nun zur Aufrechterhaltung und zur Wiederinkraftsetzung unserer Kulturböden die
zur Verfügung stehenden Mengen an Stalldünger nicht ausreichen, so ist es angebracht,
die in gewaltigen Massen vorkommenden fossilen Pflanzen, wie Steinkohle, Braunkohle,
Kohlehumus, Torf usw., in kernnährstoffhaltigen Humus umzuwandeln und an Kernnährstoffen
reicher zu gestalten als den aus Stalldünger entstandenen Humus.
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Es ist bereits ein Verfahren bekannt, w elches lediglich die Aufschließung
von Torf, Braunkohle u. dgl., aber nicht eine chemische Angliederung von Kernnährstoffen
zum Gegenstand hat. Nach dem Verfahren werden die fossilen Pflanzen zunächst schwach
alkalisch gemacht, um eine Ammonisation der in der angewandten Substanz vorhandenen
organischenN-Verbindungen einzuleiten. Die
Masse wird dann mit übermlangansaurem
Kali, etwa in Lösung- i ': ioöo, mit Zusatz geringer Mengen von Wasserstoffsuperoxyd
übergossen und gemischt. Auf diese Weise wird die Masse mit Sauerstoff behandelt,
der lediglich aus zugesetzten sauerstoffhaltigen Verbindungen in Wechselwirkung
mit der organischen Substanz entsteht. Schließlich werden nach Beendigung der Sauerstoffentwicklung
die Massen mit Kulturen von ammoniakbindenden Mikroorganismen begossen.
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Sodann ist ein Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels aus naßverkohltem
Torf bekannt. Der Rohtorf wird hier besonders vorbereitet, indem Torfschlamm ohne
Zusatz unter hohem Druck durch röhrenartige Apparate hindurchgepreßt wird, in welchen
der Torf gleichzeitig für einige Zeit auf eine Temperatur zwischen ioo° bis i8o°
erhitzt wird, ohne daß der Schlamm zum Sieden kommt. Der durch Filtration von naßverkohlternTorfschlamm
in der Filterpresse o.dgl. erhaltene Preßkuchen dient in natürlichem Zustande oder
gegebenenfalls nach weiterem Trocknen als Ausgangsmaterial für das Verfahren. Auf
diese naßverkohlten Preßkuchen läßt man ammoniakhaltige Gase unter normalen Verhältnissen
einwirken und das Reaktionsprodukt bildet das Düngemittel.
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Zur Stickstoffanreicherung der Torfdünger wird ferner vorgeschlagen,
rohes Gaswasser von Rohtorf aufsaugen zu lassen. Der so erhaltene Stickstoffdünger
soll im Preise billiger einstehen als Mischtorf mit gleichem Gehalt an Ammoniumsulfat.
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Bei allen bisher bekannten Verfahren findet nur eine schwache Anreicherung
von Torf oder Braunkohle mit Ammoniak oder anderen Kernnährstoffen statt. Die Menge
des chemisch gebundenen Ammoniaks ist immer nur äquivalent der Menge der in den
angewandten fossilen Pflanzen vorhandenen freien organischen Säuren. Selbst der
beste Kohlehumus oder Kasseler Braun ist nur in der Lage, 6°J, Stickstoff in Ammoniakform
zu binden. Gegenstand des vorliegenden Verfahrens ist die Bindung von Ammoniak bzw.
anderen Kernnährstoffen, an fossile und rezente Pflanzen unter gleichzeitiger Druckoxydation
des Pflanzenmaterials zu organischen Säuren. Bei dem Verfahren wird der billige
atmosphärische Sauerstoff auf ein Gemisch von Pflanzenkörper n- und Ammoniak in
bekannter Weise in Autoklav en gedrückt. Bei einem Druck von etwa 5o Atm. und bei
einer Temperatur von etwa 200° bis 25o° wirken gleichzeitig der Sauerstoff und das
Ammoniak auf die organische Substanz ein, wodurch das stickstoffreiche Düngemittel
entsteht. Auf diese Weise werden größere Mengen von Ammoniak, wie sie z. B. synthetisch
gewonnen werden oder bei der Destillation von Kohlen oder anderen fossilen Pflanzen
anfallen, zu organischen Düngemitteln gebunden, so daß die teure und schädliche
Schwefelsäure, an die bisher das NH3 zu schwefelsauremAmmoniak angegliedert wurde,
ausgeschaltet wird. Man ist also in der Lage, organischen Stickstoffdünger in unbegrenzten
Mengen zu beschaffen, welcher keine dem Boden und den für die Gare des Bodens erforderlichen
Lebewesen schädlichen Bestandteile führt und welcher infolge seines hohen Gehaltes
an Sauerstoff eine ständig fließende CO=-Ouelle für die assimilierenden Pflanzen
in erhöhtem Maße ist. Bei Braunkohle und Steinkohle ist es vorteilhaft, wenn noch
Wasser zugesetzt wird, damit die chemische Angliederung von Sauerstoff nicht in
Verbrennung zu Kohlensäure ausartet.