-
Verfahren zur Herstellung von den Pflanzenwuchs fördernden Bodenentseuchungs-
und Bodenschutzmitteln Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von den Pflanzenwuchs fördernden Bodenentseuchungs- und Bodenschutzmitteln aus Gaswasser,
das bei der Kühlung von Kohlendestillationsgasen und bei dem Waschen derselben mit
Wasser anfällt.
-
Das Gaswasser war in der Kokerei- und Gaswerkindustrie ein hochgeschätztes
Nebenerzeugnis, als man es noch nicht verstand, Ammoniak synthetisch' herzustellen.
Aus dem Ammoniak desselben wurden früher fast ausschließlich Salmiakgeist, Salmiak,
schwefelsaures Ammoniak für Düngezwecke usw. hergestellt. Da aber die Ammoniaksynthese
eine billigere Herstellungsweise der Ammoniakerzeugnisse ermöglichte, wurde es zu
einem lästigen Abfallprodukt. Deshalb würde man es heute in den Kokereien. und Gaswerken
am liebsten den Abwässern beimischen, um es zu beseitigen, wenn hygienische Gründe
nicht entgegenständen.
-
Beispielsweise beabsichtigten Berliner Gaswerke, ihr Gaswasser den
Abwässern der Stadt Berlin einzuverleiben, die auf Rieselfelder gepumpt werden und
im Erdboden versickern. Aber aus hygienischen Gründen wurde diese Art der Beseitigung
des Gaswassers nicht durchgeführt.
-
' Um sich die erheblichen. Kosten der Verarbeitung auf schwefelsaures
Ammoniak für Düngezwecke zu ersparen, hat man auch versucht, das rohe Gaswasser
unmittelbar als Düngemittel zu verwerten. Aber die neben dem eigentlichen Wertstoff,
dem Ammoniak, noch in ihm vorhandenen Bestandteile, z. B. Schwefelwasserstoff; Rhodanwasserstoff,
Pyridine,
Phenole, Kresole und sonstige Bestandteile, wirkten schädlich auf -das Wachstum
der Pflanzen. Hinzu kam, daß die erforderliche Speicherung des rohen Gaswassers,
das nur etwa z bis a % Ammoniak enthält, praktisch nicht durchführbar war und daß
aus demselben Grunde die Transportkosten zu. den landwirtschaftlichen Verbrauchern
den Wertstoff zu sehr belasteten, um auf diese Weise die gewaltigen Mengen an Gaswasser,
die in den Kokereien und. Gaswerken anfallen, nutzbringend zu verwerten.
-
Man hat ferner vorgeschlagen, das rohe Gaswasser zunächst auf etwa
g5° zu erwärmen, um es von Schwefelwasserstoff und sonstigen pflanzenschädlichen
Bestandteilen zu befreien, es dann durch Destillation mit Wasserdampf in ein reineres
Konzentrat mit etwa 15 bis 17% Ammoniak überzuführen und dieses als Düngemittel
zu verwenden. Aber auch dieses veredelte Erzeugnis konnte sich gegenüber den festen
N-Düngemitteln, wie Schwefelsaures Ammoniak, Ammonsalpeter usw., nicht durchsetzen,
deren Speicherung, Transport und Anwendung leichter durchführbar ist.
-
Um das Gaswasser zu beseitigen, ist man schließlich in einzelnen Gaswerken
dazu übergegangen, es in der bekannten Weise in Kolonnen mit Wasserdampf zu destillieren
und das Ammoniak und die sonstigen flüchtigen Bestandteile im Gemisch mit dem Wasserdampf
und nach Zusatz von Luft in Generatoren zu leiten, um sie dort an dem glühenden
Koks in die Elemente aufzuspalten. .Die Spalterzeugnisse wurden dann zusammen mit
dem Generatorgas, dessen Herstellung in erster Linie bezweckt wurde, für Brennzwecke
verwertet. Aber auch in dieser Weise konnten die gewaltigen Mengen an- Gaswasser
nicht beseitigt werden, die in den Gaswerken und Kokereien anfallen.
-
Die vorliegende Erfindung löst das hier gekennzeichnete Problem nunmehr
in befriedigender Weise. Es liegt ihr die Erkenntnis zugrunde, daß die vielen Bestandteile,
die außer dem eigentlichen Wertstoff, dem Ammoniak, im Gaswasser vorhanden sind,
sich zur Entseuchung des Ackerbodens von pilzlichen und tierischen. Pflanzenschädlingen
vorzüglich eignen. Während man .das Gaswasser bisher von diesen Bestandteilen befreien
mußte, um bei dessen Verwendung als Düngemittel eine Schädi.gung der Pflanzen zu
unterbinden, wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, diese nicht nur im Gaswasser zu
belassen, sondern ebenso wie das Ammoniak anzureichern, also ein Konzentrat durch
Destillation herzustellen, in welchem auch diese Bestandteile in demselben Mengenverhältnis
wie in dem ursprünglichen rohen Gaswasser in möglichst hoher Konzentration zugegen
sind. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von
den Pflanzenwuchs fördernden Bodenentseuchungs- und Bodenschutzmitteln, nach welchem
durch Kühlung und Waschung von, Koh.lendestillationsgä,sen gewonnenes Gaswasser
einer Destillation durch Einleiten von Wasserdampf unterworfen und durch Kondensation
der mit Wasserdampf flüchtigen Bestandteile ein wäßriges, Ammoniak, Kohlensäure,
Schwefelwas,seretoff, Pyridin, Kresol und Phenol enthaltendes Bodenentseuchungs-
und Bodenschutzmittel hergestellt wird. Sofern diese Nebenbestandteile andererseits
in unzureichenden Mengen im Gaswasser vorhanden sind, wird ferner vorgeschlagen,
sie dem Konzentrat zuLsätzlich einzuverleiben. Zum Beispiel wird der Gehalt eines
Konzentrates an Schwefelwasserstoff durch zusätzliches Einleiten von H.S in Gasform
auf 3 bis 5 0/0 erhöht, wenn er nur 2"1/o beträgt. Auch die übrigen Bestandteile,
wie die Phenole und Kresole, werden dem Konzentrat erfindungsgemäß zusätzlich einverleibt,
um die entseuchende Wirkungsweise erforderlichenfalls zu verstärken.
-
Bei der Anwendung des Konzentrates für landwirtschaftliche Zwecke
wird praktisch so vorgegangen, daß man es in, Furchen eintreufelt, die man mittels
geeigneter Vorrichtungen in -den vorbereiteten, aber noch nicht bestellten Ackerboden
zielt und die man unmittelbar anschließend wieder einebnet. Auf diese Weise wird
dafür .gesorgt, daß von den Wirkstoffen möglichst wenig in die Atmosphäre verflüchtigt.
Die Bepflanzung bzw. Besäung wird erst dann vorgenommen, wenn der Boden vollständig
entseucht ist und wenn in ihm Schwefelwasserstoff und sonstige Wirkstoffe in nicht
mehr für die Pflanzen oder die Saat gefährlichen Mengen vorhanden sind. Das ist
in der Regel etwa nach 3 bis d. Wochen der Fall. Während dieser Zeit unterstützt
das Ammoniak lediglich die entseuchende Wirkungsweise der übrigen Bestandteile.
Es wird jedoch verhältnismäßig schnell, wie sich gezeigt :hat, von gewissen Bestandteilen
des Bodens (Gips, Humussäuren) chemisch gebunden und in nicht flüchtige Verbindungen
übergeführt, die ausschließlich als Düngemittel fungieren, nachdem die Bestellung
des Bodens erfolgt ist.
-
Lias Ammoniak ist im Gaswasser wie auch in dem erfindungsgemäß hergestellten
Konzentrat größtenteils an Kohlensäure, also als Ammoniumcarbonat gebunden. Bei
einem Konzentrat mit 15 bis 17 % Ammoniak, muß deshalb in den Wintermonaten mit
einem Auskristallisieren von Ammoniumcarbonat gerechnet werden. Die Behälter, in
denen das Konzentrat gespeichert und transportiert wird, werden deshalb vor zu starker
Abkühlung in den Wintermonaten geschützt und erforderlichenfalls mit Heizvorrichtungen
versehen.
-
Handelt es sich darum, bei nicht verseuchten Böden lediglich einer
Verseuchumg durch pilzliche und tierische Pflanzenschädlinge vorzubeugen, so können
die dafür erforderlichen Wirkstoffe in dem Konzentrat auch in niedrigerer Konzentration
vorliegen.-- Für solche Fälle wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, das Gaswasser
nicht erst zu destillieren, sondern lediglich durch Einleiten von gasförmigem Ammoniak
oder durch Zusatz von reinem hochprozentigem, synthetisch hergestelltem Ammoniakwasser
mit dem Düngestickstoff anzureichern.
-
Nach vorliegender Erfindung besteht ferner die Möglichkeit, dem Gaswasser
außer gasförmigem Ammoniak auch Stickstoff in Form von festen Düngemitteln, so wie
kali- und phosphorsäiurehaltige
Düngemittel .einzuverleiben und
einen flüssigen Mischdünger herzustellen, um damit den Boden nicht nur zu düngen,
sondern ihn gleichzeitig vor der Verseuchung durch Pflanzenschädlinge zu schützen.
-
Beispiele i. Gaswasser mit einem Gehalt von etwa 1,71/o NH3, 1190/0
C02, 0,3% H2S, 0,150/q Phenolen, o,i 0% Pyridin, 0,030/0 organischen Schwefelverbindungen
(CS2) und o, i % H CN wird in einer Kolonne mit Wasserdampf destilliert und durch
Kühlung und Kondensation -der Destillationsgase ein wäßriges Konzentrat hergestellt,
das etwa 17% NH3, 18% C02, 2,7% H2S, i,5% Phenole, 1 % Pyridin, 0,3 0/0 organische
Schwefelverbindungen und: i,o % H CN enthält. Dieses Konzentrat wird dazu verwendet,
um etwa Ende März einen Ackerboden, der durch pilzliche und tierische Pflanzenschädlinge
verseucht ist, zu entseuchen und mit Stickstoff zu düngen.
-
Zu diesem Zweck werden in dem hergerichteten Boden Furchen gezogen,
die etwa 5 cm tief sind. In diese Furchen läßt man das !Konzentrat träufeln und
ebnet sie unmittelbar anschließend wieder ein. Auf diese Weise werden je ioo qm
Bodenfläche etwa 251 Konzentrat obiger Zusammensetzung einverleibt.
-
Zwecks besserer Dosierung und Verteilung verdünnt man das Konzentrat
vor der Verwendung zweckmäßig etwa bis zu dem Vierfachen seines Volumens mit Wasser
und beregnet den Boden ausgiebig nach der Einebnung. Nach etwa 3 bis q. Wochen,
also im vorliegenden Fall in der zweiten Hälfte des April, erfolgt dann die Besäung
und Bepflanzung des entseuchten und mit Stickstoff gedüngten Bodens.
-
2. Durch Einleiten von Schwefelwasserstoff, der beispielsweise bei
der Entschwefelung von Kohlengas anfällt, in das nach Beispiel i hergestellte Konzentrat
wird dieses mit H2S bis zu q. bis 5 % angereichert und in der beschriebenen Weise
dazu verwendet, um einen Acker zu entseuchen und mit Stickstoff zu düngen, der von
tierischen Pflanzenschädlingen stark verseucht ist.
-
3. Ein nach Beispiel i aus Gaswasser hergestelltes Konzentrat wird
bis zu 5'/o mit Phenolen und Kresolen angereichert, ,die beispielsweise bei der
Entphenolung von Braunkohlenteerölen gewonnen werden. Dieses Konzentrat wird dazu
verwendet, einen Boden zu entseuchen, und mit Stickstoff zu düngen, der durch pilzliche
Pflanzenschädlinge stark verseucht ist.
-
q.. In ein Gaswasser von einer Beschaffenheit, wie sie sich aus dem
Beispiel i ergibt, wird gasförmiges Ammoniak geleitet und mit. NH3 bis zu etwa 2o
0/0 angereichert. Das Konzentrat wird dazu verwendet, um einen Ackerboden mit Stickstoff
zu düngen und vor der Verseuchung durch pilzliche und tierische Pflanzenschädlinge
zu schützen.
-
5. In einem Gaswasser von der schon angegebenen Zusammensetzung ,
werden Kali, Stickstoff und Phogphorsäure enthaltende Düngemittel gelöst und ein
wäßriger Mischdünger mit etwa 5 bis 6% Gesamtstickstoff und ebeivsovie4 Kali (K20)
und Phosphorsäure (P205) hergestellt, der in der im Beispiel i beschriebenen Weise
verwendet wird, um einen Boden mit Stickstoff, Kali und Phosphorsäure zu düngen
und ihn vor pilzlichen und tierischen Pflanzenschädlingen zu schützen.