-
Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels aus Hochofenschlacke
Die Verwendung von kalkreichem Schlackensand an Stelle von Düngekalk zur Düngung
und Entsäuerung der Böden ist namentlich im Ausland schon seit längerer Zeit mit
gutem Erfolge durchgeführt worden und gewinnt immer größere Bedeutung, da der Schlackensand
bei gleichem Kalkgehalt im Preis nicht nur erheblich niedriger liegt als der Kalk,
sondern auch in der Anwendung und Wirkung dem Kalk gegenüber noch gewisse Vorteile
bietet. Derartige Schlacke entspricht nämlich in ihrem Kalkgehalt einem Düngekalkmergel
mit 8o bis go °h, reinem kohlensaurem Kalk. Immerhin fehlt es dem Schlackensand,
da er wegen seines glasigen Formzustandes den Kalk in fester Lösung enthält, an
der schnellen Wirkung, die der mit Ätzkalk gemischte Düngekalk entfaltet.
-
Unsere Versuche haben nun ergeben, daß die Wirkung des Schlackensandes
durch den Zusatz zerfallener, kalkreicher Schlacke beschleunigt werden kann; die
zerfallene Schlacke, die kristallin ist, enthält nämlich den Kalk in aktiver Form.
Mit zerfallener Schlacke allein kann man ungefähr dieselbe schnelle Wirkung erzielen
wie mit gebranntem Kalk und kann durch den Zusatz von Schlackensand die Reaktionsfähigkeit
des Düngemittels je nach den örtlichen Verhältnissen des Bodens regeln.
-
Die Verwendung von Schlacken als Düngemittel ist an sich bekannt.
Besonders die Thomasschlacke (Thomasmehl) ist wegen ihres hohen Gehalts an Phosphorsäure
seit langem ein geschätztes Pflanzendüngemittel. Während diese Schlacke aber den
Pflanzen die unentbehrliche Phosphorsäure liefert, so ist unsere Düngeschlacke ein
sogenanntes Bodendüngemittel, das den Zweck hat, je nach seiner Zusammensetzung
die Bodensäure schneller oder langsamer zu beseitigen und für den richtigen Reaktionszustand
im Boden zu sorgen, ohne den bekanntlich ein gutes Pflanzenwachstum selbst bei Gegenwart
genügender Pflanzennährstoffe nicht möglich ist. Die Thomasschlacke kann also nicht
als Ersatz für unsere Düngeschlacke verwandt werden. Sie stellt auch infolge ihrer
abweichenden chemischen Zusammensetzung etwas ganz anderes dar als unsere Düngeschlacke.
Ihre Wirkung kann jedoch durch Anwendung unserer Düngeschlacke gesteigert werden.
-
Gegenüber den als Düngemittel bereits bekannten Gemischen von Hochofenschlacke
mit verschiedenen Salzen unterscheidet sich unsere Düngeschlacke durch die alleinige
Verwendung von Hochofenschlacke in zwei verschiedenen Formzuständen, die miteinander
gemischt werden. Ihre Herstellung ist also erheblich wohlfeiler als die jener Gemische
mit Chemikalien.
-
Ein Vorteil unserer präparierten Düngeschlacke gegenüber dem Düngekalk
ist zunächst ihre große Lagerbeständigkeit. Sie verträgt nämlich längeres Lagern
im Freien, während Düngekalk, vor Feuchtigkeit geschützt, in Silos oder Mieten aufbewahrt
werden muß. Ferner wird der Düngekalk im feuchten, nassen Zustand leicht klebrig,
schmierig und unstreubar,
während die präparierte Düngeschlacke
auch bei feuchtem regnerischem Wetter vom Landwirt gleichmäßig verteilt werden kann,
sei es von Hand oder mit der Düngerstreumaschine.
-
Dazu kommt, daß bei der Düngeschlacke die mit dem Kalk verbundene,
verhältnismäßig leicht lösliche Kieselsäure und Tonerde zurückbleiben, während beim
Auflösen des Düngekalks die Kohlensäure durch die Bodenlösung als doppeltkohlensaurer
Kalk weggeführt wird. Die durch das Herauslösen des Kalks frei werdende kolloidale
Kieselsäure und Tonerde der Schlacke sind nun eine Basis für die Neubildung von
Bodenkolloiden und Bodenzeolithen, die wieder ihrerseits in der Lage sind, die als
Düngung gegebenen unentbehrlichen pflanzlichen Nährstoffe, wie besonders Kali- und
Phosphorsäure, im Boden in einer für die Pflanzen leicht verfügbaren Form zurückzuhalten
und vor der Auswaschung durch Regen zu bewahren.
-
Dazu kommt, daß die meisten Düngekalke, mit Ausnahme der dolomitischen
Kalke, entweder keine oder nur verschwindend wenig Magnesia enthalten, während die
präparierte Düngeschlacke gewöhnlich 2 bis 3 °/o, häufig aber mehr besitzt. Eine
ganze Reihe bedeutender Forscher haben gerade auf die Bedeutung der Magnesia für
die Düngung unserer Kulturpflanzen wiederholt hingewiesen und besonders auch darauf,
daß diese sich nicht durch eine andere Base vertreten lassen kann, sondern als selbständiger
Nährstoff zu betrachten ist.
-
Bei richtiger Bemessung des Schlackensandzusatzes zur zerfallenen
Schlacke sorgt die Düngeschlacke infolge ihres Gehaltes an porösem Schlackensand
auch für eine gute Auflockerung des Bodens, was für eine richtige Durchlüftung und
Erwärmung der kalten, bindigen, schweren Lehmböden sehr wichtig ist und ohne welche
der für die Pflanze äußerst wichtige Nitratstickstofferzeuger, der Azotobakter,
nicht gedeihen kann. Hand in Hand mit der hierdurch bewirkten Krümelung und Durchlüftung
gehen die Aufnahmefähigkeiten des Bodens für Feuchtigkeit und richtige Wasserführung.
-
Der an Kalk gebundene Schwefel derSchlacke, der Menge nach äußerst
gering, hat sich nicht nur als unschädlich erwiesen, sondern als wachstumanregend,
während er andererseits zur Beseitigung der Pflanzenschädlinge, wie Schnecken usw.,
wertvolle Dienste leistet.
-
Jedenfalls wird in der präparierten Düngeschlacke der Landwirtschaft
ein neues, wertvolles und dabei wohlfeiles Düngemittel an Hand gegeben, dessen umfangreiche
Anwendung auch dazu beitragen wird, große Massen der heute noch meist auf die Halden
geschütteten Hochofenschlacke der Volkswirtschaft wieder nutzbar zu machen.