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Verfahren zur Gewinnung eines mit Wasser abbindenden Mittels aus Anhydrit.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Gewinnung e'nes mit Wasser abbindenden
Mittels aus A..hydrit.
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.:. Während es bei dem natürlich vorkommenden Gips durch geeignetes
Erhitzen ohne wei-Üres gelingt, den bekannten abbindefähigen @sögenannten Stuckgips
zu erzeugen, war es . bisher nicht möglich, aus Anhydrit ein ab-'bindefähiges Erzeugnis
in einfacher, technisch durchführbarer Weise herzustellen, welches ähnlich wie der
Handelsgips gelagert, versandt und durch bloßes Anrühren mit Nasser än beliebiger
Stelle benutzt werden konnte.
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# #Z-s hat nicht an zahlreichen N'ersuchen gefehlt;; das Problem zu
lösen, Anhydrit in ein Erzeugnis überzuführen, aus deal feste Gegenstände, wie Gußformen
o. dgl., hergestellt werden können, da der Anhydrit in großen Mengen vorkommt und
in bequemer Weise im Tagebau gewonnen werden kann oder als Gangart beim Kalibergbau
abfällt. Vielfach Steht Änhydrit unter Gips an, so daß nach Slem Abbau der Gipslager
der bisher im großen braktiscll. unverwendbare Anhydrit liegen gel#Lssen werden
mußte.
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=Insbesondere ist vorgeschlagen worden, fein gemahlenen Anhydrit finit
gewissen Zusätzen, wie Kalitunsulfat, Kalk u. a. in., zu versetzen und diese Mischung
mit Wasser zu dein Zweck anzurühren, unmittelbar- ein erhärtetes Erzeugnis zu erhalten.
Hierbei entstehen Erzeugnisse, die außer dein Anlivdrit als wesentlichen Bestandteil
die als Bindemittel chemisch oder physikalisch wirkenden Zusätze enthalten und eine
mehr oder «weniger harte Masse liefern.
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Nach vorliegendem Verfahren gelingt es in einfacher Weise, den Anhydrit
so zu verändern, daß ein Handelserzeugnis erhalten wird, welches sich beim Abbinden
in bezug auf die Behandlungsweise, die Möglichkeit der Regelung der Abbindezeit
durch verzögernde oder beschleunigende Zusätze und in bezug auf die Eigenschaften
des fertigen Erzeugnisses ganz ähnlich wie Gips verhär : Nach der Erfindurfg wird
Anhydrit mit Wasser, dein man zur Beschleunigung des Vorganges Salze, insbesondere
Alkalisalze oder Erdalkalisalze, Basen, Säuren, wie Schwefelsäure oder -Salzsäure,
als Katalysatoren zusetzen kann, hydratisiert, und das Hvdratisationserzeugnis wird
bei erhöhter Temperatur bis etwa roo° bei gewöhnlichem Druck oder im Vakuum getrocknet.
Das Trocknungserzeugnis wird gemahlen und kann für sich oder mit geeigneten Zusätzen,
welche die Abbindedauer oder die Härte beeinflussen, versehen werden.
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-- Die erste Stufe des Verfahrens, die Hydratisierung, wird zweckmäßig
so durchgeführt, daß der feingemahlene Anhydrit mit einer geeigneten Menge @@'asser
versetzt wird, <lein zwecks Beschleunigung der Hydratisierung geeignete Katalysatoren,
beispielsweise \lagnesiumsulfat, Kaliunichlorid, Carnallit oder andere, einzeln
oder in Mischung, zugesetzt sind. Auch Kalk, beispielsweise in Forin %-(in Kalkmilch,
kann Verwendung finden.
`zach Beendigung der Hvdratisierung des
\"erfahrens wird die erhaltene 'lasse bei gewöhnlichem Druck oder im Vakuum getrocknet.
Das getrocknete Erzeugnis wird soweit als erforderlich gemahlen und ist dann versand-
oder verwendungsbereit.
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Die Menge der Katalysatoren und die Menge des Wassers sowie die Hydratisationsdauer
richten sich ganz nach der Beschaffenheit des Anhvdrits. Ebenso ist die zweckmäßige
Zerkleinerungsstufe abhängig von der Herkunft und Beschaffenheit des Anhvdrits.
Der in Kalilagern vorkommende Anhydrit braucht beispielsweise weniger fein gemahlen
zu werden wie der reine Anhvdrit des Tagebaues. Außerdem ist es nicht nötig, bei
der Hydratisierung des erstgenannten Anhydrits dem Wasser Katalysationssalze zuzusetzen,
weil er solche aus dem Kalivorkommen her schon zu enthalten pflegt.
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Will man die Katalysatoren wiedergewinnen und ein reines Erzeugnis
erzielen, so wird nach Beendigung der Hydratisation die Masse durch Filtration von
der Flüssigkeit befreit und in geeigneter Weise gedeckt oder ausgewaschen. Das Auswaschen
hat einen gewissen Vorteil für die Fabrikation insofern, als, je reiner das Enderzeugnis
des Verfahrens ist, es um so leichter gemahlen werden kann, ja in besonders reinem
Zustande fast von selbst wieder zu Pulver zerfällt, da der Zusatz von Salzen der
erwähnten Art, insbesondere von Sulfaten, wie aus der Literatur bekannt, eine gewisse
Härtewirkung auf eine aus Anhvdrit durch Vermischen mit Wasser erhaltene -lasse
ausübt.
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Wird zu bestimmten Zwecken gewünscht, die normale Abbindedauer zu
beschleunigen, so kann (lies durch Zusatz von geeigneten Mitteln, die zum Teil zu
demselben Zweck beim Gips bekannt sind, wie Kaliumsulfat, unterschwefligsaures Kali
u. a. in., geschehen. Anderseits kann auch eine Verlangsamung des Abbindeprozesses
erreicht werden durch Zusatz von auch zu diesem Zweck in der Gipstechnik bekannten
Stoffen, wie Borax, Leim o. dgl. Besonders geeignet ist Chlorkalt: oder Chlor in
geeigneter Form. So kann man z. B. dein Anmachwasser beim Abbinden Chlorwasser zusetzen.
Auch kann Kalk benut'zt werden.
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Auch die Härte des abgebundenen Erzeugnisses kann durch geeignete
Zusätze, ähnlich wie dies beim Gips bekannt ist, erhöht wer- j den. So eignet sich
beispielsweise Borax dazu, neben der Verzögerung der Abbindezeit , eine Erhärtung
des fertigen Gegenstandes herbeizuführen. Der Anwendungsbereich des abbindefähigen
Mittels nach dem Verfahren ist praktisch derselbe wie der des Gipses. Das Mittel
kann insbesondere zur Herstellung von allerlei Baumaterialien und von Formen für
die verschiedenen Industrien benutzt werden.
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Ein besonderer Vorzug des Verfahrens ist es, daß man es in dem Sinne
wiederholen kann, daß die fertige, abgebundene Masse von neuem dem Verfahren unterworfen
und dadurch wieder regeneriert wird. So kann man beispielsweise Formen aus dem abgebundenen
Mittel nach vorliegendem Verfahren, die nicht mehr gebraucht werden und sich sonst,
ähnlich wie die Gipsformen, nutzlos anhäufen, wieder mahlen und soweit als erforderlich
von neuem mit Hilfe von Wasser mit oder ohne Katalysatoren hydratisieren und dann
wieder nach der zweiten Stufe des Verfahrens -trocknen. Es findet hierbei- eine
Dehydratisierung des in den Formen in hydratisiertem Zustande vorhandenen Anhydrits
derart statt, claß der dehydratisierte Anhvdrit ohne weiteres wieder mit Wasser
angemacht, abbindet.
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Ein besonderer Vorzug des Verfahrens ist es, claß sich nach ihm die
beim Gipsbergbau in großen ''engen natürlich vorkommenden Gemische von Gips und
Anhydrit auf ein abbindefähiges Mittel verarbeiten lassen; diese Gips-Anhydrit-Mischungen
wurden bisher auf die Halde gestürzt, weil sie nach den üblichen Verfahren des Gipsbrennens
wegen ihres mehr oder weniger großen Anhydritgehalts kein brauchbares Erzeugnis
liefern. Diese Massen können ohne weiteres gemahlen und nach vorliegendem Verfahren
behandelt werden, wobei selbstverständlich bei der Erwärmung zwecks Trocknung höhere
Temperaturen benutzt werden, um die in der Gipstechnik nicht gern unterschrittene
Temperatur von 1070, die für die Umwandlung des natürlich vorkommenden Gipses in
Stuckgips wesentlich ist, mindestens zu erreichen. Das fertige Erzeugnis besteht
in diesem Falle aus einer Mischung von gebranntem Gips und umgewandeltem Anhydrit,
die beide vollkommen abbinden.