DE3739154A1 - Bleihaltiges zusatzmittel fuer stahlschmelzen - Google Patents
Bleihaltiges zusatzmittel fuer stahlschmelzenInfo
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- C21C2007/0012—Lead
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft bleihaltige
Zusatzmittel zur Behandlung von Stahlschmelzen in Form
von gefüllten Drähten.
Blei wird bekanntermaßen als Zusatzmittel zur
Stahlbehandlung eingesetzt, um die
Zerspanungseigenschaften zu verbessern, wobei
üblicherweise Gehalte von 0,05 bis 0,5% Blei im Stahl
eingestellt werden. Der Bleizusatz verlängert die
Standzeit der Werkzeuge, optimiert die Spanausbildung, weil
die Späne kürzer brechen, und verbessert die
Oberflächenbeschaffenheit des Werkstückes.
Weil sich Blei im Eisen praktisch nicht löst, ergeben sich
in der Praxis erhebliche Probleme, das Blei gleichmäßig
in der Stahlschmelze zu verteilen. Das Blei muß zu diesem
Zweck suspensionsartig in Form von kleinen Tröpfchen
gleichmäßig in der Stahlschmelze verteilt sein, wobei
diese Feinverteilung auch bis zur Erstarrung erhalten
bleiben muß. Zu große Bleitröpfchen scheiden sich aufgrund
ihres hohen spezifischen Gewichts ab und führen so zu
einer unzureichenden Bleiverteilung.
In der Praxis war es bisher üblich, die Zugabe des Bleis
beim Blockguß mit Hilfe von Gießtrichtern vorzunehmen.
Die Turbulenz in den Gießkanälen sorgt hierbei für eine
gleichmäßige Bleiverteilung. Nachteilig ist hierbei die
starke Belastung der Gießmannschaft durch die Bleidämpfe
während der gesamten Gießzeit.
Es ist deshalb auch schon versucht worden, der
Stahlschmelze das Blei in Form von Granalien während des
Abstichs zuzusetzen.
Das Blei wird aber hierbei unter starken
Abbrandverlusten eingebracht, was nicht nur eine
entsprechende Umweltbelastung, sondern auch eine
ungenügende Verteilung des Bleis in der Stahlschmelze
verursacht. Injektionstechniken wie die Fülldrahttechnik
können zwar die Abbrandverluste vermindern, doch haben
erste Versuche mit bleigefüllten Hohldrähten gezeigt, daß
beim Einspulen dieser Drähte in die Stahlschmelze eine
unzureichende Bleiverteilung im Stahl zu verzeichnen war.
Regelmäßig wurden relativ hohe Bleikonzentrationen bei
Gießbeginn und zu niedrige Bleigehalte am Gießende bei
den Chargen analysiert.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde.
ein bleihaltiges Zusatzmittel für Stahlschmelzen zu
entwickeln, welches die genannten Nachteile des Standes
der Technik nicht aufweist, sondern eine gleichmäßige
Verteilung und ein gutes Ausbringen des Bleis im Stahl
sowie gleichzeitig eine sichere Handhabung ermöglicht und
umweltschädliche Emissionen weitgehend vermeidet.
Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst. daß
man das Zusatzmittel in Form eines gefüllten Drahtes
bestehend aus einem metallischen Mantel und feinteiligem
Füllmaterial einsetzt, wobei das feinteilige Füllmaterial
aus
- a) metallischem Blei und/oder Bleilegierungen sowie
- b) einem bei der Temperatur der Stahlschmelze CO₂- abspaltenden kalkhaltigen Material besteht.
Es hat sich nämlich überraschenderweise gezeigt, daß mit
Hilfe dieses Zusatzmittels ein sicheres und gezieltes
sowie gleichmäßiges Einbringen des Bleis in den Stahl
möglich ist.
Das Zusatzmittel entsprechend der vorliegenden Erfindung
liegt in Form eines gefüllten Drahtes vor, bestehend aus
einem metallischen Mantel und einem feinteiligen
Füllmaterial, welches von dem Mantel umhüllt wird.
Das Mantelmaterial sollte so ausgewählt werden, daß es
sich in der Stahlschmelze relativ schnell unter Freigabe
des Behandlungsmittels auflöst, ohne daß dieses
Mantelmaterial bzw. dessen Rückstände unerwünschte
Bestandteile in die Stahlschmelze einbringen. Am besten
haben sich unlegierte Stahlumhüllungen bewährt. Die
Dicke des Mantels beträgt in der Regel 0,1-1 mm,
vorzugsweise 0,2-0,6 mm.
Der Durchmesser des gesamten Fülldrahtes kann ebenfalls
in weiten Grenzen variiert werden, doch hat sich ein
Durchmesserbereich von 5 bis 20 mm, vorzugsweise 9 bis
13 mm, als besonders vorteilhaft erwiesen. Das
Füllmaterial des Drahtes besteht aus zwei feinteiligen
Komponenten, wobei die erste Komponente aus metallischem
Blei und/oder bleihaltigen Legierungen besteht. Unter
bleihaltigen Legierungen sind im Rahmen der vorliegenden
Erfindung solche Legierungen zu verstehen, die
überwiegend aus Blei bestehen und noch andere
Legierungsbestandteile enthalten,
welche die Werkstoffeigenschaften des zu behandelnden
Stahls nicht negativ beeinflussen. Das Blei oder die
Bleilegierungen sollten in möglichst feinverteilter Form
vorliegen, um bei der Behandlung in kleinste Tröpfchen
überzugehen. Hierzu sollte die Teilchengröße nicht
größer als 1 mm sein. Das Blei oder die Bleilegierungen
werden bevorzugt in Form von kleinen Granulaten oder
Kügelchen eingesetzt. Die Menge des Bleis pro
Fülldrahtlängeneinheit richtet sich nach dem Durchmesser
des Fülldrahtes und variiert zwischen 100 und 1000 g pro
Meter Fülldraht.
Als zweite wesentliche Komponente besteht das
Füllmaterial des Drahtes aus einem kalkhaltigen Material,
welches bei der Temperatur der Stahlschmelze (ca. 1550
1650°C) spontan CO 2 abspaltet und ebenfalls in
feinverteilter Form, d. h. mit einer Teilchengröße <1 mm.
vorliegt.
Als kalkhaltiges Material kommt bspw. Kalkstein oder
ungebrannter Dolomit in Frage. Feinteiliger Kalkstein
oder Dolomit fällt bei der großtechnischen Produktion
von gebranntem Kalk oder Dolomit praktisch als
Nebenprodukt an und wird somit einer sinnvollen Nutzung
zugeführt.
Als besonders vorteilhaft hat sich der Einsatz von
Diamidkalk erwiesen, der bei der großtechnischen
Herstellung von Dicyandiamid aus Kalkstickstoff anfällt
und im wesentlichen aus besonders feinteiligem
Calciumcarbonat (Teilchengröße ca. 90% <60 µ) besteht.
Gerade wegen seiner Feinteiligkeit ist er für den
erfindungsgemäßen Zweck besonders geeignet.
Durch diese kalkhaltigen CO 2-abspaltenden Materialien wird
bei exakter Dosierung in der Stahlschmelze eine Turbulenz
erzeugt, die im Nahbereich des Fülldrahtes so intensiv
ist, daß feinste Bleitröpfchen in den Stahl emulgiert
werden. Die aufsteigenden Gasblasen versetzen gleichzeitig
die Schmelze in eine Umlaufströmung, die für eine homogene
Verteilung dieser Emulsion in allen Pfannenbereichen sorgt.
Weil sich weder das freiwerdende CO 2 noch die
zurückbleibenden Oxide im flüssigen Stahl lösen, wird
die geforderte Stahlanalyse nicht beeinflußt.
Die Menge des eingesetzten CO 2-abspaltenden, kalkhaltigen
Materials richtet sich nach der Größe der zu behandelnden
Chargen und variiert zwischen 3 und 30 Gew.-% bezogen auf
das Gewicht des eingesetzten Bleis bzw. der eingesetzten
Bleilegierung.
Die Herstellung des erfindungsgemäßen Fülldrahts ist
unproblematisch und erfolgt nach den üblichen Verfahren
und Methoden. Das feinteilige Füllmaterial wird
intensiv vermischt, anschließend in die Drähte eingefüllt,
welche durchFalzung oder HF-Schweißung geschlossen und
dann auf Coils aufgewickelt werden.
Die Stahlbehandlung mit dem erfindungsgemäßen Zusatzmittel
ist relativ sicher und problemlos durchzuführen. Die
Zugabe des Drahtes erfolgt in den Gießpfannen vor dem
Gießen. Entsprechend der gewünschten Bleianalyse im
Stahl wird 0,1 bis 10 kg Fülldraht pro Tonne zu
behandelnder Stahlschmelze eingesetzt, wobei eine
Einspulgeschwindigkeit von 50 bis 180 m/Min., insbesondere
100 bis 120 m/Min., üblich ist.
Auf diese Weise wird gewährleistet, daß das Zusatzmittel
sicher und in kontrollierter Weise in die Stahlschmelze
eingebracht und daß die für die gleichmäßige Verteilung
der feinteiligen Bleitröpfchen optimale Turbulenz erzeugt
wird. Diese gleichmäßige Tröpfchenverteilung ist
wiederum die Ursache für das gute Ausbringen des Bleis
im Rahmen der vorliegenden Erfindung, welches bei bis zu
70% liegt.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher
erläutern, ohne sie jedoch darauf zu beschränken.
In eine 78 t-Stahlschmelze (ähnlich CK 22) wurden 360 m
eines 9 mm Fülldrahtes mit einer Einspulgeschwindigkeit
von 120 m/Min. eingespult, was einer Menge von 144 kg an
metallischem Blei (Teilchengröße 0,6 mm) entsprach. Das
Füllmaterial bestand aus 8,64 kg Diamidkalk (= 6 Gew.-%
bezogen auf das Gewicht des Bleis) mit einer
Teilchengröße von 96% <0,063 mm. Das Füllmaterial war mit
einem Eisenblech (Wandstärke 0,4 mm) umhüllt. Für die
gesamte Charge wurden Bleiwerte von 0,12 bis 0,13%
analysiert. Das mittlere Ausbringen lag somit bei 68%.
110 t einer Stahlschmelze der Qualität 10 S Pb 20 wurden
350 kg Blei in Form eines Fülldrahtes zugesetzt, wobei
der Draht mit einem Durchmesser von 13 mm 880 g Blei/m
und 8 Gew.-% Kalkstein (Teilchengröße <100 µm) bezogen
auf das Gewicht des Bleis enthielt. Die
Einspulgeschwindigkeit lag bei 120 m/Min. Die Fertigproben
dieser Charge zeigten Bleiwerte von 0,22 bis 0,24%.
Das mittlere Bleiausbringen lag somit bei ca. 66%.
Claims (12)
1. Bleihaltiges Zusatzmittel für Stahlschmelzen, dadurch
gekennzeichnet, daß es in Form eines gefüllten Drahtes
bestehend aus einem metallischen Mantel und feinteiligem
Füllmaterial vorliegt und daß das feinteilige
Füllmaterial aus
- a) metallischem Blei und/oder Bleilegierungen sowie
- b) einem bei der Temperatur der Stahlschmelze CO₂- abspaltenden kalkhaltigen Material besteht.
2. Zusatzmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der metallische Mantel aus unlegiertem Stahl
besteht.
3. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der metallische Mantel eine Dicke
von 0,1 bis 1 mm, vorzugsweise 0,2 bis 0,6 mm aufweist.
4. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Fülldraht einen Durchmesser von
5 bis 20 mm, vorzugsweise 9 bis 13 mm, besitzt.
5. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Füllmaterial eine Teilchengröße
<1 mm aufweist.
6. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Fülldraht 100 bis 1000 g Blei
pro Meter enthält.
7. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das kalkhaltige CO 2-abspaltende
Material aus Kalkstein und/oder ungebranntem Dolomit
besteht.
8. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das kalkhaltige CO 2-abspaltende
Material aus Diamidkalk besteht.
9. Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß man das kalkhaltige Material in
einer Menge von 3 bis 30 Gew.-% bezogen auf das
Gewicht des eingesetzten Bleis bzw. der eingesetzten
Bleilegierung(en) verwendet.
10. Verfahren zur Behandlung von Stahlschmelzen mit einem
Zusatzmittel nach den Ansprüchen 1 bis 9.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
man pro Tonne zu behandelnder Stahlschmelze 0,1 bis
10 kg Fülldraht verwendet.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 10 und 11, dadurch
gekennzeichnet, daß man den Fülldraht mit einer
Geschwindigkeit von 50-180 m/Min., insbesondere
100-120 m/Min., in die Stahlschmelze einspult.
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