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Verfahren zur Vervielfältigung von Hand- und Maschinenschrift. Den
Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zur Vervielfältigung von Hand- und
Schreibmaschinenschriften; Noten, technischen Zeichnungen usw., das darin besteht,
daß auf einer gegen die in Anwendung kommenden Reagenzien widerstandsfähigen Unterlage,
sei es in ebener oder in Walzenform, bestimmte Lösungen zur Einwirkung gelangen,
wobei eine druckfähige Platte oder Walze erzielt wird. In der Patentschrift 250203
ist ein ähnliches Verfahren beschrieben, welches darin besteht, daß eine Mattglasplatte
mit Salzsäure gesäubert und sodann mit einer Lösung von Traubenzucker und Alaun,
gegebenenfalls unter Zusatz von etwas Magnesiumchlorid, eingerieben wird. In der
Praxis wird die Salzsäure gleich der Traubenzucker-Alaunlösung zugesetzt: Sodann
wird die mit ammoniakhaltiger Eisengallustinte hergestellte Schrift aufgepreßt,
nach Abziehen des zu vervielfältigenden Stückes mit borsäurehaltiger Glyzerinlösung,
der Alkali oder Soda zugesetzt ist, überzogen und mit Druckerschwärze eingerieben.
Dieses Verfahren liefert nur eine beschränkte Zahl brauchbarer Abzüge. Will man
dagegen eine fast unbegrenzte Zahl von Abzügen anfertigen, von denen auch die letzten
die Schärfe und Reinheit der ersten Abzüge aufweisen, muß man nach folgendem Verfahren
arbeiten.
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Eine widerstandsfähige mattierte, ebene oder walzenförmige Unterlage
aus Glas, Porzellan, Kunstharz oder sonst einem gegen die in Frage kommenden Reagenzien
widerstandsfähigen Material wird mit einer dünnen Schicht eines Präparates überzogen,
welches aus einer freie Säure enthaltenden Lösung von Aluminiumsalzen oder anderen
dreiwertigen Elementen, Glyzerin, Zucker und hygroskopischen Salzen besteht. Es
wurde nun durch fortgesetzte Versuche gefunden, daß für die Herstellung einer fast
unbegrenzten Zahl von Abzügen ein ganz bestimmter Säuregrad der Lösung eine wesentliche
Rolle spielt. Verwendet man chemisch reine Mineralsalze, dann muß der Überschuß
an freier Säure, berechnet als H=SOd, zo v. T. betragen. Da aber chemischreine Reagenzien
in den seltensten Fällen zur Verfügung stehen werden, erfährt der Aciditätsgrad
je nach Reinheit der verwendeten Materialien eine geringe Schwankung. Der Säuregrad
kann durch eingrenzende Versuche auf das genaueste ermittelt werden. Auf die so
präparierte Platte wird nun das zu vervielfältigende und mit besonderer Tinte geschriebene
Original durch eine besondere Vorrichtung kurze Zeit adfgepreßt, wobei eine chemische
Reaktion, nämlich die Fällung der dreiwertigen Elemente der Lösung, vor sich geht.
Die Schrift ist nach Abheben des Originals noch nicht sichtbar. Die Sondertinte
ist eine Pyrogallustinte, die das Eisen gleichzeitig in zwei- und drehvertiger Form
enthält und durch Zusatz von Ammoniumphenolat stark alkalisch gemacht ist. Man kann
auch Ammoniak als solches zusetzen und dieses durch Phenol abstumpfen. Die noch
nicht sichtbare Schrift der Unterlage wird nunmehr mit einer zweiten Lösung, bestehend
aus Salzen organischer Säuren, Glykol bestimmter Konzentration und, was für das
Gelingen ebenfalls von besonderer Bedeutung ist, einem ganz bestimmten Überschuß
freier Säure behandelt.
Dieser Überschuß (als freie HLS04 berechnet)
wurde mit 5 v. T. ermittelt. Der Ersatz des Glyzerins durch Glykol ist zwar an sich
bekannt, in der beschriebenen Abänderung aber noch nicht zur Verwendung gelangt.
An Stelle von Glykol können, wenn erhältlich, Glyzerin- und Zuckerlösungen verwendet
werden. Doch ist auch bei diesen Ersatzmitteln auf die Einhaltung der abgestimmten
Acidität zu achten. Durch Behandlung mit der zweiten Lösung wird die Schrift auf
der Unterlage sichtbar. Der weitere Vorgang ist dann der übliche. Die Unterlage
wird vor jedem Abzug mit Druckfarbe überwalzt. Als Druckfarbe kann j ede beliebige
Druckerschwärze oder anders getonte Druckfarbe verwendet werden. Zur Entfernung
der Schrift (Negativ) von der Platte kann die erste Lösung Verwendung finden, wodurch
die Platte sofort wieder zur Aufnahme neuer Drucke fähig wird. Zur Vereinfachung
des Verfahrens kann auch eine Emulsion der Druckfarbe mit der zweiten oder Entwicklungslösung
Verwendung finden.
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Zur Herstellung von Schreibmaschinenschriften werden die bekannten
Wachspapierschablonen (Matrizen) verwendet, indem man diese mit sogenannten Dauertintenblättern
unterlegt, auf die Platte bringt, sonst aber den Vorgang einhält wie bei der Herstellung
von Handschriften. Das Dauertintenblatt besteht aus einem geeigneten starken Papier,
das mit der stark ammoniakalischen Sondertinte getränkt wird. Ebenso werden Rohfarbbänder
getränkt, die dann zur Herstellung einfacherer Schreibmaschinenoriginale dienen
und das Tintenblatt ersetzen.
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Das Verfahren der Erfindung gewährleistet unbedingt sicheres und nie
versagendes Arbeiten bei Einhalten der bestimmten Acidität.