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Verfahren zur Herstellung von Sprengkapseln für bergbauliche und militärische
Zwecke. Es ist bereits bekannt, Sprengkapseln herzustellen, welche mit Nitrokörpern,
einer Initiale von Bleiazid und'einer Aufladung von Knallquecksilber, Knallquecksilberchloratgemischen,
Pikraten, Schießpulver, Mischungen von schwerlöslichen Schwermetallsalzen *der Rhod'anwasserstoffsäure
mit Kaliumchlorat usw. und anderen leicht entzündlichen Stoffen geladen sind. Diese
Aufladungen sind teils nicht genügend lagerbeständig undf geben zum größten Teil
Zündverzögerungen.
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Ferner ist es bereits versucht worden, Bleiazid mit Nitrokörpern usw.
zu vermischen, zum Zwecke, das Bleiazid ohne Innenhütchen laden zu können und feste
Preßkörper zu erhalten. Diese Bleiazidmischungen haben aber den Nachteil zu geringer
Zündempfindlichkeit, die beim Beschuß von Sprengkapseln leicht zu Zündversagern
führen kann.
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Man hat auch: versucht, Bleitrinitroresorzinat in Verbindung mit den
bekannten Initialzündstoffen zur Darstellung von Zündsätzen für Initialzünder, Sprengkapseln
u. dgl. zu verwenden (s. Patent 2859o2).
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In dieser Patentschrift wird ausgeführt, daß das Ileitrinitroresorzinat,
das durch Zusammengeben von heißen Lösungen von Bleinitrat mit einer Lösung eines
leicht löslichen Trinitroresorzinsatzes entsteht, durch Rufladung eines Initialzünders,
wie Knallquecksilber, oder durch Beimengung dieses Initialzünders in geringer Menge
selbst zum Initialzünder wird. Eine spurenweise Beimengung der bekannten Initialsprengstoffe,
z. B. Knallquecksilber, soll genügen, um das Bleitrinitroresorzinat zu einem sehr
kräftigen Initialzündmittel zu machen. Dies trifft jedoch für die Zumischung von
Bleiazid zum Bleitrinitroresorzinat nicht zu. Mischt man Bleitrinitroresorzinat
mit gleichen Teilen Bleiazid, so sind z. B. um Tetranitromethylanilin mit dieser
Mischung zu initiieren 0,07
bis 0,i2 g notwendig, während von reinem Bleiazid
unter denselben Umständen schon o,oi2 bis, 0,03 g genügen. Die Angaben der Patentschrift
2859o2 treffen also für die Zumischung von Bleiazid zum Bleitrinitroresorzinat nicht
zu, denn selbst eine Mischung zu gleichen Teilen hat eine bedeutend geringere Initialzündwirkung
wie reines Bleiazid. Es ist sogar häufig mehr Bleiazid notwendig als ohne die Zumischung
des Bleitrinitroresorzinats.
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Es ist auch vorgeschlagen worden, das Bleitrinitroresorzinat direkt
als Initialzünder zu benutzen (s.. Patent 30921o).
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Diese Erfindung geht von der Tatsache aus, daß das Bleitrinitroresorzinat
auch für. sich allein ohne Mitverwendung von Knallquecksilber ein vollwirkender
Initialzünder ist, wenn es in genügenden Mengen zur Anwendung gelangt. In den Ladungsmengen,
wie sie für die gebräuchlichen Sprengkapseln üblich sind, äußert es noch: keine
Wirkung auf die zur Zeit benutzten Nitrokörper. Um das Bleitrinitroresorzinat in
dieser Form als Initialzünder nutzbar zu machen, sind nach den angeführten Patentschriften
Ladungen nötig, die
2 g überschreiten und für die also die normal
benutzten Hülsen bis Nr.8 nicht mehr ausreichen. Durch Erhöhung der Hülsenwandstrecke
und Abdeckung durch ein starkes Innenhütchen soll die Grenzladung auf
0,5 g heruntergedrückt werden können, so daß derart geladene Kapseln brauchbar
werden sollen.
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Nach dieser Erfindung müssen die Abmessungen der Sprengkapseln und
auch die Ladungen sehr bedeutend vergrößert werden, wodurch die Herstellungskosten
der Sprengkapseln derart erhöht werden, daß an eine praktische Ausführung des Verfahrens
nicht gedacht werden kann.
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Es wurde nun gefunden, daß das Bleitrinitroresorzinat sich vorzüglich
dazu eignet auf Bleiazid aufgeladen zu werden. Der genannte Körper hat eine hervorragende
Zündempfindlichkeit. Vor Knallquecksilber und den anderen obenerwähnten Körpern
hat er den Vorteil großer Lagerbeständigkeit, besonders auf unedleren Metallen,
wie Eisen, Zink, Aluminium und seinen Legierungen. Vor sämtlichen Aufladungen außer
Knallquecksilber hat er den Vorteil, ohne Zusätze direkt zu explodieren und keine
Zündverzögerung zu geben. Das Bleitrinitroresorzinat kommt in den Mengen, in denen
es als Aufladung Verwendung findet (etwa o,i, 0,3 g) nicht als Initialzünder in
Betracht, weder als kristallwasserhaltiges Salz noch in entwässerter Form. Lädt
man z. B. 2 g in eine Sprengkapselhülse Nr. 8 ein und zündet- diese Kapsel auf einer
Bleiplatte, so wird die Platte nicht durchgeschlagen, sie erhält nur einen Eindruck
und die Metallhülse wird in große Splitter zerlegt, die auf der Platte wenige sehr
grobe Spritzer hervorrufen. Das ist das Kennzeichen dafür, daß die Detonation nur
eine unvollständige ist und sich nicht auf die gebräuchlichen Sprengstoffe überträgt.
Maßgebend für die Verwendung des Bleitrinitroresorzinats sind seine hohe Zündempfindlichkeit
und seine Fähigkeit feste Preßkörper zu bilden, die nicht zum Abbröckeln neigen.
Statt aufgeladen kann das Bleitrinitroresorzinät auch dem Bleiazid zugemischt werden.
Die Initiierfähigkeitdieser Mischungen ist, wie vorher bereits erwähnt, bedeutend
geringer als die reinen Bleiazids, so daß also für diese Mischung nicht die Angaben
der Patentschrift 285902 zutreffen, wonach eine sogar spurenweise Zumischung eines
Initialzünders zum Bleitrinitroresorzinat genügt, um dasselbe zu .einem sehr kräftigen
Initialzünder zu machen. Der Zusatz von -Bleitrinitroresorzinat ist also nach dem
Gegenstand jener Erfindung ganz zwecklos. Nach vorliegender Erfindung erfolgt der
Zusatz, um die Zündempfindlichkeit des infolge seines hohen Verpuffungspunktes von
.etwa 34o° ziemlich schwer entzündlichenBleiazidszu steigern und die Festigkeit
des gepreßten Satzes zu erhöhen, so daß kein Ausbröckeln der reibungs- und stoßempfindlichen
Initialzündmasse erfolgen kann, wodurch die Handhabungssicherheit der Sprengkapseln
sonst leiden würde. Das Innenhütchen wird .durch die Erhöhung der Festigkeit des
gepreßten Satzes entbehrlich gemacht, so daß die Zündbarkeit noch erleichtert wird.
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Ferner ist es sehr vorteilhaft zu Mischungen von Nitrokörpern, wie
Trinitrotoluol, Tetranitromethylanilin, N,itropentaerythrit usw., oder indifferenten
Körpern mit Bleiazid einen gewissen, Prozentsatz, z. B. io bis 2o Prozent, Bleitrinitroresorzinat
hinzuzusetzen, um auf diese Weise die ungenügende Zündempfindlichkeit dieserMischungen,
welche zum großen Teil durch die Bindemittel hervorgerufen wird, so weit. zu erhöhen,
daß auch unter ungünstigen Verhältnissen keine Zündversager bei Sprengkapseln mit
einer Initialladung der vorgenannten Mischungen eintreten.
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Die Aufladungen und Initialzündladungen können mit und ohne Innenhütchen
erfolgen. Die Vorteile der angeführten Verwendungsarten des Bleitrinitroresorzinats
machen seine Benutzung zu einem großen technischen Fortschritt und vermindern die
Herstellungskosten der Sprengkapseln erheblich, da das Innenhütchen weggelassen
-werden kann und als Hülsenmaterial auch unedlere und infolgedessen billigere Metalle,
wie Eisen, Zink und Aluminium, genommen werden können.
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Als Beispiele für Sprengkapselladungen seien angegeben: i. o,9 g Tetranitromethylanilin,
o,2 g Bleiazid, o,2 g Bleitrinitroresorzinat. 2. 0,7 g Nitropentaerythrit,
0,39 einer Mischung von. Bleiazid mit Bleitrinitroresorzinat im Verhältnis
i : i.
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3. 0,7 g Tetranitromethylanilin, o,5 g einer Mischung, bestehend aus
55 Prozent Bleiazid, io Prozent Bleitrinitroresorzinat und 3.5 Prozent Tetränitromethylanilin.