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Neuerung in Knallpräparaten.
Die Anwendung nicht explosiver Substanzen als Gemengteile explosiver Mischungen hat bisher in der Technik der Explosivstoffe unter verschiedenen Gesichtspunkten stattgefunden, welche sich in der nachstehenden Weise einteilen lassen : a) Beigabe nicht explosiver Substanzen, wie z. B. Gummi, Dextrin oder Leimlösung zur Erzielung der Klebefähigkeit von Mischungen, um die betreffenden Gemenge körnen zu können. b) Beigabe nicht explosiver Substanzen, wie z. B. Wasser oder Paraffin zu gewissen Sprengoder Schiessmitteln, wie z.
B. zur Nitrocellulose und zu Nitroglycerinpulvern, um dieselben gegen mechanische oder Wärmeimpulse unempfindlicher zu machen oder ihre Brisanz herabzusetzen und damit ihre Gefährlichkeit beim Gebrauche zu vermindern, ohne dass die Möglichkeit einer Auslösung ihrer Spreng-oder Schusswirkung, sei es durch einfache Zündung, sei es durch die Detonation eines mit ihnen in Berührung stehenden empfind- licheren Explosivstoffes, dadurch aufgehoben wird. c) Beigabe nicht explosiver Substanzen zu solchen Knallpräparaten, bei welchen das Knallquecksilber den Grundbestandteil bildet und bei welchen dieses durch Beimischung anderer explosiver Stoffe, wie z.
B. gelöster Nitrocellulose, Nitroglycerin oder anderer nitrierter Körper, unter Wahrung seiner De- tonierbarkeit gegen Gebrauchsimpulse verschiedener Art bereits unempfindlicher geworden ist, zu dem Zwecke, derartige Knallpräparate in ihrer Empfindlichkeit noch weiter herabzusetzen, ohne ihre Dotonierbarkeit bei Initiierung durch die direkte Zündung oder durch die Explosion empfindlicherer Knallpräparate zu beeinträchtigen.
Es ist nun einleuchtend, dass die Notwendigkeit, das Knallquecksilber zur Herabsetzung seiner Empfindlichkeit vorerst mit anderen nitrierten Stoffen verschiedener Art
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gefährlichkeit durch Beimengung unexplosiver, rein träge wirkender Mittel zu ermöglichen, einen komplizierten Prozess vorstellt, dessen Ergebnis - das abgestumpfte Knallpräparat - hinsichtlich der Gleichförmigkeit der Erzeugung und der chemischen Haltbarkeit be- sonders schwierigen Bedingungen Genüge leisten muss, um technisch brauchbar zu sein.
Die vorliegende Erfindung bezweckt nun, die Beimischung von obgenannten nitrierten
Stoffen jeder Art zu Knallpräparaten, welche solche nicht enthalten, wie z. B. zu Knall- quecksiber und anderen Knallpräparaten bezw. Knallsätzen, zu vermeiden und diese
Mischungen lediglich aus von Zusätzen nitrierter Stoffe freien Knallpräparaten bezw. Knall- sätzen herzustellen, welchen ausschliesslich nicht explosive Körper, seien diese nun brennbar oder nicht, in zweckmässiger Auswahl und Menge beigemischt werden.
Durch die Beschränkung solcher Gemenge auf das reine Knallpäparat oder den von nitrierten Stoffen freien Knallsatz einerseits und auf die nicht explosiven Zusatzkörper andererseits werden nun gewisse Vorteile erreicht, welche den unter c) angegebenen
Mischungen nicht eigen sind, als :
Einfachheit der Zusammensetzung, welche die Gewähr der gleichförmigen Erzeugung und der Haltbarkeit des Erzeugnisses im höheren Grade bietet, als bisher möglich war, und die Möglichkeit, die neuen Knallpräparate viel gefahr-' loser herzustellen als bis jetzt, ja sie geradezu für Funken und Flamme unzündbar zu machen, was bei Präparaten nach dem unter c) oben geschilderten Verfahren (welche ausser dem Knallsatze noch entztindbare Nitrokörper bezw. nitrierte Stoffe-wie Nitroglycerin,
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oder durch Porosität elastischen Zustandes in verhältnismässig grossen Mengen erhalten müssen) unbedingt nicht zu erzielen ist.
Versuche haben gezeigt, dass nicht nur mit Wasser, sondern z. B. auch mit Glycerinlösungen, Paraffin, Vaseline, Fetten oder trocknenden Ölen, Harzen u. dgl. unexplosiven Stoffen gemischtes Knal1qnecksilber bezw. ähnlich wirkende Knallsätze durch die Beimengung der genannten Stoffe wesentlich unempfindlicher werden, so dass sie wie einfach brennbare Substanzen behandelt werden können.
Unter Knallpräparaten. sind chemische Individuen zu verstehen, wie Knallquecksilber n0 dgl. ; Mischungen von diesem mit anderen Substanzen, etwa mit chlorsaurem Kali u. dgl., werden als Knallsätze bezeichnet. Die Beschreibung bezieht sich in allen Teilen auf Knallpräparate und Knallsätze, wenn auch beide Begriffe im Texte nicht gesondert angeführt sind.
Zur Einleitung der Explosion eines Knallpräparates-durch die oben genannten Zutaten abgestumpft und ungefährlich gemacht-genügt schon eine sehr kleine Menge eines der gebräuchlichen, nicht abgestumpften (aktiven) Knallpräparate. Durch den Versuch wurde festgestellt, dass letztere Präparate eine zehnfach grössere Gewichtsmenge abgestumpften Präparates zur vollkräftigen Explosion veranlassen, wenn die Berührung zwischen beiden eine sehr innige ist. Die Erfindung besteht nun einerseits darin, Knallpräparate in zweckmässiger Weise mit den abstumpfenden Mitteln zu mischen, andererseits darin, sie mittels ganz geringer Zündimpulse durch die Explosion nicht abgestumpften (aktiven) Knallpräparates zur Wirkung zu bringen.
Die Mischung setzt nur voraus, dass das Knallpräparat,
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noch ungefährliche Zustande vorliegt.'Der phlegmatisierende Zusatz wird dem feuchten Knallpräparate für sich, oder in Lösung, auf bekannte Weise mechanisch innig einverleibt, worauf die flüchtigen Teile des Gemenges, sofern man sie nicht in der Mischung behalten will, durch irgend eines der bekannten Trockenverfahren entfernt werden. Das phlegmati- sierte Präparat kana zu Zündern, Kapseln, Geschosszündungen, Zündschnüren u. dgl. verarbeitet werden.
Um phlegmatische Zündungen, welchen beliebige Stärke, d. i. beliebig hohe Knallpräparatladung gegeben werden kann, zur Detonation bringen zu können, genügt es, dieselben mit einer verhältnismässig sehr geringen Menge an gewöhnlichem trockenen (aktiven) Knallsatz in einem beliebigen Zeitpunkte, also auch unmittelbar vor der Verwendung, in unmittelbare Berührung zu bringen..
Fig. 1 und 2 veranschaulichen beispielsweise die Verbindung von Konfektionen mit
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gestellt werden,
In Fig. 1 bedeutet : a Hülse mit phlegmatisiertem Präparat, b Hülse mit trockenem
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eingeschobener Kapsel b (mit trockenem Knallpräparat), b' verdämmte Hülse mit trockenem Knallpräparat und darüber gepresstem Pulverscheibchen (kleine Kapsel), c'phlegmatisierte
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In Fig. 2 : d detonierende Zündschnur mit einer Seele aus phlegniatisiertem Knallpriiparate. a phlegmatisierte Kapsel, b trockene Kapsel zur Aktivierung von d und a, e Bindfaden.
Von. derlei Konfektionen mit aktivem und phlegmatisiertem Knallpräparate erscheint jeder der beiden Teile gegenüber den heute allgemein angewendeten schlagkräftigen Zündungen verhältnismässig sehr ungefährlich, der phlegmatisierte Teil, welcher, seinem Zwecke ent- sprechend, beliebig stark gemacht werden kann, wegen der Unempfindlichkeit seines Inhaltes, der andere, aktivierende Teil wegen der verhältnismässig sehr geringen Satzmenge.
Insoweit die Abstumpfung durch beigemischte Stoffe erfolgt, wird nicht nur eine
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gefahrlose Handhabung, Versendung und Lagerung derselben ermöglicht, sondern auch der Vorteil erreicht, dass diesen Zündungen ohne technische Schwierigkeiten und ohne die sonst vorhandene grosse Handhabungsgefahr jede beliebige Stärke gegeben werden kann, welche gewünscht wird, um die Wirkung eines Explosivpräparates zu erhöhen oder bei Festhaltung dieser Wirkung die Unempfindlichkeit derselben durch dessen Mischung mit trägen Stoffen oder durch die Art seiner Laborierung beliebig zu steigern.
Bei der gemeinsamen Herstellung der Zündmittel aus dem abgestumpften und dem aktiven Stoffe genügt es oft (wie z B. bei Herstellung von Sprengkapseln), den letzteren nach dem Einpressen des ersteren in die Kapselhülse unmittelbar aufzupressen, wodurch Billigkeit in der Erzeugung erreicht wird. Die vorbeschriehenen Neuerungen bieten demnach Vorteile sicherheitlicher und wirtschaftlicher Art, welche insbesondere in militärischer Beziehung, mit Rücksicht auf die Massenerzeugung solchen Kriegsmateriales in kurzer Frist mit zum Teil wenig geschulten Kräften, und auf die gefahrlose Anwendung desselben unter besonders schwierigen Verhältnissen, von. ausschlaggebender Bedeutung sind.