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Verfahren zur Herstellung von Sprengkapseln Alle bisher praktisch
benutzten Sprengkapseln sind auf der Wirkung der sogenannten Initialsprengstoffe
aufgebaut, und zwar versteht man darunter solche Explosivstoffe, die bereits in
kleinsten Mengen ohne besonderen Einschluß durch Flammen- und Funkenzündung zur
vollen Detonation gelangen. Diese Initialsprengstoffe, deren wichtigste Vertreter
die Fulminate und Metallazide sind, besitzen aber durchweg die unangenehme Eigenschaft
einer sehr großen Schlag-und Reibeempfindlichkeit, die die Herstellung und Verarbeitung
dieser Stoffe zu sehr gefährlichen Operationen gestaltet.
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Es ist daher verständlich, wenn im Laufe der Zeit dauernd neue Vorschläge
auftauchten mit dem Ziele, diese gefährlichen Stoffe durch weniger empfindliche
Explosivstoffe bzw. Explosivstoffgemische zu ersetzen. Diese Vorschläge stammen
meist aus der Zeit, als das Dynamit noch eine dominierende Stellung einnahm, und
bezweckten ausschließlich die Zündung von Nitroglycerinsprengstoffen, da es ja von
vornherein aussichtslos erschien, schwer detonierbare Sprengstoffsysteme, wie Ammoniumnitratmischungen
und aromatische Nitrokörper, anders als durch Initialsprengstoffe zu zünden. Meist
handelt es sich bei diesen Vorschlägen um rasch abbrennende oder verpuffende Kaliumchloratmischungen,
z. B. Sätze mit Metallsulfiden, Metallrhodaniden, Persulfocyanmetallen, Pikraten
usw., zu denen neuerdings noch Thermitgemische hinzugetreten sind. Die Zündwirkung
aller dieser Mischungen ist aber so gering, daß sogar das empfindliche Gurdynamit
nicht mit Sicherheit und mit nur einemBruchteile seiner Energieleistung zur Explosion
gelangt und die gelatinierten Dynamite nur ausnahmsweise schwache Explosionen ergeben.
An eine praktische Durchführung aller dieser Vorschläge war daher nicht zu denken.
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Gemäß vorliegender Erfindung wurde nun die überraschende Beobachtung
gemacht, daß im Gegensatze zum Nitroglycerin die nach demselben Typus C" H" +
2 # (N 0,)" zusammengesetzten festen Salpetersäureester, wie
z. B. Tetranitroerythrit, Hexanitrosorbit, Hexanitromannit usw., schon in kleinsten
Mengen durch eine intensive Stichflamme zur vollen Detonation gelangen. Diese bisher
unbekannte Tatsache ist von größter Bedeutung, da auf dieser Grundlage durch bloße
Vereinigung eines solchen Salpetersäureesters mit einer geeigneten Anfeuerungsmasse
Sprengkapseln aufgebaut werden können, die nicht nur Dynamite, sondern auch die
unempfindlichsten Ammoniumnitratsprengstoffe mit voller Wirkung zünden und damit
den besten Sprengkapseln mit Initialexplosivstoffen durchaus gleichwertig sind.
Der Vorteil dieses neuen Sprengkapseltypus ist ganz augenscheinlich. Da die angeführten
Salpetersäureester weitaus unempfindlicher als die üblichen InitialsprengstoffeKnallquecksilber
und Bleiazid sind und Anfeuerungsmassen von völliger Unempfindlichkeit hergestellt
werden können, ist sowohl die Herstellung als auch
die Handhabung
dieser Sprengkapseln unvergleichlich sicherer als die der Initialsprengstoffkapseln.
Die Fabrikation wird auch sehr vereinfacht, da an die Stelle der zum Teil ziemlich
komplizierten Anlagen zur Herstellung der Initialsprengstoffe nur eine kleine Mischanlage
für die Anfeuerungsmasse tritt. Zu erwähnen wäre noch die völlige Unempfindlichkeit
dieser Kapseln gegenüber Feuchtigkeit und die hoheLagerbeständigkeit. Diese beiden
letzten Eigenschaften lassen in Verbindung mit der hohen Stoßunempfindlichkeit die
neuen Sprengkapseln für Granat- und Minenzünder und sonstige militärische Zwecke
direkt prädestiniert erscheinen.
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Der Aufbau derartiger Sprengkapseln erfolgt im Prinzip derart, daß
eine beliebige Menge des Salpetersäureesters in eine übliche Sprengkapselhülse verladen
und obenauf eine kleine Menge Anfeuerungsmasse aufgepreßt wird, wobei es zweckmäßig
ist, die Salpetersäureesterladung mit einem der üblichen, durchlochten Innenhütchen
zu bedecken und erst hierauf die Anfeuerungsmasse' zu pressen.
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Von den zahlreich in Betracht kommenden Salpetersäureestern erscheint
der Nitromannit infolge leichter Zugänglichkeit und niedrigen Preises am geeignetsten
und wird an erster Stelle empfohlen. Ganz ausgezeichnete Resultate ergeben Mischungen
von Nitromannit und Nitropentaerytlirit, und zwar in molekularem Verhältnisse, da
infolge der vollkommenen Verbrennung die Brisanz ihr Maximum erreicht.
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Hinsichtlich der Anfeuerungsmasse ist insofern ein weiter Spielraum
gegeben, als sich fast alle schnell abbrennenden und heiße Stichflammen liefernden
Zusammensetzungen hierzu eignen. Verschiedene praktischeGründe schränken den Kreis
jedoch etwas ein, in erster Linie die Forderung nach möglichster Unempfindlichkeit
der Masse gegen Schlag und Reibung. Aus diesem Grunde müssen die sonst gut wirkenden
Chloratmischungen völlig ausscheiden, weiterhin auch Schwarzpulver und Therinitgemisehe,
da sie im gepreßten Zustande zu langsam abbrennen und daher nur sehr unsicher zünden.
Dagegen haben sich die in der Feuerwerkerei und in Leuchtgeschossen verwendeten
magnesium-und aluminiumhaltigen Sätze nach entsprechender Abänderung ausgezeichnet
bewährt. Es sind dies Mischungen von Magnesium-oder Aluminiumpulver mit Nitraten,
Perchloraten, Permanganaten, Chromaten oder Superoxyden und eventuell anderen verbrennlichen
Stoffen. Ein für vorliegenden Zweck besonders geeignetes Mischungsbeispiel ist Bariumnitrat
. . . . . . . . 58 0;0, Magnesiumpulver ..... 29 0,'o. Bleihypophosphit
..... 13 0,l0. Das Bleihypophosphit, überhaupt die Metallhypophosphite dienen
hier zur Erhöhung; der Zündlichkeit, wozu sie sich besser als alle anderen Stoffe
eignen.
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Ausführungsbeispiel für eine Sprengkapsel Nr. 8: In eine Sprengkapselhülse
Nr.8 werden o,5 g Nitromannit oder die gleiche Menge der molekularen Mischung mit
Nitropentaervthrit verladen und nach Aufsetzen eines durcfilochten Innenhütchens
mittels eines Druckes von i oo bis -.oo kg pro Ouadratzentimeter eingepreßt. Hierauf
werden o,z5 bis 0,3 g obiger Anfeuerungsmasse aufgeladen und neuerdings mit
dem gleichen Drucke gepreßt. Die Wirkung dieser Sprengkapsel entspricht in jeglicher
Hinsicht der einer erstklassigen, normalen Sprengkapsel Nr. B.