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Klöppelspitze und Verfahren zu ihrer Herstellung. Zweck der Erfindung
ist die Schaffung einer Spitze auf der einfädigenKlöppelmaschine,welche das Aussehen
der auf den sogenannten Gardinenstühlen hergestellten Tüllspitzen besitzt und eine
ähnliche Musterbildung wie diese gestattet.
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Die bisherigen Klöppelspitzen, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit
den Tüllspitzen aufweisen, sind die sogenannten Filetspitzen, wie sie z. B. in der
deutschen Patentschrift z66877 beschrieben sind. Bei diesen Filetspitzen bestehen
die parallel zueinander laufenden Flechtlitzchen aus je vier Fäden und die Querverbindung
dieser wird durch gleichzeitiges Auswechseln der Randfäden zweier benachbarter Litzchen
gebildet. Durch wiederholte Auswechselung der Fäden läßt sich dabei der Grund mehr
oder weniger ausfüllen und dadurch die Musterung erzielen.
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Die auf diese Weise hergestellten Filet-Klöppelspitzen unterscheiden
sich von den Tüllspitzen äußerlich in der Hauptsache dadurch, daß die schußartigen
Legungen nicht aus einem hin und her geführten Faden, sondern aus zwei sich kreuzenden
Fäden gebildet sind, Zudem haben sie den großen Mangel der Eintönigkeit, weil alle
querlaufenden Fäden die gleiche Dicke besitzen und im Muster keine Schattierung
aufweisen, im Gegensatz zu den auf dem Tüllstuhl hergestellten Spitzen.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun eine auf der Klöppelmaschine
hergestellte Spitze, welche der Tüllspitze täuschend ähnlich ist und eine gleiche
Musterbildung wie diese gestattet. Die Erfindung besteht in der Hauptsache darin,
daß die durch Flechtung gebildeten Litzchen durch schußartige Schleifen in Verbindung
stehen, welche aus den Fäden der Litzchen gebildet sind. Die Herstellung dieser
Tüllspitze erfolgt dabei zweckmäßig in der Weise, daß die Litzchen je aus drei Fäden
mit verschiedener Spannung geflochten werden, und die Schleifenbildung dadurch bewirkt
wird, daß ein schwach gespannter Faden des einen Litzehens von einem stark gespannten
des Nachbarlitzchens umschlungen und zu einer Schleife ausgezogen wird.
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Während bei der Herstellung der Tüllspitzen durch Umwicklung des straff
gespannten Fadens
(Grundkettenfadens) mit dem Spulenfaden der musterbildende
Faden (Füllfaden) angebunden wird, tritt bei der vorliegenden neuen Spitze eine
Verflechtung dieser drei Fäden ein und gewährleistet der ganzen Spitze dadurch eine
größere Haltbarkeit. Dieses ist insbesondere von Wichtigkeit bei Herstellung von
Spitzen mit ausgeschnittener Bogenkante, die bei den bisherigen Tüllspitzen stets
eine besondere Einfassung durch Umnähen mit anderem Stoff erforderlich macht, während
dieses bei der vorliegenden Spitze nicht erforderlich ist. Die Bogenbildung kann
vielmehr ähnlich wie bei dem Patent 294217 einfach durch Ausschneiden erfolgen.
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Eine besondere Wirkung erreicht man, wenn man für die Bildung der
beiden lose gespannten Fäden der Geflechtlitzchen je einen dünnen und einen dicken
Faden benutzt, die wahlweise zu Schleifen ausgezogen werden. Dadurch läßt sich die
Ausführung des Spitzengrundes wahlweise und je nach Bedarf bald mit einem dünnen
Faden und bald mit einem dicken Faden bewirken und somit eine wirkungsvolle Schattierung
hervorrufen, wie es bisher- nur bei echten Tüllspitzen möglich gewesen ist.
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Auf der Zeichnung ist ein Muster der neuen Klöppelspitze in einem
Ausführungsbeispiel dargestellt, und zwar zeigt Abb. 1 ein Stück des fertigen Musters
etwa in natürlicher Größe, Abb. 2 einen Teil des Musters stark vergrößert. Wie aus
der Zeichnung ersichtlich ist, besteht die Spitze aus einzelnen in der Längsrichtung
(Kettrichtung) verlaufenden Litzchen d, die in regelmäßigen Abständen durch Schußstäbchenf
miteinander verbunden sind und dadurch einen aus einzelnen Quadraten bestehenden
Grund bilden. Einzelne dieser Quadrate sind zwecks Bildung der als Musterung dienenden
Figuren durch dichtes Zusammenlegen der Schußstäbchen in üblicher Weise Ausgefüllt.
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Jedes der einzelnen Kettlitzchen d ist, wie aus Abb. 2 der Zeichnung
ersichtlich, aus drei Fäden a, b, c durch Flechtung gebildet, von denen der
Faden a bei der Verarbeitung stark gespannt ist und infolgedessen immer im wesentlichen
in der Kettrichtung läuft, während die beiden anderen Fäden b, c unter schwächerer
Spannung stehen und wahlweise zur Bildung der Schußstäbchen dienen. Die beiden lose
gespannten Fäden b, c unterscheiden sich dadurch, daß der Faden c eine erheblich
größere Dicke als der Faden b besitzt. Durch wahlweise Benutzung des dünnen oder
dickeren Schußfadens hat man es also in der Hand, di,: Ausführung der Grundquadrate
zwecks Figurbildung entweder leicht und dünn zu machen oder aber dick und schwer,
ähnlich wie es bei den echten Tüllspitzen bekannt ist.
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Die Bildung der Schußstäbchen geschieht in der Weise, daß der lose
gespannte Faden eines Litzchens mit dem stark gespannten Faden des Nachbarlitzchens
verschlungen und dann infolge der größeren Spannung zu einer beide Litzchen verbindenden
Schleife ausgezogen wird. Im vorliegenden Muster arbeiten, um die Figur stark aus
dem Grund hervortreten zu lassen, die dicken Fäden den äußeren Teil der Figur und
die dünnen Fäden das Figurinnere wie aus der Zeichnung ersichtlich ist. Um den Wechsel
zwischen dicken oder dünnen Fäden während der Figurbildung sich vollziehen zu lassen,
ist nur eine Kreuzung dieser beiden Fäden in ihrem Litzchen erforderlich, wie in
der Zeichnung bei g ersichtlich ist. Auf diese Weise ist es möglich, Spitzen durch
wechselvolle Schattierung (Blumen usw.) in vollkommenster Weise, ähnlich wie bei
den echten Tüllspitzen herzustellen. Zur Grundbildung arbeitet in den meisten Fällen
nur der dünne Faden als Schuß die Bindung mit den Nachbarlitzchen. Der Grund selbst
kann in beliebiger Abwechselung ausgeführt werden, ohne an die Ausführung des dargestellten
Musters gebunden zu sein. Auch kann die Litzchenbildung gegebenenfalls in der Weise
ausgeführt werden, daß die beiden Schußfäden nicht an der Flechtung mitarbeiten,
sondern ohne eine Flechtung untereinander durch die Umflechtung vom stärker gespannten
Faden soutachartig zusammengehalten werden. Im letzteren Falle erscheinen die Litzchen
wesentlich dünner, was unter Umständen erwünscht ist.